- Bei rückläufigem Absatz steigerten Autobauer zuletzt die Gewinne.
- Elektromobilität hat den Durchbruch geschafft.
- Premiummarken sind besonders im Fokus der Experten.
Das Fauchen eines neuen Achtzylinders werden Autofreaks nicht mehr lange hören können. Das europäische Parlament hat das Auslaufen von Benziner und Diesel auf den Straßen des Kontinents beschlossen: Ab dem Jahr 2035 dürfen in der EU nur noch Neuwagen verkauft werden, die im Betrieb keine Treibhausgase ausstoßen. Die Wende wirkt sich schon seit einiger Zeit aus. So stieg der Anteil rein batteriebetriebener Fahrzeuge in der Europäischen Union 2022 laut dem Europäischen Branchenverband Acea um 3 Prozentpunkte auf 12,1 % aller neu zugelassenen Wagen. Hybride Autos erreichten sogar einen Anteil von 22,6 %. „Insgesamt ein Drittel Elektroautos – das hätte sich vor fünf Jahren kaum jemand träumen lassen“, erklärt Jürgen Pieper, Automobilanalyst bei Metzler Investment.
Schrumpfender Absatz bei konventionellen Antrieben
Die Elektrowende ist da. Und sie trifft dabei auf einen zuletzt schrumpfenden Markt. 2022 waren die Pkw-Neuzulassungen in der Europäischen Union so niedrig wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Mit 9,26 Millionen Exemplaren wurden 4,6 % weniger Fahrzeuge zugelassen als im bereits mageren Vorjahr. Grund waren vor allem Lieferprobleme der Hersteller. 2023 dürften die Lieferkettenprobleme und der Chipmangel zurückgehen, dafür bremsen Inflation und Rezession die Nachfrage. „Trotz vieler Unsicherheiten sollte der Markt 2023 dennoch eine Erholung starten“, hofft Sigrid de Vries, Generaldirektorin beim europäischen Branchenverband Acea. Mit einem Anstieg von 5 % auf rund 9,8 Millionen verkaufte Pkws läge der Absatz aber immer noch um rund ein Viertel unter dem Vor-Corona-Wert von 2019.
Höhere Gewinne bei sinkenden Verkäufen
Der Absatzeinbruch und die nicht allzu rosigen Aussichten störten die europäischen Hersteller kaum. Denn weil Preiseffekte Mengeneffekte schlagen, konnten die Autohersteller üppige Gewinne einfahren: „Bei den Herstellern macht sich keine Rezession bemerkbar“, sagt Analyst Pieper. „Im Gegenteil: Die Branche schiebt seit Jahren wegen Covid, Chipkrise und Konjunkturschwäche hohe Aufträge vor sich her. Diese Aufträge kann man jetzt arbeiten.“ Auf Sonderangebote oder günstige Kleinwagen durften Kunden 2022 keinesfalls hoffen. Die Hersteller steckten die knappen Chips nämlich entweder in ihre Elektroautos oder in ihre Premiummobile mit den größten Margen. Entsprechend prächtig sahen die Bilanzen vor allem im Premiumsegment aus. Diese Tendenz dürfte sich fortsetzen, meint Adrian Yanoshik, Automobilanalyst bei der Berenberg Bank: „Wir bevorzugen deshalb aktuell Autobauer mit einem größeren Premium- und Luxusanteil.“ Das sind neben der italienischen Ferrari in erster Linie deutsche Hersteller, die den weitaus größten Marktanteil im Luxussegment haben.
Blick auf die Premium-Automarken
Top-Pick bei vielen Experten ist zurzeit die Mercedes-Benz Group. Der Stuttgarter Premiumkonzern, der zuletzt die Nutzfahrzeugsparte abgespalten hat, steigerte den Umsatz 2022 im fortgeführten Geschäft um 12 % auf 150 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis lag bei 14,8 Milliarden Euro und damit um ein Drittel über dem Vorjahr. Der Renditeturbo lag im Luxussegment: Bei nahezu konstantem Autoabsatz stieg der durchschnittliche Verkaufspreis der Autos um 9 % auf fast 73.000 Euro (2019: 51.000 Euro). Die Zahl der vollelektrischen Modelle will Mercedes 2023 gegenüber dem Vorjahr auf rund 300.000 verdoppeln. Die Analysten sind von der Strategie des Konzerns überzeugt. Zwölf von 13 Experten im comdirect Analystenrating empfehlen die Aktie zurzeit als Kauf.
Auch BMW konnte sich zuletzt gut behaupten. Zwar ging der Absatz im Jahr 2022 um fast 5 % auf knapp 2,4 Millionen ausgelieferte Fahrzeuge zurück. Im Schlussquartal zog der Absatz aber zweistellig auf 652.000 ausgelieferte Fahrzeuge an. Der Konzernüberschuss lag schon nach drei Quartalen mit 16,4 Milliarden Euro über dem des gesamten Vorjahres (13,4 Milliarden Euro). Im laufenden Jahr will BMW vor allem bei vollelektrischen Autos zulegen, für die aktuell hohe Auftragseingänge vorliegen. Der Anteil am Gesamtabsatz soll 2023 auf 15 % steigen. Skeptisch beurteilen einige Analysten allerdings die Technologieoffenheit des Konzerns, der neben dem E-Antrieb auch auf Hybrid, Wasserstoff und konventionelle Motoren setzt.
Einen Top-Einstand lieferte Porsche an der Börse. Seit dem Going-public im Herbst 2022 gehört die Aktie zu den stärksten im DAX. Trotz Chipkrise und Lieferkettenproblemen hat der Sportwagenbauer im Jahr 2022 mit rund 310.000 Fahrzeugen 3 % mehr Autos als im Vorjahr verkauft. Die operative Rendite lag bei annähernd 18 %. Und dieser Erfolg ist keine Momentaufnahme. „Porsche ist keine konventionelle Automobilaktie, sondern ein Luxusprodukt. Seit 20 Jahren liefert der Konzern konstant zweistellige Renditen ab“, unterstreicht Automobilanalyst Pieper. Entsprechend sind für den Luxushersteller auch deutlich höhere Bewertungen als beim automobilen Fußvolk möglich.
Mit Renditen wie Porsche beeindruckte 2022 auch Tesla. Der Konzern konnte im Vorjahr mit 1,3 Milliarden Autos rund 40 % mehr Autos absetzen als 2021 und auch den Gewinn kräftig steigern. Dem Aktienkurs half das dennoch nicht. Im Gegenteil: Tesla gab in der Spitze um rund zwei Drittel nach. Das lag neben der extrem hohen Bewertung der Technologieaktie auch an umfangreichen Aktien-Verkäufen von Elon Musk, der seine Twitter-Übernahme finanzieren musste. Nach dem Absturz und der Erholung seit Jahresbeginn ist Tesla mit einem KGV von 44 etwas „normaler“ bewertet. Das honorieren auch die Analysten: Von zwölf Experten im comdirect Analystenrating empfehlen zurzeit neun die Aktie zum Kauf.
Sehr ordentlich lief das Vorjahr für die Volkswagen AG: Das operative Ergebnis legte im Vergleich zum Vorjahr um gut 12 % auf 22,1 Milliarden Euro zu. Auch beim Umsatz ging es für Volkswagen von 250 auf 279 Milliarden Euro bergauf. Die Umsatzrendite vor Steuern lag bei 7,9 %. Gleichwohl lief das Jahr an der Börse enttäuschend. Das liegt nach Einschätzung von Automobilexperte Jürgen Pieper „an den schwierigen Entscheidungsstrukturen im Konzern, dem aktuell hohen Investitionsbedarf und auch am Dieselskandal, der VW immer wieder einholt“.
Dass sich auch im Massengeschäft durchaus Geld verdienen lässt, zeigt der jüngste Erfolg von Stellantis. Auf den Konzern, 2021 entstanden aus der Fusion von Fiat/Chrysler und der französischen PSA-Gruppe inklusive Opel, hatte kaum ein Analyst gesetzt. Aber mit einer Umsatzsteigerung auf rund 180 Milliarden Euro (plus 18 %) und einem bereinigtem Betriebsergebnis von 23,3 Milliarden Euro (+ 29 %) überraschte Stellantis mit seinem Chef Carlos Tavares. Das ursprünglich erst für 2030 anvisierte Ziel einer operativen Marge von 12 % wurde schon 2022 überschritten.
Asiatische Hersteller auf dem Sprung
Historisch kamen die größten Autobauer aus den USA und Europa. Aber schon in den vergangenen Jahrzehnten kamen die meisten Newcomer aus Asien. Nach den Einbrüchen von Volkswagen hat Toyota den Platz als absatzstärkster Hersteller und teuerstes Automobilunternehmen klassischer Prägung zurückerobert. Auch die koreanische Hyundai mit ihren Marken Kia und Hyundai überzeugt längst nicht mehr allein über den Preis, sondern auch über die Qualität. Auf diesen Spuren wollen die chinesischen Hersteller folgen. Nach vergeblichen Versuchen mit klassischen Verbrenner-Autos positionieren sich Marken wie MG und Niu zunehmend mit ihren Elektroautos in Europa und wollen gar im Premiumsegment angreifen. Metzler-Analyst Pieper ist zwar skeptisch, ob das in Konkurrenz zu Tesla, Porsche und Mercedes mittelfristig gelingen kann. Im unteren Preissegment, das von den europäischen Herstellern bisher vernachlässigt wird, könnten die chinesischen Newcomer aber durchaus punkten.
Risiko breit streuen
Anleger können mit Einzelwerten auf die automobile Gegenwart oder auf die technologische Zukunft setzen. Wer klassische Automobilhersteller im Paket bevorzugt, wird beim iShares STOXX Europe 600 Automobiles & Parts UCITS ETF fündig. Er bildet die Wertentwicklung vom STOXX® Europe 600 Automobiles & Parts Index mit 14 europäischen Automobilherstellern und Zulieferern ab. Der Index ist entsprechend der Marktkapitalisierung im Streubesitz gewichtet. Deutsche Unternehmen machen mehr als die Hälfte des Portfolios aus, allen voran Mercedes-Benz. Auch BMW und Volkswagen, Ferrari und Stellantis sind mit hohen Anteilen vertreten.
Der WisdomTree Global Automotive Innovators ist jeweils rund zu einem Drittel in Nordamerika, Asien und Europa investiert. Um in den Index aufgenommen zu werden, muss ein Unternehmen mindestens 50 % des Umsatzes in der Automobil- und Zukunftsmobilitätsbranche erzielen. Noch stärker auf den Sektor Elektromobilität und in den USA ist der BNY Mellon Mobility Innovation Fund fokussiert. Er konzentriert sich auf Unternehmen, die Innovationen im Transportwesen fördern und auf verbundene Technologien ausgerichtet sind. Zu den zehn am höchsten gewichteten Werten im Portfolio gehört Ansys. Das Unternehmen aus Pennsylvania entwickelt und vermarktet weltweit Simulationssoftware für industrielle Entwicklungsprozesse. Ebenfalls vertreten ist CNH Industrial N.V. (früher Fiat Industrial). Der Konzern baut landwirtschaftliche Maschinen, Nutzfahrzeuge und Motoren. Die Aktien von Infineon und der französischen Schneider Electric sind ebenfalls hoch gewichtet.
Aktien, Fonds und ETFs unterliegen Kursschwankungen. Bei Wertpapieren, die nicht in Euro notieren, sind zudem Währungsverluste möglich. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Auswirkung von Inflation: Grundsätzlich beeinflusst die Entwicklung der Inflationsrate Ihren Anlageerfolg. Ein daraus resultierender Kaufkraftverlust betrifft sowohl die erzielten Erträge als auch Ihr investiertes Kapital. Die Auswahl der Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich Ihre selbstständige Anlageentscheidung erleichtern und ersetzt keine anleger‐ und anlagegerechte Beratung. Allein verbindliche Grundlage des Kaufs bei Fonds sind die derzeit gültigen Verkaufsunterlagen des Fonds („Wesentliche Anlegerinformationen“, Verkaufsprospekt sowie Jahres- und Halbjahresberichte, soweit veröffentlicht). Diese Unterlagen erhalten Sie auf der Fonds-Detailseite unter www.comdirect.de oder direkt beim Emittenten. Bei den hier dargestellten Informationen und Wertungen handelt es sich um eine Werbemitteilung, die nicht den gesetzlichen Anforderungen zur Gewährleistung der Unvoreingenommenheit einer Anlageempfehlung oder Anlagestrategieempfehlung genügt. Die Darstellung gibt nicht die Meinung von comdirect – einer Marke der Commerzbank AG – wieder. Darüber hinaus unterliegen die dargestellten Wertpapiere und sonstigen Finanzinstrumente keinem Verbot des Handels vor der Veröffentlichung von Anlage‐ oder Anlagestrategieempfehlungen. Stand: 15.03.2023; Quelle: comdirect.de