Für viele Menschen bedeutet die Selbstständigkeit eine gewisse Freiheit. Allerdings müssen sich Selbstständige nicht nur um Aufträge, Angestellte und Versicherungen kümmern, sondern auch mit dem Thema Altersvorsorge auseinandersetzen. Wir zeigen, wie Selbstständige für das Alter vorsorgen können.
Möglichkeiten zur Altersvorsorge für Selbstständige
Egal, ob gesetzliche Altersvorsorge oder Sparen fürs Alter – inzwischen können Selbstständige neben der gesetzlichen Altersvorsorge auf zahlreiche Alternativen zurückgreifen. Wir erklären, wie Selbstständige für das Alter vorsorgen können.
Gesetzliche Rentenversicherung für Selbstständige
Arbeitnehmer zahlen automatisch in die gesetzliche Rentenversicherung ein.
Auch einige selbstständige oder freiberufliche Berufsgruppen sind Pflichtmitglieder in der gesetzlichen Rentenversicherung. Dazu zählen beispielsweise:
- Freiberufliche Lehrer
- Hebammen, Erzieher und in der Pflege Beschäftigte
- Handwerker und Hausgewerbetreibende
- Künstler und Publizisten (über die Künstlersozialkasse wird in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt)
Nicht Pflichtversicherte können jedoch freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Die Beitragsanzahl und -höhe kann dabei frei zwischen dem Mindestbetrag von 83,70 Euro (Stand April 2021) und dem Höchstbetrag von 1.320,60 Euro (Stand April 2021) gewählt werden.
Gut zu wissen: Bis zum 31. März des Folgejahres können freiwillige Beiträge für das jeweilige Kalenderjahr gezahlt werden. Allerdings kann sich dann der Mindest- bzw. Höchstbeitrag für das vergangene Jahr erhöhen.
Vor- und Nachteile der gesetzlichen Rentenversicherung für Selbstständige
Vorteile | Nachteile |
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Anzahl und Höhe der Beiträge ist zwischen Mindest- und Höchstbeitrag frei wählbar | Rentenniveau schwankt, da es von der demografischen Entwicklung der Bevölkerung abhängt |
Anspruch auf Erwerbsminderungsrente, wenn Antrag auf freiwillige Pflichtversicherung in den ersten 5 Jahren gestellt wurde und 5 Jahre eingezahlt wurde | Gesetzliche Rente muss komplett versteuert werden |
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Exkurs: Versorgungswerke für viele freie Berufe
Neben der gesetzlichen Rentenversicherung bestehen berufsständische Versorgungswerke, die die Pflichtversorgung für bestimmte freie Berufe regelt. Pflichtversichert sind beispielsweise:
- Ärzte
- Rechtsanwälte und Notare
- Steuerberater, Wirtschafsprüfer und vereidigte Buchprüfer
- Ingenieure, Architekten
- Psychotherapeuten
Gut zu wissen: Angestellte Zahnärzte oder Rechtsanwälte können sich von der Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung befreien lassen, um keine doppelten Beiträge zu zahlen. Bei jedem Arbeitgeberwechsel muss die Befreiung jedoch erneut beantragt werden.
Grundrente auch für Selbstständige?
Seit 01. Januar 2021 ist die sogenannte Grundrente in Kraft. Damit erhalten langjährig gesetzlich Rentenversicherte mit unterdurchschnittlichem Einkommen einen individuellen Zuschlag zur Rente. Als unterdurchschnittliches Einkommen gilt ein Einkommen von weniger als 80 % des Durchschnittseinkommens (berechnet durch das Statistische Bundesamt – Stand April 2021: 40.551 Euro). Damit auch Selbstständige, die (freiwillig) in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben, von der Grundrente profitieren können, müssen mindestens 35 Jahre Grundrentenzeit vorhanden sein.
Dazu zählen beispielsweise:
- Pflichtbeiträge von Angestellten von Selbstständigen
- Beitragszeiten für Kindererziehung oder Pflege
- Leistungszeiten bei Krankheit oder Rehabilitation
Es zählen nicht:
- Bezugszeiten von Arbeitslosengeld I und II
- Zusätzliche freiwillige Beiträge
Gesetzesentwurf: Versicherungspflicht für Selbstständige
Derzeit gibt es für Selbstständige keine Rentenversicherungspflicht, weshalb viele das Thema Altersvorsorge noch immer vernachlässigen. Die Folge: Altersarmut ist besonders für Selbstständige ein großes Risiko. Bereits seit 2012 wird deshalb über eine gesetzliche Rentenversicherungspflicht für Selbstständige diskutiert. Selbstständige sollen zwischen 3 verschiedenen Vorsorgemöglichkeiten wählen können:
- Gesetzliche Rentenversicherung
- Versorgungswerk (für bestimmte Berufsgruppen, wie Ärzte oder Anwälte)
- Rürup-Rente als private Rentenversicherung
Damit sollen alle Selbstständigen, die nicht schon in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert sind, einer Versicherungspflicht unterliegen. Die Reformpläne sehen zudem eine Insolvenz- und Pfändungssicherung sowie eine Grundsicherungsrente in Höhe von ca. 800 Euro pro Monat vor.
Gut zu wissen: Die Pläne zur Rentenversicherungspflicht für Selbstständige sollen ab 2024 umgesetzt werden.
Private Rentenversicherung für Selbstständige
Viele Versicherer bieten private Rentenversicherungen für Selbstständige oder Freiberufler an. Dabei wird in der Regel monatlich ein bestimmter Betrag angespart und verzinst. Endet die Vertragslaufzeit, so können sich Selbstständige und Freiberufler das angesparte Kapital auszahlen lassen. Dabei können sie wählen, ob sie eine Einmalzahlung erhalten möchten oder fortlaufende Zahlungen (ähnlich einer Rente).
Gut zu wissen: Auch einige Lebensversicherungen fallen unter die privaten Rentenversicherungen.
Vor- und Nachteile der privaten Rentenversicherung für Selbstständige
Vorteile | Nachteile |
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Auszahlungen sind flexibel | Verlustgeschäft trotz garantierter Verzinsung möglich, da abhängig von wirtschaftlicher Lage |
Auszahlbetrag muss nicht voll versteuert werden – es wird nur der Anteil versteuert, der durch Verzinsung entsteht (persönlicher Steuersatz hängt vom Renteneintrittsalter ab) | Verwaltungskosten schmälern mögliche Rendite |
Rürup-Rente bzw. Basis-Rente für Selbstständige
Hinter dem Begriff Rürup-Rente oder auch Basis-Rente verbirgt sich ein staatlich gefördertes Rentenmodell für Selbstständige. Gewählt werden kann zwischen 3 verschiedenen Arten:
- Klassische Rürup-Rente: Konventionelle Rentenversicherung, bei der schon bei Abschluss die spätere garantierte Rente feststeht.
- Fondsgebundene Rürup-Rente: Kapital wird in Investmentfonds angelegt, wodurch keine Garantie für eine bestimmte Rentenhöhe übernommen wird.
- Sofortrente: Einmalige Einzahlung eines (hohen) Betrages, woraus anschließend eine Rente ausgezahlt wird.
Vor- und Nachteile der Rürup-Rente bzw. Basis-Rente für Selbstständige
Vorteile | Nachteile |
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Flexibilität durch 3 verschiedene Modelle | Die Auszahlung erfolgt nur in Form einer Rente zum vereinbarten Rentenbeginn. |
Beitragszahlungen werden vom Bruttoeinkommen abgezogen – Steuerlast wird dadurch reduziert & Beiträge zur Rürup-Rente sind steuerlich absetzbar – ab 2025 zu 100 % | Steuerliche Vorteile lohnen sich in der Regel eher für Besserverdiener und Rente muss vollständig versteuert werden. |
Riester-Rente für Selbstständige
Mit der Riester-Rente können Selbstständige auf eine weitere staatlich geförderte Möglichkeit zurückgreifen. Allerdings sind Pflichtversicherte der berufsständigen Versorgungswerke davon ausgenommen. Während der Einzahlphase werden Sparer gefördert – entweder durch staatliche Zulagen oder in Form eines Steuerabzugs.
Vor- und Nachteile der Riester-Rente für Selbstständige
Vorteile | Nachteile |
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Steuerabzug bis zu 2.100 Euro pro Jahr | Rentenauszahlung muss voll versteuert werden |
Bei Pflichtversicherung in gesetzlicher Rentenversicherung oder Künstlersozialkasse Direkteinstieg in Riester-Rente möglich | Ohne gesetzliche Rentenversicherung oder Künstlersozialkasse Zugang nur über Ehepartner mit abgeschlossener Riester-Rente oder zusätzlichen Minijob |
Investment in Immobilien
Viele Selbstständige wählen neben der privaten oder gesetzlichen Altersvorsorge auch die Möglichkeit einer Immobilie als Altersvorsorge. Denn das Anlegen in das sogenannte Betongold liegt noch immer im Trend.
Vor- und Nachteile von Investments in Immobilien
Vorteile | Nachteile |
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Investition in Sachwert | Immobilienkauf erfordert in der Regel Investment von Eigenkapital |
Immobilie kann selbst genutzt werden und es besteht die Chance auf Steigerung des Marktwertes | Folgekosten für Renovierung, Sanierung und Instandhaltung |
Investment in Wertpapiere
Mittlerweile setzen auch immer mehr Selbstständige auf eine Altersvorsorge mit Wertpapieren. Neben ETFs und Anleihen stehen dafür auch Aktien und verschiedene Sparpläne zur Wahl. Wer über Wertpapiere als Geldanlage zur Altersvorsorge nachdenkt, sollte sich in jedem Fall ausführlich mit den Verlustrisiken auseinandersetzen.
Vor- und Nachteile von Investments in Wertpapiere
Vorteile | Nachteile |
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Je nach Anlageart hohe Renditen möglich | Großes Verlustrisiko bis hin zum Totalverlust |
Individuelle Anlagestruktur im Depot | Anlageklassen müssen ggf. regelmäßig neu verteilt werden |
Diversifikation durch unterschiedliche Werte möglich | Werte unterliegen i.d.R. höheren Schwankungen, sodass nicht zu jedem Zeitpunkt zu einem guten Kurs/Preis verkauft werden kann |
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Betriebliche Altersvorsorge für Selbstständige
Angestellte Arbeitnehmer haben häufig die Möglichkeit eine betriebliche Altersvorsorge zu nutzen. Dafür wird jeden Monat vom Bruttogehalt ein bestimmter Anteil in eine spätere Rente eingezahlt und durch Ersparnisse bei Sozialabgaben oder Steuern zudem staatlich gefördert. Auch Selbstständige und Freiberufler können unter Umständen von einer betrieblichen Altersvorsorge profitieren, etwa dann, wenn sie beispielsweise Gesellschafter oder Geschäftsführer sind. Etwa dann, wenn sie auf Dauer für ein Unternehmen arbeiten. Da dies Thema recht komplex ist, sollten Selbständige sich stets bei einem Steuerberater über die individuellen Möglichkeiten der betrieblichen Altersvorsorge informieren sollten.
Fazit: Selbstständigen stehen neben der gesetzlichen Altersvorsorge zahlreiche Möglichkeiten offen

Mittlerweile können Selbstständige neben der gesetzlichen Altersvorsorge auch zahlreiche private Versorgungsmöglichkeiten wählen. Inwieweit eine Rürup-Rente oder Riester-Rente sinnvoll ist, lässt sich jedoch nicht pauschal beantworten. Denn hier spielen, ebenso wie bei der Höhe der Altersvorsorge, zahlreiche individuelle Faktoren eine Rolle. In jedem Fall sollten Selbstständige das Thema trotz einer möglichen Versicherungspflicht ab 2024 ernst nehmen und sich frühzeitig mit den verschiedenen Möglichkeiten zur Vorsorge auseinandersetzen.
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