Britische Aktien – Skyline des Londoner Finanzdistrikts
Britische Aktien – Skyline des Londoner Finanzdistrikts
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Britische Aktien: Im Fokus der Anlegenden

Key Takeaways
  • Britische Aktien sind günstig bewertet und sorgen für überdurchschnittliche Dividenden.
  • Unter dem neuen Premier Keir Starmer nähert sich Großbritannien wieder der EU an.
  • Britische Finanz-, Energie- und Rohstoffwerte bieten Alternativen zur Technologie.

Vier Jahre nach dem Vollzug des Brexits haben sich längst nicht alle Hoffnungen der Briten erfüllt. Die Inflation liegt noch höher als auf dem europäischen Kontinent und die Budgetprobleme sind alles andere als im Griff. Britische Unternehmen jedoch haben den Brexit recht gut verdaut und ihre Aktien konnten sich entsprechend ordentlich behaupten. Seit dem Tief in der Corona-Krise legte der FTSE 100 um rund zwei Drittel zu. „Dennoch sind die Aktien im Schnitt um fast 50 % günstiger bewertet als in den USA“, analysiert Tilmann Galler, Kapitalmarktexperte von J.P. Morgan. Entsprechend sehen die meisten Profis trotz der unruhigen globalen Märkte weiteres Aufholpotenzial auf der Insel. In der jüngsten Umfrage des Brokers Jefferies zu den Marktaussichten erklärten mehr als 66 % der befragten Finanzexpertinnen und -experten, dass der FTSE 100 mit den 100 wichtigsten britischen Aktien bis Ende 2025 steigen würde. Im Vorjahr waren es gerade einmal knapp 50 %.

Britische Aktien sind wieder gefragt

Dass der traditionell starke britische Aktienmarkt nach den Brexit-Wirrungen Fahrt aufgenommen hat, liegt an mehreren Veränderungen. Zum einen sorgte der neue Labour-Premierminister Keir Starmer mit seinem Erdrutsch-Sieg bei den Parlamentswahlen für Ruhe. Er strebt eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit der Europäischen Union an – in militärischen, aber auch in politischen und wirtschaftlichen Fragen. Zum anderen sind seit dem Absturz der Technologiewerte wieder Dividendenwerte aus Branchen gefragt, die in Großbritannien traditionell stark sind: Banken und Versicherungen, Bergbau und Energie, Konsum und Pharmazie. Entsprechend hat sich der FTSE 100 im internationalen Vergleich in den vergangenen 12 Monaten gut gehalten. Auch die hohen Dividendenrenditen am britischen Markt sprechen für die Aktien – zumal für Anlegende aus Deutschland in Großbritannien keine Quellensteuer anfällt.

Rohstoffe und Energie

Britische Aktien sind zudem weiterhin günstig bewertet. Das trifft vor allem auf die Aktien aus den Sektoren Bergbau und Energie zu. Shell (ehemals Royal Dutch Shell) ist zwar längst nicht mehr das teuerste europäische Unternehmen. Aber in den vergangenen 5 Jahren hat sich der Kurs um 85 % erholt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Jahr liegt bei knapp 10 und die Dividendenrendite bei 4,5 %. Ähnlich positiv sieht es bei der Konkurrenz von BP aus. Hier beträgt die Dividendenrendite sogar 7 %. Beide Konzerne haben auch in den Bereich der erneuerbaren Energie expandiert. Der Minenwert Rio Tinto gehört zu den weltweit größten Playern und verdient trotz der Konsolidierung bei Industriemetallen gutes Geld. Auch bei Rio Tinto liegt das KGV knapp 10 und die Dividendenrendite bei respektablen 6 %.

Banken und Versicherungen

Die Befürchtungen, dass sich die Bankenbranche nach dem Brexit auf breiter Front aus London zurückziehen könnte, haben sich nicht bewahrheitet. Die Finanzinstitute prägen weiter den Börsenplatz und profitieren zudem vom inzwischen wieder auskömmlichen Zinsniveau. Die Platzhirsche HSBC, Lloyds Banking Group und Barclays sind deutlich günstiger bewertet als ihre Konkurrenten vom Kontinent. Die Ausschüttungen liegen zwischen 3 % und gut 6 %. Gleichzeitig haben sich die Kurse in den vergangenen 5 Jahren mehr als verdoppelt oder wie bei Barclays gar verdreifacht. Versicherungswerte wie Prudential und Admiral konnten sich ebenfalls erholen, auch wenn sie hinter den Rekordzahlen deutscher Konzerne wie Allianz oder Münchener Rück zurückgeblieben sind.

Konsum und Rüstung

Besondere Freude hatten Anlegerinnen und Anleger zuletzt an Konsumwerten. Eine der stabilsten Aktien am Londoner Markt ist die BAT Group. Britisch American Tobacco hat mit einer Jahresperformance von 35 % den breiten Markt deutlich hinter sich gelassen und lockt zudem mit einer satten Dividendenrendite von fast 8 %. Ähnlich gut bewertet ist Konkurrent Imperial Brands, dessen Kurs in den vergangenen 12 Monaten sogar um rund zwei Drittel zulegte. Der Multimarkenkonzern Unilever schließlich überzeugte mit seinen Umsatz- und Gewinnzahlen für das Jahr 2024. Mit 400 Marken wie Slim-Fast, Knorr, Bertolli, Dove oder Domestos stieg der bereinigte operative Gewinn von Unilever um knapp 13 % auf 11,2 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr hat Unilever zudem Aktienrückkäufe über rund 1,75 Milliarden Euro angekündigt. Wie in Deutschland sind auch in Großbritannien Rüstungsaktien gefragt. Das Land produziert einen großen Teil seines Militärbedarfs selbst. Davon profitieren aktuell besonders der weltweit zweitgrößte Rüstungskonzern BAE Systems und der Motorenhersteller Rolls-Royce, nicht zu verwechseln mit der zu BMW gehörigen Nobel-Automarke.

Fonds und ETFs für Großbritannien

Neben der Auswahl von Einzelaktien können Anlegerinnen und Anleger auf verschiedene gemanagte Anlagelösungen setzen. Der iShares Core FTSE 100 ETF, der HSBC FTSE 100 UCITS ETFoder der Amundi FTSE 100 – UCITS ETFbilden den FTSE 100 mit den wichtigsten 100 britischen Unternehmen ab. Shell, AstraZeneca und HSBC haben die größten Einzelanteile am Portfolio. Ebenfalls diese 3 als stärkste Werte, aber eine leicht abweichende Gewichtung auf den hinteren Plätzen hat der L&G UK Equity ETF, der den Solactive Core United Kingdom Large & Mid Cap Index abbildet. Der Basisindex wird vierteljährlich aktualisiert. Noch länger als ETFs sind aktiv gemanagte Aktienfonds mit britischen Werten auf dem Markt. Einer der ältesten ist der Invesco UK Equity Fund, dessen Wert sich in den vergangenen 5 Jahren mehr als verdoppelt hat. Auf den Top-3-Positionen im Portfolio stehen Shell, der Pharmakonzern AstraZeneca und Unilever. Ebenfalls im Sparplan bei comdirect erhältlich sind der JO Hambro Capital Management UK Growth Fund – A GBP DIS und der BGF United Kingdom Fund – A2 EUR ACC .

Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Damit sind Kursverluste bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich. Auswirkung von Inflation: Grundsätzlich beeinflusst die Entwicklung der Inflationsrate Ihren Anlageerfolg. Ein daraus resultierender Kaufkraftverlust betrifft sowohl die erzielten Erträge als auch Ihr investiertes Kapital. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich Ihre selbstständige Anlageentscheidung erleichtern und ersetzt keine anleger‐ und anlagegerechte Beratung. Allein verbindliche Grundlage des Kaufs bei Fonds sind die derzeit gültigen Verkaufsunterlagen des Fonds („Wesentliche Anlegerinformationen“, Verkaufsprospekt sowie Jahres- und Halbjahresberichte, soweit veröffentlicht). Diese Unterlagen erhalten Sie auf der Fonds-Detailseite unter www.comdirect.de oder direkt beim Emittenten. Bei den hier dargestellten Informationen und Wertungen handelt es sich um eine Werbemitteilung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Anlageempfehlung oder Anlagestrategieempfehlung genügt. Die Darstellung gibt nicht die Meinung von comdirect – einer Marke der Commerzbank AG – wieder. Darüber hinaus unterliegen die dargestellten Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlage‐ oder Anlagestrategieempfehlungen. Stand: 05.05.2025; Quelle: comdirect.de

Heinz-Peter Arndt, Diplomvolkswirt und Diplomjournalist, schreibt seit über 30 Jahren über Konjunktur, Finanzmärkte und private Geldanlage
Heinz-Peter Arndt, Diplomvolkswirt und Diplomjournalist, schreibt seit über 30 Jahren über Konjunktur, Finanzmärkte und private Geldanlage
Autor
Heinz-Peter Arndt
Der Diplomvolkswirt und Diplomjournalist schreibt seit mehr als 30 Jahren über Konjunktur, Finanzmärkte und private Geldanlage.
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