Flexible Pay – eine Frau klettert an einer Felswand.
Flexible Pay – eine Frau klettert an einer Felswand.
© vitaliymateha via Adobe Stock

Flexible Pay – Lohn oder Gehalt früher aufs Konto

Key Takeaways
  • Bei Flexible Pay wird dir ein Teil deines Monatsgehalts vor Monatsende ausgezahlt.
  • Die Höhe der Vorauszahlung richtet sich nach der bisher erbrachten Arbeitsleistung.
  • Ein gängiges Modell des Flexible Pay nennt sich „Earned Wage Access“.
  • Finanziellen Engpässen beugst du am besten mit einem finanziellen Polster vor.

Definition von Flexible Pay: Was ist eine flexible Lohn- oder Gehaltsauszahlung?

 „Flexible Pay“ ist ein Vergütungsmodell, bei dem ein Teil des Monatsgehalts vor dem Stich- oder Fälligkeitsdatum ausgezahlt wird. Der Begriff „Flexible Pay“ kann ins Deutsche mit „flexible Gehaltszahlung“ übersetzt werden. Das Gehalt landet also nicht wie üblich auf dem Konto, sondern kann dir zu einem variablen Zeitpunkt anteilig ausgezahlt werden.

Die Höhe der Gehaltsvorauszahlung richtet sich nach der Arbeitsleistung, die du im jeweiligen Monat bereits erbracht hast. Beispiel: Du beziehst dein Gehalt am 1. des Folgemonats. Am 15. des Vormonats hast du die Hälfte der vertraglichen Arbeitsleistung erbracht. Somit könntest du 50 % deines Monatsgehalts vorzeitig beanspruchen.

Flexible Pay ist ein Trend aus den USA und soll Arbeitnehmenden helfen, ihre Finanzen flexibler zu managen und finanzielle Engpässe zu überbrücken, ohne einen Dispokredit aufnehmen zu müssen. Um den bürokratischen Aufwand möglichst gering zu halten, wird Flexible Pay in der Praxis üblicherweise über eine spezielle App abgewickelt.

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Earned Wage Access: Welche Flexible-Pay-Modelle gibt es?

Im angloamerikanischen Raum, wo Flexible Pay schon weiter verbreitet ist, gibt es verschiedene flexible Vergütungsmodelle. Das bekannteste Flexible-Pay-Modell nennt sich „Earned Wage Access“ (EWA). Bei diesem Flexible-Pay-Modell können sich Mitarbeitende zu jedem Zeitpunkt im laufenden Monat das bisher verdiente Gehalt auszahlen lassen.

Ein anderes Modell des Flexible Pay sieht vor, dass die 1. Hälfte des Gehalts zur Monatsmitte und die 2. Hälfte am Monatsende gezahlt wird. Bei einer weiteren Variante von Flexible Pay ist die Höhe der möglichen Gehaltsvorauszahlung auf einen bestimmten Anteil begrenzt, z. B. auf maximal ein Drittel des Gehalts. Grundsätzlich können Unternehmen ihr Flexible-Pay-Modell individuell gestalten.

Die Arbeitswelt wandelt sich. Neben alternativen Vergütungsmodellen wie Flexible Pay gibt es viele weitere Trends wie z. B. die 4-Tage-Woche. Vielleicht denkst du auch darüber nach, mal eine berufliche Auszeit zu nehmen.

Bis wann wird in Deutschland das Gehalt ausgezahlt?

In Deutschland wird das Gehalt in der Regel zu einem bestimmten Stich- oder Fälligkeitstag gezahlt. Der genaue Zeitpunkt der Gehaltsauszahlung ist üblicherweise im Arbeits- oder Tarifvertrag geregelt. Ansonsten greift § 614 BGB. Darin sind 2 Dinge vorgesehen:

  1. Die Gehaltszahlung erfolgt „nach Leistung der Dienste“: Du musst mit deiner Arbeit in Vorleistung gehen, also zuerst arbeiten, bevor du dafür vergütet wirst.
  2. Die Gehaltszahlung erfolgt nach Ablauf eines festgelegten Zeitabschnitts: Wenn sich deine Vergütung nach Zeitabschnitten bemisst, erhältst du dein Geld am Ende dieses Zeitabschnitts. Beispiel: Wenn du dein Gehalt monatlich bekommst, wird es dir immer nach Ablauf eines Monats ausgezahlt – in der Regel zum „nächsten Ersten“, also am 1. des Folgemonats, spätestens jedoch am 15.

Gibt es Flexible Pay auch in Deutschland?

Anders als in den USA und Großbritannien ist Flexible Pay in Deutschland bislang nicht weit verbreitet. Es gibt aber 2 Anbieter von speziellen Flexible-Pay-Apps, mit denen Unternehmen ihren Mitarbeitenden das „Earned Wage Access“-Modell anbieten können:

  1. Happy: Bei dieser Flexible-Pay-Lösung können Mitarbeitende maximal 33 % ihres Gehalts vorzeitig nutzen. Das Geld wird allerdings nicht aufs Konto überwiesen. Stattdessen können Arbeitnehmende Gutscheine von Partnerunternehmen und -marken beziehen und damit dort einkaufen. Dazu gehören z. B. Bekleidungsunternehmen oder Anbieter von technischen Geräten.
  2. Paygood: Eine weitere Flexible-Pay-App, die in Deutschland verfügbar ist, nennt sich Paygood. Mit dieser Flexible-Pay-Lösung ermöglichen Unternehmen ihren Mitarbeitenden, mehrmals monatlich auf einen Teil des bereits verdienten Geldes zuzugreifen. Die Höhe des verfügbaren Zuschusses kann das Unternehmen individuell festlegen. Paygood empfiehlt jedoch, den Zugang auf maximal 50 % des monatlichen Nettogehalts zu beschränken.

Im Jahr 2023 waren 35 % der Haushalte in Deutschland nicht in der Lage, größere unerwartete Ausgaben aus eigenen Mitteln oder Rücklagen zu bestreiten.

Kann ich meinen Arbeitgeber um einen Vorschuss bitten?

Selbst wenn dein Arbeitgeber kein Flexible Play anbietet, kannst du jederzeit nach einem Vorschuss auf dein Monatsgehalt fragen. Eine Gehaltsvorauszahlung ist kein Arbeitgeberdarlehen. Stattdessen lässt du dir dein reguläres Gehalt vor dem vereinbarten Zahltag auszahlen. Ein Gehaltsvorschuss ist gesetzlich auf 3 Monatsgehälter oder 2.560 Euro gedeckelt.

Einen Rechtsanspruch auf eine Gehaltsvorauszahlung hast du allerdings nicht. Wie beim Weihnachts- oder Urlaubsgeld handelt es sich bei einem Gehaltsvorschuss um eine freiwillige Zahlung deines Arbeitgebers. Anders als bei Flexible Pay ist ein Vorschuss in der Regel mit bürokratischem Aufwand verbunden, weil du erst einen Antrag stellen musst. Gerade in größeren Unternehmen kann es sein, dass du den Vorschuss verzögert erhältst.

Was sind die Vor- und Nachteile von Flexible Pay?

Pro Flexible Pay

  • Mehr Flexibilität:
    Mit Flexible Pay können Arbeitnehmende ihre privaten Finanzen flexibler organisieren und finanzielle Engpässe überbrücken, ohne einen Kredit aufnehmen oder ihr Girokonto überziehen zu müssen.
  • Kein bürokratischer Aufwand:
    Anders als beim klassischen Gehaltsvorschuss muss bei Flexible Pay nicht extra ein Antrag gestellt werden. Die Abwicklung erfolgt z. B. über eine App. Dadurch entfällt der bürokratische Aufwand und der Prozess ist wesentlich effizienter.
  • Weniger Stress:
    Befürworter von Flexible-Pay-Modellen argumentieren, dass Mitarbeitende durch eine flexible Gehaltsauszahlung weniger finanziellen Stress haben, da sie finanzielle Engpässe unbürokratisch überbrücken könnten. Dies sorge für mehr Zufriedenheit, weniger Fehlzeiten und eine stärkere Mitarbeiterbindung.

Contra Flexible Pay

  • Höheres Verschuldungsrisiko:
    Wer die Möglichkeit hat, bereits vor Monatsende einen Teil seines Gehalts ausgezahlt zu bekommen, sieht möglicherweise keine Notwendigkeit, mit seinem Geld zu haushalten und zu sparen, und läuft Gefahr, mehr Geld auszugeben als ihm monatlich zur Verfügung steht.

Wie kann ich finanzielle Engpässe vermeiden?

Flexible-Pay-Modelle sollen helfen, unerwartete Ausgaben zu bestreiten und finanzielle Engpässe zu überbrücken. Im Idealfall verfügst du jedoch über ein finanzielles Polster, auf das du im Notfall zurückgreifen kannst. Deshalb ist es sinnvoll, einen Notgroschen aufzubauen, indem du Geld, das du nicht benötigst, um deine regulären Lebenshaltungskosten zu decken, regelmäßig zurücklegst – z. B. als Tagesgeld.

Eine einfache Methode, um deine Finanzen zu strukturieren, ist die 50-30-20-Regel. Wenn du feststellst, dass dein Geld am Monatsende oder sogar schon früher aufgebraucht ist, solltest du dir Gedanken darüber machen, wie du Geld im Alltag sparen kannst.

Wenn es an den Ausgaben nichts mehr zu schrauben gibt, kannst du versuchen, deine Einnahmen zu erhöhen. Im comdirect Magazin findest du wertvolle Tipps für die Gehaltsverhandlung.

Fazit: Flexible Pay – finanzielle Flexibilität oder Verschuldungsgefahr?

Als alternatives Vergütungsmodell verspricht Flexible Pay mehr finanzielle Flexibilität, weil Arbeitnehmende schon vor dem Zahltag auf einen Teil ihres Gehalts zugreifen können. Anders als in den USA ist Flexible Pay in Deutschland allerdings noch kaum verbreitet. Dabei hätte eine flexible Gehaltsauszahlung auch hierzulande ihre Berechtigung. Denn: Laut Eurostat waren 35 % der deutschen Haushalte im Jahr 2023 nicht in der Lage, größere, unerwartete Ausgaben aus eigenen Mitteln zu bestreiten.

Kritiker von Flexible Pay weisen jedoch auf ein mögliches Verschuldungsrisiko flexibler Vergütungsmodelle hin. Wer jederzeit auf einen Teil seines Gehalts zugreifen könne, laufe Gefahr, das vorzeitig ausgezahlte Geld direkt auszugeben und sich langfristig zu verschulden, anstatt mit seinem Geld zu haushalten. Nicht nur angesichts des derzeitigen Mangels an Unternehmen, die Flexible Pay in Deutschland anbieten, ist es daher sinnvoll, regelmäßig Geld für unvorhergesehene Ausgaben als „Notgroschen“ zurückzulegen.

1 Ab Kontoeröffnung sind die ersten 6 Monate kostenlos. Anschließend bleibt das Girokonto kostenlos bei 700 Euro monatlichem Mindestgeldeingang oder 3 Zahlungen über Apple Pay oder Google Pay pro Monat – mit der Visa-Debitkarte oder Visa-Kreditkarte oder 1 Trade/1 Wertpapiersparplanausführung pro Monat. Du zahlst ebenfalls keine Kontoführungsgebühr, wenn du unter 28 Jahre alt und Student, Schüler, Auszubildender oder Praktikant bist. Wenn nicht, fällt eine Kontoführungsgebühr von 4,90 Euro pro Monat an. Nähere Information entnimmst du bitte unserem Preis- und Leistungsverzeichnis.

Wenn du noch Fragen zu den Themen Konto und Karten hast, kannst du gerne unsere Kundenbetreuer kontaktieren – per Telefon unter 04106 – 708 25 00 oder über unser Kontaktformular. Unsere Kundenbetreuer sind rund um die Uhr für dich erreichbar – 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag.

Autor
comdirect Redaktion
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