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Cloud: Anleger auf Wolke sieben

Das Cloud-Geschäft wächst rasant. Investoren haben mit ausgewählten Aktien gute Renditechancen.

Satya Nadella, Vorstandschef von Microsoft, gilt anders als sein Vorgänger Steve Ballmer nicht als lautstarker Verkäufer. Im Gegenteil. Leise und dezent wird der Technik-Nerd beschrieben, der die Cloud-Sparte bereits vor seinem Aufrücken auf den Chefsessel 2014 verantwortet hat. Unter seiner Ägide hat sich der Software-Riese ein Stück weit neu erfunden und sich auf leisen Sohlen ins digitale Zeitalter aufgemacht. Wenn Nadella in einer Analysten-Konferenz davon spricht, dass die Chancen im Bereich der Unternehmens-Cloud immens seien, größer als in jedem anderen Markt, in dem Microsoft je aktiv gewesen sei, horchen Investoren auf.

Rasantes Wachstum

Das Geschäft mit der Cloud, also der Auslagerung von Programmen, Daten, IT-Infrastruktur auf Server eines externen Dienstleisters, wächst rasant – und das Marktpotenzial wurde lange unterschätzt. Als SAP (WKN 716460) 2012 den Einstieg in die Cloud verkündete, wurde das an der Börse kritisch beäugt. Kein Wunder. Ein Umstieg kostet kurzfristig Gewinn. Zum einen, weil hohe Investitionen in Rechenzentren erforderlich sind. Zum anderen, weil Software und IT-Infrastruktur nicht mehr auf einen Schlag verkauft, sondern über längere Zeiträume vermietet werden. So auch bei SAP. Der Umsatz der Cloud-Sparte wächst seit fünf Jahren um mehr als 30 %, jeder siebte Euro Umsatz kommt aus dem Geschäft. Bereits im Jahr 2020 will SAP mit der Cloud fast jeden dritten Umsatz-Euro generieren. Gewinne hinken zwar noch hinterher – könnten aber zukünftig stärker wachsen als im Lizenzgeschäft.

US-Anbieter führend

Führende Anbieter im Cloud-Segment sind die US-Konzerne Amazon (WKN 906866) mit AWS, Microsoft (WKN 870747) mit Azure, Alphabet (WKN A14Y6F) mit der Google-Cloud, Apple (WKN 865985) mit iTunes sowie Facebook (WKN A1JWVX) und IBM (WKN 851399). Der Anteil am Umsatz, der mit dem Cloud-Geschäft erzielt wird, ist zwar noch relativ gering – bei Amazon etwa liegt er bei knapp 10 %. „Aber 90 % des Gewinns kommen aus der Cloud“, sagt Thomas Rappold, Geschäftsführer der I & S Internet & Security Consulting GmbH und Autor des Buches „Silicon Valley Investing“.

Der Markt wächst rasant. Bis 2020, so die Prognosen des Analysehauses Gartner, könnte sich das Umsatzvolumen im Bereich Cloud-Computing von 209 Milliarden US-Dollar (2016) auf dann 383 Milliarden US-Dollar nahezu verdoppeln. Mit zunehmender Digitalisierung explodiert das Datenvolumen, das gespeichert und verarbeitet werden muss. Die IT-Infrastruktur wandert deshalb von den Endgeräten in die Cloud, auf die Nutzer mit allen mobilen Geräten Zugriff haben. Somit sind zu jeder Zeit alle Programme und Informationen in der aktuellen Version verfügbar.

Wachstum durch Business-Kunden

Viel Potenzial sieht nicht nur Microsoft-Chef Nadella im Geschäft mit der Unternehmens-Cloud. Unternehmen sparen durch die Cloud eigene Rechenzentren. „Sie müssen im digitalen Zeitalter sämtliche Prozesse neu aufstellen, um schnell und flexibel neue Produkte anbieten zu können“, sagt Technologie-Spezialist Rappold. Dazu nutzen sie Infrastruktur und Kapazitäten der Cloud. Der italienische Energiekonzern Enel etwa verlagert seine IT in die Amazon-Cloud AWS, Toyota nutzt Azure, die Microsoft-Cloud. Microsoft ist durch gute Einbindung im Bereich Business-Software gut im Geschäft. Rund 30 % des Umsatzes bringt die Bereitstellung von Serverleistung bereits – Betriebssysteme kommen zunehmend aus der Cloud. Auch SAP ist sehr gut aufgestellt. „Drei Viertel aller Transaktionen im Internet haben Berührungspunkte mit SAP“, sagt Rappold. Ein weiterer Pluspunkt: Die Walldorfer haben in den Chefetagen Vertrauen aufgebaut und können mit Datensicherheit punkten: Viele Unternehmen wissen ihre Daten lieber in Deutschland als jenseits des Atlantiks.

Spezialisten aus der zweiten Reihe

Neben den Big Playern sind spezialisierte Cloud-Unternehmen der zweiten Reihe auf Wachstumskurs. Weltmarktführer für das Management von Unternehmensdokumenten in der Cloud ist beispielsweise der US-Anbieter Box (WKN A110YG), der mit nahezu allen großen Anbietern kooperiert – mit IBM über eine Vertriebspartnerschaft, über Technologie-Partnerschaften mit Microsoft (Integration in Office 365), Facebook (Workplace, die Firmenkundenversion von Facebook) sowie der Google-Cloud. Arista (WKN A11099) produziert Hochgeschwindigkeits-Netzwerk-Switches, die Segmente in Datenzentren verbinden. Die Produkte von Arista bieten Unternehmen hohe Flexibilität, denn sie lassen sich durch ein offenes Betriebssystem individuell ergänzen. Spezialist für private Clouds ist Nutanix (WKN A2ACQE). Das US-Unternehmen vernetzt alle nötigen Funktionen – von der Datenspeicherung, -verarbeitung über Sicherheit bis hin zur Einbindung intelligenter Maschinen – und verspricht seinen Kunden Einsparungen bei den Investitions- und Betriebskosten in einer Größenordnung von 40 bis 60 %. Ein „Facebook für Software-Entwickler“ (Rappold) ist dagegen Atlassian (WKN A2ABYA). Das Produktportfolio besteht aus Software-Lösungen zur Erleichterung von Teamarbeit. Über einen eigenen Marktplatz können Drittanbieter Erweiterungen anbieten, sodass Nutzer ihre Software individuell anpassen und mit neuen Funktionen erweitern können.Aktien unterliegen Kursschwankungen, damit sind Kursverluste möglich. Bei Anlagen außerhalb des Euro-Raumes bestehen Währungsrisiken. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Die Beschreibung der Wertpapiere stellt keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung von comdirect dar. Stand: 06.12.2017; Quelle: comdirect.de

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