Sallie Krawcheck – Schild der Wall Street in New York City
Sallie Krawcheck – Schild der Wall Street in New York City
© fotopro via Adobe Stock

Sallie Krawcheck: Pionierin der Frauenfinanzen

Key Takeaways
  • Sallie Krawcheck blickt auf eine erfolgreiche Karriere an der Wall Street zurück.
  • Mit Ellevest startete sie 2014 ein Portal für Frauenfinanzen.
  • Inzwischen verwaltet Ellevest ein Vermögen von über 1,5 Milliarden US-Dollar.

„Wir Frauen leben länger und legen mehr berufliche Pausen ein.“, sagt Sallie Krawcheck, Chefin vom Frauenfinanzportal Ellevest: „Dazu müssen wir uns mit dem geschlechtsspezifischen Lohngefälle und dem geschlechtsspezifischen Wohlstandsgefälle auseinandersetzen.“ Die Folgen sind gravierend. Frauen haben in den USA durchschnittlich nur rund ein Drittel des Vermögens von Männern. Umso wichtiger ist es für Krawcheck, dass Frauen intelligent investieren. Dafür hat sie im Jahr 2014 „Ellevest“ gegründet – eines der ersten Frauen-Finanzportale der Welt. Bei Ellevest arbeiten nur Frauen. Die Begründung: „Frauen sind meist langfristige Investoren und halten in schwierigeren Marktphasen den Kurs. Deshalb erzielen sie als Anlegerinnen tendenziell höhere Renditen als Männer.“

Kometenhafter Aufstieg an der Wall Street

Dass sich Krawcheck einmal vorrangig dem Thema Frauenfinanzen widmen würde, war nicht vorgezeichnet. Denn die 1965 in Charleston geborene Tochter einer eingewanderten polnischen Familie machte zunächst eine Bilderbuchkarriere in der klassischen Finanzwirtschaft. 1987 bekam sie ihren ersten Job an der Wall Street bei Salomon Brothers. Nach einem MBA an der Columbia University und einer Station bei der Maklerfirma Donaldson, Lufkin & Jenrette begann sie bei Sanford C. Bernstein und wurde dort 2001 Vorstandschefin. Während ihres Aufstiegs genoss Krawcheck den Ruf größter Integrität: Nach dem Dotcom-Debakel wurde sie vom US-Magazin „Fortune“ 2002 sogar als „Letzter ehrlicher Analyst“ bezeichnet und ein Jahr später zur „einflussreichsten Person unter 40 Jahren“.

Zwei schmerzhafte Entlassungen

Da war sie bereits von Citigroup-Legende Sandy Weill mit der Leitung von Smith Barney beauftragt worden. Im März 2005 stieg Krawcheck dann zum Chief Financial Officer der Citigroup auf, 2007 zum CEO von Citi Global Wealth Management. 15 Millionen US-Dollar Jahresgehalt brachten ihr in der Boulevardpresse den Spitznamen „Sallie Paycheck“ ein – und auch Gegner im eigenen Haus: Als Krawcheck ihren Kunden in der Finanzkrise den mit Hochrisikopapieren erlittenen Schaden teilweise erstatten wollte, ließ sie der damalige Citibank-Chef fallen. Ein Jahr später, 2009, war Krawcheck wieder an der Spitze. Die Bank of America hatte das Investmenthaus Merrill Lynch übernommen und holte Krawcheck. Die erzielte mit ihrer Einheit in zwei Jahren über drei Milliarden Dollar Gewinn. „Dennoch sagte man mir, dass ich nicht in die Unternehmenskultur passe.“, erinnert sich Krawcheck und mit ihrem Rauswurf landete sie erneut auf Seite eins des „Wall Street Journals“.

Überraschender Erfolg mit Ellevest

Immerhin: Sechs Millionen Dollar Abfindung erleichterten die Gründung von Ellevest. Im Jahr 2014 glaubte kaum jemand an die Notwendigkeit eines Finanzunternehmens speziell für Frauen. Aber Krawcheck und ihr Team von Branchenexperten mit jahrzehntelanger Erfahrung an der Wall Street machten schnell Furore. Ellevest bekam Risikokapital von Melinda Gates und Eric Schmidt (Ex-Google-Chef) und wuchs stürmisch. Neben Finanzkursen, Karrierecoaching und einer lebendigen „Community“ ist das Herzstück von Ellevest eine digitale Anlageplattform für Frauen, die auf einem Algorithmus basierend ein geeignetes Anlageportfolio inklusive Rentenfonds und Lebensversicherung vorschlägt.

Ellevest verwaltet inzwischen ein Vermögen von mehr als 1,5 Milliarden Dollar. Und auch bei den Anlagezielen vertraut Sallie Krawcheck vor allem auf Frauenthemen: „Über die Hälfte unserer Kundengelder investieren wir unter geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten – in Unternehmerinnen, in die Gesundheit von Frauen und in Themen, die Frauen und ihre Familien besonders stark betreffen.“, erklärt die Frauenfinanz-Pionierin. „Das fördert nicht nur den Wandel in unserer Gesellschaft, sondern bringt auch wettbewerbsfähige Erträge.“

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