Am 20. September wurde die erste Börsenliga von 30 auf 40 Werte aufgestockt. Anleger können von den Aufsteigern profitieren.
MDAX, TecDAX und SDAX: In allen Indizes hat die Deutsche Börse in den vergangenen Jahren Veränderungen vorgenommen. Nur die Regeln für die erste Liga, den DAX, blieben immer gleich. Aber auch Bewährtes kann und muss verbessert werden. Die offensichtlichste Änderung ist die Aufstockung von 30 auf 40 Titel ab dem 20. September. Für Anleger ist die DAX-Erweiterung interessant, weil ein Aufstieg in die erste Liga mit gewissen Kurschancen verbunden ist. So müssen beispielsweise DAX-ETFs und andere passiv anlegende Investoren ihre Portfolios an die neue Indexstruktur anpassen und die Aufsteigeraktien zulasten der bereits im Index enthaltenen Titel erwerben. Während sich aktiv agierende Anleger oft schon im Vorfeld mit Anteilen der besagten Werte eindecken, können passiv gemanagte Produkte den Wechsel erst mit der Indexumstellung oder unmittelbar davor vollziehen. „Längerfristig könnte zudem die mit einer DAX-Mitgliedschaft verbundene größere Bekanntheit gerade bei internationalen Investoren für zusätzliche Nachfrage sorgen“, erklärt Sebastian Bleser, Zertifikateexperte von der HypoVereinsbank onemarkets.
„Aber immerhin sind die Qualitätsanforderungen deutlich gestiegen und die Deutsche Börse kann Unternehmen zukünftig schneller aus dem Index ausschließen. Für Anleger wäre dies ein wichtiger Warnhinweis.“
Christian Kahler, Chefanlagestratege bei der DZ Bank
Qualitative Anforderungen geändert
Unter dem Eindruck der Wirecard-Pleite im vergangenen Sommer wurde die größte DAX-Reform seit seiner Lancierung im Jahr 1988 gestartet. Schon seit Dezember 2020 können nur noch Unternehmen in die erste deutsche Börsenliga aufsteigen, die in den zwei Jahren zuvor profitabel waren. Maßgeblich ist dabei das EBITDA, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und sonstigen Finanzaufwendungen. Seit März dieses Jahres müssen Indexmitglieder zudem vierteljährliche Quartalsmitteilungen und spätesten 90 Tage nach Geschäftsjahresende testierte Jahresabschlüsse veröffentlichen. Das gilt auch für MDAX-, TecDAX- und SDAX-Werte. Nach einer 30-tägigen Warnfrist führt ein Verstoß unmittelbar zum Indexausschluss. Dass Betrugsfälle wie Wirecard durch die neuen Regeln grundsätzlich verhindert werden können, glaubt Christian Kahler, Chefanlagestratege bei der DZ Bank, zwar nicht: „Aber immerhin sind die Qualitätsanforderungen deutlich gestiegen und die Deutsche Börse kann Unternehmen zukünftig schneller aus dem Index ausschließen. Für Anleger wäre dies ein wichtiger Warnhinweis.“
Mehr Unternehmen, breitere Aufstellung
Investoren schauen vor allem auf die Neueinsteiger vom September. Der mit Abstand größte Debütant ist dabei Airbus (WKN 938914). Bisher scheiterte die DAX-Aufnahme daran, dass die Aktien des Flugzeugherstellers, an dem Deutschland, Frankreich und Spanien beteiligt sind, vor allem in Paris gehandelt werden. Da jetzt das durchschnittliche Handelsvolumen als Kriterium für die DAX-Aufnahme entfallen ist und nur noch die Marktkapitalisierung entscheidet, war der Weg für Airbus jetzt frei. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 90 Milliarden Euro liegt der Wert von der Gewichtung unter den Top-Sechs im DAX und hat damit eine starke Bedeutung für die Entwicklung des DAX. Als weitere sichere Kandidaten sahen die Analysten der DZ Bank schon frühzeitig Zalando (WKN ZAL111), Symrise (WKN SYM999), Sartorius (WKN 716560) und Siemens Healthineers (WKN SHL100). Die endgültige „DAX40-Liste“ veröffentlichte die Deutsche Börse am 3. September nach US-Börsenschluss. Neben den genannten Favoriten schafften auch der Lebensmittellieferant Hello Fresh (WKN A16140), die Porsche Automobil Holding (WKN PAH003) mit ihrem starken Anteil an der Volkswagen AG, der Chemikalienhändler Brenntag (WKN A1DAHH), der Biotech-Spezialist Qiagen (WKN A2DKCH) und die Sportartikel-Legende Puma (WKN 696960) den Sprung in die Top 40.
Positive Effekte bei Aufsteigern möglich
Mehr Aufmerksamkeit für die Aufsteiger ist wichtig. Allerdings ist Bekanntheit kein alleiniger Grund für Kaufentscheidungen. Insgesamt wird der DAX zukünftig jedoch besser gemischt sein, was die Volatilität leicht verringern könnte. „Aktien aus den Bereichen Gesundheit und Medizintechnik werden an Bedeutung gewinnen, während sich die Gewichtung der Autowerte verringern wird“, meint Christian Kahler von der DZ Bank. Als Verlierer sieht er den MDAX, der von 60 auf 50 Titel schrumpft und seine größten Mitglieder verlieren wird.
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