„Dividenden sind für Anleger ein Dauerthema.“

Key Takeaways
  • Ausschüttungsstarke Unternehmen bieten regelmäßige Einnahmen.
  • Eine Dividendenstrategie ist eine Investition in hervorragende Unternehmen.
  • Qualitativ hochwertige Dividendenaktien überzeugen in der Regel mit Kursgewinnen.
Thomas Müller hat vor 30 Jahren mit boerse.de das erste deutsche Finanzportal gegründet.
Thomas Müller hat vor 30 Jahren mit boerse.de das erste deutsche Finanzportal gegründet.
Thomas Müller
Gründer des ersten deutschen Finanzportals boerse.de
Inzwischen bietet die boerse.de Group AG auch Vermögensverwaltung und Investmentfonds an. Nach dem boerse.de-Aktienfonds und dem boeerse.de-Technologiefonds wurde 2023 der boerse.de Dividendenfonds aufgelegt.

Fonds mit Champions-Aktien (WKN A2AQJY) und mit Technologie-Champions (WKN TMG4TT) haben Sie bereits aufgelegt. Brauchte es da auch noch einen Dividendenfonds (WKN TMG4DA)?

Dividenden sind für uns und für die Anleger ein Dauerthema. Dividendenstarke Aktien haben über lange Zeiträume die großen Indizes übertroffen. Sie sind in gewisser Hinsicht das konservative Pendant zu Technologieaktien. Bei Dividendenwerten geht es aber nicht allein um die Höhe der Ausschüttungen, sondern auch um deren Konstanz und insbesondere die Anlagequalität.

Lange profitierten Dividendenfonds davon, dass auf der Zinsseite nichts zu holen war. Das hat sich geändert. Sind Sie nicht zu spät an den Markt gekommen?

Dieses Problem sehen wir überhaupt nicht. Denn was nutzten 2023 diese 3-%-Zinsen, wenn gleichzeitig die Inflation bei 6 % lag? In einer Welt steigender Schulden sollte man nicht in Schuldtitel wie Anleihen investieren. Gerade Sachwerte wie Aktien haben sich in inflationären Situationen bewährt. Neben den regelmäßigen Ausschüttungen profitieren Anleger bei der Investition in dividendenstarke Champions von den langfristigen Wertsteigerungen.

Was macht Dividendenfonds grundsätzlich stark und attraktiv für Anleger?

Ausschüttungsstarke Unternehmen bieten regelmäßige Einnahmen. Das wünschen sich viele Anleger. Deswegen halten viele Anleihen oder gerade Vermögendere sind in Immobilien überinvestiert. Wir sagen: Dividenden sind die besseren Mieten. Die Verwaltung eines Aktienportfolios ist weit weniger anspruchsvoll als die eines Mietshauses und die Rendite ist langfristig überlegen. Dabei ist auch der Einstiegszeitpunkt relativ egal. Unser Slogan dazu lautet: Der Zeitraum schlägt bei der Aktienanlage den Zeitpunkt.

Dennoch bleibt die Frage: Warum braucht die Welt den gefühlt 100. Dividendenfonds?

Weil wir einen grundsätzlich anderen Ansatz wählen: Die meisten Fonds und ETFs setzen bei der Aktienauswahl stark auf die Höhe der Dividenden. Die Dividenden- und die Anlagequalität der Aktien stehen meiner Meinung nach nicht genug im Fokus. Uns reicht es, wenn qualitativ hochwertige Unternehmen kontinuierlich Dividende zahlen. Entsprechend liegt die durchschnittliche Dividendenrendite im Fonds mit 2,5 % sogar unter DAX und Euro STOXX. Im Gegenzug entwickeln sich die Dividenden und meist auch die Aktienkurse weit konstanter, das heißt, sie steigen mit schöner Regelmäßigkeit.

Wie wollen Sie diese Konstanz dauerhaft gewährleisten?

Durch eine regelbasierte Auswahl, die regelmäßig überprüft wird: Bei 30 der 50 Werte des Portfolios handelt es sich um Dividenden-Champions, die mithilfe der boerse.de-Performance-Analyse identifiziert wurden. Dabei untersuchen wir die Kursentwicklung in den vergangenen zehn Jahren und wählen die langfristig erfolgreichsten Werte aus – zum Beispiel Novo Nordisk mit seinen Abnehmspritzen oder die weltweit größte Fast-Food-Kette McDonald’s. Die anderen 20 können bei dieser Analyse etwas schwächer abschneiden, wenn die Dividendenhistorie überzeugt. Unternehmen wie Coca-Cola oder Procter & Gamble haben seit über 60 Jahren ihre Dividenden Jahr für Jahr erhöht. Alle 50 Unternehmen werden mit je 2 % gewichtet.

Sie streben eine Ausschüttung von 1 % pro Quartal an. Wie ist das möglich bei einer durchschnittlichen Portfolio-Dividendenrendite von 2,5 %?

Anders als bei anderen Dividendenfonds erfolgen die Ausschüttungen nicht allein aus den Dividendenzahlungen, sondern auch aus dem Fondsvermögen. Durch die konsequente Ausrichtung auf performancestarke Champions mit Dividende ist das möglich. Dividendenfallen, wie es etwa die Banken in der Finanzkrise waren, werden Sie im Portfolio des Dividendenfonds kaum finden. Die durchschnittliche Dividendenrendite mag auf den ersten Blick niedrig aussehen. Aber das liegt daran, dass die Kurse der Unternehmen oft noch schneller steigen als die Ausschüttungen. Dagegen hat kein Anleger etwas einzuwenden.

In welchen Branchen finden Sie die Unternehmen, die Ihre Ansprüche erfüllen?

Gegessen, getrunken und geputzt wird immer. Deshalb finden sich im Portfolio zahlreiche Unternehmen mit starken Marken aus dem Nahrungs- & Genussmittelbereich wie PepsiCo und McDonald’s oder Colgate-Palmolive und Nike aus der Branche Handel & Konsum. Hoch gewichtet ist auch der Sektor Chemie-, Pharma-, Bio- & Medizintechnik.

Anders als in vielen anderen Dividendenfonds sind die USA bei Ihnen mit über 60 % ähnlich stark vertreten wie im MSCI World – obwohl die Dividendenrendite im Durchschnitt weit unter der europäischen liegt. Woran liegt das?

Die Aktienauswahl bestimmt die Länderallokation. Die Stärke der USA im Portfolio basiert auf zwei Effekten: Zum einen stammt der Großteil der langfristig besten Aktien aus den USA, so befinden sich unter den 100 Champions 64 Werte von der Wall Street. Zum anderen gibt es in den USA auch die meisten Dividendenaristokraten. Das sind Unternehmen, die seit 25 Jahren und mehr ihre Ausschüttungen kontinuierlich steigern. Dazu zählen so bekannte Marken wie McDonald’s und Coca-Cola.

Gibt es Branchen, die Sie trotz hoher Dividendenrenditen meiden?

Durch das Champions-Kriterium sind zyklische Aktien im Depot kaum vertreten. Automobile oder Banken schwanken in Kurs und Dividendenzahlungen viel zu stark, um im regelbasierten Auswahlprozess große Chancen zu haben. Zudem haben wir ein paar klare Ausschlusskriterien festgelegt: keine Aktien aus Russland und China, keine Rüstungs- und Rohstoffunternehmen. Denn wir wollen nicht an Kriegen und Versorgungsengpässen verdienen. Es gibt – frei nach Warren Buffett – genügend wunderbare zivile Unternehmen mit wunderbaren Produkten.

Aktuell befinden wir uns in einer ökonomischen Stagnationsphase. Was bedeutet das für Dividendenwerte und Ihren Fonds?

Solche gesamtwirtschaftlich schwachen Phasen gibt es immer. Sie haben aber den Unternehmensgewinnen und den Aktienkursen zuletzt nicht geschadet. Das sehen wir gerade mit den Rekorden in DAX und Euro STOXX. Aber selbst wenn die aktuelle Rezession auf die Börsen durchgeschlagen hätte, wäre sie bei langfristiger Betrachtung nur ein kleinerer Ausschlag auf dem Weg nach oben. Eine Dividendenstrategie ist keine Spekulation, sondern eine Investition in hervorragende Unternehmen. Damit überlebt man Wirtschaftskrisen, Präsidentschaftswahlkämpfe und selbst kriegerische Auseinandersetzungen. Wer auf Sparpläne setzt, muss sich erst recht keine Sorgen machen.

Bei diesem Interview handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der nicht die Meinung der comdirect – einer Marke der Commerzbank AG – wiedergibt. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Aktien unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Stand: 10.03.2024. Quelle: comdirect.de.

Portrait von Michael Reitz, Diplomvolkswirt und unabhängigem Finanzexperten
Portrait von Michael Reitz, Diplomvolkswirt und unabhängigem Finanzexperten
Autor
Michael Reitz
Der Diplom-Volkswirt beschäftigt sich seit 25 Jahren mit dem internationalen Börsengeschehen. Seine ersten schmerzhaften Erfahrungen hat er beim Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 gemacht.
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