Mit einem inversen ETF oder Short-ETF können Anleger auf fallende Kursen setzen.
Mit einem inversen ETF oder Short-ETF können Anleger auf fallende Kursen setzen.
©Nomad via GettyImages/iStockphoto

Inverse ETFs: Was sind inverse ETFs?

Am Aktienmarkt geht es nicht immer bergauf. Mit inversen ETFs (auch Short-ETFs genannt) können Anleger von fallenden Kursen profitieren. Eine solche „Wette“ auf sinkende Märkte widerspricht allerdings dem langfristigen Trend an den Börsen und birgt nicht nur deshalb erhebliche Risiken. Wie inverse ETFs funktionieren und welche Vor- und Nachteile sie haben, erklären wir in diesem Artikel.

Kann man ETFs shorten?

Gewöhnliche ETFs (Exchange-Traded Funds oder börsengehandelte Indexfonds) bilden die Wertentwicklung von Indizes wie dem DAX, Dow Jones oder MSCI World möglichst genau ab. Bei dieser Form der Geldanlage setzen Anleger auf steigende Kurse, denn wenn der zugrundeliegende Index nach oben geht, steigt auch der Kurs des ETFs. Man kann ETFs aber auch shorten und dadurch per Definition auf fallende Kurse setzen, indem man im Rahmen des Wertpapierhandels inverse ETFs bzw. Short-ETFs ins Depot aufnimmt.

Wie funktionieren Short ETFs?

Im Gegensatz zu einem herkömmlichen ETF bildet ein inverser ETF oder Short-ETF die Wertentwicklung des zugrundeliegenden Index invers – also gegenläufig – ab. Nehmen wir als Beispiel einen Short DAX ETF, mit dem Anleger von fallenden Kursen des größten deutschen Aktienindex profitieren können. Fällt der deutsche Leitindex an einem Tag um 3 %, steigt ein inverser ETF am selben Tag um 3 %. Umgekehrt büßt ein Short DAX ETF 3 % ein, wenn der DAX 3 % zulegt.

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Können inverse ETFs gehebelt sein?

Inverse ETFs kann man mit Hebel 1 und Hebel 2 kaufen. Während ein um den Faktor 1 gehebelter Short-ETF die Wertentwicklung des Basiswerte 1:1 abbildet, greift bei einem inversen ETF mit Hebel 2 eine Hebelwirkung, d. h., Anleger partizipieren überproportional an der Indexentwicklung – in diesem Fall um das Zweifache. Hebelprodukte bieten also grundsätzlich überproportionale Gewinnchancen, denen jedoch überproportionale Verlustrisiken gegenüberstehen.

Wie funktionieren gehebelte ETFs?

Gehebelte ETFs lassen Anleger im Bestfall um das Doppelte an der Wertentwicklung des zugrundeliegende Index teilhaben. Je nach Hebel lässt sich so die zweifache Rendite erzielen. Bei einem Short-ETF gilt selbstverständlich wieder, dass die Indexentwicklung gegenläufig abgebildet wird: Fällt der Index, steigt der inverse ETF – durch den Hebel allerdings nun nicht 1:1, sondern um den jeweiligen Faktor. Ein Dow Jones Short ETF mit Hebel 2 vollzieht die Kursbewegungen des US-Index zweifach nach. Gerade bei gehebelten ETFs ist jedoch äußerste Vorsicht geboten, denn bei diesen Produkten fällt nicht nur der potenzielle Gewinn überproportional aus. Auch mögliche Verluste werden gehebelt. Aus diesem Grund gelten Short-ETFs mit Hebel als besonders risikoreiche Anlageklasse.

Gut zu wissen: Gerade als Kleinanleger sollte man zudem wissen, dass Short-ETFs, die langfristig gehalten werden, bei stark schwankenden Märkten nie mehr ihren Ausgangswert erreichen.

Beispielhafte Darstellung der Wertentwicklung gehebelter und ungehebelter Short-ETFs.
So funktioniert ein inverser ETF mit und ohne Hebelwirkung.
Beispielhafte Darstellung der Wertentwicklung gehebelter und ungehebelter Short-ETFs.
So funktioniert ein inverser ETF mit und ohne Hebelwirkung.

Gut zu wissen: Der gehebelte Handel ist nicht nur mit Short-ETFs, sondern auch mit gewöhnlichen Exchange-Traded Funds möglich.

Was bedeutet Pfadabhängigkeit bei Short-ETFs?

Tatsächlich funktioniert die inverse Indexabbildung in der Regel nur auf Tagesbasis. Bei stärkeren Kursschwankungen über einen längeren Zeitraum kann ein inverser ETF schon rein mathematisch nicht mehr seinen Ausgangswert erreichen – selbst wenn der Basiswert wieder so notiert wie zu Beginn des Anlagezeitraums. Grund dafür ist, dass die Entwicklung des Short-ETF täglich neu berechnet wird und zwar auf Grundlage der prozentualen Veränderung. Daraus ergibt sich eine Abweichung zwischen Short-ETF und Basiswert, die man als Pfadabhängigkeit bezeichnet.

Beispiel für die Pfadabhängigkeit bei einem inversen ETF

Nehmen wir an, der DAX fällt an einem Tag von 10.000 Punkten auf 9.500 Punkte; das entspricht einem Rückgang um 5 %. Ein Short DAX ETF steigt am selben Tag entsprechend um 5 %, beispielsweise von 100 Euro auf 105 Euro. Am nächsten Tag macht der deutsche Leitindex die Verluste wett und steigt auf 10.000 Punkte. Die prozentuale Veränderung beträgt jetzt nicht 5 %, sondern 5,26 %. Dementsprechend fällt der Short DAX ETF um 5,26 % und ist nur noch 99,48 Euro wert – 0,52 Euro weniger als zu Beginn. Der Verlust des Anlegers beläuft sich auf 0,52 %, obwohl der DAX seinen Ausgangswert erreicht hat. Wichtig: Dieser Effekt nimmt bei mittel- bis langfristiger Haltedauer und schwankendem Basiswert zu.

TagIndexÄnderungShort-ETFÄnderungÄnderung vs. Tag 0
010.000100
19.500– 5 %105+ 5 %+ 5 %
210.200+ 7,7 %96,91– 7,7 %– 3,09 %
310.300+ 0,98 %95,96– 0,98 %– 4,04 %
49.800– 4,85 %100,61+ 4,85 %+ 0,61 %
510.000+ 2,04 %98,56– 2,04 %– 1,44 %

Was sind die Vor- und Nachteile von Short-ETFs?

Wie jedes Anlageprodukt haben inverse ETFs bzw. Short-ETFs sowohl Vor- als auch Nachteile, die jeder kennen sollte, der sich für dieses Instrument interessiert.

VorteileNachteile
Möglichkeit, zu „shorten“ und damit auf fallende Kurse zu setzen.Hochspekulative und komplexe Finanzprodukte mit hohem Verlustrisiko.
Keine Knock-Out-Schwelle (wie bei Derivaten), sodass Anleger kein unmittelbares Totalverlustrisiko eingehen.Widerspricht dem langfristigen Trend an den Börsen.
Grundsätzlich überproportionale Renditechance durch Hebel möglich.Überproportionales Verlustrisiko durch Hebelmöglichkeiten.
Als Sondervermögen sind auch inverse ETFs nicht insolvenzfähig, sodass das Geld der Anleger bei Insolvenz der Fondsgesellschaft oder Depotbank investmentrechtlich geschützt sind.Pfadabhängigkeit führt dazu, dass die Wertentwicklung von ETF und Basiswert in schwankenden Märkten über längere Anlagezeiträume voneinander abweicht und ein Short-ETF rein mathematisch nicht mehr seinen Ausgangswert erreichen kann.

Fazit: Inverse ETFs – vermeintliches Absicherungsinstrument mit erheblichen Risiken

Inverse ETFs oder Short-ETFs bilden einen zugrundeliegenden Index invers oder gegenläufig ab. Anleger können somit Short-Positionen eingehen, um die Chance zu haben, kurzfristig von sinkenden Kursen zu profitieren oder Aktienpositionen abzusichern. Für den langfristigen Vermögensaufbau eignen sich inverse ETFs als hochspekulative Finanzprodukte eher nicht: Zum einen widersprechen sie dem langfristigen Aufwärtstrend an den Börsen; zum anderen unterliegen sie der Pfadabhängigkeit. Gerade Privatanleger und Einsteiger sollten sich mit den erheblichen Risiken inverser ETFs vertraut machen und bei Interesse Finanzexperten zu Rate ziehen.

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