- George Soros gilt als einer der größten Hedgefonds-Manager aller Zeiten.
- Soros spekulierte besonders erfolgreich gegen Währungen, insbesondere das Britische Pfund.
- Mit seiner Open Society Stiftung unterstützt Soros wohltätige Zwecke und liberale Ideen.
Seinen bekanntesten und größten Coup feierte George Soros 1992. Er war der Mann, der das Britische Pfund in die Knie zwang. Damals war Großbritannien der „kranke Mann Europas“. Am Euro nahm das Königreich später nie teil. Aber bei seinem Vorläufer, dem europäischen Währungssystem, war Großbritannien seit 1990 Mitglied. In diesem System schwankten die Kurse der europäischen Währungen in engen Bandbreiten. Nur bei dringender Notwendigkeit wurden einzelne Währungen auf- oder abgewertet. Im Jahr 1992 wehrten sich die europäischen Notenbanken und die Politik verzweifelt gegen eine Abwertung des Britischen Pfundes. Soros gab den Bemühungen keine Chance und tat das auch öffentlich kund. Er lieh sich Milliarden Britische Pfund und tauschte sie in andere europäische Währungen um. Am 16. September gab Premierminister John Major eine Abwertung des Pfundes und den Austritt aus dem Europäischen Währungssystem bekannt. Soros konnte seine Kredite zum günstigen Kurs zurückzahlen und verdiente nach Schätzungen rund eine Milliarde Euro.
Student bei Sir Karl Popper
Eine Karriere an den Finanzmärkten war George Soros nicht vorgezeichnet. Er wurde als György Schwartz 1930 in Budapest geboren. Sein Vater war ein ungarischer Jude und Esperanto-Schriftsteller. Soros überlebte in verschiedenen Verstecken die Judenverfolgungen in Ungarn. Als Teenager ließ er sich nach einem Esperanto-Kongress 1947 in England nieder. Dort studierte er an der London School of Economics. Der österreichisch-britische Philosoph Karl Popper, an dem sich auch der spätere deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt gern orientierte, war sein akademischer Mentor. Soros benannte 1979 seine Open-Society-Stiftung nach Poppers Theorie der „Offenen Gesellschaft und seiner Feinde“. Die Stiftung sollte im Laufe der Jahre Milliarden US-Dollar spenden.
Karriere als Hedgefonds-Manager und Währungsspekulant
1954 begann Soros seine Finanzkarriere in London und wechselte 1956 nach New York. 1969 gründete er zusammen mit seinem Kollegen Jim Rogers und fünf Millionen Dollar Anlagekapital den Quantum-Fonds im Steuerparadies Niederländische Antillen. Soros spekulierte weltweit und in ganz verschiedenen Marktsegmenten. Der größte Teil des Kapitals wurde eher konventionell in Aktien angelegt. Den besonderen Push jedoch gaben Spekulation auf Waren und Währungen. Hier nutzte Soros gewaltige Kredithebel und Futures, wenn er von einer Anlageidee überzeugt war. Die höchsten Gewinne erzielte er mit ebendiesen Währungsspekulationen. Neben dem Pfund-Coup gehörten die Spekulationen auf einen sinkenden Dollar Mitte der 1980er-Jahre und auf sinkende Währungen in Thailand und Malaysia in den 1990er-Jahren zu seinen einträglichsten Geschäften.
The trend is your friend
Wie bei allen Hedgefonds waren auch bei Soros’ Quantum-Fonds die Gewinne volatil. Soros begrenzte die Gefahren, indem er die Waren- und Währungsmärkte gründlich analysierte und festen Prinzipien folgte. Er begriff sich schon frühzeitig als Trendinvestor. Seine drei Grundprinzipien:
- Während eines Trends soll die in Trendrichtung bestehende Position stetig ausgebaut werden.
- Man soll nicht versuchen, alles zu wissen. Es reicht, bei einer bestimmten Sache mehr zu wissen als die anderen Marktteilnehmer.
- Vor dem Eingehen einer Position muss man abwägen, wie groß das zu akzeptierende Risiko ist.
Das sind eher klassische Anlageprinzipien nach dem Motto „The trend is your friend“. Sein viertes Prinzip war an den Märkten neu: Soros gab seine Investitionsabsichten offen bekannt. So wurden auch andere Marktteilnehmer auf seine Analysen und Strategien aufmerksam. Je häufiger Soros Erfolg hatte, umso stärker folgten ihm die Märkte – und umso mehr verdiente Soros an den „Self-fulfilling Prophecies“.
Einflussreicher Großspender und Philanthrop
Seine aggressiven Investmentstrategien gegen Währungen und damit auch gegen die betreffenden Staaten haben George Soros viel Kritik eingebracht. Das dabei verdiente Geld nutzte er jedoch nicht in erster Linie für sich. So unterstützte Soros mehrmals mit großzügigen Spenden demokratische Kandidaten in amerikanischen PräsidentschaftswahIkämpfen. Vor allem aber gründete er 1979 die Open Society Foundations. Über 20 Milliarden US-Dollar hat er im Lauf der Jahrzehnte dieser Stiftung übertragen, die zweitgrößte Privatstiftung nach der Stiftung von Bill Gates. Sie wirkte und wirkt weltweit, insbesondere in seiner Geburtsregion Osteuropa. So unterstützte Soros schon in den 1980er-Jahren Demokratisierungsbewegungen wie Solidarnosc und die Charta 77. Auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs engagierte er sich in Osteuropa, zum Beispiel in der Ukraine. Zudem unterstützte der politisch linksliberale Soros Initiativen gegen den Klimawandel und den Brexit. Aus dem aktiven Fondsmanagement hatte er sich schon seit einigen Jahren zurückgezogen, die Leitung der Open-Society-Stiftung übergab er erst Ende 2022 als 92-Jähriger an seinen Sohn.