Ob zum Einstieg, bei einer Beförderung oder kurz vor dem Abschluss eines erfolgreichen Projekts – Gehaltsverhandlungen gehören zum Berufsleben dazu. In diesem Artikel erklären wir, wie man sein Gehalt richtig verhandelt, was man bei Gehaltsverhandlungen sagt und wie man seine Gehaltsvorstellung begründet.
Wie verhandle ich mein Gehalt richtig?
Vor einer Gehaltsverhandlung sollte man zunächst den eigenen Marktwert ermitteln. Die branchenübliche Bezahlung lässt sich beispielsweise über Vergleichsportale, Jobbörsen oder durch Gespräche mit Freunden, Bekannten und Kollegen herausfinden. Liegt das aktuelle Gehalt unter dem branchenüblichen Durchschnittseinkommen für eine vergleichbare Stelle, hat man ein gutes erstes Argument für eine Gehaltserhöhung.
Wie bitte ich um eine Gehaltserhöhung?
Wer über sein Gehalt verhandeln möchte, muss die Initiative ergreifen. Ist der passende Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung gekommen, sollte man seinen Chef um ein persönliches Gehaltsgespräch bitten. Wichtig ist, sich auf das persönliche Gespräch mit dem Vorgesetzten oder Personalleiter gründlich vorzubereiten.
Was sage ich bei Gehaltsverhandlungen?
Im Gehaltsgespräch kann es rhetorisch sinnvoll sein, anstatt von einer „Gehaltserhöhung“ von einer „Gehaltsanpassung“ zu sprechen. Das klingt nämlich nicht einfach nur nach mehr Geld, sondern impliziert, dass das bisherige Gehalt nicht mehr den eigenen Leistungen entspricht und daher angepasst werden sollte. Selbstverständlich muss der eigene Gehaltswunsch jenseits aller rhetorischen Kniffe gut begründet sein. Entscheidend sind leistungs- und erfolgsrelevante Argumente. Den Chef auf geplante private Anschaffungen hinzuweisen, ist hingegen weniger geschickt.
Gut zu wissen: Geben Sie Ihren Gehaltswunsch stets als Brutto-Jahresgehalt an. Dieses umfasst auch alle Zusatzleistungen, die der Arbeitgeber Ihnen zahlt.
Wie begründe ich meine Gehaltsvorstellung?
Der Schlüssel bei Gehaltsverhandlungen besteht darin, sich und seine Leistungen bestmöglich zu vermarkten. Wer über eine Gehaltserhöhung verhandeln möchte, braucht starke Argumente. Diese sollten sich in erster Linie auf bisherige und künftige Leistungen beziehen. Als Vorbereitung auf ein Gehaltsgespräch empfiehlt es sich deshalb, die bisherigen Leistungen in einer sogenannten Leistungsmappe zu dokumentieren und auch zu betonen, welche Ziele man sich für die Zukunft steckt. Relevante Leistungen für eine Gehaltsverhandlung sind zum Beispiel:
- Umsatzsteigerung
- Kostensenkungen
- Kundengewinnung
- Kundenlob
- Erfolgreiche Projekte
- Neue Aufgaben
- Mehr Verantwortung
- Weiterbildungen
- Zusatzqualifikationen
Gut zu wissen: Auch in Deutschland wird immer wieder über die Einführung eines monatlichen Einkommens für alle diskutiert, das vollkommen ohne Gegenleistung auskommt: das bedingungslose Grundeinkommen.
Welche Faktoren spielen für eine Gehaltserhöhung eine Rolle?
Wichtige Faktoren für die Höhe des Gehalts sind der Beruf und die Branche. Daneben gibt es noch weitere Faktoren, die sich zum Teil erheblich auf die Lohnhöhe auswirken:
- Position: Als Berufseinsteiger verdient man weniger als in einer Führungsposition. In der Regel sind Gehaltssteigerungen mit einer Beförderung und der Übernahme von mehr Verantwortung verbunden.
- Qualifikation: Mit einem akademischen Abschluss verdient man normalerweise deutlich mehr als nach einer Ausbildung. Zudem sind häufig die Aufstiegschancen besser, sodass langfristig mehr und höhere Gehaltssteigerungen möglich sind.
- Geschlecht: In Deutschland klafft noch immer eine Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern. Besonders groß ist das Gender Pay Gap bei Sonderzahlungen.
- Unternehmensgröße: Je größer das Unternehmen, desto höher die Gehälter.
- Standort: In Großstädten sind die Gehälter im Durchschnitt höher als in ländlichen oder strukturschwachen Regionen. Dafür sind in Metropolregionen auch die Lebenshaltungskosten höher.
- Bundesland: In Deutschland herrscht ein Lohngefälle. In den westlichen und südlichen Bundesländern liegen die Durchschnittsgehälter zum Teil deutlich höher als im Norden und Osten.
- Wirtschaftslage und Situation des Unternehmens: Bei Wachstum und einer guten Auftragslage sind die Chancen auf eine Gehaltserhöhung selbstverständlich größer als bei einer Flaute.
Zusatzleistungen aushandeln
Schließlich sollte man auch bei einer Gehaltsverhandlung flexibel bleiben. Lässt sich der Chef nicht von einer Gehaltserhöhung überzeugen oder sprechen wirtschaftliche Gründe gegen mehr Geld, kann man versuchen, zumindest Zusatzleistungen zum Gehalt auszuhandeln, zum Beispiel:
- Weihnachts- und Urlaubsgeld
- Boni
- Geldwerte Vorteile
- Firmenwagen/Diensthandy
Sieht der Chef überhaupt keinen Spielraum für eine Gehaltsverhandlung, ist es vielleicht an der Zeit, sich nach einem anderen Arbeitgeber umzusehen. Auf gar keinen Fall sollte man jedoch in einer Gehaltsverhandlung mit der Kündigung drohen.
Gut zu wissen: Eine Leistungsmappe muss nicht umfangreich sein. Ein paar DIN-A4-Seiten, auf denen die bisherigen Leistungen detailliert dokumentiert werden, genügen.
Wie gibt man die Gehaltsvorstellung in der Bewerbung an?
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, die Gehaltsvorstellung in der Bewerbung anzugeben. Beide haben Vor- und Nachteile:
Als feste Summe
Wer eine konkrete Zahl (z. B. 55.000 Euro brutto pro Jahr) nennt, sollte sich genau überlegen, bei welcher Summe er später landen möchte. In der Regel versuchen Personaler, Bewerber herunterzuhandeln. Will man einerseits sein Wunschgehalt erzielen und die Basis für eine schnelle Steigerung in der Zukunft legen, darf die Zahl also nicht zu niedrig sein. Andererseits: Pokert man zu hoch, sinken die Chancen, überhaupt zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.
Als Gehaltsspanne
Mit einer Gehaltsspanne – zum Beispiel: 47.500 bis 52.000 Euro brutto pro Jahr – signalisiert man Verhandlungsbereitschaft. Das kommt bei Personalern in der Regel gut an. Bei einer Gehaltsspanne muss man sich jedoch im Klaren sein, dass man das obere Ende in den Gehaltsverhandlungen wahrscheinlich nicht durchsetzen wird.
Gar keine Gehaltsvorstellung nennen
Wenn in der Stellenausschreibung nicht ausdrücklich die Angabe einer Gehaltsvorstellung verlangt wird, besteht auch die Möglichkeit, keine Gehaltsvorstellung in der Bewerbung zu nennen. Stattdessen kann man in einem kurzen Satz darauf hinweisen, dass das Gehalt in einem persönlichen Vorstellungsgespräch verhandelt werden kann.
Gut zu wissen: Ein kleiner psychologischer Trick für die Gehaltsverhandlung: Anstatt einer runden eine ungerade Zahl nennen, z. B. 37.580 Euro. Damit wird dem Personaler signalisiert, dass Sie sich intensiv mit Ihrem Marktwert auseinandergesetzt haben und diesen genau beziffern können. Das stärkt die Verhandlungsposition.
Wie verhandle ich mein Einstiegsgehalt beim Vorstellungsgespräch?
In der Regel kommt es im ersten Vorstellungsgespräch nicht zu einer Gehaltsverhandlung – das erste Gehalt wird meistens im zweiten Vorstellungsgespräch thematisiert. Generell sollte man beim Vorstellungsgespräch darauf achten, nicht zu schnell auf das Thema Geld zu sprechen zu kommen. Wichtiger ist, dass man seine Eignung für die ausgeschriebene Tätigkeit unter Beweis stellt und seine Leidenschaft für die Position und das Unternehmen glaubhaft macht.
Wie viel mehr Gehalt kann man verlangen?
Bei einer Gehaltsverhandlung gilt: nicht überreizen, aber auch nicht unter Wert verkaufen. Wie viel mehr Gehalt man verlangen kann, hängt vor allem davon ab, wie stark die Argumente sind, die man vorbringen kann. Außerdem kommt es darauf an, in welcher Situation man sich zum Zeitpunkt der Gehaltsverhandlung befindet. Eine grobe Orientierung geben folgende Faustregeln:
Situation | Gehaltserhöhung in % |
---|---|
Letzte Gehaltsverhandlung vor 12 Monaten | 3–7 % |
Neue Aufgaben und mehr Verantwortung | 5–7 % |
Beförderung | 10–15 % |
Jobwechsel/Abwerbung | 15–20 % |
Gut zu wissen: Konnten Sie erfolgreich eine Gehaltserhöhung verhandeln, lassen Sie sich das Ergebnis der Gehaltsverhandlung schriftlich bestätigen, damit es später nicht zu Unstimmigkeiten kommt.
Wie viel mehr Gehalt kann man nach 2 Jahren verlangen?
Für viele gilt es als idealer Zeitpunkt, 2 Jahre nach dem Einstieg über die erste Gehaltserhöhung zu verhandeln. In dieser Zeit hatte man ausreichend Gelegenheit, um sich beruflich zu bewähren, Erfahrung zu sammeln und sich weiterzuentwickeln. Wie viel mehr Gehalt man nach 2 Jahren verlangen kann, hängt selbstverständlich wieder von der eigenen Leistung und diversen anderen Faktoren ab.
Wie viel mehr Gehalt nach 10 Jahren?
Langjährige Berufserfahrung ist sicher ein Argument für ein höheres Gehalt. Wie viel mehr Geld man nach 10 Jahren bekommt, unterscheidet sich je nach Beruf und Branche jedoch stark. Die größten Gehaltssteigerungen gibt es in akademischen Berufen und in Branchen, in denen ein großer Bedarf an Fachkräften und Spezialisten besteht. Für einen langfristig deutlichen Gehaltsanstieg ist letztlich entscheidend, dass der gewählte Beruf gute Aufstiegschancen bietet.
Wie viel Prozent mehr Gehalt bei Jobwechsel?
Statistiken zeigen, dass sich ein Jobwechsel häufig auch finanziell lohnt. Wer das Unternehmen wechselt, kann im besten Fall im Durchschnitt zwischen 15 und 20 % mehr Gehalt erzielen. Wie viel mehr genau drin ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa dem Beruf, der Branche, mehr Verantwortung, aber auch davon, ob man sich selbst bewirbt oder abgeworben wird.
FAQ Gehaltsverhandlung
Ein Recht auf eine Gehaltserhöhung gibt es nicht. Dafür existieren Zeitpunkte, die üblicherweise günstiger für eine Gehaltsverhandlung sind als andere:
- Einstieg/Abwerbung
- Nach Ablauf der Probezeit
- Beim Mitarbeitergespräch
- Mit der Beförderung
- Bei einer Versetzung
- Bei Entfristung des Arbeitsvertrags
- Bei neuem, befristetem Vertrag
- Kurz vor erfolgreichem Projektabschluss
Da es keinen Anspruch auf eine jährliche Gehaltserhöhung gibt, lässt sich diese Frage nicht pauschal beantworten. Generell sollte man sich an den üblichen Zeitpunkten für eine Gehaltsverhandlung orientieren. Eine gewisse Regelmäßigkeit bei Gehaltsverhandlungen ist allerdings sinnvoll, um sich schnell und vor allem stetig zu steigern und beispielsweise auch Altersarmut vorzubeugen. Wer ein höheres Gehalt bekommt, kann außerdem mehr Geld anlegen und früh die ersten Schritte zum Vermögensaufbau gehen.
Eine Gehaltserhöhung von 20 % ist eher die Ausnahme und normalerweise nur beim Wechsel in ein anderes Unternehmen möglich, besonders, wenn man von einem anderen Arbeitgeber oder einem Headhunter aktiv abgeworben wird – womöglich noch in eine höhere Position.
Wer beabsichtigt, eine Gehaltserhöhung zu verhandeln, sollte bei seinem Gehaltswunsch auch die aktuelle Inflation berücksichtigen. Mit etwas Verhandlungsgeschick kann es gelingen, die Teuerungsrate wenigstens auszugleichen – oder sogar mehr herauszuholen. Weniger geschickt ist es, eine hohe Inflation als Argument für eine Gehaltserhöhung ins Feld zu führen. Denn von höheren Kosten z. B. für Materialien und Energie ist auch das Unternehmen betroffen. Schnell spielt der Chef den Ball zurück und nennt die hohe Inflationsrate als Gegenargument.
Bei einer Gehaltsverhandlung kommt es darauf an, sich nicht unter Wert zu verkaufen – aber auch keine unrealistischen Vorstellungen zu nennen. Das ist häufig ein schmaler Grat. Genau deshalb ist eine gründliche Recherche zur Ermittlung des eigenen Marktwerts so wichtig. Sinnvoll ist außerdem, regelmäßig in Gehaltsverhandlungen zu gehen, um dem eigenen Wunschgehalt im Laufe der Jahre immer näher zu kommen. Zwischen zwei Gehaltsgesprächen sollten jedoch mindestens 12 Monate liegen.
Fazit: Gehaltsverhandlungen erfordern Fingerspitzengefühl, sind aber wichtig
Nicht wenige Menschen scheuen sich vor Gehaltsverhandlungen und verschenken dadurch die Chance auf eine Gehaltserhöhung – selbst wenn gute Argumente dafür sprechen. Um selbstbewusst aufzutreten, kommt man um eine gute Vorbereitung nicht herum. Entscheidend ist, dass man die eigenen Leistungen und den Mehrwert fürs Unternehmen mit starken Argumenten untermauern kann – und zudem den passenden Zeitpunkt erwischt.
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