Eine moderne Frau mit Handy und Fahrrad
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© Kay Abrahams via Adobe Stock

Arbeitszeitmodelle: Übersicht

Key Takeaways
  • Arbeitszeitmodelle regeln die Dauer und Verteilung der Arbeitszeit.
  • Neben Modellen mit festen Arbeitszeiten gibt es zahlreiche flexible Arbeitszeitmodelle.
  • Viele Beschäftigte legen Wert auf Flexibilität und eine ausgewogene Work-Life-Balance.
  • Modelle wie Teilzeit, Gleitzeit oder die 4-Tage-Woche sollen die Produktivität steigern.

Definition: Was versteht man unter Arbeitszeitmodell?

Arbeitszeitmodelle regeln die Zeit, die Beschäftigte im Job zu leisten haben. Konkret legt ein solches Modell fest, wie viel Zeit Mitarbeitende insgesamt arbeiten müssen und wie sich diese Zeit auf Tage, Wochen oder Jahre verteilt. Dabei gibt es Arbeitszeitmodelle mit gleichmäßiger und mit ungleichmäßiger Verteilung. Das jeweils geltende Arbeitszeitmodell wird tariflich bzw. betrieblich vereinbart oder gesetzlich festgelegt.

Warum gibt es verschiedene Arbeitszeitmodelle?

Arbeitszeitmodelle dienen einerseits der Planungssicherheit der Unternehmen, denn diese müssen die Arbeitszeit ihrer Beschäftigten entsprechend der betrieblichen Erfordernisse planen und organisieren. Andererseits geht es Unternehmen vermehrt darum, sich im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter mit flexiblen Arbeitszeiten als attraktiver und familienfreundlicher Arbeitgeber zu präsentieren.

Nicht erst seit der Corona-Pandemie und den Erfahrungen im Homeoffice wünschen sich Arbeitnehmer mehr Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit. Viele wünschen sich mehr selbstbestimmte Zeit, die sie mit der Familie verbringen oder Hobbys widmen können. Die vielbeschworene Work-Life-Balance genießt auch deshalb einen hohen Stellenwert, weil die Beschäftigten zunehmend auf ihre Gesundheit achten und vermeiden wollen, sich im Job aufzureiben. Manch einer gönnt sich heutzutage eine berufliche Auszeit oder führt als digitaler Nomade ein ortsunabhängiges Leben.

Was gibt es für Arbeitszeitmodelle?

Je nach Beruf und Betrieb gibt es verschiedene Arbeitszeitmodelle. Neben klassischen Modellen mit festen Arbeitszeiten existieren heute zahlreiche flexible Arbeitszeitmodelle, die dem Wunsch der Beschäftigten nach mehr Flexibilität und Eigenverantwortung Rechnung tragen und zugleich den Unternehmen helfen, auf schwankende Auftragslagen zu reagieren. Von der klassischen Vollzeitbeschäftigung bis zum Jobsharing ist vieles möglich.

Wie viele Stunden arbeitet man bei Vollzeit?

Unter Vollzeit versteht man ein Arbeitszeitmodell, bei dem Beschäftigte die volle Arbeitszeit leisten, die im Betrieb üblich bzw. tariflich oder gesetzlich festgelegt ist. Häufig gilt eine 40-Stunden-Woche – also der klassische 9-to-5-Job.

In manchen Berufen oder Unternehmen gelten jedoch auch kürzere Arbeitszeiten von beispielsweise 36, 37,5 oder 38,5 Stunden pro Woche als Vollzeit. Allerdings: Wer im Jahr 2021 in Deutschland in Vollzeit arbeitete, leistete laut dem Statistischen Bundesamt im Durchschnitt 41 Wochenstunden.

Was sind die Vor- und Nachteile von Vollzeit?

Aus Sicht von Beschäftigten:

Vorteile von Vollzeit für Beschäftigte

  • Mehr Gehalt
  • Volle Rentenansprüche
  • Bessere Karrierechancen
  • Sozialer Austausch und Struktur
  • Mehr Jobangebote zur Auswahl

Nachteile von Vollzeit für Beschäftigte

  • Höhere Abzüge
  • Kaum Flexibilität bei der Einteilung der wöchentlichen Arbeitsaufgaben
  • Weniger Freizeit und eine schlechtere Work-Life-Balance
  • Weniger Zeit für gesundheitsfördernde Maßnahmen wie Sport
  • Schlechtere Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Aus Sicht von Arbeitgebern:

Vorteile von Vollzeit für Arbeitgeber

  • Hohe Planungssicherheit
  • Geringerer Aufwand für Planung und Verwaltung
  • Potenziell höhere Mitarbeiterleistung

Nachteile von Vollzeit für Arbeitgeber

  • Weniger Flexibilität bei der Personalplanung
  • Leerlauf bei schlechter Auftragslage
  • Potenziell mehr unproduktive Stunden durch lange Arbeitszeit pro Tag

Was genau bedeutet Teilzeit?

Beim Teilzeitmodell ist die regelmäßige Wochenarbeitszeit kürzer als bei einem Vollzeitjob – so definiert es das Teilzeitarbeitsgesetz. Beim Teilzeitmodell unterscheidet man zwischen vollzeitnaher und vollzeitferner Teilzeit. Von vollzeitnaher Teilzeit spricht man ab 30 Wochenarbeitsstunden. Teilzeitjobs mit weniger Stunden pro Woche werden als vollzeitfern bezeichnet.

Innerhalb der Teilzeit gibt es verschiedene Modelle der Arbeitszeitverteilung. Teilzeitbeschäftigte können:

  • an allen Wochentagen halbtags arbeiten.
  • ihre Wochenarbeitszeit auf weniger Tage verteilen.
  • ihre Wochenarbeitszeit verkürzen und zugleich an weniger Tagen arbeiten.

Im Rahmen der Teilzeit gibt es verschiedene Arbeitszeitmodelle:

Arbeit auf Abruf

Ein Teilzeitmodell ist die Arbeit auf Abruf. Dabei setzt der Arbeitgeber den Beschäftigten je nach Bedarf ein. Die Dauer der Arbeitszeit muss jedoch vertraglich festgelegt werden. Ansonsten gilt eine wöchentliche Arbeitszeit von 10 Stunden. Gibt es keine feste Regelung, muss die tägliche Arbeitszeit mindestens 3 Stunden betragen und an einem Stück sein.

Jobsharing

Jobsharing basiert ebenfalls auf dem Teilzeitmodell. Dabei teilen sich 2 oder mehr Teilzeitbeschäftigte eine Vollzeitstelle. Die Aufgaben, Verantwortungsbereiche und Arbeitszeiten legen die Mitarbeitenden innerhalb des Teams individuell fest. Jobsharing wird auch als Arbeitsplatzteilung bezeichnet und ist besonders in Führungspositionen beliebter geworden.

Welche Vor- und Nachteile hat Teilzeit?

Aus Sicht von Beschäftigten:

Vorteile von Teilzeit für Beschäftigte

  • Bessere Work-Life-Balance
  • Einfachere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • Berufstätigkeit trotz gesundheitlicher Einschränkungen
  • Möglichkeit der parallelen Selbständigkeit

Nachteile von Teilzeit für Beschäftigte

  • Geringeres Gehalt
  • Weniger Rente
  • Schlechtere Karrierechancen
  • Weniger Flexibilität in der Einteilung der Arbeitsaufgaben

Aus Sicht von Arbeitgebern:

Vorteile von Teilzeit für Arbeitgeber

  • Höhere Produktivität und Motivation
  • Weniger Fehlzeiten
  • Mehr Flexibilität beim Personaleinsatz

Nachteile von Teilzeit für Arbeitgeber

  • Höhere Personalkosten
  • Höhere Arbeitsplatzkosten
  • Größerer Verwaltungsaufwand

Mit einer Teilzeitbeschäftigung liegst du in der Regel unter dem Durchschnittseinkommen. Dadurch hast du auch geringere Rentenansprüche. Tatsächlich gehören Teilzeitbeschäftigungen zu den häufigsten Gründen für Altersarmut in Deutschland.

Flexible Arbeitszeit: Was versteht man unter Gleitzeit?

Die Gleitzeit ist ein flexibles Arbeitszeitmodell, bei dem Arbeitnehmende weitgehend selbst bestimmen, wie sie ihre festgelegte Arbeitszeit einteilen. Beim Gleitzeitmodell legen die Unternehmen in der Regel eine tägliche Kernarbeitszeit fest. In diesem Zeitraum gilt Anwesenheits- bzw. Arbeitspflicht. Außerhalb der Kernarbeitszeit können die Mitarbeitenden selbst entscheiden, wann sie mit der Arbeit beginnen und aufhören.

Bei der Gleitzeit kannst du Plus- und Minusstunden sammeln. Diese werden im Rahmen der Arbeitszeiterfassung auf deinem Arbeitszeitkonto verbucht. Um deinen „Kontostand“ auszugleichen, kannst du angesammelte Überstunden abbauen oder dir auszahlen lassen; fehlende Stunden musst du nachholen.

Ein Beispiel: In einem Betrieb müssen alle Angestellten von 9 bis 15 Uhr anwesend sein oder arbeiten (z. B. im Homeoffice oder im Außendienst). Die Gleitzeitphasen sind von 7 bis 9 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Mitarbeiter A beginnt um 9 Uhr und bleibt bis 18 Uhr. Mitarbeiterin B ist schon um 7 Uhr auf der Arbeit und macht dafür um 16 Uhr Feierabend.

Grafische Darstellung eines Gleitzeitmodells mit Kernarbeitszeit
Bei der Gleitzeit können Beschäftigte Arbeitsbeginn und -ende flexibel bestimmen.

Was sind die Vor- und Nachteile von Gleitzeit?

Aus Sicht von Beschäftigten:

Vorteile von Gleitzeit für Beschäftigte

  • Pendler können Stoßzeiten umgehen
  • Berücksichtigung des individuellen Arbeitsrhythmus
  • Mehr Flexibilität bei privaten Terminen
  • Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Nachteile von Gleitzeit für Beschäftigte

  • Mögliche Anhäufung von Minusstunden
  • Schlechtere Teamkommunikation und Erreichbarkeit
  • Mehr Eigenverantwortung

Aus Sicht von Arbeitgebern:

Vorteile von Gleitzeit für Arbeitgeber

  • Besseres Betriebsklima
  • Anpassung des Personaleinsatzes an saisonale Schwankungen
  • Höhere Attraktivität als Arbeitgeber

Nachteile von Gleitzeit für Arbeitgeber

  • Aufwändigere Arbeitszeiterfassung
  • Gefahr von Nichteinhaltung des Arbeitsschutzrechts (z. B. Pausenzeiten)

Was bedeutet Vertrauensarbeitszeit?

Bei der Vertrauensarbeitszeit vertraut der Arbeitgeber darauf, dass der Beschäftigte die vereinbarten Aufgaben fristgerecht erledigt. Bei diesem Modell steht die erbrachte Arbeitsleistung im Vordergrund. Im Kern geht es darum, die Eigenverantwortung und das unternehmerische Denken von Mitarbeitenden zu fördern.

Im Rahmen der zu erbringenden Arbeitsleistung kann sich der Beschäftigte seine Arbeitszeit flexibel einteilen. Rechtlich gilt jedoch: Die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit muss erfüllt werden. Der Arbeitgeber verzichtet allerdings darauf, dies zu kontrollieren. Im Gegenzug erwartet er in der Regel von seinen Beschäftigten, dass diese in Zeiten hohen Arbeitsaufkommens Mehrarbeit leisten, wobei es mitunter keinen Ausgleich für Überstunden gibt.

Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts kann auch bei Vertrauensarbeitszeit die Arbeitszeit erfasst und Überstunden ausgeglichen werden.

Was ist die 4-Tage-Woche?

In Deutschland debattiert man derzeit über die Einführung der 4-Tage-Woche. Bei diesem Arbeitszeitmodell arbeiten Beschäftigte nur noch an 4 statt an 5 Wochentagen. Die 4-Tage-Woche basiert auf dem 100-80-100-Modell. Die Idee dahinter ist, die Arbeitszeit bei 100 % Gehalt auf 80 % zu reduzieren und trotzdem 100 % der Produktivität beizubehalten.

Das Modell der 4-Tage-Woche ist umstritten. Befürworter argumentieren, dass eine Arbeitszeitverkürzung zu einer besseren Work-Life-Balance führe. Dadurch seien Mitarbeiter zufriedener, motivierter und somit produktiver. Ein aktuelles Pilotprojekt aus Großbritannien bekräftigt diese Annahme: Die Mitarbeitenden waren seltener krank, weniger gestresst und kündigten seltener. Sogar der Unternehmensumsatz stieg in den teilnehmenden Betrieben um 1,4 %.

Kritiker hingegen befürchten, dass die Produktivität und somit die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen leiden könnten. Tatsächlich gibt es Stimmen aus der Industrie, die angesichts des Fachkräftemangels sogar eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden fordern.

Welches ist das beste Arbeitszeitmodell?

Das eine optimale Arbeitszeitmodell gibt es nicht. Jedes Arbeitsmodell hat seine Vor- und Nachteile – sowohl für die Beschäftigten als auch die Arbeitgeber. Teilweise werden auch verschiedene Arbeitszeitmodelle miteinander kombiniert oder individuelle Arbeitszeitlösungen ausgearbeitet, um auf die besonderen Bedürfnisse einzelner Mitarbeiter einzugehen.

Wusstest du, dass das Arbeitszeitmodell auch Teil deiner Gehaltsverhandlung sein kann?

Fazit: Flexible Arbeitszeitmodelle – bessere Work-Life-Balance, mehr Produktivität

Nicht erst seit Corona findet in der Arbeitswelt ein grundlegender Wandel statt. Neben einem Anspruch auf Homeoffice wollen immer mehr Beschäftigte ihre Arbeitszeit selbstbestimmter gestalten. Eine gesunde Work-Life-Balance und mehr Zeit für die Familie stehen dabei im Vordergrund. Um diesen neuen Bedürfnissen Rechnung zu tragen und im „War for Talents“ zu bestehen, bieten viele Unternehmen flexible Arbeitszeitmodelle an. Gleichzeitig versprechen sie sich davon eine höhere Zufriedenheit und Motivation ihrer Mitarbeiter und damit eine höhere Produktivität.

Ob aus Beschäftigten- oder Arbeitgebersicht: Das eine optimale Arbeitszeitmodell gibt es nicht. Deshalb gilt im Einzelfall immer, die individuelle Situation zu betrachten und sich mit den Vor- und Nachteilen der einzelnen Modelle vertraut zu machen.

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