Nestlé
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Nestlé: Robust in der Krise

Der Schweizer Weltkonzern wächst in Pandemie-Zeiten dank des starken Einzelhandels und des E-Commerce.

Nestlé ist mit mehr als 2.000 Marken und der Präsenz in fast 200 Ländern unangefochtener Weltmarktführer bei Lebensmitteln und Getränken und profitiert in der Pandemie von seiner Diversifikation. In den ersten neun Monaten 2020 stieg der bereinigte Umsatz um knapp 3 % an. Im Bereich der Allergiebekämpfung konnte sich Nestlé durch den Kauf des Biopharmaunternehmens Aimmune verstärken. Von den Analysten wird Nestlé weiterhin positiv bewertet. Allerdings schwächelte zuletzt das Chinageschäft. Die Aktie hat ein überdurchschnittlich hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis. Nestlé muss regelmäßig – wie andere Unternehmen der Nahrungsmittelbranche – mit Reputationsrisiken kämpfen, und die Prognose für das Gesamtjahr 2020 wurde leicht nach unten korrigiert.

Pro Nestlé (WKN A0Q4DC)

  • Weltmarktführer mit 2.000 Marken: Nestlé ist als größter globaler Getränke- und Nahrungsmittelkonzern mit mehr als 2.000 Marken in rund 200 Ländern der Welt präsent. Diese Diversifikation kann das Risiko eines starken Einbruchs reduzieren. In der Corona-Krise legten in allen Regionen Einzelhandelsumsätze und E-Commerce zu. Sie kompensierten den Einbruch im Außer-Haus-Geschäft und bei Nespresso-Boutiquen.
  • Überzeugende Geschäftszahlen: Wegen Verkäufen von Sparten und der Stärke des Franken ging der Umsatz zwar in den ersten neun Monaten 2020 um 9,4% auf knapp 62 Milliarden Franken zurück. Bereinigt um Währungs- und Portfolioeffekte stieg der Absatz jedoch um 3,5 % an. Im 3. Quartal betrug das organische Wachstum sogar 4,9 %.
  • Allergiebekämpfung gestärkt: Nestlé ist bei der Übernahme von Aimmune einen großen Schritt vorangekommen. Inzwischen hält der Lebensmittelgigant 84 % am australischen Biopharmaunternehmen und will die restlichen Aktionäre abfinden. Aimmune Therapeutics entwickelt Therapien zur Behandlung lebensbedrohlicher Lebensmittelallergien und soll den Bereich Nestlé Health Science (NHSc) stärken.
  • Optimistische Analysten: Nestlé erhält von den Experten meist gute Noten. Aktuell geben von 15 Analysten im comdirect Analystenranking immerhin zehn eine Kaufempfehlung ab. Vier setzen auf „Halten“, nur einer auf „Verkaufen“. Der Analystenscore liegt bei 60 % – deutlich über dem Durchschnitt des STOXX 50.

Contra Nestlé (WKN A0Q4DC)

  • Schwaches Asiengeschäft: Das organische Wachstum stagnierte in der Zone AOA (Asien, Ozeanien und Subsahara-Afrika) in den ersten neun Monaten des Jahres 2020. Vor allem der im ersten Halbjahr zweistellige Umsatzrückgang und sinkende Preise in China konnten vom Wachstum in den übrigen Regionen nicht kompensiert werden.
  • Hohe Bewertung: Das Papier von Nestlé ist als Markenaktie gefragt und muss von den Anlegern entsprechend teuer bezahlt werden. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2020 liegt inzwischen bei gut 23 und damit über dem historischen Durchschnitt und den meisten Aktien im Schweizer SMI 20.
  • Anhaltende Reputationsrisiken: Die Nahrungsmittelbranche steht immer wieder in der Kritik von Umweltschützern. Nestlé musste sich in der Vergangenheit zum Beispiel regelmäßig wegen Milchersatzprodukten rechtfertigen. Heute steht unter anderem der Aluminiumverbrauch bei Kaffeekapseln in der Kritik. Zudem wird dem Unternehmen vorgeworfen, Trinkwasservorräte durch die Mineralwassergewinnung zu gefährden.
  • Gesenkte Prognose: Für das Gesamtjahr 2020 hat Nestlé den Ausblick leicht gesenkt: Aktuell erwartet der Konzern ein organisches Wachstum von 3 %. Zuvor war Nestlé davon ausgegangen, das organische Wachstum (2019: 3,5 %) und die operative Marge (17,6 %) weiter verbessern zu können.

Über Nestlé

Die Schweizer Nestlé S.A. ist der größte Getränke- und Nahrungsmittelkonzern der Welt und gleichzeitig der größte Schweizer Konzern. Den Grundstein für das heutige Unternehmen legte der Frankfurter Apotheker Heinrich Nestle mit seiner Farine Lactée Henri Nestlé. Er stellte im Jahr 1867 erstmals ein lösliches Milchpulver her, das Säuglingen als Muttermilchersatz gegeben werden konnte. Das Pulver wurde über Apotheker und Ärzte verkauft. Schon 1875 zog sich der Namensgeber aus dem Unternehmen zurück.

Wenige Jahre später startete die Expansion. 1905 fusionierte Nestlé mit dem größeren Konkurrenten Anglo-Swiss Milk Company. 1929 schlossen sich mehrere Schokoladenhersteller unter dem Namen Nestlé zusammen. 1947 wurde Maggi übernommen, 1971 das Unternehmen Ursina-Frank mit bekannten Markennamen wie Caro-Kaffee, Bärenmarke und Thomy. Mit einer Mehrheitsbeteiligung an der Holding Gesparal stieg Nestlé in den Kosmetiksektor ein. Durch die inzwischen ganz integrierte Gesparal besitzt der Konzern bis heute rund 23 % der Aktien des französischen Konzerns L’Oréal. 2002 schließlich stieg Nestlé durch den Kauf des amerikanischen Tierfutterkonzerns Ralston Purina zum weltweiten Marktführer für Hunde- und Katzenfutter auf. Auch im Sektor Kaffee ist Nestlé ein Gigant – die Historie reicht von der Vermarktung des löslichen Nescafé (1938) über die Gründung und den Aufbau der Marke Nespresso (ab 1986) bis zur Übernahme der weltweiten Vermarktungsrechte von Starbucks im Jahr 2018. Durch zahlreiche Fusionen und Zukäufe gehören zum Nestlé-Konzern weltweit inzwischen über 2.000 Markennamen.

Im Laufe der Jahrzehnte stand Nestlé vielfältig in der Kritik. Überzuckerte und gentechnisch veränderte Lebensmittel wurden ebenso moniert wie unzureichendes Vorgehen gegen Kinderarbeit, Menschenhandel und Zwangsarbeit sowie unfairer Handel und illegale Preisabsprachen. Dennoch ist aus dem kleinen Unternehmen des Frankfurter Apothekers Heinrich Nestle ein globaler Gigant geworden. Rund 300.000 Mitarbeiter arbeiten für den Konzern. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 300 Milliarden Schweizer Franken war Nestlé im November 2020 das wertvollste Unternehmen in Europa und im STOXX 50.

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