KI-Crash - Nvidia-Firmengebäude in Kalifornien mit Nvidia-Logo an der Front.
KI-Crash - Nvidia-Firmengebäude in Kalifornien mit Nvidia-Logo an der Front.
© John via Adobe Stock

KI-Crash: Korrektur oder längere Krise?

Key Takeaways
  • DeepSeek sät Zweifel am unbegrenzten Wachstum von Nvidia und Co.
  • Andere Tech-Werte würden von günstigeren KI-Anwendungen profitieren.
  • Breite Streuung mindert die Abhängigkeit von einzelnen Highflyern.

Der letzte Montag im Januar erinnerte Börsianer an den Oktober 1987. Damals stürzten am „Schwarzen Montag“ alle Aktien rund um den Erdball ab. An diesem 27. Januar 2025 allerdings standen allein Technologiewerte und vor allem Chipaktien im Fokus. Die Vorstellung des chinesischen Künstliche-Intelligenz-Modells DeepSeek-R1 ließ die Highflyer der zurückliegenden Jahre deutlich absacken. Allein Nvidia verlor an einem Tag 17 % und damit fast 600 Milliarden an Marktkapitalisierung. Das war der größte Tagesverlust eines einzelnen Unternehmens in der Geschichte der Wall Street. Auch Konkurrent Broadcom büßte 17 % ein. Der Grund: Die Chinesen hatten ihre KI-Anwendung DeepSeek-R1 angeblich mit weit weniger Rechenpower und damit weit weniger Hochleistungschips geschaffen, als für ChatGPT, Google Gemini oder Meta AI benötigt werden. Netscape-Gründer und US-Technologieinvestor Marc Andreessen hält den DeepSeek-Coup für einen „Sputnik-Schock für die KI-Branche“ und spielte damit auf das Jahr 1957 an, in dem der Sowjetunion der erste Flug in die Atmosphäre gelungen war.

Wie viele KI-Investitionen sind nötig?

Der Durchbruch der künstlichen Intelligenz ist unbestritten. Fraglich erscheint nach DeepSeek, ob so hohe Investitionen nötig sind wie zuletzt gedacht. OpenAI, Erfinder von ChatGPT, und seine Partner wollen in den kommenden Jahren 500 Milliarden US-Dollar investieren, Meta-Chef Zuckerberg alleine 60 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Wenn man mit weniger auskommen könnte, geht das klar zulasten der Chip-Produzenten wie Nvidia und Broadcom: „Am Markt führte dies zu einer Neubewertung der Gewinnaussichten, gerade bei Unternehmen aus dem Halbleitersektor“, erklärt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege der Deutschen Bank. Allerdings ist noch unklar, ob DeepSeek wirklich so wenig Rechenleistung benötigt. Zweifel daran wurden im weiteren Wochenverlauf auch am Aktienmarkt lauter. Die Chipaktien machten einen guten Teil ihrer Verluste wieder wett.

Tech-Werte sind hoch bewertet

Auf längere Sicht ist gerade Nvidia aber immer noch der Highflyer schlechthin. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich der Aktienkurs verdoppelt, auf Sicht von fünf Jahren sogar mehr als verzwanzigfacht. Dass dieser exponentielle Kursanstieg nicht durchzuhalten sein würde, war eigentlich allen Beobachtern klar – zumal Nvidia inzwischen ambitioniert bewertet ist und damit kontinuierlich hohe Gewinnsteigerungen eingepreist sind. Schon die Andeutung einer Rückkehr zu einem „normalen“ Gewinnpfad – wie sie der „Sputnik-Schock“ durch DeepSeek signalisierte – reicht in solchen Situationen für eine kräftige Korrektur aus. Gerade wegen der Übertreibungen bei den Technologieaktien hatte der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers im Umfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos im „Handelsblatt“-Interview vor Korrekturen am Aktienmarkt gewarnt und dabei an die Crashs in den Jahren 2000 und 2007 erinnert.

Anwender profitieren von günstigerer KI

Des einen Leid kann allerdings des anderen Freud sein: „Grundsätzlich könnten günstigere Alternativ-KIs mit geringerem Energieverbrauch von einer größeren Zahl von Unternehmen verwendet werden“, erklärt Ulrich Stephan. „Dies dürfte einen schnelleren Anstieg der Produktivität bedeuten und sich insgesamt positiv auf die Gesamtwirtschaft auswirken.“ Entsprechend blieben die Auswirkungen auf die anderen Größen des Technologiesektors gering oder waren gar nicht zu spüren. Apple etwa legte nach einem schwachen Jahresstart wieder den Aufwärtsgang ein. Und die Meta-Aktie des neuen Trump-Freundes Mark Zuckerberg strebt sogar von Rekordhoch zu Rekordhoch.

Comeback defensiverer Branchen?

Insgesamt jedoch hat die lange dominierende Technologiebranche zuletzt gelitten. Der NASDAQ 100 mit den größten Technologiewerten hat sich per saldo im Januar kaum bewegt, der Dow Jones hingegen mit seinen zahlreichen Traditionswerten legte 4 % zu. Die Zweifel an der hohen Bewertung des Tech-Sektors könnte auch im weiteren Jahresverlauf von defensiveren Branchen kompensiert werden, die bisher schlechter abschnitten und von Trumps Steuerplänen und der Deregulierung profitieren dürften. Dazu gehören Öl- und Gaskonzerne wie zum Beispiel Chevron, Konsumwerte wie Johnson & Johnson oder das Telekommunikationsunternehmen T-Mobile US, von dem auch die Deutsche Telekom profitiert.

Breite Anlagen per ETF und Fonds mindern die Volatilität

Wer auf eine anhaltende Erholung der Chip-Aktien setzt, kann in die populären Einzelwerte investieren – oder in Branchen-ETFs, die in den vergangenen Jahren reiche Rendite brachten. Der VanEck Semiconductor UCITS ETF – A USD ACC ETF bildet den Chips MVIS US Listed Semiconductor 10 % Capped Index mit den 25 größten Chipunternehmen ab. Am stärksten vertreten sind aktuell Broadcom und der weltgrößte Chip-Hersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing. Beim Amundi MSCI Semiconductors ESG Screened UCITS ETF – EUR ACC ETF gibt es für Einzelwerte keine Anteilsbegrenzung und Nvidia steht für mehr als ein Viertel des Portfolios.

Eine Alternative zur Fokussierung auf die Chip-Branche finden Anleger bei anderen ETFs, darunter finden sich neben europäischen und asiatischen Aktienindex-ETFs auch zahlreiche auf US-Indizes. Dazu gehört etwa derXtrackers S&P 500 Equal Weight UCITS ETF – 1C USD ACC ETF. In diesem ETF werden die 500 größten US-Unternehmen gleichgewichtet. Rückschläge in der Technologiebranche wirken sich deutlich geringer aus. Wenig beeindruckt vom Chip-Crash zeigten sich zuletzt auch die amerikanischen Nebenwerte im Russell 2000. Auf diesen Index können Anleger zum Beispiel mit dem Xtrackers Russell 2000 UCITS ETF – 1C USD ACC setzen.

Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Damit sind Kursverluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich. Auswirkung von Inflation: Grundsätzlich beeinflusst die Entwicklung der Inflationsrate Ihren Anlageerfolg. Ein daraus resultierender Kaufkraftverlust betrifft sowohl die erzielten Erträge als auch Ihr investiertes Kapital. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich Ihre selbstständige Anlageentscheidung erleichtern und ersetzt keine anleger‐ und anlagegerechte Beratung. Allein verbindliche Grundlage des Kaufs bei Fonds sind die derzeit gültigen Verkaufsunterlagen des Fonds („Wesentliche Anlegerinformationen“, Verkaufsprospekt sowie Jahres- und Halbjahresberichte, soweit veröffentlicht). Diese Unterlagen erhalten Sie auf der Fonds-Detailseite unter www.comdirect.de oder direkt beim Emittenten. Bei den hier dargestellten Informationen und Wertungen handelt es sich um eine Werbemitteilung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Anlageempfehlung oder Anlagestrategieempfehlung genügt. Die Darstellung gibt nicht die Meinung von comdirect – einer Marke der Commerzbank AG – wieder. Darüber hinaus unterliegen die dargestellten Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlage‐ oder Anlagestrategieempfehlungen. Stand: 30.01.2025; Quelle: comdirect.de

Heinz-Peter Arndt, Diplomvolkswirt und Diplomjournalist, schreibt seit über 30 Jahren über Konjunktur, Finanzmärkte und private Geldanlage
Heinz-Peter Arndt, Diplomvolkswirt und Diplomjournalist, schreibt seit über 30 Jahren über Konjunktur, Finanzmärkte und private Geldanlage
Autor
Heinz-Peter Arndt
Der Diplomvolkswirt und Diplomjournalist schreibt seit mehr als 30 Jahren über Konjunktur, Finanzmärkte und private Geldanlage.
zurück zur Seite
dev
Nächstes Video
startet in sec.