Das Logo von Bayer auf dem Haus des Betriebsgeländes.
Das Logo von Bayer auf dem Haus des Betriebsgeländes.
JFsPic via GettyImages/iStockphoto

Bayer: Starke Umsatzzuwächse

Die Agrarchemie pusht die Bayer-Zahlen, belastet aber auch die Reputation des Konzerns. Die Analysten sind dennoch überzeugt.

Der einstige Mischkonzern Bayer konzentriert sich heute auf Pharma und Agrarchemie. Im zweiten Quartal stiegen der Umsatz und das bereinigte Ergebnis deutlich an. Die Aktie ist niedrig bewertet und dividendenstark. Bei den Analysten ist das Unternehmen hoch angesehen. Allerdings meldete Bayer wegen hoher Abschreibungen überraschend einen Nettoverlust. Die Pharmasparte entwickelte sich weiterhin unterdurchschnittlich. Der Blockbuster Xarelto erfüllte die Umsatzerwartungen nicht. Weiterhin lasten wegen des Monsanto-Kaufs und des Glyphosat-Skandals Reputationsrisiken und mögliche Schadenersatzzahlungen auf dem Konzern.

Pro Bayer (WKN BAY001)

  • Neuer Schwerpunkt Agrarchemie: Der frühere Mischkonzern Bayer konzentriert sich nach der Trennung von den Kunststoffen auf die beiden verwandten Sparten Pharma und Healthcare und vor allem auf die Agrarchemie (Crop Science). In diesem Segment ist der Leverkusener Konzern seit der umstrittenen Übernahme des amerikanischen Konkurrenten Monsanto unangefochtener Weltmarktführer.
  • Starker Start ins Jahr: Im zweiten Quartal 2022 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr dank starker Zuwächse in der Agrarsparte um rund 18 % auf 12,8 Milliarden Euro. Ohne Währungseffekte und Portfolioänderungen lag das Plus bei 14 %. Das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) zog um 30 % auf 3,35 Milliarden Euro an. Für 2022 erwartet Bayer nun einen Umsatz von insgesamt 50 bis 51 Milliarden Euro statt rund 47 Milliarden und ein operatives Ergebnis von rund 13 Milliarden Euro.
  • Niedrige Bewertung: Die Bayer-Aktie hat sich nach der Übernahme von Monsanto schwach entwickelt. Entsprechend ist das Papier im historischen Vergleich günstig bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für das Jahr 2022 liegt bei rund acht. Die Dividendenrendite notiert aktuell bei 3,6 %.
  • Hohes Analystenvertrauen: Die Experten trauen der Bayer-Aktie mehr zu als die Anleger. Bei den Analysten ist die Aktie aktuell hoch angesehen. Zwölf von 13 Experten stufen die Bayer-Aktie aktuell als „Kauf“ ein. Ein Analyst sieht sie als Halteposition. Kein einziger setzt das Papier zurzeit auf „Verkauf“. Damit liegt der Analystenscore bei 92 und in der DAX-Spitze.

Contra Bayer (WKN BAY001)

  • Überraschender Nettoverlust: Bayer meldete für das zweite Quartal einen Nettoverlust von knapp 300 Millionen Euro. Grund waren Abschreibungen von 1,34 Milliarden aufgrund gestiegener Kapitalkosten. Zudem stellte der Konzern fast 700 Millionen wegen Vergleichsverhandlungen mit dem US-Bundesstaat Oregon zurück. Dabei geht es um PCB-Umweltver­schmutzungen von Monsanto aus den 1970er Jahren.
  • Schwächere Pharmasparte: Die Pharmasparte entwickelte sich auch im zweiten Quartal schwächer als der Agrarsektor. Der bereinigte Umsatz mit rezeptpflichtigen Medikamenten stieg nur um 2,1 % auf 4,818 Milliarden Euro. Gestiegene Rohstoffkosten sowie höhere Marketinginvestitionen in neue Produkte konnten durch das Umsatzwachstum annähernd ausgeglichen werden.
  • Schwächelnder Blockbuster: Die Bayer-Pharmasparte ist stark vom Blockbuster Xarelto abhängig. Der Gerinnungs­­hemmer ist das mit Abstand umsatzstärkste Medikament von Bayer. Im zweiten Quartal sank der Umsatz von Xarelto erneut um 7 % gegenüber dem Vorjahresergebnis auf gut 1,1 Milliarden Euro. Zudem läuft der Patentschutz für Xarelto in Brasilien aus.
  • Glyphosat-Skandal noch nicht ausgestanden: Die Übernahme des Konkurrenten Monsanto belastet Bayer auch noch vier Jahre nach der Fusion. Die Reputation des Konzerns ist nachhaltig beschädigt. Zudem sind zahlreiche Prozesse wegen Schäden durch das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat anhängig.

Über Bayer

Der Vorläufer der heutigen Bayer AG wurde 1863 in Wuppertal von Friedrich Bayer und Johann Friedrich Weskott gegründet. Die ersten wichtigen chemischen Produkte waren Fuchsin und Anilin. 1866 zog das Unternehmen nach Elberfeld um und baute unter dem Chemiker Carl Duisberg die chemische Forschung aus. Gleichzeitig arbeiteten Duisberg und Felix Hoffmann an pharmazeutischen Produkten. Drei große Entdeckungen wurden in Elberfeld gemacht. Die vielver­sprechendste schien zunächst Diacetylmorphin zu sein, das unter dem Markennamen Heroin in den Markt kam und später aus gutem Grund verboten wurde. Mit der Acetylsalicylsäure (Aspirin) ist Bayer heute noch bei rezeptfreien Schmerzmitteln vertreten. Das Sulfonamid Prontosil schließlich war das weltweit erste Chemotherapeutikum und brachte dem Forscher Gerhard Domagk 1939 den Nobelpreis für Medizin.

Schon um die Jahrhundertwende verlegte Bayer die Produktion Zug um Zug in das Dorf Wiesdorf nahe Köln. In den nächsten Jahrzehnten entstand hier aus mehreren Kleindörfern die Stadt Leverkusen. Bayer entwickelte sich zu einem der größten deutschen Chemie- und Pharmakonzerne und betrieb seine Geschäfte mit BASF, Agfa und Hoechst in der IG Farben AG. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses Konglomerat von den Alliierten aufgelöst. 1953 ging die Bayer AG wieder allein an die Börse und entwickelte sich im Nachkriegs­deutschland auch durch zahlreiche Zukäufe zu einem Global Player mit den vier Standbeinen Pharma, Pflanzenschutz, Chemie und Kunststoffe. Im Wendejahr 1990 arbeiteten 171.000 Mitarbeiter für den Konzern.

Nach der Jahrtausendwende stellte Bayer das Geschäftsmodell um. Das Spezialchemiegeschäft wurde als Lanxess abgespalten und im Jahr 2005 an die Börse gebracht. Zehn Jahre später trennte sich Bayer auch von der Kunststoffsparte, die seit Oktober 2015 unter dem Namen Covestro börsennotiert ist. Von den ursprünglichen Geschäftsbereichen blieb der Pharmasektor, unterteilt in rezept­pflichtige Pharmaceuticals und rezeptfreie Consumer-Health-Produkte, zu denen so bekannte Marken wie Aspirin, Bepanthen und Claritin gehören.

Zunehmend entwickelte sich in den vergangenen 20 Jahren der Pflanzenschutz (Crop Science) zum neuen Bayer-Geschäfts­schwerpunkt. 2001 übernahm Bayer für über sieben Milliarden Euro die Pflanzenschutz-Sparte von Aventis. Ungleich größer war der Monsanto-Deal. Nach rund zwei Jahren Verhandlungen um Kaufpreis und Kartellgenehmigungen übernahm Bayer den amerikanischen Konkurrenten im Juni 2018 für umgerechnet rund 65 Milliarden Euro. Der Kauf war bei den Bayer-Aktionären hoch umstritten. Sie haben bisher recht behalten. Wegen zahlreicher Klagen gegen das Monsanto-Produkt Glyphosat hat sich der Aktienkurs von Bayer bis heute nicht von dem Deal erholt. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 52 Milliarden Euro entspricht der aktuelle Börsenwert von Bayer nicht einmal dem einstigen Kaufpreis für Monsanto.

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