Interview: "Dividendenstarke Werte sind ein guter Puffer"
Interview: "Dividendenstarke Werte sind ein guter Puffer"
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Interview: „Dividendenstarke Werte sind ein guter Puffer“

Fondsmanager Stefan Breintner zu aussichtsreichen Dividendenwerten und der schwierigen Marktlage im Zeichen des Corona‐Virus.

Stefan Breintner

Stefan Breitner

Stefan Breintner arbeitet seit 2005 für die DJE Kapital AG und ist stellvertretender Leiter des Bereichs Research & Portfoliomanagement. Er verantwortet den DJE – Gold & Ressourcen sowie den DJE Gold & Stabilitätsfonds und ist gemeinsam mit Dr. Jan Ehrhardt Co‐Fondsmanager des DJE – Zins & Dividende, des DJE – Dividende & Substanz sowie des DJE – Asia High Dividend.

comdirect: Herr Breintner, mit der Corona‐Krise kam der stärkste Markteinbruch seit Jahrzehnten. Wie hart hat es Ihren Dividendenfonds erwischt?

Stefan Breintner: Das Corona‐Virus zieht weltweit seine Kreise und nimmt alle Menschen und Volkswirtschaften stark mit. Die vergangenen Wochen waren auch an den Finanzmärkten die mit Abstand schwierigsten seit der Finanzkrise 2008/09. Wir verdienen das Geld für die Anleger in unserem Flaggschifffonds DJE Dividende & Substanz mit Aktien und sind dementsprechend ebenfalls betroffen. Dennoch bleiben dividendenstarke Werte ein guter Puffer in der Krise. Im Vergleich zu den großen Indizes wie dem DAX oder dem MSCI‐World sind wir bisher relativ gut, d.h. mit geringeren Verlusten, durch den Absturz gekommen – auch weil wir frühzeitig den Cashbestand erhöht haben.

comdirect: Wird jetzt Anlegern schmerzlich bewusst, dass die Dividende nicht der „neue Zins“ ist?

Stefan Breintner: Aktienkurse schwanken, mitunter sehr stark. Richtig war und ist, dass Unternehmen Aktionären in der Regel stetige Ausschüttungen bescheren. Aber auch sehr solide Dividendenwerte mit geringeren Schwankungen bleiben Aktien – mit allen Chancen und Risiken wie Kursverlusten oder sinkenden Dividenden. Durch die Corona‐Krise sind nun auch die Zinsen in den USA massiv gefallen bzw. auch dort gibt es kaum mehr Zinsen. Sobald sich die Krise legt, wird vielen Anlegern mehr denn je bewusst werden, dass es quasi in jeder entwickelten Volkswirtschaft keine Zinsen mehr gibt. Dividenden werden damit stärker in den Fokus rücken, daran habe ich nach wie vor keinen Zweifel.

comdirect: Aktionären von beliebten Dividendenwerten wie Daimler und BMW war das schon vorher bewusst …

Stefan Breintner: Im Automobilsektor sah man die Probleme schon vor der Corona‐Krise. Die einstmals üppigen Dividenden sind gekürzt worden, und das ist nicht verwunderlich. Wir halten uns schon länger von Automobilherstellern fern. 2018 haben wir sie bereits untergewichtet und sind 2019 komplett ausgestiegen. Denn im Kerngeschäft haben die Unternehmen schon damals nicht genügend Cashflow erwirtschaftet, um die hohen Ausschüttungen zu rechtfertigen. Nach wie vor stehen die Autmobilhersteller vor riesigen Herausforderungen.

comdirect: Welche sind das?

Stefan Breintner: Die Dieselkrise war der Auslöser für einen großen Umbruch in der Branche. Aktuell machen uns neben dem rezessionsbedingten Absatzeinbruch folgende Punkte Sorgen: Erstens befindet sich die Branche im kompletten Wandel und muss enorme Geldsummen in neue Technologien für E‐Mobilität und autonomes Fahren stecken. Zweitens gibt es einen enormen Druck von Newcomern wie Tesla, die keine Klagen oder Altlasten mit sich schleppen. Es gibt so viele Baustellen – da machen Unternehmen aus anderen Branchen mehr Sinn.

comdirect: Worauf achten Sie bei der Auswahl ihrer Dividendenwerte?

Stefan Breintner: Empirische Analysen haben gezeigt, dass dividendenstarke Werte insbesondere in schwierigen Marktphasen eine wesentlich stabilere Anlageform sein können als dividendenschwache Papiere. Denn eine Dividende kann als Puffer vorübergehende Kursverluste abmildern. Wir streben eine durchschnittliche Dividende von mindestens 3 % im Fonds an. Das ist moderat und liegt sogar unter der durchschnittlichen Dividendenrendite im EURO STOXX 50. Denn eine hohe Dividendenrendite nützt nichts, wenn sie durch hohe Kursverluste entstanden ist. So ging es zuletzt etwa vielen Unternehmen aus zyklischen Branchen wie der Chemie und dem Automobilbau. Deshalb müssen die Kandidaten für den Fonds wichtige Grundvoraussetzungen erfüllen.

comdirect: Welche Grundvoraussetzungen sind das?

Stefan Breintner: Wir erwarten zum einen mindestens stabile, möglichst sogar von Jahr zu Jahr steigende Ausschüttungen. Zudem sollten die Unternehmen dafür nur zwischen 40 % und 60 % ihres Gewinns ausschütten. Bei höheren Ausschüttungsquoten besteht in schwachen Jahren das Risiko von Dividendenkürzungen. Schließlich sollte der freie Cashflow ausreichen, um die Dividende nachhaltig zu zahlen. Öl‐ und Gasunternehmen etwa schütten angesichts ihrer enormen Investitionen nach meinem Geschmack zu viel aus und sind deshalb untergewichtet.

„Wenn ein Unternehmen aus unserem Portfolio die Dividende kürzt oder gar ausfallen lässt, haben wir unseren Job schlecht gemacht.“

Stefan Breintner
Stellvertretender Leiter Research & Portfoliomanagement, DJE Kapital AG

comdirect: In welchen Branchen finden Sie besonders viele Unternehmen, die Ihre Ansprüche erfüllen?

Stefan Breintner: Beim DJE Dividende & Substanz dominieren drei Branchen, die sich auch besonders stark in den Top‐Ten‐Werten des Portfolios wiederfinden: Gesundheitswesen, Finanzwesen und Technologie. Die Ausschüttungsquoten liegen bei den beiden erstgenannten Sektoren im Bereich von 40 %, im Technologiesektor bei deutlich unter 40 %.Insbesondere ausgewählte Pharmawerte erfüllen all unsere Kriterien. Das Auf und Ab der Konjunktur spielt da keine große Rolle. Bei den Finanzwerten haben wir vor allem Versicherer im Fokus.

comdirect: Dennoch ist die Dividendenrendite im Tech‐Sektor recht niedrig, und einige Unternehmen verzichten ganz darauf…

Stefan Breintner: Das ist richtig, und deshalb müssen wir beim Dividendenfonds auch von einigen vielversprechenden Unternehmen Abstand nehmen, weil sie nicht zu unseren Vorgaben passen. Aber es gibt im Sektor zahlreiche Werte, die Dividenden zahlen und vor allem wegen der Unternehmenserfolge auch zügig steigern. Zu der etwas mageren Dividendenrendite kamen dann gerade in den vergangenen Jahren erhebliche Kurssteigerungen – etwa bei Apple und Microsoft, die zu den Schwergewichten im Fonds zählen.

comdirect: Sie haben keine Unternehmen im Portfolio, die ihre Dividende kürzen oder komplett streichen?

Stefan Breintner: Wir investieren grundsätzlich nicht in Unternehmen, bei denen wir einen Dividendenschnitt erwarten. Bei kriselnden Branchen sind wir gegenüber dem Weltindex oder auch Dividenden‐ETFs untergewichtet. In dem grundsätzlich schwierigen Chemiesektor etwa setzen wir allein auf Firmen in besonderen Situationen wie z. B. Spezialisten für Industriegase. Normalerweise sagen wir: Wenn ein Unternehmen aus unserem Portfolio die Dividende kürzt oder gar ausfallen lässt, haben wir unseren Job schlecht gemacht. In der aktuellen Ausnahmesituation sind Dividendenkürzungen aber vermutlich nicht gänzlich auszuschließen. Aber ich bin sicher: Dividendenprobleme in unserem Depot werden deutlich seltener sein als im Gesamtmarkt.

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comdirect: Haben aktiv gemanagte Dividendenfonds deshalb in der Vergangenheit oft besser abgeschnitten als Dividenden‐ETFs, die stellenweise ihre Werte mechanisch nach der aktuell höchsten Dividendenrendite auswählen?

Stefan Breintner: Ja. ETFs haben in manchen Sektoren Vorteile, etwa in schwer investierbaren Nischenmärkten. Aber beim Thema Dividenden würde ich gegenüber mechanischen Ansätzen auf jeden Fall zu aktivem Fondsmanagement raten. Der aktive Fondsmanager kann schwierige Branchen vermeiden bzw. untergewichten und drohende Kürzungen erkennen. Zudem besteht in Krisenzeiten wie jetzt die Möglichkeit, die Kassenhaltung deutlich hochzufahren und die Verluste zumindest teilweise zu begrenzen.

comdirect: Wie stellen Sie in diesen unsicheren Zeiten den Fonds auf?

Stefan Breintner: Wir fahren auf Sicht und halten aktuell deutlich mehr als 20 % Kasse. Die Gesundheitsgefahren und die heruntergefahrenen Volkswirtschaften machen es nahezu unmöglich, die nächsten Monate genau abzuschätzen. So ist der „Greed&Fear“-Index der Bank of America binnen weniger Wochen von „sehr gierig“ auf „extrem ängstlich“ umgeschwenkt. Wenn COVID‐19 eingedämmt werden kann bzw. Medikamente oder Impfstoffe gefunden werden, sollten die massiven Geldspritzen der Notenbanken eine Erholung der Märkte stützen. Aber bis dahin könnte der Weg noch steinig sein.

Aktien, ETF‐Indexfonds und Investmentfonds unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich Ihre selbstständige Anlageentscheidung erleichtern und ersetzt keine anleger‐ und anlagegerechte Beratung. Allein verbindliche Grundlage des Kaufs bei Fonds sind die derzeit gültigen Verkaufsunterlagen des Fonds („Wesentliche Anlegerinformationen“, Verkaufsprospekt sowie Jahres‐ und Halbjahresberichte, soweit veröffentlicht). Diese Unterlagen erhalten Sie auf der Fonds‐Detailseite unter www.comdirect.de oder direkt beim Emittenten. Bei den hier dargestellten Informationen und Wertungen handelt es sich um eine Werbemitteilung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Anlageempfehlung oder Anlagestrategieempfehlung genügt. Die Darstellung gibt nicht die Meinung von comdirect wieder. Darüber hinaus unterliegen die dargestellten Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlage‐ oder Anlagestrategieempfehlungen. Stand: 01.04.2020; Quelle: comdirect.de.

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