- Beim Crowdfunding finanzieren große Gruppen von Menschen Projekte, Produkte oder Ideen.
- Im Deutschen bezeichnet man Crowdfunding auch als Schwarm- oder Gruppenfinanzierung.
- Geldgeber erhalten eine (ideelle) Gegenleistung oder die Chance auf eine Rendite.
- Bestimmte Modelle des Crowdfunding sind mit hohen Verlustrisiken verbunden.
Definition: Was ist Crowdfunding?
Crowdfunding ist eine Form der Finanzierung von Projekten, Produkten oder Geschäftsideen. Der Begriff „Crowdfunding“ setzt sich aus den englischen Wörtern für Menge oder Menschenmasse (crowd) und Finanzierung (funding) zusammen. Crowdfunding-Projekte werden auf speziellen Online-Plattformen vorgestellt. Die Finanzierung von Crowdfunding-Projekten erfolgt typischerweise durch viele Einzelpersonen, die kleine Summen geben. Im Deutschen bezeichnet man Crowdfunding deshalb auch als Schwarmfinanzierung oder Gruppenfinanzierung.
Crowdfunding ist eine Alternative zu traditionellen Finanzierungsmöglichkeiten wie Krediten oder Fördergeldern. Die Crowd entscheidet, ob ein Projekt finanzierungswürdig ist und stellt den Projektinitiatoren das Geld direkt zur Verfügung. Ob ein Projekt oder eine Idee umgesetzt wird, hängt also nicht von klassischen Instanzen wie Banken oder Fördereinrichtungen ab.
Die Idee, dass eine große Menge an Menschen ein Projekt finanziert, ist nicht neu. Bereits im 18. Jahrhundert gab es Frühformen der „Schwarmfinanzierung“. So finanzierten die Bürger von New York 1885 den Sockel der Freiheitsstatue. Mit dem Megatrend Digitalisierung kamen im 21. Jahrhundert die ersten Crowdfunding-Plattformen im Internet auf.
Die 4 Phasen des Crowdfunding: Wie funktioniert Crowdfunding?
Im Crowdfunding gibt es 4 Phasen:
- Projektvorstellung
- Projektfinanzierung
- Projektumsetzung
- Gegenleistung aushändigen (nur im klassischen Crowdfunding)
1. Crowdfunding-Phase: Projektvorstellung
In der 1. Phase stellen die Projektstarter ihre Projekte und Kampagnen auf einer Crowdfunding-Plattform vor. Meist geschieht dies mithilfe von Videos, Fotos und Texten. Zusätzlich wird das Finanzierungsziel genannt. Dieses kann auch aus mehreren Etappen bestehen. Das Finanzierungsziel ist zeitlich befristet. Innerhalb der Laufzeit muss mindestens das 1. Finanzierungsziel erreicht werden, andernfalls erhalten die Unterstützer ihr Geld zurück.
2. Crowdfunding-Phase: Projektfinanzierung
In der 2. Phase entscheiden sich die an dem Projekt interessierten Unterstützer beim klassischen Crowdfunding für eine Gegenleistung oder geben ihre gewünschte Summe manuell ein. Beim Spenden-Crowdfunding entfällt die Wahl der Gegenleistung. Welchen Betrag sie beisteuert, entscheidet die Crowd selbst.
Neben dem beschriebenen einmaligen Betrag ermöglichen manche Plattformen das Abo-Crowdfunding. Damit können Geldgeber die Projektstarter regelmäßig unterstützen. Bekannte Plattformen mit Abo-Modellen sind z. B. Patreon oder Steady.
3. Crowdfunding-Phase: Projektumsetzung
Die 3. Phase beginnt, sobald das Finanzierungsziel innerhalb der Laufzeit erreicht wurde. In diesem Fall zahlt die Plattform das eingesammelte Geld aus – abzüglich der zuvor festgelegten und von der Plattform abhängigen Provision. Nun beginnen die Projektstarter mit der Umsetzung ihres Projekts.
4. Crowdfunding-Phase: Gegenleistungen aushändigen
In dieser Phase werden die Geldgeber für ihre Unterstützung je nach Crowdfunding-Modell belohnt:
- Klassisches Crowdfunding: Mit diesem Modell erhalten die Geldgeber nach erfolgreicher Umsetzung die gewählte Gegenleistung, z. B. einen Gutschein oder ein Produktpaket.
- Spenden-Crowdfunding: Bei dieser Variante können die Spender eine Spendenquittung erhalten, mithilfe derer sie ihre Spenden steuerlich absetzen können.
- Crowdinvesting: Hier erhalten die Unterstützer im besten Fall Renditen oder verlieren ihr eingesetztes Kapital, je nach Ausgang des Projekts.
- Crowdlending: Hierbei bekommen Unterstützer ihre gewährten Kredite inklusive Zinsen zurück, solange die Kreditnehmer ihre Kredite tilgen können.
Crowdfunding funktioniert nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip. Das heißt, das eingesammelte Geld wird nur an die Projektstarter ausgezahlt, wenn der angestrebte Betrag innerhalb des festgelegten Zeitraums komplett zusammenkommt – ansonsten geht sie leer aus.
Welche Arten von Crowdfunding gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Crowdfunding. Crowdfunding-Modelle unterscheiden sich vor allem dadurch, welche Gegenleistung die Unterstützer für das bereitgestellte Geld erhält. Dabei gibt es Crowdfunding-Modelle ohne Gegenleistung, mit bestimmten Privilegien oder Sachgütern oder einer Rendite – z. B. in Form einer Dividende oder fester Zinsen.
Klassisches Crowdfunding
Beim klassischen Crowdfunding bewerben die Initiatoren ein Projekt, ein Produkt oder eine Geschäftsidee und stellen dafür in der Regel eine nicht-finanzielle Gegenleistung in Aussicht – z. B. ein „Dankeschön“ in Form einer öffentlichen Danksagung oder Namensnennung oder ein Exemplar des fertigen Produkts. Das klassische Crowdfunding bezeichnet man auch als „Reward-based Crowdfunding“.
Spenden-Crowdfunding
Beim Spenden-Crowdfunding oder „Donation-based Crowdfunding“ erhältst du keine Gegenleistung für dein Geld – es handelt sich um eine echte Spende. Beim Spenden-Crowdfunding kannst du deine Spende ggf. steuerlich absetzen. Informiere dich dazu, ob der Empfänger berechtigt ist, eine Spendenquittung auszustellen. Beim Spenden-Crowdfunding finanzierst du in der Regel soziale, kulturelle oder gemeinnützige Projekte.
Crowdinvesting
Anders als beim klassischen Crowdfunding, bei der du in der Regel eine nicht-finanzielle Gegenleistung erhältst, handelt es sich beim Crowdinvesting um eine Form der Geldanlage mit entsprechenden Renditeerwartungen. Im Englischen spricht man auch vom „Equity-based Crowdfunding“.
Beim Crowdinvesting investierst du als Anleger über eine eigenkapitalähnliche Beteiligung in Projekte, Start-ups, Immobilien oder Impact-Investing-Projekte. Die Rendite ist in der Regel erfolgsabhängig. Das heißt: Wenn das finanzierte Projekt nicht realisiert werden kann oder nicht profitabel ist, verlierst du in der Regel dein gesamtes eingesetztes Kapital.
Crowdlending funktioniert ähnlich wie ein Kredit. Bei diesem Modell des Crowdfunding stellt die Crowd dem Projektinitiator leihweise Geld zur Verfügung, das der Empfänger später zurückzahlen muss. Der bereitgestellte Kredit wird zu einem festgelegten Zinssatz verzinst.
Gerade beim renditebasierten Crowdfunding gelten in der Regel bestimmte Mindestlaufzeiten, die bei manchen schwarmfinanzierten Projekten mehrere Jahre dauern können. Als Anleger solltest du dich daher genau informieren, wie lange dein Geld gebunden ist.
Crowdlending
Crowdlending funktioniert ähnlich wie ein Kredit. Bei diesem Modell des Crowdfunding stellt die Crowd dem Projektinitiator leihweise Geld zur Verfügung, das der Empfänger später zurückzahlen muss. Der bereitgestellte Kredit wird zu einem festgelegten Zinssatz verzinst.
Für das Crowdlending eignen sich sowohl private Projekte als auch kommerzielle Unternehmungen. Den Geldgebern geht es bei dieser Art des Crowdfunding ebenfalls darum, eine möglichst hohe Rendite zu erzielen – also mit ihrem Investment Gewinn zu machen. Wenn die Projektstarter insolvent gehen, fällt jedoch im schlimmsten Fall nicht nur die Rendite weg – es kann sein, dass du auch dein geliehenes Geld nicht zurückbekommst. Eine Variante des Crowdlending oder „Lending-based Crowdfunding“ sind P2P-Kredite.
Für wen lohnt sich Crowdfunding?
Crowdfunding lohnt sich sowohl für Privatpersonen als auch für Start-ups, etablierte Unternehmen, Vereine oder gemeinnützige Organisationen. Denn als alternative Form der Geldbeschaffung bietet das Crowdfunding Initiatoren die Möglichkeit, Geld für Projekte einzusammeln, die nicht auf eine klassische Finanzierung per Bankkredit hoffen dürfen.
Für viele Geldgeber ist die Beteiligung an einer Schwarmfinanzierung eine attraktive Alternative zu einer reinen Spende, da sie in der Regel eine Gegenleistung oder sogar eine Rendite in Form einer Gewinnbeteiligung oder Verzinsung erhalten. Crowdfunding hat für viele Geldgeber aber auch einen ideellen Wert, weil sie Projekte finanzieren oder gemeinnützige Zwecke oder Künstler unterstützen können, die ihnen am Herzen liegen.
Was sind die Vor- und Nachteile von Crowdfunding?
Auch beim Crowdfunding gibt es sowohl Vor- als auch Nachteile bzw. Risiken.
Pro Crowdfunding
- Ideeller Wert:
Beim Crowdfunding kannst du mit einer kleinen Summe helfen, Projekte und Ideen zu realisieren, die deinen Werten und Idealen entsprechen – und bekommst dafür in der Regel eine Gegenleistung in Form von bestimmten Privilegien wie Namensnennungen, (virtuellen) Privatkonzerten, Sachgütern oder einer Ausfertigung des fertigen Produkts. - Renditechancen:
Bestimmte Crowdfunding-Modelle wie das Crowdinvesting oder Crowdlending sind auf Gewinnerzielung ausgerichtet und bieten dir als Anleger die Chance auf eine feste oder erfolgsabhängige Rendite. - Steuerliche Absetzbarkeit:
Spenden an Crowdfunding-Projekte kannst du manchmal steuerlich geltend machen. Informiere dich dazu, ob der Empfänger berechtigt ist, eine Zuwendungsbestätigung auszustellen.
Contra Crowdfunding
- Kein Mitspracherecht:
Als Geldgeber hast du keinerlei Mitspracherecht oder Einfluss auf Entscheidung bei der Umsetzung des finanzierten Projekts. - Verlustrisiko:
Als Anleger trägst du das Risiko beim Crowdfunding selbst. Wenn ein Projekt nicht so realisiert werden kann wie geplant, droht dir im schlimmsten der Totalverlust deines Geldes. - Vorsicht vor Schneeballsystemen:
Manche Crowdfunding-Projekte locken mit hohen Renditen. Dahinter verbergen sich nicht selten verbotene Schneeballsysteme, bei denen du als Anleger dein komplettes eingesetztes Kapital aufs Spiel setzt.
Ist Crowdfunding seriös?
Crowdfunding hat sich als alternative Form der Geldbeschaffung längst etabliert. Allein in Deutschland gibt es inzwischen 113 Crowdfunding-Plattformen – mehr als in jedem anderen europäischen Land. Die meisten Crowdfunding-Projekte sind also wahrscheinlich seriös, wenn auch nicht in jedem Fall erfolgversprechend.
Doch auch beim Crowdfunding handelt es sich manchmal um Abzocke im Internet. Denn hinter manchen Crowdfunding-Projekten verbergen sich verbotene Schneeballsysteme, bei denen du den Totalverlust deines Geldes riskierst. Achte daher vor allem auf übertriebene Renditeversprechen und investiere kein Geld in Projekte, die du nicht verstehst. Auch wenn die Crowdfunding-Plattformen die Projekte in der Regel prüfen, gibt es keine Garantie, dass ein Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann.
Fazit: Crowdfunding – ein Finanzierungsmodell zwischen Spende und Geldanlage
Das Crowdfunding bietet Privatpersonen, Start-ups, Vereinen und gemeinnützigen Organisationen die Möglichkeit, Geld für ein Projekt, ein Produkt oder eine Idee zu sammeln. Beim Crowdfunding stellen normalerweise viele Einzelpersonen kleinere Summen für ein Projekt zur Verfügung. Die Projekte werden über spezielle Crowdfunding-Plattformen vorgestellt. Ob ein Projekt finanzierungswürdig ist, entscheidet also die „Crowd“ oder der „Schwarm“ – und keine Bank oder Fördereinrichtung.
Die Geldgeber erhalten in der Regel nicht-finanzielle Gegenleistungen – von Eintrittskarten und Namensnennungen über Statistenrollen oder privilegierten Zugang auf kreative Werke oder Produkte. Bei bestimmten Crowdfunding-Modellen hast du aber auch die Chance auf eine Rendite. Beachte jedoch, dass du mit einer solchen Investition hohe Verlustrisiken eingehst – im schlimmsten Fall droht dir der Totalverlust deines eingesetzten Kapitals.
Auswirkung von Inflation: Grundsätzlich beeinflusst die Entwicklung der Inflationsrate deinen Anlageerfolg. Ein daraus resultierender Kaufkraftverlust betrifft sowohl die erzielten Erträge als auch dein investiertes Kapital.
Wenn du noch Fragen zu den Themen Kredit und Finanzieren hast, kannst du gerne unsere Kundenbetreuer kontaktieren – per Telefon unter 04106 – 708 25 00 oder über unser Kontaktformular. Unsere Kundenbetreuer sind rund um die Uhr für dich erreichbar – 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag.