Eunique ist eine deutsche Rapperin mit amerikanischen und ghanaischen Wurzeln. In ihrer Musik thematisiert sie ihre Suche nach Identität und Female Empowerment. Wir haben mit Eunique darüber gesprochen, was „real“ und „unique“ sein für sie ausmacht, wer sie inspiriert und was für Herausforderungen – gerade für Frauen – im Rap und der Finanzwelt noch zu meistern sind.
Hi Eunique. Schön, dass du da bist. Ready?
Yes, ich bin ready.
Was glaubst du, welche 3 Worte beschreiben dich am besten?
Ich denke Einzigartigkeit, Humor, Gesang und Rap. Das sind jetzt 4, aber Gesang und Rap packen wir mal zusammen.
Stichwort Einzigartigkeit: Hat das auch was mit deiner Einstellung zu tun, also wie du dem Leben gegenüber eingestellt bist?
Ja, ich glaube schon, dass ich durch meine Lebenseinstellung einzigartig bin. Einfach, weil ich gerne gegen den Strom schwimme und auch vieles an mir hinterfrage. Und ich denke, wenn man an sich selbst arbeitet, dann kann man ganz schön viel an der Welt arbeiten.
Stichwort an sich selbst und an der Welt arbeiten. Spielt Optimismus auch in deinem Leben eine gewisse Rolle?
In meinem Leben spielt Optimismus auf jeden Fall eine Rolle. Wenn man nicht optimistisch gegenüber seinen Wünschen oder seinen Träumen und Vorstellungen ist, dann wird man sie weniger erreichen, weil man sie viel schneller aufgibt. Deswegen muss ich optimistisch sein und bleiben.
Du bist auch zum Teil in einer Pflegefamilie groß geworden. Deine Mutter hat für euch den Lebensunterhalt verdient. Du hast damit 2 verschiedene Realitäten mitbekommen, als du aufgewachsen bist. Inwiefern hat das dich und deine Art Entscheidungen zu treffen geprägt?
Ich denke, dass meine 2 Erziehungsstile oder wie ich aufgewachsen bin dafür gesorgt haben, dass ich ein größeres Weltbild habe. Dass ich mehr Empathie beigebracht bekommen habe, weil unterschiedliche Kulturen mich großgezogen haben. Sei es auf der einen Seite die deutsche Kultur und auf der anderen Seite die ghanaische und die amerikanische. Also bei mir waren viele Einflüsse da. Und ich denke, dass jede Kultur ihre Pros und Cons hat. So ist es dann auch beim Endergebnis: I have some pros and I have cons. That‘s normal, I think.
Wie wichtig ist es dabei, ehrlich mit sich selbst zu sein? Wie wichtig ist dir, real sein?
Ich glaube, dass real sein und Selbstreflexion sich immer so einfach anhören. Aber es ist schwerer als man denkt, es wirklich zu praktizieren. Denn ich finde, um ehrlich zu sein, muss man Fehler zugeben können und man muss sich auch von Herzen entschuldigen können. Und wenn man bei diesen beiden Sachen schon Schwierigkeiten hat, dann hat man sie auch in anderen Bereichen. Deswegen glaube ich, dass das sehr wichtig ist und eine der Hauptsachen, an denen wir Menschen eigentlich arbeiten sollten.
Ist Rap auch deine Art, real zu sein? Deine Wahrheit sozusagen?
Ja, Rap ist meine Form mich auszudrücken, meine Therapie, mein Anker, mein Safe Place, an dem ich mich am wohlsten fühle. Es ist auch gleichzeitig meine Arbeit geworden. Das ist auch wieder so eine Sache, wo Arbeit und Leidenschaft dann zusammenkommen. Das heißt, ich lerne Rap oder Musik auf jeglichen Ebenen zu lieben. Und das ist der beste Job, den ich mir hätte vorstellen können.
Wenn Rap so eine große Rolle in deinem Leben spielt und auch deine Art zu kommunizieren ist, würdest du auch sagen, dass Rap dich sozusagen zu dem geshaped hat, was du heute bist?
Ich würde auf jeden Fall sagen, dass Rap mich geshaped hat. Ich glaube, allgemein helfen Musik, Sprechen und Lyrik. Das sind so etwas wie Gedichte. Und wer schreibt, der bleibt. Also alles, was wir noch nicht geschafft haben. Wenn ich darüber rappe, dass ich das und das Auto will und das und das und das und das, dann manifestiere ich es ja in dem Moment. Und das machen wir Rapper mit Musik. Aber ich glaube, das gilt eigentlich für jeden Menschen.
Wie hast du da gemerkt, dass du es im Rap Game auch schaffen kannst?
Der Wille in mir war eigentlich immer eher ruhig und eher introvertiert, eher schüchtern. Ich habe das jetzt nicht so an die große Glocke gehängt. Man hat gemerkt, dass ich da meine Interessen habe und dass das auch meine Stärken sind. Aber der Wille kam eigentlich entweder eher durch das Nichtstun anderer oder durch emotionale Einschläge, die mich dann gezwungen haben, es zu zeigen, weil ich das irgendwie rauslassen musste. Und ja, dann wurde ich einfach gesehen und … I got lucky. So here I am, in the middle of my career.
Zur „middle of your career“, hat dich da irgendjemand besonders inspiriert oder begleitet? Gibt es da so eine Art Vorbild für dich oder eine Person, der du besonders nachgeeifert hast?
Es gibt immer wieder Personen, die ich sehr inspirierend finde. Personen in meinem Umfeld, auch aus der Vergangenheit. Selbst Leute, die mich negativ beeinflusst haben. Leute, die mich abge****t haben. Da würde ich sogar trotzdem sagen, dass jede Erfahrung irgendwie etwas wert ist und man aus jeder Erfahrung etwas lernen kann. Und ich glaube, vor allem in den Momenten, wo ich verloren habe, habe ich viel mehr verstanden oder gelernt als in den Momenten, wo ich gewonnen habe. Und wichtige Personen waren dann neben meiner Mutter und meinen Freunden eigentlich nur die Musik. Das hat mir immer den Drive gegeben. Das hat mir den Support gegeben. Und das hat mir auf jeden Fall durch viele Zeiten geholfen.
Du hast auch einmal gesagt: „It‘s not becoming Eunique. Du bist Eunique.“ Ein boldes Statement. Ein guter Move zu sagen: „Hier bin ich, so bin ich. Ich bin real.“ Für viele ist es auch eine große Inspiration. Was würdest du Leuten mitgeben, die Angst haben, andere oder neue Wege zu gehen?
Ich würde Leuten gerne mitgeben, dass sich die Angst am Ende des Tages nicht lohnt. Dass man durch Angst viele, viele geile Situationen und Momente verpassen kann. Andererseits: Immer wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue. Das habe ich auch gelernt. Aber ich glaube, der Unterschied zwischen normalen Menschen und uniquen Menschen ist am Ende des Tages, dass sie den Mut haben, nicht normal zu sein. Also wenn du jetzt gerne für dich singst und für deine Familie gerne singst, in diesem Kreis, in diesem Format vielleicht noch an DSDS denkst, aber du die ganze Zeit nicht diese Eier zeigst, dann wirst du dir niemals dein NEIN oder JA abholen. Und dann ist auch wieder die Frage – das ist eigentlich wie ein Test: Machst du nach dem ersten Nein weiter oder stoppst du?
Wenn dich das erste Nein schon stoppt, dann wolltest du es nicht. Das sage ich dir ehrlich. Dann kannst du es eigentlich auch direkt lassen. Wenn dich das zweite Nein auch stoppt, dann ist es eben so. Die Leute, die gewinnen, sind eigentlich die, die am Ende des Tages trotzdem weitermachen, weil sie es so sehr lieben, bis sie jemanden finden, der bereit ist, dafür zu zahlen.
Und wenn man jetzt sagt: Okay, ich möchte diesen Step gehen. Ich trau mich, ich selbst zu sein und das zu machen, was ich wirklich machen möchte. Was ist dein ultimativer Tipp, um das auch wirklich machen zu können, um auf sich selbst und auf die eigene Intuition zu hören? Gibt es da einen Trick?
Ich glaube, ein Trick, um auf sich selbst zu hören, ist, alles, was laut und chaotisch um einen herum ist, auszuschalten und sich einmal wirklich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Ich glaube, dass es die Generationen heute nochmal viel schwerer haben, weil sie kaum Zeit mit sich selbst verbringen. Im Sinne von: Wenn ich die ganze Zeit an meinem Handy bin, auch wenn ich alleine bin, dann verbringe ich keine Zeit mit mir selbst und frage mich nicht, was ich gerade will oder wie ich mich eigentlich gerade fühle oder was gerade meine Mood ist. Ich glaube, das sollten viel mehr Leute einfach machen, damit sie wissen, was sie wirklich wollen, um dann einen Weg einschlagen zu können. Ich habe zum Beispiel Leute in der Klasse gehabt, die wussten direkt schon seit der 5. Klasse, was sie werden wollen. Vs. Leute, die vom Tierarzt zu dies, zu das, zu das, zu das, zum BWL-Studium gegangen sind. Ich nehme an, dass viele von denen das jetzt einfach gerade nur gemacht haben, weil sie nicht wussten, worauf sie Bock haben. Weil sie sich auch nicht die Zeit genommen haben, das herauszufinden. Das muss man, wie gesagt. That‘s the first sacrafice. Denn das Erste, was du von dir opferst, ist deine Zeit, die du mit dir selbst erstmal verbringen solltest.
Und ist genau diese Zeit, die man mit sich selbst verbringt, aus deiner Sicht auch der Weg, wie man es schafft, selbstbewusster zu werden? Und um zu sagen: „Hier bin ich.“
Ich glaube, dass die Zeit, die du mit dir selbst verbringst, dir das Selbstbewusstsein gibt. Die Zeit, die du mit Leuten verbringst, die das Beste aus dir herausholen. Das ist auch noch so eine Sache, dein Umfeld. Wenn du die ganze Zeit mit Leuten bist, die dich runtermachen, wirst du entweder später jemand, der andere Leute runtermacht und denkt, dass es cool ist, oder du bist die ganze Zeit unten. Du musst Leute finden, die dich so nehmen, wie du bist. Die das cool finden, dass du ein Hobby hast oder die selbst dieses Hobby mit dir teilen. Dann fühlt man sich auch weniger einsam. Wenn du das nicht hast, dann solltest du das einfach als Motivation nehmen. Also wenn du alleine bist, dann solltest du es als Motivation nehmen, noch mehr durchzuziehen und am Ende musst du halt mit weniger Leuten teilen. Das ist auch gut.
Du hast dein Hobby zum Beruf gemacht. Rap ist dein Traumjob. Du machst es zum einen aus Leidenschaft, aber zum anderen natürlich auch, um Geld zu verdienen, damit du das auch weitermachen kannst. Wie entscheidest du dich generell bei Finanzen? Wie gehst du damit um?
Bei Finanzen … Weiß ich nicht. Ich glaube, meine Rap-Kollegen und viele andere Influencer da draußen können das vielleicht ein bisschen nachvollziehen, aber bei Finanzen ist es sehr, sehr, sehr schwer, wenn du von nichts kommst, ein Gefühl für etwas zu gewinnen. Ein Gefühl für Wertigkeit zu haben, ein Gefühl für Business, ein Gefühl für Zahlen. Das war für mich erstmal ein bisschen schwierig, weil ich einfach ein Herzensmensch bin und das hat mich am Anfang ein bisschen verwirrt. Und ich habe auch allgemein nicht so viel mit gesetzlichen Vorgaben und allem Möglichen zu tun gehabt, weil ich aus einer ganz anderen Welt komme. Wenn ich vielleicht normalere Sachen gemacht hätte, wäre ich schon viel eher in den Kontakt gekommen, aber es war einfach nicht so. Dementsprechend habe ich mich jetzt nochmal neu aufgestellt und will dieses Jahr gucken, dass ich eine richtig freshe Businessfrau werde. Das heißt, ich habe mir einen Finanzberater geholt. Ich schaue jetzt, dass meine Mutter mich ein bisschen unterstützt. Denn man muss schon sagen, ich glaube, ich habe einen kleinen Shoppingdrang. I’m a shopaholic or something like that. Genau, da muss ich mich auf jeden Fall dieses Jahr ein bisschen zusammenreißen. Aber ansonsten … I think, finding people to help you is the first step of getting better in whatever your problem is.
Aber du hast sozusagen dein eigenes Timing für dich gefunden, dich mit Finanzen auseinanderzusetzen.
Genau. Ich habe mein eigenes Timing dafür gefunden, und das wieder in einer Phase, in der ich Zeit hatte, mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Alles andere davor war: Viel zu viel los. Festival hier. Festival da. Kurz Mecces für alle. Dies das. Ja, das ist einfach ein schnelles Leben. Und ich habe mich jetzt bewusst erst mal nach meinem Album Drop ein bisschen zurückgezogen, weil ich einfach meine privaten Dinge klären wollte, für die ich mir nie richtig Zeit genommen habe. Und da muss ich dann auch einfach mal durchziehen und sagen: „Okay, und wenn das 8 Wochen dauert, I have to do it once. And want to understand it once.“ Und dann ist es auch gut, ja.
Gab es da rückblickend in der Zeit, in der du dich mal in Ruhe mit allem auseinandergesetzt hast, gab es da so einen Punkt, wo du gesagt hast: „Okay, jetzt bin ich bereit für Finanzen oder jetzt habe ich Lust, mich damit auseinanderzusetzen?“
Du meinst so einen Knackpunkt, wo es dann so angefangen hat? Ich glaube vor allem, als ich gemerkt habe, dass ich so oft umgezogen bin. Und dann musste ich auch irgendwie über Neujahr umziehen.
Das hat mich auch richtig genervt. Da dachte ich mir: „Ganz ehrlich, das muss jetzt einmal, einfach alles geklärt werden. Ich habe keine Lust mehr. Ich will nicht mehr meinem Geld hinterherlaufen oder solche Sachen. Ich will einfach … I wanna be a buisinessb****.”
„Ich suche mir halt die Leute aus, die jetzt zu meinem Team passen. Zu jedem Bereich, den ich brauche.“
Eunique

Sehr cool. Du hast auch mal gesagt: „Hard work beats talent, if talent ain’t willing to work hard.“ Ist das für dich auch ein Motto, das dich und deinen Umgang mit Finanzen und dem Leben allgemein beschreibt?
Oder würdest du sagen, da gibt’s ein anderes, das viel besser passt?
Ne, ich finde das irgendwie total passend, weil ich es am eigenen Leib erfahren habe. Weil ich ein Talent war, das sehr hart gearbeitet hat. Dann hatte ich meine Burnout-Phase und dann hatte ich auch meine Slappy-Phase oder meine Laziness-Phase. Und das meine ich mit Ehrlichkeit und Selbstreflexion. Am Ende des Tages habe ich genau dann gemerkt: Hey, wenn ich schlafe und mich nicht bewege, bewegt sich die Welt ja trotzdem weiter. Das Leben dreht sich nicht nur um mich. Oh mein Gott, wie tragisch.
Nein, aber ich habe es einfach so für mich gecheckt. Und dann habe ich gedacht: Okay, ich muss einfach mal ganz anders anfangen. Ich muss vielleicht erstmal meine privaten Sachen richtig klären. Dann fällt es mir auch leichter, auf der Bühne zu stehen und dies und das zu machen. Und leider hatte ich einfach nicht diese Teams, die man braucht, wo man jetzt eigentlich gar nicht so ein Interview gerade führen müsste. Aber auch das soll besser werden. Da bin ich optimistisch. Und ich schaue einfach nach vorne.
„Ich denke, wenn man gute Beratung bekommt, dann können dich die Leute auch pushen in deinen Ideen und deinen Vorstellungen.“
Eunique

Ja, das ist glaube ich der beste Weg da einfach ranzugehen. Auch alles für sich und die eigenen Bedürfnisse auszulegen und selbst zu entscheiden: Was brauche ich, was möchte ich jetzt? Stichwort Finanzen – da kann man natürlich auch in Investments denken. Gibt es da irgendwelche Investments, die du schon gemacht hast oder wo du sagst, ja, kann ich mir mal irgendwann in Zukunft vorstellen, dass ich da in die Richtung gehen könnte?
Ja, ich habe auch tatsächlich in einer meiner Phasen schon meine Business Konzepte fertig geschrieben.
Ich komme ja aus mehreren Ländern, deswegen ist mir das einfach wichtig oder deswegen habe ich das auch als „bigger purpose“. Einfach etwas für meine Länder zu machen. Sei es jetzt in Ghana, in Trinidad, Guyana. All of that. In Ghana unterstütze ich schon da das Gebiet, wo wir auch Land haben und ich will das Engagement einfach noch vergrößern. Ansonsten weiß ich nicht. Ich habe eigentlich ganz coole Ideen, wo ich richtig Lust hätte. Ich darf dabei nur nicht vergessen, was meine Rolle ist. Und am Ende des Tages bin ich Rapperin. Und das meine ich auch mit den Teams und mit den Leuten finden. Ich denke, wenn man gute Beratung bekommt, dann können dich ich die Leute auch pushen in deinen Ideen und deinen Vorstellungen. Und genau in dieser Phase bin ich jetzt gerade.
Okay, cool! Aber um dich so richtig pushen zu lassen, musst du vorher erstmal wissen, was du möchtest und wo es für dich hingeht.
Genau. Also um mich pushen zu lassen, musste ich nicht nur wissen, wo es für mich hingeht. Das ist für mich eigentlich klar. Das war mehr so eine Art von: „Okay, was hält mich gerade davon ab? Was sind gerade meine Obstacles?“ Und was die anderen Konzepte oder Ideen und angeht, da war es mehr ein: „Okay, was braucht denn mein Gegenüber von mir, wenn ich eine Idee pitche?“ Das ist so ähnlich wie in der Schule. Du hast ein Projekt. Du machst dein Referat. Er möchte wissen, wie waren deine Links? Was hast du davor gemacht? Das musst du alles aufschreiben. Und dafür musst du dir auch Zeit nehmen, finde ich. Und dafür habe ich mir dann nie richtig Zeit genommen. Es gibt schon Tausend, Millionen Dokumente hier und da. Aber es war noch nie so auf den Punkt wie jetzt, weil ich einfach jetzt weiß, was ich dafür brauche. Und ja, ich habe voll Bock drauf.
Du hast auch mal gesagt, dass dir früher die Songs gefehlt haben, die vor allem Frauen empowern. Ist es vielleicht auch ein Punkt, wo Deutschrap und Finanzen gar nicht so unterschiedlich oder so weit voneinander entfernt sind? Weil das jeweils auch ein Thema ist, wo es Frauen manchmal ein bisschen schwieriger haben, einfach den Zugang zu finden?
Ja, ich denke auf jeden Fall, dass Finanzen für Frauen allgemein ein Thema sind. Erstmal glaube ich, dass sich viele Frauen sehr früh entscheiden müssen, ob sie Typ A oder Typ B sind. Typ A geht arbeiten und Typ B, jetzt ganz klassisch, bleibt zu Hause. Und da muss sie sich auch um die Haushaltsfinanzen oder um den Überblick kümmern. Also wenn sie diese Aufgabe hat, diesen Platz hat, dann hat sie auch die Kontrolle darüber. Und muss halt auch gucken, wenn es da Kinder gibt, wenn da Rechnungen sind oder Strom und was es nicht alles gibt, dass sie auch alles handled. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass es sich manchmal so ein bisschen anfühlt wie mit dem Vorurteil, dass alle Frauen nicht Auto fahren können. Ja, maybe! It‘s harder for us, but you don‘t have to be an a*****. Also du musst ja nicht gleich gemein sein oder mich schlecht fühlen lassen oder mir sagen, wie kann man denn so viel Geld für so etwas ausgeben? Wie kann man denn? Ja, wie kann man denn … It’s the first time for me to make money. Wie kann man denn nicht? Ich würde es auch nicht hinterfragen, wenn du auf einmal einen Ferrari kaufst und es dir vielleicht noch gar nicht leisten kannst. Das ist so ein bisschen was, was fehlt. Und Personen, die vielleicht auch eher im gleichen Alter sind, einfach vom Sprachgebrauch her. Dass es einem auch nähergebracht wird. Wenn ich mit einer Frau bei der Bank rede, habe ich manchmal das Gefühl, dass sie mir gegenüber auch schnippisch ist, weil sie sich da die ganze Zeit hart durchkämpfen muss. Wenn ich mit einem Mann rede, ist es immer so oder so. Ich glaube, dass es für Frauen in den Finanzen definitiv so schwierig ist wie für mich im Rappen.
„Ich glaube, wenn Leute weniger Angst haben, offen über ihre Finanzen zu reden oder auch wenn es den Leuten schlecht geht, nach Hilfe zu fragen, die Scham zu verlieren, über Finanzen zu reden, dass es dann vielleicht einfacher wäre.“
Eunique

Du findest es schade, dass im Rap nicht gegönnt werden kann. Dass man nicht sagt: „Hey, cool, wir haben beide Talent. Lass uns uns gegenseitig pushen.“ Ist es auch aus deiner Sicht bei den Finanzen ein Problem, dass viele sagen: „Der hat Erfolg. Dem gönne ich das nicht.“?
Ja, ich glaube, dass ist bei vielen Menschen bei Finanzen eine kulturelle Sache. In Deutschland gehen viele auf Sicherheit. Da geht es meistens nur um Sicherheit und Protect. Ich glaube, viele sind auch von der Mentalität her eher am Bunkern und Sparen. Was ja auch nicht schlecht ist. Aber ich zum Beispiel mit meiner Mischkultur. In Amerika ist es der American Dream: Friss oder stirb gefühlt, also auch von den Krankenkassensystemen her. Wenn du einmal einen Krankenwagen rufst, kostet dich das 12.000 $, dann überlegst du dir, ob du krank bist. Dann überlegst du dir, ob du nicht arbeiten kannst. Dann überlegst du dir, wie viele Stunden du wirklich arbeitest, bevor du sagst, ich kann Hartz IV machen. Das ist einfach eine ganz andere Mentalität. Solange sich die Leute hier so wohlfühlen, soll es so sein.
Aber ich bin wie gesagt ein Mensch, ich bin nicht hierhergekommen, weil ich in meiner Comfortzone geblieben bin. Es ist unangenehm für mich, vor der Kamera zu sein oder dies oder das zu machen. Aber mein Wille, auf der Bühne zu stehen, war größer als die Angst, mich zu blamieren oder dass es um mein Aussehen geht oder so.
Ich glaube, wenn Leute weniger Angst hätten, offen über ihre Finanzen zu reden oder auch, wenn es den Leuten schlecht geht, nach Hilfe zu fragen, die Scham zu verlieren, über Finanzen zu reden, dass es dann vielleicht einfacher wäre. Weil am Ende des Tages gehen ja die Videos, wo man darüber lacht, dass man gerade schon wieder broke ist und gerade erst 4 Tage vergangen sind, trotzdem viraler als die, wo jetzt gerade alles läuft und alles perfekt ist. Weil wir uns da mit dem Unperfekten eigentlich mehr identifizieren können. Und ich rede von einer Perspektive aus, wo ich ja gutes Geld mache. Das heißt, es trifft jeden trotzdem auf eine andere Art und Weise und das ist doch sehr interessant.
Ja, da hast du absolut Recht. Wir würden dich zum Schluss nochmal bitten diesen einen Satz für dich zu beenden. Du glaubst nicht an Wunder, sondern an dich, weil …
Ich glaube nicht an Wunder, sondern an mich, weil ich das Wunder kreieren werde.
Sehr gut!
Ich war jetzt nicht ganz sicher. Ich so: „Okay, aber ich glaube doch an Wunder.“
Also du glaubst an Wunder und an dich?
Ja!
Das ist auch völlig fine. Super, danke Eunique!
Gerne.