Der bayerische Zahlungsdienstleister wächst schnell. Nach dem DAX-Aufstieg steht die Aktie aber unter kritischerer Beobachtung.
Der Zahlungsdienstleister Wirecard schaffte im Herbst 2018 den Aufstieg in den DAX. Umsätze und Gewinn legten in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres kräftig zu, und das Unternehmen ist bei den Analysten weiterhin beliebt. Allerdings kam die Aktie wie viele DAX-Aufsteiger unter Druck. Die operative Marge ging im Jahr 2018 leicht zurück, und die Bewertung ist weiterhin hoch. Zudem stiegen zuletzt die langfristigen Verbindlichkeiten deutlich an.
Wirecard (WKN 747206)
Schneller Aufstieg: Die 20 Jahre alte Wirecard AG unterhält eine der am schnellsten wachsenden digitalen Bezahlplattformen im Netz. Rund 265.000 Geschäftskunden nutzen die Dienstleistungen des bayerischen Konzerns, darunter die größten Kreditkartenunternehmen. Nach stürmischem Wachstum stieg Wirecard im Herbst 2018 in den DAX auf.
Steigende Umsätze: Die Umsatzerlöse stiegen bei Wirecard in den ersten neun Monaten 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 41,4 % von 1,02 Milliarden Euro auf 1,44 Milliarden Euro. Im wichtigsten Segment Payment Processing & Risk Management legte der Umsatz sogar um fast 45 % auf 1,04 Milliarden Euro zu.
Starke Ergebnissteigerung: Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg in den ersten neun Monaten des Jahres 2018 um 38 % von 287 Millionen Euro auf 395 Millionen Euro. Das Ergebnis nach Steuern legte sogar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 168,5 Millionen Euro um 48,5 % auf 250,2 Millionen Euro zu.
Optimismus: Die Analysten sind von Wirecard weiterhin überzeugt. Von 22 Experten setzen zurzeit 17 die Aktie auf „Kauf“, 3 sehen sie als Halteposition. 2 Experten empfehlen den Verkauf. Der comdirect Analystenscore liegt damit bei 68 % und gehört zu den höchsten im DAX.
Wirecard (WKN 747206)
Opfer des eigenen Erfolgs: Wie viele andere DAX-Aufsteiger hat Wirecard nach dem Einzug in den Elite-Index eine harte Landung erfahren. Zudem litt der Wert unter der Korrektur bei den Tech-Aktien. Analysten und Anleger schauen inzwischen verstärkt auf die Bewertung, die von künftigem Umsatz- und Gewinnwachstum gestützt werden muss.
Marge gesunken: Die zuletzt starken Umsatz- und Gewinnzuwächse resultierten aus dem Anstieg des Transaktionsvolumens, aber auch aus den im Vorjahr erfolgten Zukäufen. Das beeinträchtigt die Profitabilität, der Umsatz stieg stärker als der operative Gewinn (EBITDA). Die EBITDA-Marge sank von 28,1 auf 27,4 %.
Weiterhin hohe Bewertung: Auch nach der zwischenzeitlichen Korrektur ist Wirecard immer noch die am höchsten bewertete Aktie im DAX. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2019 liegt bei rund 39. Anders als andere Tech-Werte zahlt Wirecard zwar Dividende. Aber die Ausschüttung ist mager, die Dividendenrendite liegt unter 0,2 %.
Schulden gestiegen: Die langfristigen verzinslichen Verbindlichkeiten von Wirecard sind aufgrund der jüngsten Übernahmen und der Umwandlung von Brückenfinanzierung in langfristige Kredite deutlich gestiegen. Sie erhöhten sich von 755 Millionen Euro (zum 31. Dezember 2017) um 444 Millionen Euro auf 1,199 Milliarden Euro (zum 30. September 2018).
Aktien unterliegen Kursschwankungen, damit sind Kursverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Die Beschreibung der Wertpapiere stellt keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar. Der comdirect Analystenscore berechnet sich aus der Gesamtzahl der Analysten, die diese Aktie bewerten. Die negativen Einschätzungen („Verkaufen“) werden von den positiven („Kaufen“) subtrahiert, und das Ergebnis wird durch die Gesamtzahl aller Einschätzungen („Kaufen“, „Halten“, „Verkaufen“) dividiert. Diese Zahl wird mit 100 multipliziert, um den Prozentwert darzustellen. Die Darstellung gibt nicht die Meinung von comdirect wieder. Sie dient ausschließlich der Information und stellt keine Anlageempfehlung dar. Stand: 30.01.2019; Quelle: comdirect.de