- Anleger profitierten 2024 weiter von der Erholungsrallye.
- Mit Blick auf 2025 ist eine Branchen- und Länderrotation in Sicht.
- Rund um Weihnachten ist die statistisch beste Börsenzeit.
Herr Speck, die Strategie „Sell in May and go away“ war 2024 nicht nötig. Die Märkte haben sich einfach mit Ausnahme des August-Dips kontinuierlich nach oben bewegt – trotz Kriegen und Wirtschaftskrisen. Warum?
Anleger profitieren nach dem Einbruch der Aktien- und Rentenmärkte im Jahr 2022 immer noch von einer Erholungsrallye an den Börsen. Diese Tendenz wurde im laufenden Jahr von der KI-Fantasie, vor allem aber von fallenden Inflationsraten und anhaltenden Zinssenkungshoffnungen genährt. Allerdings hat sich die Rallye nicht auf alle Märkte gleichermaßen ausgewirkt. Während die USA und insbesondere dort die Tech-Werte sehr hoch bewertet sind, ist das in vielen aufstrebenden Ländern nicht der Fall. Vor allem der chinesische Markt hat noch Nachholbedarf. Inflationsbereinigt liegt die weltweite Marktkapitalisierung sogar noch unter dem Stand des Jahres 2021.
Bleibt also jetzt noch genügend Schub für eine Jahresendrallye und wie könnte sie durch den Ausgang der US-Wahlen beschleunigt werden?
Wie lange der gute Börsentrend noch anhalten wird, kann niemand mit Gewissheit sagen. Das klare Ergebnis der Präsidentschaftswahlen mit eindeutigem Sieger dürfte hilfreich sein für eine störungsfreie Entwicklung. Der S&P hat in den letzten 1,5 Monaten eines Jahres im langfristigen Trend rund 1,7 % zugelegt. Das ist eine überdurchschnittliche, aber nicht spektakuläre Performance, die auch nach dem guten Jahresverlauf erreichbar scheint. Ich halte es allerdings durchaus für möglich. dass sich mit Blick auf das Jahr 2025 langsam eine Branchen- und Länderrotation in Gang setzt: Zurückgebliebene Regionen wie China und Rohstoffe oder Edelmetalle sowie die Aktien der Unternehmen, die Rohstoffe produzieren, haben Nachholbedarf.
Traditionell ziehen die Kurse um die Weihnachtszeit besonders stark an. Können wir uns darauf verlassen?
Eine Garantie gibt es natürlich nicht. Zwischen 2017 und 2019 etwa sackten die Kurse dreimal in Folge in der zweiten Dezemberhälfte ab. Dennoch bleibt die statistische Antwort eindeutig: Ab Mitte Dezember gibt es meist Geschenke – in Deutschland und in der gesamten westlichen Welt. Bei uns legte der DAX in den vergangenen 25 Jahren zwischen dem 15. Dezember und 2. Januar im Durchschnitt um 1,87 % zu. Bei einer Gesamtperformance von gut 5 % wurde damit mehr als ein Drittel des gesamten Jahresgewinns in der kurzen Periode rund um Weihnachten erzielt. Dabei wirken sich psychologische Effekte wie die Kauflaune zu den Festen und das Windowdressing der Fondsmanager aus. Dabei werden kurz vor Jahresende für den Fondsbericht Aktien gekauft, die im Gesamtjahr den höchsten Wertzuwachs erzielten. Wenn böse Überraschungen ausbleiben, könnte die Jahresendrallye in diesem Jahr das Sahnehäubchen auf einem gelungenen Börsenjahr werden.
Bei diesem Interview handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der nicht die Meinung der comdirect – einer Marke der Commerzbank AG – wiedergibt. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Aktien unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Stand: 11.11.2024; Quelle: comdirect.de