Euro-Symbol vor der EZB.
Euro-Symbol vor der EZB.
© Peter Stein via Adobe Stock

Entwicklung der Inflation: Mit Aktien gegen die Geldentwertung

Die Inflationsrate ist zweistellig. Magere Zinsen können das nicht kompensieren. Anlageprofis setzen verstärkt auf Dividenden und Qualitätsaktien.

Auf diesen Rekord hätte Deutschland gut verzichten können: Nach dem Auslaufen des Neun-Euro-Tickets und der Vergünstigungen bei Benzin und Diesel stieg im September die Inflationsrate erstmals seit 1951 mit 10,0 % auf einen zweistelligen Wert. Im Oktober setzte sich der Trend mit 10,4 % fort. Gemäß der europäischen Berechnungsmethode liegt die Inflation des harmonisierten Verbraucherpreisindex sogar bei 11,6 %. Nach einer Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) richten sich bereits drei Viertel der Verbraucher darauf ein, in den kommenden Monaten sparsamer einzukaufen. Professor Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA), sieht die Geldentwertung nicht als temporäres Problem und warnt: „Der Lebensstandard im Alter steht auf dem Spiel.“

Das Phänomen Inflation ist wieder da

Wer nach der Wende geboren wurde, kannte bis vor Kurzem das Wort „Inflation“ in erster Linie aus dem Geschichtsbuch. Durch die Globalisierung blieb der Preisanstieg in Deutschland regelmäßig unter den von der Europäischen Zentralbank angestrebten 2 %. Im vergangenen Jahrzehnt und vor allem in der Corona-Krise fürchteten die Notenbanken zuweilen gar ein Absinken in die Deflation. Inzwischen setzen sie auf harte Kurskorrektur. In den USA lag der Leitzins schon Anfang November bei 4 %, in der Eurozone bei 2,0 % – Tendenz weiter steigend. Doch reicht dieser Anstieg bereits aus, die Inflation einzubremsen? Philipp Vorndran, Finanzmarktstratege von Flossbach von Storch, ist skeptisch und hält auch mittelfristig Inflationsraten zwischen 4 und 5 % für möglich. Seine Empfehlung an Anleger lautet weiterhin: „Legt euer Geld in reale Werte an!“

Realzinsen bleiben negativ

Bei Renditen von zehnjährigen Staatsanleihen über 2 % mag mancher wieder über den Kauf von Rentenpapieren nachdenken. Allerdings muss man sich bewusst sein: Der Realzins – als die Differenz zwischen Nominalzins und Inflation – liegt bei zweistelligen Inflationsraten tief im roten Bereich. Und das dürfte vorerst so bleiben. Denn trotz Gas- und Strompreisdeckel, 49-Euro-Ticket und weiterer preisdämpfender Maßnahmen bleiben die Inflationsprognosen für 2023 hoch: Die Bundesregierung erwartet für 2023 eine Geldentwertung von 7 % im Jahresdurchschnitt.

Anlagestrategen setzen weiter auf Aktien

Auch inflationsgesicherte Anleihen versprechen wenig reale Rendite. Sie sichern vor allem gegen unerwartete Zinssprünge ab. Und die sind ja bereits eingetroffen. Trotz Inflation bei drohender Rezession setzen Vermögensverwalter und Fondsmanager daher weiterhin vorrangig auf Aktien: „Ein Großteil der Konzerne erwirtschaftet hervorragende Gewinne. Sollte nur ein Teil der Befürchtungen nicht eintreten, werden die Märkte wieder positiv reagieren“, sagt Robert Beer, Geschäftsführer von Beer Investment. Peter Huber, mit 50 Jahren Anlageerfahrung einer der Doyens unter den deutschen Geldanlegern, hält zwar aufgrund der Rezession zwischenzeitlich noch tiefere Kurse für möglich: „Auf jeden Fall schätzen wir das Chance-Risiko-Verhältnis aber schon heute auf lange Sicht sehr positiv ein. Eine der erfolgreichsten Anlagestrategien besteht darin, in einer Rezession niedrig bewertete Value-Aktien einzusammeln.“

Qualitätsaktien haben Konjunktur

In der Tat haben schon in den vergangenen Monaten niedrig bewertete Aktien aus den Bereichen Energie, Rohstoffe, Versorger sowie Telekommunikation stark profitiert. Dazu gehören etwa die britische Shell (WKN A3C99G) und die französische TotalEnergies (WKN 850727) oder auch RWE (WKN 703712)und die Deutsche Telekom (WKN 555750). Ebenfalls gut gehalten haben sich die sogenannten Qualitätsaktien: „Sie zeichnen sich durch ein robustes Geschäftsmodell, gesunde Geschäftszahlen und eine sichere Position im Wettbewerb aus“, erklärt Adrian Roestel, Leiter Portfoliomanagement bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen. Zu diesen Qualitätsaktien gehören etwa Werte aus dem Nahrungs- und Konsumgüterbereich wie die Schweizer Nestlé (WKN A0Q4DC) oder die amerikanische Procter & Gamble (WKN 852062). Auch der Gesundheitssektor mit Werten wie Novartis (WKN 904278) oder Pfizer (WKN 852009) hat sich in der Vergangenheit als stabil erwiesen. Besonders inflationsresistent sind auch Infrastrukturwerte. Denn die Gebühren von Monopolisten bei Telefontürmen, Häfen oder Mautstraßen sind sehr oft inflationsindexiert. Entsprechend unsensibel reagieren sie auf hohe Geldentwertung.

Wachstumswerte teilweise mit Aufholpotenzial

Dagegen leiden unter hoher Inflation vor allem sogenannte Wachstumsunternehmen. Sie erzielen ihre Gewinne meist erst in fernerer Zukunft und sind für möglichst zügiges Wachstum auf zunehmend teurere Kredite angewiesen. Das ist ein Grund, warum Technologiewerte 2022 an der Börse besonders stark erwischt wurden. Bei Unternehmen, die noch Verluste erwirtschaften, scheint weiterhin Skepsis angebracht. Positiver sieht Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank, die kapitalstarken Technologiewerte aus der ersten Reihe: „Tech-Aktien haben weitgehend ihre Rekordbewertung abgebaut und liegen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 19 wieder auf ihrem 20-Jahres-Durchschnitt.“ Die nun günstiger bewerteten Unternehmen wie etwa Microsoft (WKN 870747) oder Apple (WKN 865985) sitzen zudem auf riesigen Bargeldbeständen.

Wann ist der richtige Einstiegszeitpunkt?

Von den Jahrestiefstkursen im September haben sich die Märkte zuletzt deutlich erholt. Aber geht es wieder nachhaltig aufwärts? „Wir erwarten, dass der Angebotsschock im Februar oder März 2023 ausläuft“, erklärt Professor Jan Viebig, Chief Investment Officer der Fondsgesellschaft ODDO BHF Asset Management: Ein guter Indikator für die Erhöhung der Aktienquote ist für ihn, wenn sich die Rezession dem Ende nähert. Diese Strategie habe sich seit 1965 in sieben von acht Rezessionen als richtig erwiesen. Robert Halver empfiehlt schon jetzt bei sehr günstigen Kursen selektive Zukäufe, zumindest aber sollten Anleger ihre Aktiensparpläne fortführen bzw. beginnen.

Im Paket gegen Preissteigerungen investieren

Einzelwerte bergen neben großen Chancen auch entsprechende Risiken. Begrenzen kann man diese mit Paketlösungen. Inzwischen haben auch Zertifikate-Emittenten das Thema Inflation entdeckt. Schon seit einem Jahr gibt es das Open End Partizipations-Zertifikat (WKN VX3DCQ) auf den Vontobel Inflation Influenced Index. Dieser Index enthält Aktien von Unternehmen, die mindestens 50 % ihres Umsatzes als Marktführer in Sparten mit geringer Wettbewerbsintensität erwirtschaften. Dazu gehören unter anderem Pharmazie und Telekom. Seit der Auflage vor rund einem Jahr hat sich das Zertifikat besser gehalten als der MSCI World Index. Im Mai dieses Jahres legte Société Générale mit einem Zertifikat auf den SGI Inflation Proxy-Index von Solactive(WKN SN2F89) nach. Der Index umfasst 100 Unternehmen aus Branchen, die traditionell besonders inflationsresistent sind. Dazu gehören Grundstoffe, Konsumgüter, Industrie, Öl und Gas sowie Technologie.

Aktive Fonds mit Inflationspuffer

Gemanagte Dividendenfonds schneiden traditionell in schwierigen Marktlagen überdurchschnittlich gut ab. Auch unter den 25 Top‐Preis Fonds von comdirect, die ohne Ausgabeaufschlag im Sparplan und in der Einmalanlage erhältlich sind, konzentrieren sich einige Fonds auf besonders inflationsresistente Werte. Neben dem JPMorgan Investment Funds-Global Dividend Fund – A (WKN A1JQFE) setzt zum Beispiel der Pictet‐Global Megatrend Selection‐P (WKN A0X8JZ) aktuell vor allem auf Gesundheitswerte. Regional können Anleger in den Nordea 1 European Stars Equity Fund (WKN A2H6N0)oder den Morgan Stanley Investment Funds Emerging Leaders Equity Fund – A (WKN A1J2X6) investieren.

Aktien, Fonds und ETF unterliegen Kursschwankungen. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich Ihre selbstständige Anlageentscheidung erleichtern und ersetzt keine anleger‐ und anlagegerechte Beratung. Allein verbindliche Grundlage des Kaufs bei Fonds sind die derzeit gültigen Verkaufsunterlagen des Fonds („Wesentliche Anlegerinformationen“, Verkaufsprospekt sowie Jahres- und Halbjahresberichte, soweit veröffentlicht). Diese Unterlagen erhalten Sie auf der Fonds-Detailseite unter www.comdirect.de oder direkt beim Emittenten. Bei den hier dargestellten Informationen und Wertungen handelt es sich um eine Werbemitteilung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Anlageempfehlung oder Anlagestrategieempfehlung genügt. Die Darstellung gibt nicht die Meinung von comdirect – einer Marke der Commerzbank AG – wieder. Darüber hinaus unterliegen die dargestellten Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlage‐ oder Anlagestrategieempfehlungen. Stand: 16.11.2022; Quelle: comdirect.de

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