Längst ist das Corona‐Virus in der Wirtschaft und an den Börsen angekommen. Der Ausblick bleibt vorerst ungewiss.
Gerade war die Welt für Börsianer noch in Ordnung: Die großen Aktienindizes zuckelten seit 2009 grundsätzlich nach oben – allen Problemen wie Eurokrise, Brexit oder Handelskrise zum Trotz. Doch plötzlich ging es rasant bergab. Während die Karnevalisten noch ausgelassen feierten, startete auf dem Parkett ein Ausverkauf. Seit Karnevalsbeginn bis heute hat der DAX trotz der jüngsten Erholung per Saldo rund 25 % seines Wertes verloren.

Das Fass zum Überlaufen gebracht hatten Meldungen aus Italien. Erst wurden im wirtschaftlich starken Norden des Landes drei Provinzen, dann der gesamte Norden unter Quarantäne gestellt. Schließlich entschied sich die Regierung in Rom, die Reisefreiheit in ganz Italien einzuschränken. Entwarnung konnte bis heute niemand geben. Im Gegenteil: Das Virus breitet sich weiter aus und hat nicht nur China, Südkorea und Italien, sondern längst auch alle anderen Staaten Europas sowie die USA im Griff. Die Reisebranche liegt brach, Airlines wie die Lufthansa streichen ihre Flugpläne zusammen, Messen, Konzerte und Sport‐Events werden abgesagt und Länder machen ihre Grenzen dicht. Wo eine Infektion nachgewiesen ist, schicken Unternehmen ihre Mitarbeiter nach Hause; Kitas, Schulen und Universitäten bleiben vielerorts geschlossen: Das öffentliche Leben ist lahmgelegt.
Wachstumseinbruch im ersten Halbjahr
Zusätzlich für Turbulenzen sorgt ein massiver Preisverfall am Ölmarkt. Der Nachfragerückgang infolge der Pandemie sowie der Kampf um Marktanteile zwischen Saudi‐Arabien und Russland haben die Preise um mehr als 30 % nach unten gedrückt. Damit erlebte der Ölmarkt den größten Preisverfall seit der Ölkrise 1991. Das könnte auch die US‐Wirtschaft belasten, weil amerikanische Schieferölproduzenten zum aktuellen Preis nicht profitabel produzieren können.
Ökonomen sehen für weite Teile der Welt eine Rezession voraus. Dieses Szenario facht die Alarmstimmung an den internationalen Börsen an. „Der Markt setzt für Europa bestenfalls noch auf eine Stabilisierung des Wachstums im Jahresverlauf“, erklärt Professor Bernd Meyer, Chefanlagestratege Wealth & Asset Management bei Berenberg. Um die Wirtschaft zu stützen, basteln Regierungen an Konjunkturprogrammen und Notenbanken schrauben an den Zinsen – die US‐Fed beispielsweise hat den Leitzins in zwei raschen Schritten nahe null gesenkt. Für Experte Meyer Grund genug, nicht allzu schwarzzusehen: „Angesichts des zunehmenden geld‐ und fiskalpolitischen Rückenwindes und der Erwartung, dass die Ausbreitung des Corona‐Virus zwar eine schwere, aber letztlich vorübergehende Belastung der Realwirtschaft darstellt, sind die Chancen und Risiken an den Märkten damit aus unserer Sicht zunehmend ausgeglichen“, so Meyer.
Langfristig betrachtet sind Aktien attraktiver geworden
Durch den Absturz der Indizes und die gleichzeitige Stabilität der Anleihen hat sich die relative Bewertung von Aktien gegenüber Staatsanleihen verbessert: „Bei europäischen Aktien ist die Differenz zwischen Dividendenrendite und der Rendite von Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen hoher Qualität wieder in die Nähe der historischen Höchststände gestiegen“, erklärt Professor Meyer. „Das Marktsentiment ist sehr pessimistisch und der Markt ist überverkauft. Wir erwarten weiterhin volatile Aktienmärkte, halten die aktuellen Kursniveaus aber mittelfristig für Kaufgelegenheiten.“
Ähnlich sieht das Ulrich Stephan, Chef‐Anlagestratege für Privat‐ und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Er unterscheidet klar zwischen kurz‐ und langfristiger Orientierung: „Kurzfristig können sich die Verluste noch ausweiten.“ Abhängig von der jeweiligen Nachrichtenlage hält er deutliche Kursausschläge in beide Richtungen für möglich. Mittel‐ und langfristig ist er optimistischer: „Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont können bei entsprechender Risikobereitschaft die nächsten Tage, Wochen und Monate zum Aktienaufbau nutzen“, meint Stephan und empfiehlt zur Risikoreduzierung einen stufenweisen Wiedereinstieg mit gleichmäßigen Anlagesummen.
Aktien, ETF‐Indexfonds und Investmentfonds unterliegen Kursschwankungen; damit sind Kursverluste möglich. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich Ihre selbstständige Anlageentscheidung erleichtern und ersetzt keine anleger‐ und anlagegerechte Beratung. Allein verbindliche Grundlage des Kaufs bei Fonds sind die derzeit gültigen Verkaufsunterlagen des Fonds („Wesentliche Anlegerinformationen“, Verkaufsprospekt sowie Jahres‐ und Halbjahresberichte, soweit veröffentlicht). Diese Unterlagen erhalten Sie auf der Fonds‐Detailseite unter www.comdirect.de oder direkt beim Emittenten. Bei den hier dargestellten Informationen und Wertungen handelt es sich um eine Werbemitteilung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Anlageempfehlung oder Anlagestrategieempfehlung genügt. Die Darstellung gibt nicht die Meinung von comdirect wieder. Darüber hinaus unterliegen die dargestellten Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlage‐ oder Anlagestrategieempfehlungen. Stand: 01.04.2020, Quelle: comdirect.de.