Junge Frau mit Alltagsmaske und Smartphone im Sonnenschein
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© CentralITAlliance via Getty Images/iStockphoto

Depotabsicherung: Entspannt durch den Sommer

Die Aktienmärkte haben sich erholt. Für die traditionell schwachen Sommermonate gibt es eine Reihe von Absicherungsstrategien.  

Kommt sie oder kommt sie nicht – die zweite Welle? Kaum etwas beschäftigt Aktienanleger derzeit mehr als die Frage, ob es an den Kapitalmärkten nach der enormen Erholung vom Corona-Crash noch einmal nach unten geht. Denn der Aufschwung an den Börsen ist der fundamentalen Wirtschaftsentwicklung weit vorausgelaufen. Die Zahlen für das zweite Quartal 2020 sind schlecht ausgefallen. „Auch die Angst vor einer zweiten Infektionswelle mit nachfolgenden Shutdowns spricht nicht für eine fundamental stabile Schönwetterfront am Aktienmarkt“, erklärt Robert Halver, Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank.

Die Bewertungen der Aktien liegen weit über dem historischen Durchschnitt. Eine Korrektur in den traditionell schwachen Sommermonaten ist nicht ausgeschlossen. Zwar ist kein Gegenwind von den Zentralbanken zu erwarten, die weiter massiven Geldfluss garantieren. Auch die Regierungen sparen weltweit nicht an teuren Konjunkturprogrammen, die Unternehmen zugutekommen. Aber reinigende Gewitter mit zwischenzeitlichen Kursstürzen erwarten viele Marktbobachter. Wer den Sommer möglich entspannt genießen will, ohne dabei ständig auf sein Depot zu schauen, kann mit diversen Absicherungsstrategien vorsorgen. Dabei ist zu beachten: Nur in Kombination mit einem Depot erhalten die dafür geeigneten Produkte einen defensiven Charakter. Für sich allein betrachtet sind Faktorzertifikate, Short-Turbos und Put-Optionsscheine spekulative Anlagen mit sehr hohen Risiken, die zu einem Totalverlust führen können.

Clever Handeln mit Trailing Stop

Eine relativ einfache Möglichkeit der Risikovorsorge ist die Absicherung einzelner Depotwerte mithilfe von Trailing-Stop-Orders. Diese Ordervariante funktioniert zunächst wie herkömmliche Stop-Loss-Orders auch. Beim Berühren oder Unterschreiten einer festgelegten Kursmarke wird das jeweilige Wertpapier automatisch zum nächsten Kurs verkauft. Größere Verluste können so in der Regel vermieden werden. Gleichzeitig wird das Stop Loss jedoch auch automatisch nach oben angepasst, wenn die Kurse steigen. Auf diese Weise wird nicht nur die Position selbst, sondern es werden zusätzlich auch aufgelaufene Gewinne abgesichert. Mit Trailing-Stop-Orders können Anleger ihre Risiken reduzieren – und zwar nicht nur während des Sommerurlaubs. Allerdings besteht auch die Gefahr, dass manche Wertpapiere bei einer Kursdelle zu frühzeitig verkauft werden und man spätere Kurssteigerungen nicht mehr mitnehmen kann.

Absicherung mit Short-ETFs und Faktorzertifikaten

Ein anderer Ansatz wird bei der Absicherung mittels Short-ETFs verfolgt. Ihre Kursentwicklung verläuft in der Ausgangsvariante praktisch genau umgekehrt zu der eines Aktienindex. Ein Beispiel: Wenn der DAX an einem Handelstag 1 % an Wert verliert, bewegt sich ein DAX-Short-ETF um 1 % nach oben. Das Gleiche gilt aber auch in umgekehrter Richtung: Legt der DAX oder zum Beispiel der Euro STOXX 50 an einem Tag um 1 % zu, verliert der entsprechende Short-ETF auf den DAX oder Euro STOXX 50 genau diesen Prozentsatz an Wert. Die ETF-Herausgeber haben auch Produkte im Angebot, die mit dem Faktor zwei oder noch höher gehebelt sind. Aber auch in diesem Fall muss zur Absicherung noch relativ viel Kapital aufgewendet werden, nämlich bei einem Hebel von zwei noch die Hälfte des abzusichernden Volumens.

Wer sich deshalb einen höheren Hebel der umgekehrten täglichen Performance wünscht, kann auf Faktorzertifikate zurückgreifen. Ihr Wert steigt je nach Ausstattung um 3 %, 4 % oder auch 10 % an, wenn die zugrunde liegenden Indizes oder Futures um 1 % nachgeben. Ein Beispiel: Sinkt der DAX innerhalb eines Tages von 12.000 auf 11.940 Zähler (-0,5 %), gewinnt ein entsprechendes Faktor-4x-Short-Zertifikat 2 % hinzu, bei einem Faktor-8x-Short-Zertifikat sind es 4 %. Dabei wird man niemals einzelne Wertpapierpositionen, sondern immer das Depot als Ganzes teilweise oder vollständig absichern. Um ein Portfolio aus europäischen Bluechips im Wert von 60.000 Euro abzusichern, müssen ca. 7.500 Euro in ein Euro-STOXX Faktor-8-Short-Zertifikat investiert werden (60.000:8 = 7.500). Soll nur die Hälfte des Depots abgesichert werden, sind es ca. 3.750 Euro. In jedem Fall gilt: Wenn die Kurse wider Erwarten steigen, machen die Faktorzertifikate überproportionale Verluste.

Hedging mit Turbo-Optionsscheinen

Erfahrene Anleger greifen zur Depotabsicherung als Ganzes auch gerne auf Turbo-Optionsscheine in der Short-Variante zurück. Gegenüber klassischen Put-Optionsscheinen weisen Turbos insbesondere den Vorteil auf, dass praktisch kein Zeitwertverlust entsteht und Veränderungen in der Volatilität des Basiswertes keine Rolle spielen. Dabei lässt sich auch hier die benötigte Stückzahl einfach berechnen. Um beispielsweise ein Depot mit deutschen Standardtiteln im Wert von wiederum 60.000 Euro vollständig abzusichern, muss der Betrag lediglich durch den DAX-Stand geteilt und anschließend mit dem Bezugsverhältnis der Scheine multipliziert werden. Bei einem fiktiven Indexniveau von 12.000 Punkten werden zur vollständigen Absicherung beim üblichen Bezugsverhältnis von 100:1 somit 500 Hebelpapiere benötigt. Sollte das Depot dann beispielsweise 5 % an Wert verlieren, wird sich die Position Turbo-Optionsscheine um ca. 3.000 Euro erhöhen und die Aktienverluste damit ungefähr ausgleichen. Im umgekehrten Fall (DAX steigt um 5 % an) büßen die Turbo-Optionsscheine den entsprechenden Betrag natürlich ein und es kommt zu Verlusten.

Mit Short-Turbos nehmen Anleger für den abgesicherten Depotanteil somit immer eine vollkommen neutrale Position ein. Von Gewinnchancen sind sie damit abgeschnitten. Die Absicherung mit Short-Turbos bietet sich deshalb insbesondere dann an, wenn kurzfristig nicht mit größeren Kurssteigerungen gerechnet wird. Wird der Turbo ausgeknockt, weil die Knock-out-Barriere nach oben durchbrochen wird (Totalverlust), muss zur Aufrechterhaltung der Absicherung sofort eine neue Position mit höherem Basispreis aufgebaut werden. Auch bei Turbo-Optionsscheinen gilt: Für sich allein drohen bei den Papieren Verluste bis zum Totalverlust.  

Zeitwertverlust bei Put-Optionsscheinen

Put-Optionsscheine gleichen in Kombination mit einzelnen Aktien dagegen eher einer Versicherung. Sie greifen bei fallenden Kursen des Basiswertes ein, bei steigenden Kursen dagegen verfallen sie wie eine Versicherungsprämie ohne Schadensfall. Wegen des Zeitwertverlustes sind Put-Optionsscheine gerade kurz vor Fälligkeit mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Dabei fallen die Absicherungskosten immer dann besonders hoch aus, wenn für den Basiswert starke Kursschwankungen erwartet werden.

ETFs, Faktorzertifikate, Turbo- und klassische Optionsscheine unterliegen Kursschwankungen. Damit sind Kursverluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich. Dieser tritt bei Turbo-Short-Optionsscheinen bereits ein, wenn der Kurs des Basiswertes die Knock-out-Schwelle auch nur einmal berührt oder überschreitet. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Bei Faktorzertifikaten, Turbo-Optionsscheinen und klassischen Optionsscheinen besteht als Schuldverschreibung zudem ein Emittentenrisiko. Bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten können Verluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals eintreten. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich Ihre selbstständige Anlageentscheidung erleichtern und ersetzt keine anleger- und anlagegerechte Beratung. Bei den hier dargestellten Informationen und Wertungen handelt es sich um eine Werbemitteilung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Anlageempfehlung oder Anlagestrategieempfehlung genügt. Die Darstellung gibt nicht die Meinung von comdirect wieder. Darüber hinaus unterliegen die dargestellten Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlage- oder Anlagestrategieempfehlungen. Stand: 16.09.2020; Quelle: comdirect.de

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