Ein Team aus Ingenieuren und Wissenschaftlern entwickelt Elektronik für die Medizintechnik.
Ein Team aus Ingenieuren und Wissenschaftlern entwickelt Elektronik für die Medizintechnik.
© Gorodenkoff via Adobe Stock

Medizintechnik: Profit mit KI und Robotik

Key Takeaways
  • Der medizinische Fortschritt trägt zur Steigerung der Lebenserwartung bei.
  • Medizintechnikunternehmen setzen verstärkt auf KI und Robotertechnologien.
  • Aktuell sind zahlreiche Aktien günstiger bewertet als zu Corona-Zeiten.

Die Idee könnte aus einem Computerspiel stammen: Ein Chirurg sitzt an der Konsole. Über einen Videoturm wird eine dreidimensionale Kamera gesteuert, die eine zehnfache Vergrößerung bietet. Der Operateur erhält über die Konsole ein 3-D-Bild des Operationsfeldes, zum Beispiel der Prostata-Region, und steuert einen vierarmigen Operations-Roboter. Die Arme des Roboters werden mit Instrumenten bestückt, die maximal zehnmal verwendet werden dürfen. Das „Da Vinci Surgical System“ von Intuitive Surgical macht minimalinvasive Operationen einfacher und präziser – aber auch teurer. Bis zu zwei Millionen Euro kostet ein umfassendes Da-Vinci-System. Aufgrund seiner exponierten Marktstellung hat Intuitive Surgical bei einem aktuellen Jahresumsatz von „nur“ sieben Milliarden Euro eine Marktkapitalisierung von über 150 Milliarden Dollar erreicht.

Medizintechnik ist eine Wachstumsbranche

Hochwertige und teure Medizintechnik ist gefragt. Der Umsatz der Medizintechnik-Branche hat sich laut Statista Market Insights in den vergangenen 15 Jahren weltweit auf 555 Milliarden Euro nahezu verdoppelt. Bis 2029 soll er noch einmal um 5,5 % pro Jahr auf 727 Milliarden Euro zulegen. Die Errungenschaften der Medizintechnik tragen entscheidend dazu bei, dass sich die Lebenserwartung weltweit stetig erhöht. Und höheres Alter bedeutet auch immer mehr Bedarf an medizinischen Geräten. „Neue Technologien, künstliche Intelligenz und Robotik ermöglichen neue Analyseverfahren und minimalinvasive Eingriffe“, erklärt Markus C. Zschaber, geschäftsführender Gesellschafter der Kölner V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft. „Diese Aussichten sollten Anleger nutzen.“

Die Bewertungen sind günstiger geworden

Weil die Branche kontinuierlich wächst, entwickelten sich Medizintechnik-Aktien in der Vergangenheit recht stabil. Nach einem Extraschub durch die Pandemie gaben viele Kurse in den vergangenen zwei Jahren jedoch eher nach. Entsprechend sind zahlreiche Aktien wieder günstig bewertet, meint Frank Fischer, CEO und Fondsmanager der Frankfurter Shareholder Value Management AG. „Wir finden Aktien aus dem Diagnostik- und Medtech-Bereich zurzeit attraktiv.“ Der wichtigste Markt für Medizintechnik-Aktien sind dabei die USA – sechs der zehn größten Medizintechnik-Unternehmen stammen aus den Vereinigten Staaten, darunter Abbott Laboratories, Medtronic und Johnson & Johnson.

Medtronic dominiert bei Herzschrittmachern

Bei Johnson & Johnson und Abbott Laboratories ist die Medizintechnik nur ein kleinerer Teil des Konzernspektrums. Bei Medtronic dagegen steht Medizintechnik absolut im Fokus. Earl Bakken, der Gründer des Konzerns aus Minnesota, konstruierte 1958 den ersten batteriebetriebenen Herzschrittmacher. Bei Herzschrittmachern ist Medtronic heute noch weltweiter Marktführer und mit einer Marktkapitalisierung von über 100 Milliarden US-Dollar ein wichtiger Bestandteil des S&P 500. Bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 15 und mit einer Dividendenrendite von über 3 % ist Medtronic niedriger bewertet als der S&P-Durchschnitt.

Roboter auf dem Vormarsch

Wachstumsstärker als Medtronic war zuletzt der US-Konzern Boston Scientific. Er entwickelt, baut und vermarktet medizinische Geräte für die Kardiologie, Endoskopie, Urologie und Gynäkologie. Zunehmend größer wird der Anteil von robotergestützten, Operationen. So hat Boston Scientific ein Verfahren zur Behandlung der lumbalen Spinalkanalstenose entwickelt. Diese Stenose ist eine Verengung des Wirbelkanals im Rücken, die große Schmerzen verursacht. Durch die minimalinvasive Einsetzung einer Schmerzpumpe kann vielen Patienten geholfen werden. Im vergangenen Geschäftsjahr hat Boston Scientific den Jahresüberschuss von 700 Millionen auf 1,6 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppelt.

Medizintechnik im DAX

Auch in Deutschland ist die Medizintechnik traditionell stark. Der Gesamtumsatz der produzierenden Medizintechnikunternehmen (mit über 20 Beschäftigten) legte in Deutschland nach Angaben des BVMed – Bundesverband Medizintechnologie im Jahr 2023 um 5,9 % auf 40,4 Milliarden Euro zu. Rund 68 % davon wurden im Exportgeschäft erwirtschaftet. Zwar ist die Branche mittelständisch strukturiert, 93 % der Unternehmen haben maximal 250 Mitarbeiter. Aber auch im DAX sind zwei Medizintechnikkonzerne vertreten. So gehört die 2018 vom Mutterkonzern abgespaltene Siemens Healthineers (SHN) zu den Weltmarktführern bei der Diagnostik im Labor und bei bildgebenden Verfahren wie CT oder MRT. Im dritten Geschäftsquartal des gebrochenen Geschäftsjahres 2024 (per Ende Juni) stieg der Umsatz um 4,3 % auf 5,4 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern sogar um 9 % auf 825 Millionen Euro. Dabei legten die Umsätze von SHN in den Regionen Amerika und Europa deutlich zu, in China sanken sie dagegen zweistellig. Im vierten Quartal dürfte sich die Umsatzentwicklung nach Einschätzung des Unternehmens aber auch dort stabilisieren.

Die Göttinger Sartorius AG gehört als Zulieferer für die Bio- und Pharmabranche zu den Weltmarktführern. Das Unternehmen bietet Fermentationsbehälter, aber auch Verbrauchsmaterialien für das Labor oder Instrumente wie Pipetten an. Auf Zehn-Jahres-Sicht war Sartorius für Aktionäre hochprofitabel, insbesondere in der Corona-Krise ging es steil bergauf und die Aktie schaffte den Aufstieg in den DAX. Seitdem aber korrigiert der Kurs. Denn immer noch bekommt der Konzern die Zurückhaltung der Kunden zu spüren, die während der Corona-Pandemie große Mengen bestellten und teilweise immer noch auf gefüllten Lagern sitzen. Im ersten Halbjahr 2024 ging der Umsatz um gut 3 % auf 1,68 Milliarden Euro zurück, das operative Ebitda fiel um 8,8 % auf 471 Millionen Euro. Hoffnung auf Besserung macht der Auftragseingang: Er legte im Vergleich zum Vorjahr um 8,5 % zu.

Anlegen per ETF und Fonds

Die Volatilität in und nach der Corona-Krise zeigt, dass Einzelwerte in der Medizintechnik mit größeren Risiken behaftet sind. Anleger können aber auch breit in die Gesundheitsbranche investieren. Als ETF bietet der Amundi MSCI World Health Care UCITS ETF – EUR ACC schon seit 2010 Zugang zum Gesundheitsmarkt. Rund 70 % des Portfolios stammen aus den USA, darunter auch der Medizintechnik-Konzern Thermo Fisher Scientific. Zudem gibt es eine Vielzahl von Healthcare-Fonds, die Medizintechnik im Portfolio haben. Ein Urgestein mit mehr als 20 Jahren und fast 15 Milliarden Euro Fondsvolumen ist der BGF World Healthscience E2. Die Pioniere der Abnehmspritze, Eli Lilly und Novo Nordisk, sind im Portfolio aktuell am höchsten gewichtet, unter den Top Ten befinden sich aber auch Boston Scientific und Intuitive Surgical. Der Janus Henderson Global Life Sciences Fund – A2 ist im Rahmen des Motiv-Investing bei comdirect mit 75 % Discount auf den regulären Ausgabeaufschlag erhältlich. Auch hier gehört Boston Scientific zu den Top-Ten-Positionen im Portfolio.

Aktien, Fonds und ETF unterliegen Kursschwankungen. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Auswirkung von Inflation: Grundsätzlich beeinflusst die Entwicklung der Inflationsrate Ihren Anlageerfolg. Ein daraus resultierender Kaufkraftverlust betrifft sowohl die erzielten Erträge als auch Ihr investiertes Kapital. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich Ihre selbstständige Anlageentscheidung erleichtern und ersetzt keine anleger‐ und anlagegerechte Beratung. Allein verbindliche Grundlage des Kaufs bei Fonds sind die derzeit gültigen Verkaufsunterlagen des Fonds („Wesentliche Anlegerinformationen“, Verkaufsprospekt sowie Jahres- und Halbjahresberichte, soweit veröffentlicht). Diese Unterlagen erhalten Sie auf der Fonds-Detailseite unter www.comdirect.de oder direkt beim Emittenten. Bei den hier dargestellten Informationen und Wertungen handelt es sich um eine Werbemitteilung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Anlageempfehlung oder Anlagestrategieempfehlung genügt. Die Darstellung gibt nicht die Meinung von comdirect – einer Marke der Commerzbank AG – wieder. Darüber hinaus unterliegen die dargestellten Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlage‐ oder Anlagestrategieempfehlungen. Stand: 08.09.2024; Quelle: comdirect.de

Heinz-Peter Arndt, Diplomvolkswirt und Diplomjournalist, schreibt seit über 30 Jahren über Konjunktur, Finanzmärkte und private Geldanlage
Heinz-Peter Arndt, Diplomvolkswirt und Diplomjournalist, schreibt seit über 30 Jahren über Konjunktur, Finanzmärkte und private Geldanlage
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Heinz-Peter Arndt
Der Diplomvolkswirt und Diplomjournalist schreibt seit mehr als 30 Jahren über Konjunktur, Finanzmärkte und private Geldanlage.
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