- USA bleiben führend bei Investitionen, Wachstum und Technologien.
- Viele US-Unternehmen sind inzwischen hoch bewertet.
- Trumps Wirtschaftsprogramm wirkt tendenziell inflationär.


Auf die Wahl von Donald Trump haben die Börsen weltweit positiv regiert. Erwarten Sie, dass sich das nach der Amtseinführung am 20. Januar fortsetzen wird?
Die Börsianer mögen keine Unsicherheit. Vor der Wahl wurde ein extrem knappes Rennen befürchtet. Der glatte Durchmarsch von Donald Trump hat die Anleger daher erleichtert. Zudem geben sie dem neuen Präsidenten einen Veränderungsbonus. Mit den Einflüsterern Elon Musk und Peter Thiel ist eine Deregulierungsoffensive zu erwarten. Die angekündigte Steuersenkung dürfte die Unternehmensgewinne im S&P um 4 % steigern. Aber Trump ist kein Zauberer und viele US-Unternehmen sind inzwischen hoch bewertet. Nach der Amtseinführung des neuen Präsidenten könnte es daher durchaus erst einmal Ernüchterung geben. Aber man kann es sich als Anleger nicht leisten, nicht in den USA engagiert zu sein: Denn die Investitionsbedingungen, das Wachstum und die Technologien inklusive KI sind weltweit führend.
Welche Branchen dürften vom neuen Präsidenten besonders profitieren? Für welche Sektoren wird es schwieriger?
Das kann man bei Trump nicht immer so eindeutig sagen, wie es scheint. Annähernd sicher erscheinen mir jedoch positive Effekte bei Unternehmen, die ihr Geld mit fossilen Brennstoffen verdienen. Grüne Technologien dagegen interessieren Trump nicht. Finanzdienstleistungen dürften von einer Deregulierung profitieren, ebenso wie die Kryptowährungen. Wenn es zu größeren Handelsstreiten kommt, sind US-Unternehmen mit einem hohen Inlandsumsatz im Vorteil. Davon profitieren insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen. Der Small-Cap-Index Russell 2000 hat zuletzt stark zugelegt und bleibt aussichtsreich. Spannend wird es bei Big Tech: Einfluss und Macht der großen Technologiekonzerne waren Trump in seiner ersten Amtszeit ein Dorn im Auge und er drohte sogar mit ihrer Zerschlagung. Mit Musk und Thiel an seiner Seite könnte sich das ändern. Anleger sollten nach Unternehmensqualität auswählen und nicht nach Trumps Branchenprioritäten. Denn die können sich schnell ändern.
Befürchten Sie Nachteile für andere Länder durch die angekündigte aggressive Zollpolitik? Und könnte das zu neuen Inflationsschüben in den USA führen?
Trump ist ein Dealmaker und fordert extrem viel, um zumindest einiges zu erhalten. Deshalb werden die Zölle sicherlich nicht in der jetzt geforderten Höhe kommen. Es ist abzuwarten, wie China und Europa reagieren. Europa muss die Verteidigungsausgaben erhöhen und mehr in den USA investieren, um Trump zufriedenzustellen. Klar ist jedoch: Trumps gesamtes Programm wirkt tendenziell inflationär. Migranten heimschicken, Ausgaben steigern, Zölle erheben: Das sind Preistreiber. Der Anstieg der langfristigen US-Zinsen deutet an, dass die Märkte steigende Inflationsraten befürchten.
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