- Weniger Lohn, mehr Teilzeit – Frauen sind häufig finanziell von ihrem Partner abhängig.
- In der Folge beziehen Frauen weniger Rente und sind im Alter häufiger armutsgefährdet.
- Female Finance will Frauen Finanzwissen vermitteln und ermutigen, selbst vorzusorgen.
Definition: Was bedeutet finanzielle Unabhängigkeit?
Finanzielle Unabhängigkeit ist nicht zu verwechseln mit finanzieller Freiheit, wie man sie z. B. im Frugalismus anstrebt – also der Idee, ab einem bestimmten Alter mit einem passiven Einkommen die monatlichen Lebenshaltungskosten zu decken, ohne arbeiten zu müssen. Finanzielle Unabhängigkeit oder finanzielle Selbstbestimmtheit bedeutet nicht nur wirtschaftliche Stabilität und die Möglichkeit, eigenes Geld zu verdienen, sondern auch die Freiheit, finanzielle Entscheidungen sicher und selbstbestimmt treffen zu können. Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet neben wirtschaftlicher Stabilität, dass du dein eigenes Geld verdienst, auch die Freiheit, finanzielle Entscheidungen mit Sicherheit und Autonomie zu treffen. Finanzielle Unabhängigkeit schafft uns Möglichkeiten, setzt aber auch ein gewisses Maß an Finanzwissen voraus, um eigene finanzielle Entscheidungen treffen und Geld sinnvoll sparen oder investieren zu können.
Warum ist finanzielle Unabhängigkeit für Frauen besonders wichtig?
Für viele Frauen ist finanzielle Unabhängigkeit ein wichtiges Ziel in ihrem Leben. Gleichzeitig gibt rund ein Drittel der deutschen Frauen an, derzeit finanziell von ihrem Partner abhängig zu sein. Im Folgenden nennen wir dir die wichtigsten Gründe, die finanzielle Unabhängigkeit bei Frauen erschweren.
Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern
Frauen verdienen im Schnitt noch immer weniger als Männer. Diese geschlechtsspezifische Lohnlücke wird auch Gender-Pay-Gap genannt. Selbst bei gleicher Qualifikation und vergleichbarer Tätigkeit ist der Bruttoverdienst von Frauen in Deutschland im Durchschnitt um 6 % niedriger als der von Männern.

Geschicktes Verhandeln ist eine Möglichkeit, selbst etwas gegen das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern zu tun: Wichtige Tipps für die Gehaltsverhandlung findest du ebenfalls im comdirect Magazin oder im finanz-heldinnen Podcast Schwungmasse in der Folge „Wie bekomme ich mehr Gehalt?“.
Hohe Teilzeitquote
Frauen arbeiten deutlich häufiger in Teilzeit als Männer. 2023 ging jede zweite Frau (50 %) einer Teilzeitbeschäftigung nach – bei den Männern waren es nur 13 %. Der häufigste Grund, warum Frauen ihre Arbeitszeit reduzieren, ist die Kinderbetreuung. Die hohe Teilzeitquote trägt dazu bei, dass viele Frauen finanziell von ihrem Partner abhängig sind.
Unbezahlte Care-Arbeit
Frauen leisten in der Regel häufiger unbezahlte Care-Arbeit als Männer. Dazu gehören klassische Arbeiten im Haushalt wie Kochen, Putzen und Waschen, aber auch die Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen.
Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2022 leisten Frauen im Schnitt knapp 30 Wochenstunden unbezahlte Care-Arbeit, Männer dagegen nur 21 Stunden. Daraus ergibt sich ein Gender-Care-Gap – also eine Lücke zwischen dem zeitlichen Aufwand für Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern – von 44,3 %.
„Motherhood Penalty“
In einer Studie aus dem Jahr 2020 fand die Bertelsmann Stiftung heraus, dass Frauen, die sich für die Mutterschaft entscheiden, bis zu 2 Drittel ihres Lebenserwerbseinkommens einbüßen. Das heißt: Frauen werden für die Entscheidung, Kinder zu bekommen, faktisch finanziell schlechter gestellt. Die Gründe hierfür sind verschieden: nicht ausreichend existierende Kinderbetreuung, schlechter bezahlte Berufsbranchen, allgemeine Lebensumstände (z. B. bei Alleinerziehenden) uvm.
Gender-Pension-Gap
Die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern, die höhere Teilzeitquote sowie die Tatsache, dass Frauen häufiger unbezahlte Care-Arbeit übernehmen, führt auch im Alter zu einem Ungleichgewicht, einer geschlechtsspezifischen Rentenlücke – der Gender-Pension-Gap. 2021 bezogen Frauen ab 65 Jahren Alterseinkünfte von durchschnittlich 17.800 Euro brutto pro Jahr – Männer rund 25.400 Euro. 20,9 % der Frauen ab 65 waren von Altersarmut gefährdet, bei den Männern ab 65 waren es 17,5 %.
Der comdirect PortfolioPlaner
Mit dem PortfolioPlaner ist der Einstieg in die Geldanlage besonders einfach: Sparrate festlegen und aus 5 Portfolios das passende auswählen.
Was ist Female Finance?
Female Finance-Initiativen, wie die finanz-heldinnen, möchten Frauen ermutigen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Im Mittelpunkt von Female Finance steht der Aufbau von Finanzwissen, den Frauen benötigen, um finanziell unabhängiger zu werden. Dazu gehört z. B. die Wahl der passenden Geldanlage, um aktiv Geld zu sparen und zu investieren und so selbst fürs Alter vorzusorgen.
Hintergrund ist: Frauen investieren noch immer seltener an der Börse als Männer. 2024 legten 4,4 Millionen Frauen in Aktien, Fonds und ETFs an – unter den Männern gab es 7,7 Millionen Anleger (Quelle: Deutsches Aktieninstitut). Dabei fand eine Studie von Fidelity Investments aus dem Jahr 2021 heraus: Frauen sind die besseren Investorinnen. Wenn sie den Schritt an die Börse wagen, erreichen sie im Schnitt eine 0,4 Prozent höhere Rendite als männliche Anleger. Durch die Vermittlung von Finanzwissen will Female Finance zeigen, dass Finanzen nicht nur Männersache sind, und das Selbstvertrauen von Frauen in eigene finanzielle Entscheidungen stärken.
8 Tipps: Wie kann ich als Frau mehr finanzielle Unabhängigkeit erlangen?
Hier findest du die 8 wichtigsten Tipps, wie du als Frau finanziell unabhängiger wirst.
Tipp 1: Kassensturz
Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit kann mit dem klassischen Haushaltsbuch beginnen. Denn bevor du deine Finanzen selbst in die Hand nimmst, solltest du dir einen Überblick über deine Einnahmen und Ausgaben verschaffen. Sobald du weißt, wie viel Geld dir monatlich zur Verfügung steht, kannst du deine Finanzen strukturieren und eine Sparrate festlegen. Dabei hilft dir z. B. die 50-30-20-Regel.
Tipp 2: Schulden abbauen
Bevor du dich an die Themen Sparen und Vermögensaufbau heranwagst, solltest du dir einen Plan machen, wie du eventuell vorhandene Schulden abbauen kannst. Gerade sogenannte „schlechte“ Schulden wie z. B. Konsumschulden solltest du schnellstmöglich tilgen oder am besten ganz vermeiden.
Tipp 3: Notgroschen aufbauen
Ein finanzielles Polster ist wichtig, damit du unvorhergesehene Ausgaben nicht aus deinem Ersparten oder deiner Geldanlage bewältigen musst. Lege dazu monatlich einen bestimmten Betrag beiseite, bis du Rücklagen in Höhe von 2 bis 3 Nettoeinkommen angespart hast. Diesen Notgroschen legst du am besten als Tagesgeld an. So kannst du jederzeit flexibel auf dein Geld zugreifen und erhältst zudem Zinsen auf dein Guthaben.
Tipp 4: Unbezahlte Care-Arbeit gerecht aufteilen
Finanzielle Unabhängigkeit setzt voraus, dass du als Frau mehr Zeit für eine Erwerbstätigkeit hast, um selbst Geld zu verdienen, Rentenpunkte zu sammeln und fürs Alter zu sparen. Dazu muss die Care-Arbeit gerechter aufgeteilt werden, d. h. Männer und Väter müssen mehr unbezahlte Aufgaben im Haushalt und bei der Kinderbetreuung übernehmen.
Tipp 5: Erwerbstätigkeit pflegen
Wenn die Care-Arbeit innerhalb der Beziehung gerechter aufgeteilt ist, hast du als Frau mehr Zeit, um deine Erwerbstätigkeit zu pflegen und der „Teilzeitfalle“ zu entkommen. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf dein Erwerbseinkommen und somit auf deine finanzielle Unabhängigkeit aus, sondern auch auf deine spätere Rente.
Tipp 6: Finanzen in der Beziehung besprechen
Um ein finanzielles Ungleichgewicht in der Beziehung zu vermeiden, solltet ihr euch zusammen hinsetzen und besprechen, wie ihr die Finanzen in eurer Beziehung regeln wollt. Dazu gehören beispielsweise die Aufteilung der gemeinsamen Ausgaben und ein stimmiges Kontenmodell.
Tipp 7: Finanzwissen aneignen
Finanzwissen ist Macht und eine wichtige Voraussetzung, um als Frau finanziell unabhängiger zu werden. Denn wenn du deine Möglichkeiten kennst, um Geld sinnvoll zu sparen und zu investieren, bist du nicht auf Finanzberatung angewiesen. Das spart Geld und stellt sicher, dass du finanzielle Entscheidungen triffst, die in deinem Interesse sind.
Tipp 8: Privat fürs Alter vorsorgen
Ein wichtiger Schritt zu mehr finanzieller Unabhängigkeit besteht darin, als Frau selbst fürs Alter vorzusorgen. Um die Rentenlücke zu schließen und Altersarmut vorzubeugen, solltest du frühzeitig damit anfangen, Geld fürs Alter zu sparen und zu investieren.
Eine beliebte Form der Altersvorsorge mit ETFs oder Fonds ist ein Wertpapiersparplan. Damit kannst du schon ab geringen Sparraten einen Teil deines verfügbaren Geldes regelmäßig und automatisiert anlegen, um langfristig Vermögen aufzubauen und vom Zinseszinseffekt zu profitieren. Mit der 72er-Regel kannst du grob abschätzen, wie schnell sich dein angelegtes Geld verdoppelt: Dafür teilst du die Zahl 72 durch deine voraussichtliche Jahresrendite bzw. den Zinssatz in % und erhältst die Verdopplungsdauer in Jahren.

Wie du deinen ersten Wertpapierkauf tätigst, erfährst du bei den finanz-heldinnen in der Podcastfolge „Crash-Kurs Wertpapierkauf“.
Fazit: Finanzielle Unabhängigkeit von Frauen – nimm deine Finanzen selbst in die Hand
Geringeres Gehalt, häufiger Teilzeit, mehr unbezahlte Care-Arbeit – es gibt zahlreiche Gründe, warum viele Frauen noch immer finanziell von ihrem Partner abhängig sind. Neben einem Machtgefälle sowie Schuld- und Schamgefühlen, die mit einem finanziellen Ungleichgewicht in der Beziehung einhergehen, sind Frauen auch häufiger von Altersarmut betroffen.
Daher sollten sich Frauen im Sinne des Female Finance Gedankens das nötige Finanzwissen aneignen, um eigene finanzielle Entscheidungen treffen und privat vorsorgen zu können. Doch auch wenn du gerade erst anfängst, dich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen – mit Tools wie dem PortfolioPlaner von comdirect kannst du auch ohne viel Vorwissen und Erfahrung die Basis für deine individuelle Geldanlage schaffen.
Wenn du noch Fragen zu den Themen Vorsorgen und Versichern hast, kannst du gerne unsere Kundenbetreuer kontaktieren – per Telefon unter 04106 – 708 25 00 oder über unser Kontaktformular. Unsere Kundenbetreuer sind rund um die Uhr für dich erreichbar – 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag.