ThyssenKrupp: Neue Strategie
ThyssenKrupp: Neue Strategie
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ThyssenKrupp: Abstieg in die zweite Liga

Nach schwachen Gewinnzahlen und weiter fallendem Aktienkurs muss der Essener Traditionskonzern zum 23. September den DAX verlassen.

ThyssenKrupp hat die Fusion der europäischen Stahlaktivitäten mit der indischen Tata Steel abgesagt und bleibt eine Industrieholding. Die Umsätze und Auftragseingänge zogen in den ersten neun Monaten des gebrochenen Geschäftsjahres 2018/2019 (zum 30. Juni) an. Besonders positiv entwickelte sich der Bereich Aufzüge, der an die Börse gebracht werden soll. Die Analysten schätzen das Unternehmen trotz der schwierigen vergangenen Jahre noch verhalten positiv ein. Allerdings gingen die Gewinnkennziffern deutlich zurück und Thyssen prognostiziert für das gesamte Geschäftsjahr einen negativen Gesamtüberschuss. Die strategisch wichtigen Bereiche Komponenten und Materialhandel entwickelten sich enttäuschend. Handelsstreitigkeiten können insbesondere das Stahlgeschäft beeinträchtigen. Die Dividendenrendite ist gering und die Aktie hoch bewertet. Und wegen der schlechten Performance steigt ThyssenKrupp am 23. September in den MDAX ab.

ThyssenKrupp (WKN 750000)

Umbau für mehr Profitabilität: Die ThyssenKrupp AG ist als Industriekonzern mit den Schwerpunkten Stahl, Industriegüter, Dienstleistungen und Aufzügen weltweit aktiv. Die geplante Fusion der Stahlsparte mit dem Konkurrenten Tata wurde im Frühjahr abgesagt. Jetzt soll eine neue, schlanke Holdingstruktur den Konzern langfristig schlagkräftig und profitabel machen.

Positive Umsatzentwicklung: Der Umsatz von Thyssen ist in den ersten neun Monaten des gebrochenen Geschäftsjahres 2018/2019 (zum 30. Juni) um 1,3 % auf 31,2 Milliarden Euro gestiegen. Dazu trugen alle Geschäftsfelder bis auf Materials Services und Steel Europe bei, vor allem das Aufzugsgeschäft in den USA und Europa. Der Auftragseingang verbesserte sich knapp um 2 % auf 20,5 Milliarden Euro.

Attraktive Aufzugssparte: Die Aufzugssparte gilt als Perle des Konzerns und ist regelmäßig Gegenstand von Übernahmegerüchten. Thyssen könnte nach Schätzungen für die Aufzüge etwa 15 Milliarden Euro erlösen – rund das Doppelte des aktuellen Börsenwertes des Gesamtkonzerns. ThyssenKrupp selbst favorisiert im Zuge der Neuausrichtung einen Börsengang des Aufzuggeschäfts.

Analysten eher positiv: Die Experten sehen ThyssenKrupp aktuell noch eingeschränkt positiv. Bei immerhin sechs Kaufempfehlungen votieren acht Analysten für „Halten“, nur zwei empfehlen den „Verkauf“. Der comdirect Analystenscore liegt damit bei 24 % – angesichts der schwierigen Lage des Konzerns ist das durchaus noch ordentlich.

ThyssenKrupp (WKN 750000)

Verluste in Sicht: Das bereinigte EBIT ist in den ersten neun Monaten des gebrochenen Geschäftsjahres 2018/2019 von 1274 Millionen Euro auf 683 Millionen Euro gesunken. Das Ergebnis nach Steuern lag bei minus 170 Millionen Euro. Auch für das gesamte Geschäftsjahr dürfte ThyssenKrupp rote Zahlen schreiben.

Kernsegmente schwach: Werkstoffhandel und Komponenten sind im Zuge der strategischen Neuausrichtung als Kerngeschäfte geplant. Sie litten zuletzt unter der schwächer werdenden Weltkonjunktur. So sank der Umsatz im Materialhandel in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2018/2019 um mehr als 400 Millionen Euro auf 10,6 Milliarden Euro. Verantwortlich dafür war der zunehmende Margendruck.

Sorgen um den Handelsstreit: Die internationalen Handelsstreitigkeiten beeinträchtigen das globale Geschäft von ThyssenKrupp. Einfuhrzölle und Wachstumsschwäche wirken sich vor allem stark auf das Stahlgeschäft aus, das nach der Absage der Tata-Fusion wieder komplett im Essener Konzern verbucht werden wird.

Hohe Bewertung: Gemessen an den operativen Schwierigkeiten der jüngeren Vergangenheit ist die Thyssen-Aktie mit einem KGV 2019 von 97 sehr ambitioniert bewertet. Zuletzt wurden viermal in Folge 15 Cent pro Aktie ausgeschüttet. Die Dividendenrendite stieg dabei zwar auf knapp 1,2 %. Grund dafür war aber die nachgebende Kursentwicklung. Diese schlechte Performance führte auch dazu, dass Thyssen am 23. September den DAX verlassen muss.

Aktien unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich Ihre selbstständige Anlageentscheidung erleichtern und ersetzt keine anleger- und anlagegerechte Beratung. Der comdirect Analystenscore berechnet sich aus der Gesamtzahl der Analysten, die diese Aktie bewerten. Die negativen Einschätzungen (Verkaufen) werden von den positiven (Kaufen) subtrahiert, und das Ergebnis wird durch die Gesamtzahl aller Einschätzungen (Kaufen, Halten, Verkaufen) dividiert. Diese Zahl wird mit 100 multipliziert, um den Prozentwert darzustellen. Die hier dargestellten Informationen und Wertungen genügen nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Anlageempfehlung oder Anlagestrategieempfehlung. Die Darstellung gibt nicht die Meinung von comdirect wieder. Darüber hinaus unterliegen die dargestellten Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlage- oder Anlagestrategieempfehlungen. Stand: 11.09.2019; Quelle: comdirect.de

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