Sonnenuntergang über einer nebligen Landschaft
Sonnenuntergang über einer nebligen Landschaft
© XtravaganT via Adobe Stock

Aktienrente einfach erklärt

In Schweden gibt es sie bereits, in Deutschland soll sie nach dem Willen der Ampelkoalition auch eingeführt werden: die gesetzliche Aktienrente. Hier findest du alle wichtigen Informationen über die kapitalgedeckte Altersvorsorge und bekommst Tipps, wie du schon jetzt mit ETFs und Aktien für die Rente sparen kannst.

Was versteht man unter der Aktienrente?

Bei der Aktienrente wird ein Teil der Rentenbeiträge in einen staatlichen Fonds eingezahlt. Dieser investiert das Geld an der Börse in Aktien und Anleihen. Erzielt der Fonds eine Rendite, werden die Rentenbezüge damit aufgestockt. Ziel ist es, im deutschen Rentenmodell die Beiträge zu stabilisieren und Altersarmut zu verhindern. Die Aktienrente ist eine Form der sogenannten kapitalgedeckten Altersvorsorge.

Was ist eine kapitalgedeckte Altersvorsorge?

Die kapitalgedeckte Altersvorsorge könnte man vereinfacht auch als Sparen fürs Alter bezeichnen: Denn es wird langfristig Vermögen angespart und am Kapitalmarkt angelegt. Bei Renteneintritt wird das angesparte Geld plus möglicherweise erzielter Erträge an die Rentenbezieher ausgezahlt. Anders als beim aktuellen Rentensystem hängt die Höhe der Rente also nicht nur von den gesammelten Rentenpunkten ab, sondern auch vom eingezahlten Kapital und der erzielten Rendite.

Hintergrundwissen: Was ist der Generationenvertrag einfach erklärt?

Aktuell finanziert sich die gesetzliche Rente in Deutschland noch nach dem Umlageverfahren. Das heißt: Die heutigen Beitragszahler finanzieren die Bezüge der heutigen Rentenbezieher. Anders als bei der kapitalgedeckten Altersvorsorge wird also kein verzinslicher Kapitalstock für die spätere Rente aufgebaut, sondern Altersbezüge zwischen den aktuell jungen und alten Generationen transferiert. Dieser Generationenvertrag stößt auf Dauer jedoch an seine Grenzen.

Das Finanzierungsproblem in der gesetzlichen Rentenversicherung ergibt sich vor allem aus dem demografischen Wandel: Der steigenden Lebenserwartung steht eine sinkende Geburtenrate gegenüber. Es gibt also immer mehr Rentner und immer weniger Beitragszahler. Schon jetzt bezuschusst der Bund die gesetzliche Rentenversicherung jedes Jahr mit mehr als 100 Milliarden Euro, um das Rentensystem aufrechtzuerhalten. Nur so kann die Gefahr von steigenden Beitragszahlungen oder schlechteren Rentenleistungen abgemildert werden.

Wie funktioniert die Aktienrente?

In ihrem Koalitionsvertrag hat die Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen vereinbart, die gesetzliche Rentenversicherung um eine teilweise Kapitaldeckung zu erweitern. Das bisherige Umlageverfahren würde durch die Aktienrente also nicht ersetzt werden, sondern um eine weitere Säule ergänzt. Der Großteil der Rentenbeiträge soll weiterhin zur Finanzierung der aktuellen Rentenbezüge genutzt werden.

Der ursprüngliche Vorschlag der FDP sieht vor, dass 2 % des Bruttoeinkommens in einen dauerhaften Fonds eingezahlt werden. Dieser soll das Geld professionell verwalten und global in Aktien und Anleihen anlegen. Im ersten Schritt sind allerdings noch keine Beitragszahlungen vorgesehen: Der Pensionsfonds soll sich zunächst ausschließlich aus Mitteln des Bundeshaushalts und potenziellen Kapitalerträgen speisen.

Grafische Darstellung der Aktienrente
Aktuelles Umlageverfahren und Aktienrente im Vergleich.

Wann kommt die Aktienrente?

Eigentlich sollte die Aktienrente bereits in diesem Jahr (2022) starten – insbesondere nach Wünschen der FDP. Geplant war, 10 Milliarden Euro in einen staatlich verwalteten Fonds einzuzahlen und gewinnbringend anzulegen. Bislang sind diese Pläne allerdings nicht umgesetzt worden. Auch im Bundeshaushalt für das Jahr 2022 ist die Aktienrente nicht vorgesehen. Wann die gesetzliche Aktienrente kommt, steht also noch nicht fest. Jedoch soll schon 2023 ein Kapitalstock in Gestalt einer öffentlich finanzierten und verwalteten Aktienrücklage eingerichtet werden. Das Volumen soll zum Start 10 Milliarden Euro betragen. Der Zweck des Kapitalstocks wird vorerst primär in der Stabilisierung der Rentenbeiträge liegen.

Welches Land hat bereits eine Aktienrente?

Als Vorbild für die geplante kapitalgedeckte Altersvorsorge in Deutschland wird immer wieder die schwedische Aktienrente genannt. In Schweden gibt es seit 1998 neben einem Umlageverfahren auch kapitalmarktbasierte Vorsorgefonds: 2,5 % des Bruttogehalts der Schweden werden in Aktien und Anleihen investiert. Schwedische Beitragszahler können aus mehreren Hundert Fonds wählen. Der größte kapitalmarktbasierte Pensionsfonds Schwedens ist der Aktienfonds AP7. Dieser konnte in den vergangenen 20 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 11 % erzielen.

Ähnliche Modelle gibt es in Dänemark, der Schweiz, Kanada und Australien. In Norwegen werden die Sozialbeiträge in einen staatlichen Pensionsfonds angelegt; über die grundsätzliche strategische Ausrichtung entscheidet das norwegische Finanzministerium. Der norwegische Staatsfonds ist der größte Aktionär Europas und investiert das verwaltete Vermögen zum Großteil in Aktien, in kleinerem Umfang auch in Anleihen und Immobilien.

Aktienrente: Vor- und Nachteile

Trotz der positiven Erfahrungen aus Schweden und anderen Ländern gibt es auch Kritik an der gesetzlichen Aktienrente. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Vor- und Nachteile der kapitalgedeckten Altersvorsorge zusammen:

Vorteile der AktienrenteNachteile der Aktienrente
Zukünftige Entlastung des Rentensystems:
Die zukünftige Rente kann weniger abhängig von demographischen Einflüssen und der Beitragskraft der zahlenden Generation sein.
Verlustrisiken:
Kurseinbrüche und Krisen bergen die Gefahr, dass am Ende weniger Geld für die Rente da ist.
Renditechancen:
Das Rentenniveau kann durch potenzielle Renditen am Kapitalmarkt stabilisiert oder sogar gesteigert werden.
Doppelte Belastung:
Kritiker argumentieren, dass gerade junge Beitragszahler zum Zeitpunkt der Umstellung doppelt belastet werden – durch die Einzahlungen ins Umlageverfahren und durch den Aufbau eines Kapitalstocks.
Beibehaltung der Beiträge und des Renteneintrittsalters:
Die Aktienrente soll verhindern, dass das Rentenalter künftig weiter angehoben werden muss bzw. künftige Beitragszahlen steigen.
Mangelndes Vertrauen:
Viele Menschen trauen dem Staat als Vermögensverwalter nicht die nötige Expertise zu oder befürchten eine Zweckentfremdung der angelegten Mittel.

Welche Möglichkeiten gibt es für eine private Altersvorsorge?

Wann die gesetzliche Aktienrente in Deutschland kommt und ob sie ausreichen wird, um die Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Rentenversicherung zu lösen, ist ungewiss. Die private Altersvorsorge bleibt daher sowohl für Angestellte als auch für Selbständige ein wichtiger Baustein, um im Ruhestand oder Vorruhestand finanziell abgesichert zu sein.

Mit der Geldanlage in Wertpapiere und innovative Sparangebote haben Privatanleger die Möglichkeit, die kapitalgedeckte Altersvorsorge selbst in die Hand zu nehmen. Beispielsweise lässt sich mit einem Sparplan auf Aktien oder ETFs einfach und bequem Vermögen fürs Alter ansparen – also quasi eine private Aktienrente aufbauen. Wer Aktien für die Rente kaufen möchte, sollte sich jedoch vorab genau über die Chancen und Risiken des Wertpapierhandels informieren. Gerade Einsteiger sind gut beraten, sich zunächst mit den Grundlagen von Aktien vertraut zu machen.

Wann sollte man mit der Altersvorsorge beginnen?

Es gilt: Je früher, desto besser. Denn als junger Mensch hat man rein rechnerisch mehr Zeit, Vermögen anzusparen, als im fortgeschrittenen Alter. Bei einem längeren Anlagehorizont greift außerdem der Zinseszinseffekt und es bleibt mehr Zeit, Verluste auch einmal auszusitzen.

Du interessierst dich für die Altersvorsorge mit ETFs? Im comdirect Magazin findest du hilfreiche Tipps zum Vermögensaufbau fürs Alter. Dort kannst du dich auch informieren, welche Versicherungen wichtig sind.

Fazit: Private Aktienrente – frühzeitig selbst vorsorgen

Mit der geplanten Aktienrente will die Bundesregierung das gesetzliche Rentensystem entlasten und generationengerecht entlasten. Wann die Aktienrente kommt und ob die Pläne ausreichen, um das Rentenniveau dauerhaft zu stabilisieren, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Mit der Geldanlage in Aktien und andere Wertpapiere können Privatanleger Vermögen fürs Alter ansparen und die kapitalgedeckte Altersvorsorge so frühzeitig selbst in die Hand nehmen. Wichtig ist jedoch langfristig anzulegen, sich vorab mit den zum Teil erheblichen Verlustrisiken des Wertpapierhandels vertraut zu machen.

Wenn du noch Fragen zum Thema Vorsorgen und Versichern hast, kannst du gerne unsere Kundenbetreuer kontaktieren – per Telefon unter 04106 – 708 25 00 oder über unser Kontaktformular. Unsere Kundenbetreuer stehen von Montag bis Freitag von 8–18 Uhr für dich zur Verfügung.

zurück zur Seite
dev
Nächstes Video
startet in sec.