- Viessmann wird ein Teil von Carrier Global.
- Die Wärmepumpentechnik steht vor einem Boom.
- Nur wenige Hersteller konzentrieren sich auf die neue Technik.
12 Milliarden Euro sind kein Pappenstiel. Für diesen Preis will der traditionsreiche deutsche Mittelständler Viessmann seinen Geschäftsbereich „Klimalösungen“ an den US-Konkurrenten Carrier Global verkaufen. Bis zum Ende dieses Jahres soll die Transaktion abgewickelt werden. Viessmann verliert damit rund 85 % seines Umsatzes von zuletzt rund 4 Milliarden Euro. Bei einem solchen Preis, der in Cash und in Aktien bezahlt werden soll, lässt sich das jedoch verschmerzen. Aber auch Carrier Global verspricht sich viel von dem Deal. Denn zu Viessmanns Klimalösungen gehören die Produkte, die in Europa aktuell am heißesten und zu Höchstpreisen gehandelt werden – Wärmepumpen.
Wärmepumpen stehen vor einem Boom
Die EU-Initiative „Fit for 55“ will den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 % reduzieren: „Dazu werden nicht nur Dämmstoffe benötigt, sondern auch moderne Haustechnik wie Wärmepumpen oder Klimaanlagen“, erklärt DWS-Fondsmanager Tim Bachmann. Bis 2030 sollen laut Ziel des Wirtschaftsministeriums allein in Deutschland 6 Millionen Wärmepumpen stehen, derzeit sind es etwa eine Million. Sie sollen den Strom nutzen, der nach aktueller Planung bis 2030 zu 80 % weitestgehend nachhaltig aus erneuerbaren Energien produziert werden wird. Auch nach dem turbulenten Ausscheiden von Staatssekretär Patrick Graichen wollen SPD und Grüne das Gebäudeenergiegesetz noch vor der Sommerpause durchs Parlament bringen.
Ob nun 2024 oder etwas später: Nachhaltigkeit sticht. Auch in Bestandshäuser dürfen künftig wohl nur noch Heizungen eingebaut werden, die mindestens zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Diese Vorschrift wird in der Praxis meist auf Wärmepumpen hinauslaufen. Schon nach dem russischen Einmarsch stieg der Absatz von Heizungswärmepumpen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr sprunghaft um rund 53 % an. Diese Entwicklung setzte sich im ersten Quartal 2023 fort. Aber nicht nur Deutschland setzt auf Wärmepumpentechnik: „Die Umstellung auf klimafreundliche Heizmöglichkeiten ist ein Trend, den wir in vielen Ländern beobachten“, erklärt Michael Molter, Fondsmanager bei der Investmentboutique Ökoworld. „Das Wachstumssegment Wärmepumpen ist für Anleger sehr interessant.“
Kleinere Player in Europa
Nur wenige Unternehmen haben sichbisher ganz oder fast ausschließlich auf Wärmepumpen konzentriert. Die meisten börsennotierten Konzerne mit Wärmepumpengeschäft sind Mischkonzerne oder auch noch in der Klima- und Kältetechnik aktiv. Deutsche Heizungs- und Wärmepumpenspezialisten wie Vaillant, Buderus oder Stiebel Eltron wiederum sind wie Viessmann nicht börsennotiert. Anders der führende Anbieter in Europa – die schwedische Nibe. Das 1952 gegründete Unternehmen ging 1997 an die Börse und hat seine Wettbewerbsposition in den zurückliegenden Jahren durch einige Akquisitionen in Frankreich und dem deutschsprachigen Raum verbessert. Seit 1997 hat Nibe seinen Umsatz jährlich um durchschnittlich 17 % auf zuletzt über 3,5 Milliarden Euro gesteigert. Der Gewinn stieg 2022 sogar gegenüber dem Vorjahr um 31 % auf 500 Millionen Euro.
Die italienische Heiz- und Wärmetechnikgruppe Ariston wurde schon 1930 gegründet und wird auch heute noch von der Gründerfamilie Merloni kontrolliert. Seit 2019 ist Ariston auch an der Börse notiert und begab sich danach auf Expansionskurs: „Unter anderem hat Ariston im vergangenen Jahr die Klimasparte der deutschen Centrotec gekauft, zu der auch das deutsche Heiztechnikunternehmen Wolf gehört“, erklärt Molter. Wie Nibe konnte auch Ariston 2022 den Umsatz deutlich steigern. Er legte um 20 % auf rund 2,4 Milliarden zu.
Carrier und Daikin wollen wachsen
Viessmann-Käufer Carrier Global ist einer der weltweit größten Hersteller von Kälteanlagen und Klimatechnik. Der Konzern aus dem Bundesstaat New York ist auf Kühlkammern, Klimaanlagen, Lüftungssysteme und Heizungen spezialisiert. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte Carrier Global einen Umsatz von 20,4 Milliarden Dollar und einen Gewinn von gut 3,5 Milliarden Dollar. Wärmepumpen machten bisher bei Carrier Global nur einen kleinen Teil des Geschäfts aus. Das wird sich mit dem Viessmann-Kauf ändern. Gleichzeitig bekommt Carrier Global mit dem Kauf einen Zugang zu dem europäischen Markt, der aufgrund der Klimawende besonders attraktiv ist. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für das Jahr 2023 von rund 14 ist die Aktie zudem aktuell nicht hoch bewertet.
Während in Deutschland europäische Konzerne vorne liegen, sind international vor allem asiatische Produkte gefragt. Die Hersteller sind wie Mitsubishi oft Mischkonzerne. Bei Daikin Industries dagegen liegt der Schwerpunkt nahezu ausschließlich auf Heizungs-, Lüftungs-, Klimatisierungs- und Kältetechnik. Wärmepumpen sind ein wichtiger Teil des Sortiments. Daikin erzielte im Geschäftsjahr 2022 (zum 31.03.2023) einen Umsatz von etwa 28,2 Milliarden Euro. Das war ein Plus von 28 % zum Vorjahr. Europa ist für Daikin ein Wachstumsmarkt: Im abgelaufenen Geschäftsjahr stieg der Absatz von Wärmepumpen in der Region Euro/Mittlerer Osten/Afrika (EMEA) um 53 %, im laufenden sind 60 % Plus geplant. In Europa unterhält Daikin schon jetzt zehn Produktionsstätten mit rund 11.000 Mitarbeitern. Tendenz steigend: Denn schon im Sommer 2022 hatte Daikin angekündigt, im polnischen Lodz für 300 Millionen Euro eine neue Wärmepumpenfabrik für den europäischen Markt zu bauen
Mit Fonds und ETFs auf Nachhaltigkeit setzen
Trotz des aktuellen Hypes: Reine Wärmepumpenaktien sind dünn gesät. Das zeigt sich auch daran, dass die etablierten Emittenten von Zertifikaten noch kein Produkt auf den Markt gebracht haben. Allein ein Wikifolio-Zertifikat auf einen Korb mit 9 Aktienwerten wurde unlängst von Lang & Schwarz aufgelegt. Allerdings sind auch hier neben Daikin, Carrier und Nibe mehrere Unternehmen mit eher geringem Exposure im Wärmepumpensektor zusammengefasst. Zur Risikostreuung sollte stets auf eine möglichst breite Ausrichtung des Portfolios geachtet werden.
Es gibt inzwischen zahlreiche Investmentfonds und ETFs mit Fokus auf der Klimafrage. Einer der prominentesten und größten deutschen Themenfonds ist der DWS Invest ESG Climate Tech. Den Ökoworld Klima – C EUR ACC Fonds (WKN A0MX8G) gibt es schon seit 2007. Fondsmanager Michael Molter setzt zunehmend auf Wärmepumpentechnik und hält mit Nibe eine der Top-Ten-Positionen im Sektor.
Nachhaltige Geldanlagen liegen im Trend: Neben den Klimafonds hat sich in den vergangenen Jahren auch eine Vielzahl von ETFs mit Schwerpunkt auf das Thema Klima etabliert. Das Hauptgewicht liegt meist auf Wind-, Solar- und Technologiewerten. Wärmepumpen-Aktien sind eher in kleineren Beimischungen enthalten. Zu den bekanntesten und größten Klima-ETFs gehören der iShares Global Clean Energy ETF und der L&G Clean Energy UCITS ETF – USD ACC. Der Lyxor MSCI New Energy ETF und der Global X CleanTech UCITS ETF USD Acc sind als Einmalanlage und ohne Orderentgelt im Sparplan erhältlich.
Aktien, Fonds, ETFs und Zertifikate unterliegen Kursschwankungen. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Auswirkung von Inflation: Grundsätzlich beeinflusst die Entwicklung der Inflationsrate Ihren Anlageerfolg. Ein daraus resultierender Kaufkraftverlust betrifft sowohl die erzielten Erträge als auch Ihr investiertes Kapital. Als Schuldverschreibung besteht bei Basket-Zertifikaten zudem ein Emittentenrisiko. Bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten können Verluste bis hin zum Totalverlust eintreten. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich Ihre selbstständige Anlageentscheidung erleichtern und ersetzt keine anleger‐ und anlagegerechte Beratung. Allein verbindliche Grundlage des Kaufs bei Fonds sind die derzeit gültigen Verkaufsunterlagen des Fonds („Wesentliche Anlegerinformationen“, Verkaufsprospekt sowie Jahres- und Halbjahresberichte, soweit veröffentlicht). Diese Unterlagen erhalten Sie auf der Fonds-Detailseite unter www.comdirect.de oder direkt beim Emittenten. Bei den hier dargestellten Informationen und Wertungen handelt es sich um eine Werbemitteilung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Anlageempfehlung oder Anlagestrategieempfehlung genügt. Die Darstellung gibt nicht die Meinung von comdirect – einer Marke der Commerzbank AG – wieder. Darüber hinaus unterliegen die dargestellten Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlage‐ oder Anlagestrategieempfehlungen. Stand: 05.06.2023; Quelle: comdirect.de