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Strategie: Kursschwankungen nutzen

Die Volatilität gilt als Angstbarometer der Börse. Clevere Investoren können die erwarteten Kursschwankungen jedoch effizient nutzen.

Die Nervosität an den Aktienmärkten hat sich zuletzt erhöht, die implizite Volatilität, also die für die Zukunft erwartete Schwankungsintensität, ist beispielsweise für den DAX deutlich gestiegen. Abzulesen ist das an der Entwicklung des VDAX-New. Der Index wird auch „Angstbarometer“ genannt – denn je stärker die möglichen Ausschläge, desto höher die Risiken für Investoren.

Salz in der Suppe

Für aktive Trader dagegen sind hohe Kursausschläge in die eine wie die andere Richtung so etwas wie das Salz in der Suppe, weil sie kurzfristig vom Auf und Ab an der Börse profitieren können. Aber auch Derivate-Investoren kommen wieder stärker auf ihre Kosten, als dies noch vor wenigen Monaten der Fall war. Denn ein Anstieg der impliziten Volatilität wirkt sich preismindernd auf verschiedene Zertifikate-Arten aus. Das heißt: Bei ansonsten unveränderten Bedingungen führt das zu attraktiveren Kurschancen.

Aktienanleihe: Attraktivere Preise dank teurer Optionen

Dies gilt beispielsweise für Aktienanleihen und Discount-Zertifikate. So setzt sich eine Aktienanleihe aus einer Nullkuponanleihe und einer verkauften Put-Option auf den jeweiligen Basiswert zusammen. Aufgrund dieser Option erhält der Anleger bei Fälligkeit des Derivats statt des Nominalbetrags der Anleihe eine bestimmte Anzahl der zugrundeliegenden Aktien, sollte dies den Emittenten günstiger kommen. Der Besitzer der Aktienanleihe übernimmt somit das Kursrisiko des Underlyings.

Steigt nun die für die Zukunft erwartete Schwankungsintensität des Basiswertes, erhöht sich damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Besitzer der Aktienanleihe statt des ausgelobten Maximalbetrages den niedriger notierenden Basiswert oder einen entsprechend reduzierten Barausgleich erhalten. Dies hat einen erhöhten Preis für den verkauften Put zur Folge, den der Besitzer der Aktienanleihe auf den Zerobond angerechnet bekommt. Die Aktienanleihe verliert mit steigender Volatilität somit (vorübergehend) an Wert, obwohl sich die Auszahlungsstruktur am Laufzeitende nicht ändert. Entsprechend höher fällt der zu erzielende Maximalgewinn aus.

Discount-Zertifikate: Hohe Rabatte möglich

Auch Discount-Zertifikate sind in turbulenten Börsenphasen besonders attraktiv. Für die Konstruktion eines Discounters kauft der Emittent einen Basiswert und verkauft gleichzeitig eine Kaufoption auf diesen Wert. Je höher die Volatilität, desto höher die Prämie, die er für den Verkauf der Kaufoption kassiert. Und desto höher der Rabatt, den er an Anleger in Form des Discounts weitergeben kann. Die Faustregel: Je volatiler der Basiswert, desto attraktivere Konditionen sind möglich. Papiere auf stark schwankende Aktien wie aktuell etwa die Deutsche Bank bieten beispielsweise höhere Rabatte als Papiere auf den DAX.

Capped Bonus-Zertifikate: Risiken steigen

Noch stärker als bei Aktienanleihen und Discountern machen sich veränderte Volatilitäten bei Capped Bonus-Zertifikaten bemerkbar. Steigt die implizite Volatilität an, reduzieren sie sich ceteris paribus im Preis. Im Gegenzug steigen aber auch die Risiken, denn bei ihnen führt schon die einmalige Verletzung der Barriere zum Verlust von Teilschutz und Bonuszahlung. Ist dieser Fall erst einmal eingetreten, bringt auch eine spätere Beruhigung der Märkte keine nennenswerte Erholung des Zertifikatekurses. Nur ein signifikanter Preisanstieg des Underlyings kann die Papiere dann wieder in die Gewinnzone führen.

Dabei fällt der Volatilitätseinfluss auf den Preis von Capped Bonus-Zertifikaten umso stärker aus, je näher der Basiswert der Barriere kommt. Wurde die Barriere dagegen bereits verletzt und der Bonusmechanismus damit außer Kraft gesetzt, hat die Volatilität praktisch keinen Einfluss mehr auf den Wert des Derivats.

Inline-Optionsscheine: Spekulation auf Beruhigung

Als wahrer „Vola-Play“ gelten Inline-Optionsscheine, die bei hoher Volatilität günstig zu haben sind. Kein Wunder: Denn zum einen besteht bei ihnen auf zwei Seiten die Gefahr einer Barriereverletzung. Und zum anderen hat das Berühren oder Durchbrechen einer der beiden Knock-out-Barrieren unmittelbar den Totalverlust des eingesetzten Kapitals zur Folge.

Auf der anderen Seite kann allerdings auch schon eine leichte Beruhigung der Ausschläge ceteris paribus die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch aus dem „erlaubten“ Korridor deutlich reduzieren und für wieder steigende Preise sorgen. Insbesondere nach einem starken Kursrutsch des Underlyings, der in der Regel mit steigenden Volatilitäten einhergeht, bieten Inliner für risikobewusste Trader deshalb Chancen zur kurzfristigen Spekulation auf rückläufige Kursschwankungen an den Märkten. Dabei ist natürlich stets auch das mit einer derartigen Spekulation grundsätzlich verbundene hohe Risiko im Auge zu behalten.

Aktienanleihen, Discount-Zertifikate, Capped Bonus-Zertifikate und Inline-Optionsscheine unterliegen Kursschwankungen. Damit sind Kursverluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich. Dieser tritt bei Inline-Optionsscheinen bereits ein, wenn der Kurs des Basiswertes während der Laufzeit eine der beiden Knock-out-Schwellen berührt oder durchbricht. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Bei allen hier genannten Produkten besteht als Schuldverschreibung bzw. Optionsschein zudem ein Emittentenrisiko. Bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten können Verluste bis hin zum Totalverlust eintreten. Die Beschreibung der Wertpapiere stellt keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung dar. Stand: 20.06.2018.

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