Interview: Prima Klima für Investments
Interview: Prima Klima für Investments
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Interview: Prima Klima für Investments

Interview: Prima Klima für Investments

Alexander Mozer

Alexander Mozer ist seit 2011 Investmentchef der Fondsgesellschaft Ökoworld, die 1996 mit dem Ökovision Classic einen der ersten ethisch‐ökologischen Aktienfonds in Deutschland auflegte. Mozer managt neben diesem Flaggschifffonds unter anderem den Ökoworld Growing Markets 2.0. Er war zuvor für die Fondsgesellschaften Cominvest und Deka tätig.

Nachhaltiges Investment schafft den Durchbruch. Dafür sind wider Willen auch Klimaskeptiker wie der US-Präsident verantwortlich. Ökoworld-Investmentchef Alexander Mozer über überzeugende Renditen, den Einfluss der Investoren und wie Anleger wirklich nachhaltige Produkte finden können.

comdirect: Herr Mozer, haben die Fridays for Future, Greta Thunberg und der Klimakompromiss den Blick auf die Klimafrage nachhaltig geändert?

Alexander Mozer: Wir können in der Tat sagen, dass Greta Thunberg eine wichtige Triggerfunktion übernommen hat. Das heißt: Durch sie und die Fridays-Bewegung haben die Wachsamkeit und Aufmerksamkeit für die Themen Klima und Nachhaltigkeit deutlich zugenommen – nicht nur in der Jugend, sondern in allen Generationen. Sogar die Politik ist in Bewegung gekommen und die Bundesregierung hat sich zu einem – wenn auch sehr mageren – Klimakompromiss durchgerungen. Als Pionier im Bereich der ethisch-ökologischen Kapitalanlage spüren wir das steigende Interesse an nachhaltigen Produkten stark. Der erste Schub in den vergangenen Jahren ging aber von jemandem aus, von dem man das überhaupt nicht erwartet hätte…

comdirect: Von wem?

Alexander Mozer: Donald Trump. Als er zum Präsidenten gewählt wurde und seine „Klimalösungen“ vorstellte, ging so etwas wie ein Ruck durch die Anleger. Viele Menschen haben sich auf die Suche nach einem Gegenpol zu der Politik Trumps gemacht. Zunehmend häufiger rückten Fragen wie „Wie wollen wir leben?“, „Was sind unsere Werte?“ oder „Wie wollen wir unseren Planeten den nachfolgenden Generationen übergeben?“ in den Vordergrund. Folgerichtig wurde der Fokus auch auf die Frage gelenkt, wie man seinem Geld als Anleger eine gute Richtung geben kann. Das haben wir auch direkt gespürt. Unser Klimafonds etwa wurde 2008 aufgelegt und war neben dem Flaggschiff Ökovision Classic lange ein Nischenprodukt mit einem Fondsvolumen im niedrigen zweistelligen Bereich. Inzwischen liegt er nahe der 100-Millionen-Euro-Grenze. Dabei spielte sicher die herausragende Performance des Fonds eine große Rolle, aber auch Stimmungen, ausgelöst durch Greta und eben Donald Trump.

comdirect: Rechnen sich die Investitionen in den Klimaschutz mittel- und langfristig für die Gesellschaft?

Alexander Mozer: Der Klimaschutz ist in der Mitte der Gesellschaft und Politik angekommen. Ich bin überzeugt: Jede Investition wird sich rechnen. Wenn Luft und Wasser sauberer werden, profitiert jeder Bürger. Andererseits bleibt uns angesichts der bereits eingetretenen und drohenden Klimaveränderungen wenig Spielraum für ein „Weiter so“. Das ist bereits über Auflagen und Vorschriften in der Wirtschaft angekommen. Unternehmen, die sich frühzeitig nachhaltig aufstellen, gehören zu den Profiteuren.

comdirect: Früher hieß es, Nachhaltigkeit koste Rendite. Lohnt sie sich inzwischen für Anleger?

Alexander Mozer: Auf jeden Fall. Wir bemerken: Klimakonformen Unternehmen gesteht der Markt höhere Bewertungen zu. Das schlägt sich in steigenden Kursen und mehr Rendite nieder. Zudem sehen wir einen positiven Schneeballeffekt. Ein nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen hat auch die Zulieferer im Auge. Entsprechend erhalten bewusste Unternehmen mehr Aufträge und können bessere Margen erzielen. Nicht nachhaltige Firmen haben es entsprechend schwerer.

comdirect: Gibt es dafür Beispiele?

Alexander Mozer: Ein gutes Beispiel ist die thailändische KCE Electronics – ein Hersteller von Leiterplatten. KCE hat vor geraumer Zeit einen geschlossenen Wasserkreislauf im Produktionsprozess installiert, um die Schmutzwässer zu reinigen. Viele Konkurrenten dagegen leiten nach wie vor das Schmutzwasser in den nächsten Fluss. Aber inzwischen fordern viele Abnehmer aus den Industrieländern auch von ihren Zulieferern Umweltzertifikate. Die Folge: KCE ist stark gewachsen, konnte höhere Margen vereinnahmen, während einige Konkurrenten in die Insolvenz gingen.

Der Klimaschutz ist in der Mitte der Gesellschaft und Politik angekommen. Ich bin überzeugt: Jede Investition wird sich rechnen. Wenn Luft und Wasser sauberer werden, profitiert jeder Bürger.

Alexander Mozer
Investmentchef Ökoworld

comdirect: Der norwegische Staatsfonds hat unlängst angekündigt, seine Investitionen aus kohle- und gasgetriebenen Unternehmen abzuziehen. Wirkt sich die Anlagepolitik großer Investoren bereits stark aus?

Alexander Mozer: Mit Geld und Anlagekapital kann man Druck ausüben. Großanleger geben ihrem Geld zunehmend eine Richtung. Die Tendenz stimmt also, aber es gibt insbesondere bei vielen Fondsgesellschaften eine wichtige Einschränkung: Wie eng werden die ethisch-ökologischen Kriterien auslegt und wie ernst werden sie entsprechend genommen? Große Fondsgesellschaften bedienen zwar die Marktnachfrage zum Thema Nachhaltigkeit, sie werden jedoch immer ihr konventionelles Geschäftsmodell im Fokus behalten und im Normalfall in den Vordergrund stellen. Da muss man als Anleger aufpassen, um am Ende nicht in eine nachhaltige Mogelpackung zu investieren.

comdirect: Sind die aktuell besonders im Fokus stehenden ESG-Kriterien (Environmental, Social und Governance) ausreichend? Wie können Anleger einen wirklich sauberen Fonds finden?

Alexander Mozer: Zuerst sollten sich Anleger fragen: Ist die Gesamtorganisation des Anbieters für ethisch-ökologische Geldanlage authentisch? Kann und will das eine seit Jahrzehnten konventionell anlegende Bank oder Fondsgesellschaft wirklich? Oder ist man bei einem auf Nachhaltigkeit fokussierten Spezialisten, einem Pionier, besser aufgehoben? Die zweite Frage lautet: Wie wählen die Fondsgesellschaften ihre Zielunternehmen aus? Viele definieren Ausschlusskriterien. Etwa: keine nennenswerten Investitionen in Rüstung oder Atomkraft. Häufig sind diese „Ausschlusskriterien“ mit Sternchen versehen, die eine Hintertür für Investments in die „ungewünschten“ Branchen öffnen. Oder sie wenden den „Best in Class“-Ansatz an. Dann wird eben unter den zahlreichen Ölgesellschaften die „umweltschonendste“ ausgewählt – und die Kunden eines Ökofonds wundern sich, dass sie Unternehmen wie BP in ihrem Fonds haben und der Kurs nach einer Umweltkatastrophe wie dem Untergang der Deepwater Horizon massiv einbricht.

comdirect: Worauf achten Sie bei der Einzeltitelauswahl in Ihren Fonds?

Alexander Mozer: Wir haben als eine von wenigen Fondsgesellschaften ein eigenes Sustainability-Research und einen zweistufigen Investmentprozess. Als Grundvoraussetzung muss die Gesellschaft das Nachhaltigkeitsscreening bestehen. Dabei werden das Geschäftsmodell, die Unternehmensstrategie, aber auch die Zulieferkette von unseren hausinternen Experten intensiv auf ethische, soziale und ökologische Parameter geprüft. Eine positive Entscheidung muss anschließend vom zwölfköpfigen Anlageausschuss bestätigt werden, der aus unabhängigen Experten besteht. Erst danach prüfen wir als Fondsmanager und Analysten, ob sich mit dem Unternehmen auch Geld verdienen lässt. So gehen Ökologie und Ökonomie Hand in Hand.

comdirect: In welchen Sektoren ist ökologisches Investieren besonders wichtig? Sind es vor allem Wasser, Energie, Verkehr?

Alexander Mozer: Ich verstehe die Frage, aber für uns stellt sich die Frage so heute nicht mehr. Es ist zwar richtig: Ursprünglich kam der Bedarf nach zukunftsfähigen Investments aus dem Energiebereich. Es ging um die Substitution von Atomenergie, Kohle und anderen konventionellen Energieträgern durch Sonne, Wind und andere alternative Energieträger. Aus unserer Sicht ist Nachhaltigkeit aber inzwischen ein übergreifendes Prinzip, das man auf jede Branche anwenden muss.

comdirect: Was bedeutet das?

Alexander Mozer: Einige Branchen wie Rüstung, Atom oder Kohle werden nie nachhaltig sein. Alle anderen fallen in unseren Bereich des sozial-ökologisch-ethischen Investierens. Das sage ich bewusst im Zeichen einer stark wachsenden Weltbevölkerung, in der jeder Mensch ein Recht auf Erfüllung seiner Grundbedürfnisse und auf Teilhabe am Wohlstand hat. Aber gleichzeitig sind wir eben verpflichtet, den nachfolgenden Generationen einen zukunftsfähigen Planeten zu übergeben.

comdirect: Die Erfüllung der Grundbedürfnisse ist gerade in den Emerging Markets noch nicht überall gewährleistet. Sie investieren aber auch dort mit dem Fonds Growing Markets. Gibt es in Ländern wie China ein Bewusstsein für soziales, ökologisches und ethisches Wirtschaften?

Alexander Mozer: Man muss Realist bleiben. Einige Länder, in die wir investieren, sind noch um Jahrzehnte hinter den Industrieländern zurück. Das müssen wir im Hinterkopf behalten und deshalb sind unsere Kriterien für Unternehmen im Fonds Growing Markets weniger streng als etwa im Ökovision Classic. In den Schwellenländern berücksichtigen wir neben dem Ist-Zustand der Unternehmen stärker ihre Entwicklung und den Willen, die richtige Richtung einzuschlagen. Wir unterstützen daher die Unternehmen auf ihrem Weg hin zu einem nachhaltigen Wirtschaften.

comdirect: Zusammengefasst: Ist nachhaltiges Investieren langfristig das bessere und ertragreichere Investieren?

Alexander Mozer: Eindeutig ja.

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