Die Versicherer setzen auf Einsparpotenziale durch fortschreitende Digitalisierung und gefallen gleichzeitig mit hohen Ausschüttungen.
Erst vor wenigen Wochen machte CSU-Landesgruppen-Chef Alexander Dobrindt bei der CSU-Winterklausur in Kloster Seeon deutlich, wie wichtig die Themen künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung für die Zukunft der Weltwirtschaft sind. Er muss es eigentlich wissen, denn der Politiker war in der vergangenen Legislaturperiode als Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur im Kabinett Merkel genau für diese Themen zuständig. Dobrindt machte dabei auf die enorme Dynamik aus dem asiatischen Raum aufmerksam, mit der dort die Digitalisierung vorangetrieben wird. Die laufende Versteigerung der 5G-Lizenzen in Deutschland, die für Digitalisierung zwingend notwendig sind, wird milliardenschwere Erlöse bringen. Dies unterstreicht die Bedeutung.
Die Versicherungswelt wird digital
Ein Segment, das von dieser Entwicklung speziell in der asiatischen Region längst voll erfasst wurde, ist die Versicherungsbranche. Die in Deutschland noch allgegenwärtigen Versicherungsvertreter, die mit einem dicken Koffer und einem bunten Bündel an Versicherungsangeboten ihre Abschlüsse vor Ort oder in einer regionalen Niederlassung tätigen, sind in Fernost längst Vergangenheit. Denn Versicherungen werden in Asien größtenteils digital und papierlos erledigt – als Standardpolicen, die millionenfach über das Internet zu günstigen Tarifen verkauft werden. Ein gutes Beispiel ist die seit Oktober 2017 an der Börse in Hongkong gelistete ZhongAn Online P&C Insurance (WKN A2DXZ6), die – bei allerdings geringen Umsätzen – auch an deutschen Börsen handelbar ist. Das Unternehmen wurde 2013 von den chinesischen Internetriesen Alibaba (WKN A117ME) und Tencent (WKN A1138D) sowie dem Finanzdienstleister Ping An gegründet. Die Besonderheit: Alle Transaktionen werden ausschließlich online abgewickelt, eine Telefon-Hotline ist ebenso wenig verfügbar wie ein Außendienst. Zudem nutzt ZhongAn die von Unternehmen wie Google oder Amazon gesammelten Daten für ihre eigenen Versicherungsangebote. Dies ermöglicht günstige Preise und eine schnelle, teilweise minutenaktuelle Anpassung der Angebote dank des Einsatzes der KI, dem Internet der Dinge und finanzmathematischer Zusammenhänge.
Allianz ist auf einem guten Weg
Für die europäischen Versicherungskonzerne ist die Digitalisierung eine enorme Herausforderung, denn ein Großteil der Verkäufe und Abschlüsse spielt sich noch in der „alten“ Welt ab. Doch auch ein Konzern wie die Allianz hat längst die Zeichen der Zeit erkannt und eigene Tochtergesellschaften für die Zukunft gegründet. So gibt es seit Sommer 2018 eine vollständig digitale Lebensversicherung namens „Fourmore“, und im Massenmarkt für Kfz-Versicherungen hat der Konzern längst entsprechende Online-Formate am Markt. Kein Wunder also, dass Allianz-Chef Oliver Bäte unlängst beim konzerneigenen Capital Markets Day die Digitalisierung ins Zentrum der neuen Mehrjahresstrategie stellte. Erklären durfte dies übrigens das spanische Vorstandsmitglied Iván de la Sota, der seit dem Frühjahr die neu geschaffene Position des Verantwortlichen für die digitale Transformation einnimmt. Diese neue Strategie dürfte ein Grund sein für die relative Stärke der Allianz-Aktie (WKN 840400). Außerdem stützt die hohe Dividendenrendite – aktuell liegt sie bei rund 4,7 %.
Axa gilt als europäischer Vorreiter
Auch der französische Versicherungsriese Axa (WKN 855705) hat die Zukunftsthemen fest im Programm etabliert. Der Deutsche Thomas Buberl hat im September 2016 den Chefsessel bei den Franzosen übernommen und gilt als europäischer Vorreiter bei der Digitalisierung von Versicherungen. Speziell der Gesundheitsbereich steht dabei im Fokus. So bietet Axa den Kunden der eigenen Krankenversicherung sogenannte Telemedizin an. Patienten können also bereits medizinische Beratung über Laptop, Tablet und Handy erhalten. Axa gehört zu den dividendenstärksten Werten im Euro STOXX 50 und hat zur Hauptversammlung am 24.04.2019 1,34 Euro pro Aktie ausgeschüttet. Die Dividendenrendite liegt damit bei 6,6 %.
Direct Line setzt auf den Massenmarkt
Ein noch recht junges europäisches Unternehmen ist die Direct Line Insurance Group. Sie entstand 2012 durch den Verkauf der Versicherungssparte der Royal Bank of Scotland (RBS) im Rahmen eines Börsengangs. Heute ist das Unternehmen Bestandteil im FTSE-100-Index. Die Aktie (WKN A14USN) wird daher auch an deutschen Börsen recht rege gehandelt. Der Konzern hält eine Reihe von Tochtergesellschaften wie die Marken Direct Line und Churchill, die verschiedene Versicherungsprodukte für den Massenmarkt (z. B. Kfz-Versicherungen) anbieten und meist über Online-Plattformen verkaufen. Dazu passt auch die Beteiligung am Pannenhilfe- und Fahrzeugverwertungsanbieter Green Flag, der Quergeschäfte im Automobilbereich ermöglicht.
Paneuropäische Branchenlösung
Wer europäisch denkt und gleichzeitig das Einzelaktienrisiko scheut, findet in einem ETF auf den STOXX-600-Insurance-Index eine passende Branchenlösung. Der Basiswert enthält aktuell 35 Einzelwerte. Er ist damit breit gestreut. Angeführt wird das Teilnehmerfeld von der Allianz-Aktie, die 17 % des Index ausmacht. Es folgen mit jeweils acht bis 10 % die britische Prudential Financial (WKN 852069), Axa und die Schweizer Zurich Insurance (WKN 579919). Die kleinere Direct Line ist mit 1,1 % dabei. Der STOXX 600 Insurance bringt es aktuell auf eine Ausschüttungsrendite von 3,7 %. Diese vereinnahmt der Anleger über einen entsprechenden ETF von iShares (WKN A0H08K). Er schüttet die gesammelten Dividendenzahlungen an die Anleger aus.
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