Der Start ins Berufsleben bringt viele Veränderungen mit sich – vielleicht sogar einen Umzug in eine neue Stadt oder Wohnung. Eins ändert sich jedoch sicher: Dein Kontostand. Aber wofür solltest du dein erstes Gehalt ausgeben und wie sieht eigentlich ein gutes Einstiegsgehalt aus? Wir haben für dich die wichtigsten Fragen und Antworten rund ums erste Gehalt zusammengestellt.
Wann gibt es das erste Gehalt?
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Diese alte Binsenweisheit gilt auch in puncto erstes eigenes Geld. Denn beim Start ins Berufsleben bist du verpflichtet, mit deiner Arbeitskraft in Vorleistung zu gehen. Dein Gehalt kommt in der Regel erst, nachdem du deinen Part erfüllt hast: am Ende des ersten Arbeitsmonats oder zu Beginn des darauffolgenden Monats. Einige Arbeitgeber zahlen das Gehalt auch schon zur Mitte des Monats. Das hängt auch davon ab, was du im Vertrag zwischen dir und deinem Arbeitgeber vereinbart hast. Warte daher möglichst, bis das Geld tatsächlich auf deinem Konto eingegangen ist, bevor du dein erstes Gehalt ausgibst.
Dem ersten Gehalt fiebern viele junge Menschen entgegen. In der ersten Folge der 2. Staffel unseres prämierten Hörspiel-Podcasts „Wir waren Detektive“ – Fiction & Facts für Krimifans gibt dir unser Finanzexperte Tipps und Tricks rund um das erste Gehalt und erklärt dir, wie du das erste eigene Geld sinnvoll organisieren kannst. Zum Podcast
Wofür Berufseinsteiger ihr Gehalt ausgeben
Einen Traum erfüllen, mit Freunden in der Lieblingsbar anstoßen oder doch sparen oder gleich die nächste Rate vom Studienkredit zurückzahlen? Nach der Freude über diesen ganz besonderen Zahlungseingang stellt sich häufig die Frage: Was kaufen mit dem ersten selbst verdienten Geld? Auf der Suche nach Antworten hat das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid 500 junge Menschen im Alter von 16 und 29 Jahren befragt:
Ist ein eigener Herd noch Goldes wert? Nur jede vierte befragte Person steckt das erste Gehalt in die Finanzierung einer Immobilie.
Knapp 33 % gehen nach dem Beginn ihrer Berufstätigkeit erst einmal auf Shoppingtour und investieren dabei in neue stylishe Klamotten oder Berufsbekleidung.
Ein neues Handy, edle Kopfhörer und Spielekonsolen – dafür geben 60 % der männlichen und 40 % der weiblichen Befragten ihr erstes Gehalt aus.
Mehr als die Hälfte der befragten Frauen sparen jeden entbehrlichen Euro für Reisen und Ausflüge. Von den Männern geben nur knapp 40 % ihren ersten Lohn für Urlaubsreisen aus.
Mehr als 50 % der Männer geben ihr erstes Geld für Auto, Roller oder Fahrrad aus. Bei den Frauen sieht es mit 49 % recht ähnlich aus.
52 % der Berufsanfängerinnen gönnen sich vom ersten Gehalt einen Abend auf der Piste. Stolze 63 % der Männer wollen ebenfalls auf diesen neuen Lebensabschnitt anstoßen.
Ganz weit oben liegt die hohe Kante. Drei Viertel aller Jobneulinge gaben an, möglichst viel von ihrem ersten Gehalt lieber sparen zu wollen.
Wie kann ich mir mein erstes Gehalt einteilen?
Sparen, Feiern oder Verreisen. Nun wissen wir, wofür die Mehrheit ihr hart verdientes erstes Geld ausgibt. Doch nicht allen von uns ist der verantwortungsvolle Umgang mit Geld automatisch in die Wiege gelegt worden. Das gute Gefühl von finanzieller Unabhängigkeit und Selbstständigkeit kann schnell der Ernüchterung weichen. Beispielsweise wenn sich bereits vor Monatsende gähnende Leere auf dem Konto breitmacht: Viele Azubis und Berufseinsteiger müssen zu Beginn ihrer Karriere Eltern oder Freunde um Unterstützung bitten. Um entspannt in den Berufsalltag zu starten, solltest du dir dein Gehalt richtig einteilen. Dafür ist es wichtig, dass du dir einen genauen Überblick über deine Finanzen verschaffst.
Gut zu wissen: Damit du weißt, was du von deinem ersten Gehalt wahlweise sparen oder ausgeben kannst, musst du vor allem zwei Dinge in Erfahrung bringen: Wie viel eigentlich genau auf deinem Konto landet und was du zum Leben brauchst.
Schritt 1: Brutto vs. netto – wie viel bekommst du am Ende raus?
Bei Vertrags- und Gehaltsverhandlungen ist in der Regel immer vom Bruttogehalt die Rede. Ausgezahlt wird dir jedoch dein Nettolohn. Dieser unterscheidet sich deutlich vom Bruttogehalt. Der Grund dafür sind Abzüge wie Sozialabgaben und Steuern, die von deinem Lohn abgehen. Wie hoch diese Abgaben sind, hängt auch von deiner persönlichen Situation ab. Zum Beispiel von deiner Steuerklasse oder bei welcher Krankenkasse du versichert bist. Als Faustregel kannst du mit rund 20 %, die von deinem Bruttoverdienst abgezogen werden, rechnen.
Gut zu wissen: Der Begriff brutto wird vom lateinischen Wort „brutus“ abgeleitet und bedeutet so viel wie „unrein.“ Die Übersetzung des italienischen Wortes Netto lautet dazu passend einfach „rein“ – dein Nettogehalt ist sozusagen „rein“ von allen Steuern und Abgaben.
Schritt 2: Kassensturz und 50/30/20-Regel
Bevor du dein erstes Gehalt aufteilen kannst, ist erst mal Rechnen angesagt: Notiere dir alle monatlichen Fixkosten und Ausgaben sowie notwendige Anschaffungen, die in Kürze noch anstehen. Sei im Zweifelsfall lieber großzügig und schlage etwas für schlechte Zeiten drauf. Die Summe aller monatlichen Ausgaben sollte idealerweise nicht mehr als 50 % deines Gehalts betragen.
Sind diese Kosten vollständig gedeckt, geht es weiter: Nun kannst du ausrechnen, welchen Betrag vom ersten Geld du getrost auf den Kopf hauen kannst. Nach der 50/30/20-Regel sind das ganze 30 % des ersten Gehalts, die du für Freizeit, Klamotten oder Urlaub zur Verfügung hast. Die restlichen 20 % deines Lohns legst du jeden Monat zur Seite. Wenn dir das gelingt, baust du dir über die Jahre entweder ein ordentliches finanzielles Polster für die Zukunft auf und sparst den Notgroschen für kleinere Notfälle an.
Was sind sinnvolle Investitionen für ein erstes Gehalt?
Nun hast du eine Übersicht über deine monatlichen Ausgaben und Einnahmen sowie eventuelle Sparpotenziale. Als Nächstes kannst du dir Gedanken über deine persönlichen Ziele machen, die du mit deinem gesparten Geld erreichen möchtest. Wir stellen dir einige Optionen vor, mit denen du dein Geld anlegen und sinnvoll investieren kannst:
Wenn du während des Studiums BAföG oder andere Studienkredite bezogen hast, kannst du monatlich einen Teil deines Gehalts für die Rückzahlungen beiseitelegen. Oder du sparst mehr und zahlst dein Darlehen in größeren Beträgen zurück. Das kann sich lohnen, denn das BAföG-Amt gewährt in solchen Fällen einen Rabatt, der sich nach der Höhe der Zahlungssumme richtet.
Hausrat, Haftpflicht, Berufsunfähigkeit – 3 der wichtigsten Versicherungen, die du als Privatperson abschließen kannst. Genaues Hinschauen lohnt sich: Lass dir vor am besten gleich mehrere Angebote zukommen, um Preise und Leistungen der Anbieter zu vergleichen.
Gut zu wissen: Du hast bereits verschiedene Versicherungen abgeschlossen? Dann teile deiner Versicherung unbedingt deinen Status als Arbeitnehmer mit. Teilweise ändern sich dadurch deine Beiträge.
Besonders für Geldanlage-Neulinge können ETFs (Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Indexfonds) eine gute Wahl sein: Denn mit dieser Anlageart kannst du auch mit eher kleinere Beträgen einsteigen. Außerdem kannst du sie jederzeit schnell wieder verkaufen. Besonders praktisch: Wertpapiersparpläne. So kannst du regelmäßig feste Beträge in von dir ausgesuchte Wertpapiere investieren. Allerdings unterliegen auch ETFs, wie alle Wertpapiere, Schwankungen, sodass es letztlich auch zu Verlusten in deinem Portfolio kommen kann. Dieses Risiko solltest du bei der Geldanlage in Wertpapiere immer im Hinterkopf behalten.
Gleich nach dem Berufsstart schon an die Rente denken? Klingt vielleicht seltsam, macht aber durchaus Sinn. Denn mit den richtigen Tipps kannst du auch schon mit deinem Einstiegsgehalt die ersten wichtigen Schritte für deine finanzielle Absicherung im Alter machen.
Gut zu wissen: Du suchst noch mehr praktische Spartipps? In unserem comdirect magazin findest du zahlreiche spannende Ratgeber rund um das Thema Sparen.
Was ist ein faires Einstiegsgehalt?
Wie viel Gehalt zum Berufseinstieg angemessen ist, lässt sich kaum verallgemeinern. Jedoch wurde im Jahr 2020 eine Mindestausbildungsvergütung festgelegt. Diese Mindesthöhe beträgt im ersten Ausbildungsjahr 550 Euro brutto und soll in den folgenden Ausbildungsjahren um erst 18, dann 35 und schließlich 40 % steigen. Als Richtwert bei der Festlegung dieser gesetzlichen Regelung wurde das deutsche Mindestlohngesetz herangezogen. Im Juli 2021 lag der Brutto-Mindestlohn in Deutschland bei 9,60 Euro.
Ist das Einstiegsgehalt denn nun in Stein gemeißelt? Nicht unbedingt. Zwar werden in einigen Branchen die Gehälter durch Tarifverträge bestimmt. In anderen Bereichen kannst du dir aber mit einem guten Abschluss und Zusatzqualifikationen Chancen auf ein hohes Einstiegsgehalt ausrechnen. Und von Bundesland zu Bundesland werden auch noch unterschiedliche Gehälter für den gleichen Job gezahlt. Ganz schön undurchsichtig. Hier können Online-Tools und Nachschlagewerke im Internet Licht ins Dunkle bringen und dir einen Überblick über die Durchschnittsgehälter in Deutschland verschaffen. Damit kannst du gut vorbereitet ins nächste Vorstellungsgespräch gehen.
Fazit: Erstes Gehalt – ganz besonders und doch nur der Anfang
Auf das erste Gehalt folgt sicher bald das zweite. Dennoch bleibt der erste selbst verdiente Lohn etwas Besonderes. Wenn möglich, gönne dir auch etwas Schönes davon. Vielleicht kannst du das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Zum Beispiel mit neuen Kopfhörern, die das tägliche Pendeln erträglicher machen. Oder der Anzahlung für den nächsten Urlaub, in dem du deinen Akku für den Berufsalltag wieder auflädst. Wenn du deine Ausgaben und Fixkosten im Blick behältst, kannst du dir ohne schlechtes Gewissen auch ruhig mal den einen oder anderen Wunsch erfüllen. Vor allem, wenn du regelmäßig etwas auf die hohe Kante legen kannst.
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