Marcus Poppe, mitverantwortlich für den DWS Top Dividende, über die langfristigen Vorteile der Dividendenstrategie und worauf es bei der Auswahl von Dividendenaktien ankommt.

Marcus Poppe
verwaltet zusammen mit Thomas Schüßler den Fondsklassiker DWS Top Dividende (WKN 984811). Zudem ist er seit 2013 hauptverantwortlicher Fondsmanager des DWS Smart Industrial Technologies (früher DWS Zukunftsinvestitionen).
comdirect: Herr Poppe, mit rund 18 Milliarden Euro Anlagevermögen ist der DWS Top Dividende der größte Aktienfonds Deutschlands. Wie haben Sie das in 15 Jahren geschafft?
Marcus Poppe: Zur Jahrtausendwende noch setzten Anleger vor allem auf Wachstum pur und vernachlässigten das Anlagekriterium Dividende. Das hat sich spätestens mit der Finanzkrise geändert. Da haben Aktionäre erkannt, dass Unternehmen mit überdurchschnittlicher Dividendenrendite langfristig häufiger erfolgreich sind. Dividendenfonds sind weniger volatil als der Gesamtmarkt und bieten zudem noch regelmäßige Ausschüttungen, bei uns etwa 3 % pro Jahr. Damit sind sie auch für vorsichtige Anleger geeignet, die sie als Beimischung zu Anleihen und Cash halten wollen.
comdirect: Was macht Dividendenwerte stark?
Marcus Poppe: Im langfristigen Mittel machten die Dividenden über Jahrzehnte je nach Markt rund 40 % der Gesamtrendite aus. Unternehmen mit stetigen Gewinn- und Dividendensteigerungen sind vor rabiaten Kursabstürzen tendenziell besser geschützt. Dadurch sind Dividendenstrategien im Vergleich zu anderen Aktienmarktstrategien relativ defensiv. In rasanten Aufschwungphasen werden Dividendenfonds zwar nicht zu den Top-Performern gehören, aber wenn die Märkte volatil werden, sind Dividendenaktien weniger gefährdet.
comdirect: Weniger oder gar nicht?
Marcus Poppe: Dividendenwerte bewirken keine Wunder. Wenn die Aktienmärkte wie in der zweiten Jahreshälfte 2018 stark korrigieren, leiden auch Aktien mit starken Ausschüttungen. Das Jahr 2018 etwa hat der DWS Top Dividende mit einem Minus von knapp 3 % abgeschlossen. Rote Zahlen sind für Anleger grundsätzlich kein Anlass zum Jubel und machen auch uns nicht glücklich. Aber mit diesem Verlust hat der Fonds immer noch deutlich besser abgeschnitten als der DAX oder andere internationale Indizes.
comdirect: Erwarten Sie mittelfristig volatilere Zeiten?
Marcus Poppe: Nach den vergangenen zehn starken Börsenjahren ist die Luft an den Börsen dünner geworden. Das hat sich im vierten Quartal 2018 deutlich gezeigt. Ich glaube, dass dieser Rückschlag nur ein Vorgeschmack auf die nächsten Jahre war. Die Märkte werden volatiler, mit schwächeren Aktienjahren muss man wohl rechnen. Der Anteil der Dividende an der Gesamtperformance könnte sogar auf 50 % steigen. Wenn wir dann die durchschnittliche Dividendenrendite im Fonds bei rund 3,5 % halten können, würde das einem durchschnittlichen jährlichen Gesamtplus von 7 % entsprechen – weniger als früher, aber in instabilen Märkten ein anspruchsvolles Ziel.

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comdirect: Müssen Aktien Mindest-Dividendenrenditen aufweisen, um im DWS Top Dividende Aufnahme zu finden?
Marcus Poppe: Wir haben eine Mischbetrachtung. Insgesamt streben wir im Fonds eine durchschnittliche Dividendenrendite von über 3,5 % an, rund einen Prozentpunkt über der Dividendenrendite des globalen Aktienmarktes. Für den Einzelwert gibt es keine Mindestmarke. Wenn die Dividenden eines Unternehmens stetig steigen und die Marktstellung gut ist, können im Einzelfall durchaus 2 % ausreichen. Das ist mehr, als aktuell mit Unternehmensanleihen bester Bonität oder gar Bundesanleihen zu holen ist. Bedenklicher als eher kleine Dividendenrenditen mit steigender Tendenz sind für uns außergewöhnlich hohe Dividendenrenditen. Die sind eher ein Warnsignal.
comdirect: Warum?
Marcus Poppe: Bei zweistelligen Dividendenrenditen ist meist etwas faul. Sie beruhen oft auf stark gesunkenen Aktienkursen wie etwa in der Vergangenheit bei deutschen Banken oder Versorgern. Da zeigte sich: Erst sanken die Kurse und die Dividendenrenditen explodierten. Dann sanken die Kurse weiter und auch die Dividenden schmolzen. Ausschüttungen über 6 % halten wir grundsätzlich eher für bedenklich.
comdirect: Worauf achten Sie bei der Aktienauswahl neben der Dividendenrendite?
Marcus Poppe: Ein wichtiger Parameter ist eine mindestens konstante, besser zunehmende Ausschüttung. Sie signalisiert uns, dass das Unternehmen auf einem stetigen Wachstumspfad ist. Von Bedeutung ist zudem die Höhe der Ausschüttungsquote. Sie sollte im Regelfall nicht über 50 % des Gewinns liegen. Denn es nutzt wenig, wenn Unternehmen ihren kompletten Gewinn regelmäßig an die Aktionäre verteilen oder gar aus der Substanz ausschütten. Dann bleibt kein Kapital für Investitionen in die Zukunft und die Dividende kann kaum nachhaltig sein.
comdirect: Gibt es Branchen, in denen Sie Ihre Anforderungen an Dividendenhöhe und -konstanz sowie Ausschüttungsquote besonders häufig erfüllt sehen?
Marcus Poppe: Solche Unternehmen finden wir in allen Branchen. Das zeigt sich auch im Fonds, über 20 % Portfolioanteil macht kein Sektor aus. Als Standbein setzen wir auf Unternehmen, die regelmäßig 5 bis 6 % ausschütten. Sie kommen oft aus dem Infrastrukturbereich, aus der Telekom- und Versorgerbranche. Stark sind aber auch die Pharmakonzerne mit ihren stabilen Geschäftsmodellen und Konsumgüter.
comdirect: Welche Sektoren finden Sie aktuell besonders interessant?
Marcus Poppe: Gut entwickelt hat sich zuletzt der Energiesektor. Die Ölproduzenten haben gezeigt, dass sie auch bei Ölpreisen zwischen 50 und 60 US-Dollar gute Gewinne erwirtschaften können. Sie gehen effizienter mit dem Kapital um als noch vor einigen Jahren. Überzeugen konnten zuletzt auch die Minenwerte. Ihre Bilanzen und Ausschüttungen haben sich verbessert. Falls die Annäherung zwischen den USA und China nachhaltig ist, könnten die Kurse der Minengesellschaften zudem einen Extraschub bekommen.
comdirect: In welchen Ländern finden Sie die meisten Dividendenfavoriten?
Marcus Poppe: Wir haben keine spezifische Länderallokation und sind weltweit aktiv. Allerdings sind wir gegenüber dem MSCI World in Europa deutlich übergewichtet. Das liegt an den überdurchschnittlichen Dividendenrenditen auf unserem Kontinent. In den USA dagegen liegen die Dividendenrenditen niedriger, weil US-Unternehmen viel mit Aktienrückkäufen arbeiten. Zwar enthält der Fonds rund 40 % US-Werte, aber das sind 20 Prozentpunkte weniger als im MSCI-World-Index. Interessante Dividendenwerte gibt es auch in Asien. Hier sind wir in Japan, in Südkorea und in Taiwan engagiert, zum Teil auch im Software- und IT-Bereich.
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