- Halbleiter sind Schlüsselkomponente vieler industrieller Anwendungen.
- Mehrere Vorzeigeunternehmen dominieren die Chip-Branche.
- Chip-Unternehmen sind nach der Kurskorrektur attraktiv bewertet.
Die Halbleiterbranche hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch gewandelt. Vom Teilelieferanten für elektrische (Konsum-)Produkte wie PCs in den 1990er-Jahren, Mobiltelefone in den 2000ern oder Smartphones ein Jahrzehnt später sind die wertvollen Bauteile inzwischen zum Engpassfaktor und zur Schlüsselkomponente zahlreicher industrieller Anwendungen geworden. Ob Kommunikationsindustrie, Automobilbau, Medizintechnik oder selbst die Baubranche – ohne Mikroelektronik geht schon jetzt (fast) gar nichts mehr. 2021 lag der Branchenumsatz bei 600 Milliarden US-Dollar, nach Einschätzung von McKinsey & Company wird er im laufenden Jahrzehnt um 6 bis 8 % jährlich zulegen. „Die Zeichen in der Halbleiterbranche stehen auf Wachstum“, sagt Ondrej Burkacky, Leiter der globalen Halbleiterberatung bei McKinsey. Damit bieten sich auch für Investoren Chancen.
Abhängigkeit von Asien reduzieren
Besonders hohen Bedarf sehen die McKinsey-Analysten bei Halbleitern für die Automobilindustrie (Steuerungselektronik für Elektrofahrzeuge sowie für das halb und voll automatisierte Fahren), für Cloud Computing und Datenspeicher sowie für Chips für die drahtlose Kommunikation. Dies und die Gefahr einer möglichen Abhängigkeit von China und anderen asiatischen Staaten hat inzwischen auch die europäische Politik erkannt. Mit dem „EU Chips Act“ hat sie deshalb ein Milliardenprogramm zur Förderung der heimischen Chipindustrie auf den Weg gebracht, das 43 Milliarden Euro aus öffentlichen und privaten Quellen mobilisieren soll. Auf diese Weise erhofft sich die EU, den weltweiten Marktanteil der europäischen Halbleiterindustrie bis 2030 von derzeit 10 auf 20 % zu steigern. Profitieren sollen Großkonzerne (z. B. Infineon in Dresden oder die neue Giga-Fabrik von Intel in Magdeburg), aber auch kleinere und mittelständische Betriebe.
Gute Unternehmensergebnisse
Die Angst vor einer Absatzflaute und der Zinsanstieg, der Technologiewerte zum Teil überproportional stark belastet, sorgte 2022 für eine kräftige Korrektur bei den Chipaktien. Inzwischen sind viele attraktiv bewertet. Das gilt zum Beispiel für die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company, kurz TSMC. Der Konzern profitiert von seiner Rolle als exklusiver Zulieferer von Apple und hat hervorragende Geschäftszahlen für das vierte Quartal 2022 vorgelegt. Der Umsatz legte um 43 % auf umgerechnet 19,1 Milliarden Euro zu. Der Nettogewinn stieg sogar um 78 % auf rund neun Milliarden Euro. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis 2023 liegt bei moderaten 13. An der Kurserholung partizipierte auch Investmentlegende Warren Buffett. Allerdings verkaufte er zuletzt einen großen Teil seines Aktienpakets. Ein Grund dafür dürften die politischen Risiken im Taiwan/China-Konflikt sein.
Auch die bayerische Infineon konnte im Weihnachtsquartal das Ergebnis um 5 % auf 1,1 Milliarden Euro steigern. Die Marge lag bei unerwartet hohen 28 % und das Unternehmen erhöhte die Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 gehört der Technologiekonzern zu den günstigen Aktien im DAX. Der niederländische Chipindustrie-Ausrüster ASML setzte mit 21,2 Milliarden Euro im Jahr 2022 rund 14 % mehr um als 2021. Trotz eines leichten Gewinnrückgangs soll die Dividende um gut 5 % auf 5,80 Euro steigen. Schwächer fielen dagegen zuletzt die Zahlen bei Samsung Electronics und vor allem bei Intel aus.
Neue Bewertungsrelationen denkbar
Die niedrige, teilweise einstellige Bewertung der Chipaktien erstaunt. Der Wandel vom reinen Lieferanten hin zum Hersteller von Schlüsselkomponenten für zahlreiche industrielle Anwendungen ist an der Börse noch nicht angekommen. „Dieser Wandel verringert die Abhängigkeit von Konsumausgaben“, erklärt Tania Bachmann, Equity Research Analystin beim Vermögensverwalter PIMCO. „Nach einer jahrzehntelangen Konsolidierungswelle weist die Halbleiterindustrie zudem nun eine Struktur mit hohen Eintrittsbarrieren und erheblicher Preismacht auf.“ Das stabilisiert die Gewinnzyklen und die Bilanzen der Big Player. So verfügen die meisten Chip-Unternehmen über große Cash-Bestände und haben zuweilen überhaupt keine Schulden. Höhere Bewertungen scheinen daher mittelfristig durchaus denkbar.
Breit investieren mit ETFs
Die Preis- und Nachfrageschwankungen schlagen sich bei den Chip-Unternehmen weiterhin sehr unterschiedlich nieder. Breit gestreut können Anleger mit ETFs auf das Chip- und Halbleitersegment setzen. Inzwischen gibt es fünf Produkte auf unterschiedliche Chip-Indizes. Die beiden mit Abstand größten sind bei comdirect als Top‐Preis ETFs ohne Orderentgelt im Sparplan erhältlich. Die Aktienauswahl im iShares MSCI Global Semiconductors UCITS ETF – USD ACC und im VanEck Semiconductor UCITS ETF – USD ACC ETF ist weitgehend identisch und stark auf Unternehmen aus den USA sowie TSMC fokussiert. Die laufenden Kosten liegen jeweils bei jährlich 0,35 %.
Zertifikate oder Hebelprodukte als Alternative
Eine Alternative zu ETFs sind Partizipationszertifikate. Das Vontobel open end Partizipations-Zertifikat auf den Solactive Global Semiconductor Leaders Index bildet die durchschnittliche Wertentwicklung von 20 Chip-Unternehmen ab, die nach einem Scoring-Modell ausgewählt werden. Die Zusammensetzung wird halbjährlich überprüft und die Gleichgewichtung (jeweils 5 %) der Aktienpositionen wiederhergestellt. Eine Alternative ist der BÖRSE ONLINE Chip Power Index, auf den Morgan Stanley ein Partizipations-Zertifikat anbietet. Der Index enthält die aus Sicht der „BÖRSE-ONLINE“-Redaktion 15 attraktivsten Aktien des Halbleitersegments. Auf den Chip Power Index gibt es zudem eine kleine Palette von Faktor-Optionsscheinen und Mini Futures (jeweils long). Bei erhöhtem Risiko können risikofreudige Trader damit auf überproportionale Gewinne bei steigenden Kursen setzen. Neben dem wie bei allen Zertifikaten gültigen Emittentenrisiko droht hier aber auch ein Totalverlust, wenn die Aktienkurse stark fallen.
Aktien, Partizipations-Zertifikate, Faktor-Optionsschein und Mini Futures unterliegen Kursschwankungen. Damit sind Kursverluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich. Bei Partizipations-Zertifikaten, Faktor-Optionsscheinen und Mini Futures besteht als Schuldverschreibung zudem ein Emittentenrisiko. Bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten können Verluste bis hin zum Totalverlust eintreten. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich Ihre selbstständige Anlageentscheidung erleichtern und ersetzt keine anleger- und anlagegerechte Beratung. Bei den hier dargestellten Informationen und Wertungen handelt es sich um eine Werbemitteilung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Anlageempfehlung oder Anlagestrategieempfehlung genügt. Die Darstellung gibt nicht die Meinung von comdirect – einer Marke der Commerzbank AG – wieder. Darüber hinaus unterliegen die dargestellten Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlage‐ oder Anlagestrategieempfehlungen. Stand: 06.03.2023; Quelle: comdirect.de