Gelbe Sitzreihen in einem Sportstadion.
Gelbe Sitzreihen in einem Sportstadion.
©Mari via GettyImages/iStockphoto

Deflation: Definition und Erklärung

Für viele Verbraucher erscheint eine Deflation ganz positiv – schließlich gewinnt das Geld an Wert. Doch eine Deflation kann gefährliche Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Wir erklären, was eine Deflation überhaupt ist, wie sie zustande kommt und welche Gegenmaßnahmen getroffen werden können.

Was ist eine Deflation?

Eine Deflation stellt das Gegenstück zur Inflation dar und beschreibt den Rückgang des aktuellen Preisniveaus. Da bei einer Deflation immer weniger Geld im Umlauf ist, sinken als Folge auch die Preise für Konsumgüter, Sachwerte und Dienstleistungen. Für eine Volkswirtschaft bedeutet eine Deflation grundsätzlich günstigere Preise, da das Angebot die Nachfrage übersteigt.

Gut zu wissen: Nicht immer wirkt sich eine Deflation auf die gesamte Wirtschaft aus – oft sind nur einzelne Branchen betroffen, sodass man von einer Teildeflation spricht.

Geldmengendeflation

Schrumpft die Geldmenge, so spricht man von einer Geldmengendeflation. Sie gilt bei Experten als besonders gefährlich, da der Wirtschaft bei dieser Form eine Unterversorgung mit Geld droht. Übersteigt die Ausfuhr von Gütern die Einfuhr oder verringern die Zentralbanken durch geldpolitische Maßnahmen die Geldmenge, kann eine Geldmengendeflation folgen.

Preisdeflation

Bei einer sogenannten Preisdeflation sinken für Verbraucher hingegen die Preise für Waren oder Dienstleistungen, da diese schlicht nicht mehr so gefragt sind. Die Ursache für eine Preisdeflation liegt bei den Verbrauchern und Unternehmen selbst: Sie rechnen weiter mit sinkenden Preisen und wollen deshalb Investitionen erst in der Zukunft tätigen. Eine Preisdeflation kann deshalb starke Auswirkungen für die Volkswirtschaft haben.

Unterschiede zwischen Geldmengendeflation und Preisdeflation.
Eine Preisdeflation lässt sich von einer Geldmengendeflation klar unterscheiden.

Deflationsspirale: eine Gefahr für die Volkswirtschaft

Im Zuge einer Deflation kommt es häufig zu einer sogenannten Deflationsspirale:

  • Das Angebot übersteigt die Nachfrage, da Unternehmen und Konsumenten Investitionen in die Zukunft verschieben, da sie auf noch niedrigere Preise hoffen.
  • Unternehmen tätigen in Folge nur noch notwendige Investitionen – die Produktion wird nicht voll ausgelastet.
  • Bei einer länger andauernden Deflation drohen Unternehmen Insolvenzen und ein Anstieg der Arbeitslosigkeit.
  • Dadurch sinkt die Kaufkraft immer weiter und eine Endlosspirale beginnt.
Zyklusdiagramm zur Darstellung der Entstehung einer Deflationsspirale.
Im Zuge der Deflation kann schnell eine sogenannte Deflationsspirale entstehen.

Ist eine Deflation gut oder schlecht?

Das Steigen des Geldwerts und die sinkenden Preise scheinen zunächst ein positiver Aspekt der Deflation zu sein, da Verbraucher mehr für ihr Geld bekommen. Hingegen muss bei einer Inflation ein höherer Preis für das gleiche Produkt gezahlt werden. Doch durch das Hoffen auf weiter sinkende Preise, sinkt bei der Deflation auch die Nachfrage, was sich negativ auf die Wirtschaft auswirkt. Die Anpassung der Löhne und Entlassungen können die Folge sein. Das wirkt sich wiederum auf die Kaufkraft der Verbraucher und deren Sparverhalten aus. Als Folge kommt es zur oben beschriebenen Deflationsspirale, die die Wirtschaft immer weiter schwächt. Bei einer Inflation können Lohnanpassungen hingegen den steigenden Kosten entgegenwirken. Gleichzeitig können Unternehmen die gesteigerten Lohnkosten mit der Zeit über Preiserhöhungen wieder ausgleichen.

Ursachen einer Deflation

Eine Deflation kann verschiedene Ursachen haben, die auch zusammentreffen können:

  • Sparmaßnahmen von Verbrauchern und Unternehmen: Investieren Verbraucher oder Unternehmen weniger, etwa weil sie zukünftig sinkende Preise erwarten, sinkt auch die Nachfrage.
  • Sparmaßnahmen des Staates: Gleiches gilt für Staaten – investieren sie weniger in die Märkte oder senken ihre Ausgaben, so sinkt die Nachfrage und das in Umlauf befindliche Geld reduziert sich.
  • Leitzinsen: Werden die Leitzinsen durch die Zentralbanken erhöht, steigen auch die Preise für Kredite. Verbraucher und Unternehmen investieren dadurch weniger, wodurch eine Deflation begünstigt wird.

Folgen einer Deflation

Eine Deflation hat unterschiedliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Verbraucher.

Auswirkungen der Deflation auf die Wirtschaft

Da Verbraucher immer weiter auf fallende Preise hoffen, werden Unternehmen gezwungen günstigere Preise anzubieten, um eine gewisse Auslastung und Produktion zu erreichen. Dadurch erzielen Unternehmen geringere Gewinne, die sich auf das Investitionsverhalten auswirken. Denn auch Unternehmen verschieben ihre Investitionen auf Grund der sinkenden Nachfrage in die Zukunft. Als Folge können Kurzarbeit, Lohnkürzungen oder gar Insolvenzen drohen.

Auswirkungen der Deflation auf Verbraucher

Verbraucher profitieren zunächst von sinkenden Preisen und einem niedrigen Zinsniveau – allerdings können sie von den wirtschaftlichen Folgen, wie Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit, betroffen sein. Schuldner sind zudem im Nachteil, da der Geldwert steigt, steigt auch der Wert der Schulden. Gläubiger profitieren hingegen von diesem Umstand. Auch Geldanlagen, wie Aktien oder ETFs, können von einer Deflation betroffen sein. Denn sinkende Unternehmenswerte ziehen häufig auch sinkende Aktienkurse nach sich. Von einem möglichen Wertverlust können auch Immobilien betroffen sein.

Gut zu wissen: Unabhängig von einer Deflation unterliegen alle Wertpapiere Schwankungen, die auch zum Totalverlust führen können.

Beispiel für eine Deflation

Eines der bekanntesten Beispiele für eine Deflation ist die Weltwirtschaftskrise aus dem Jahr 1929. Durch die Überproduktion auf Grund des 1. Weltkrieges, dem sogenannten Schwarzen Freitag an den US-Börsen und der Geldpolitik der US-amerikanischen Notenbank, kam es zu immer mehr wirtschaftlichen Problemen, die letztlich dafür sorgten, dass immer weniger Geld im Umlauf war. Daraufhin stürzten die Preise mitsamt den Löhnen ab. Unternehmen reagierten mit Lohnkürzungen und kräftigen Sparmaßnahmen – es entstand eine Deflationsspirale.

Deflationspolitik: Mögliche Gegenmaßnahmen bei einer Deflation

Um einer deflationären Lage entgegenzuwirken haben Staaten unterschiedliche Möglichkeiten:

  • Geldpolitik: Mit dem Senken der Leitzinsen können Zentralbanken einer Deflation entgegenwirken, da Banken günstigere Kredite anbieten können. Diese können von Verbrauchern und Unternehmen für neue Investitionen genutzt werden.
  • Devisenpolitik: Staaten können anordnen, dass Devisen in die eigene Währung getauscht werden und so die Geldmenge wieder erhöhen.
  • Steuerpolitik: Steuersenkungen oder Steuererleichterungen ermöglichen Verbrauchern und Unternehmen neue Investitionen, die so wieder zu Steuereinnahmen für den Staat führen können.

Inflation und Deflation: Was ist der Unterschied?

Inflation und Deflation stellen in der Theorie einen Gegensatz dar. Häufig entwickeln sich Inflation und Deflation unterschiedlich, haben allerdings in der Folge ähnliche Auswirkungen auf die Wirtschaft.

DeflationInflation
Geringere Geldmenge im Umlauf = Geldwert steigt und die Preise sinkenHöhere Geldmenge im Umlauf = Geldwert sinkt und die Preise steigen
Überangebot an Gütern – Nachfrage sinktVerbraucher und Unternehmen können durch niedrigen Geldwert und steigende Preise nichts mehr kaufen – Nachfrage sinkt
Zinsniveau sinktZinsniveau steigt
Arbeitslosigkeit nimmt zuArbeitslosigkeit nimmt zu

Eine Deflation kann gefährliche Auswirkungen haben

Eine Deflation erscheint für viele Anleger und Konsumenten zunächst positiv, da das Preisniveau auf Grund des Rückgangs der Nachfrage sinkt und der Geldwert dadurch steigt. Das Vermögen gewinnt so an Wert. Allerdings kann diese Schieflage dramatische Folgen für die Wirtschaft, Verbraucher und Anleger haben. Denn Unternehmen reagieren mit Lohnkürzungen, Kurzarbeit oder sogar Entlassungen auf die geringe Nachfrage. Es droht eine endlose Deflationsspirale. Die EZB soll deshalb im Rahmen der Preisstabilität mit ihrer Geldpolitik dafür sorgen, dass die Inflationsrate möglichst gering ist und eine Deflation möglichst früh erkannt und verhindert wird.

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