Mittelstandsanleihen

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Wie erwartet fiel der Zahltag aus: Im April 2018 hätte Air Berlin eine 225 Millionen Euro schwere Unternehmensanleihe mit 8,25 % Verzinsung tilgen müssen. Wegen der Insolvenz der Fluggesellschaft einige Monate davor kam es nicht dazu. Die Gläubiger warten weiterhin. Vorerst notiert die Anleihe weiter zu Minipreisen an der Börse. Ob oder in welcher Höhe sie jemals zurückgezahlt wird, steht in den Sternen. Das Papier von Air Berlin steht symptomatisch für das Segment der Mittelstandsanleihen. Sie kamen nach der Finanzkrise als neue Form der Refinanzierung mittelständischer Unternehmen in Mode. Denn damals bekamen viele Unternehmen von den Banken nur noch unzureichende Kredite. Zahlreiche deutsche Mittelständler mit bekannten Namen nutzten deshalb das neue Instrument der Mittelstandsanleihe, und die Börse Stuttgart richtete mit Bond M gleich ein neues Marktsegment ein.

Hohe Zinskupons

Mittelstandsanleihen sind kleiner als klassische Corporate Bonds. Das Emissionsvolumen liegt meist bei 15 bis 250 Millionen Euro. Sie werden entweder von dem Emittenten in Eigenregie oder mit Unterstützung von Banken ausgegeben. Die Laufzeit liegt wie bei großen Unternehmensanleihen meist bei fünf bis sieben Jahren. Aber es gibt auch deutliche Unterschiede: Weil vor allem Privatanleger angesprochen werden sollen, liegen die Mindestanlagesummen oft bei niedrigen 1.000 Euro. Die Ra­tings werden nicht von internationalen Agenturen wie S&P oder Moody’s, sondern von nationalen Agenturen wie Creditreform, Euler Hermes oder Scope erstellt. Vor allem aber ist die Bonität der Unternehmen weniger gut, und deshalb liegen die Zinskupons deutlich höher als bei Papieren von Bluechips wie Nestlé, Siemens oder Daimler. Mitunter liegen die jährlichen Zinsen um fünf Prozentpunkte höher.

Hohe Risiken

Hohe Zinsen bedeuten aber auch ein hohes Risiko. Diese alte Regel haben alle Marktteilnehmer im ersten Hype um Mittelstandsanleihen oft verdrängt. Kleinere Banken und Börsenplätze freuten sich über ein neues Geschäftsfeld. Je bekannter der Name des Unternehmens und je höher der Kupon auf der Anleihe, desto besser konnte sie an Kleinanleger verkauft werden. Diese jedoch mussten nicht nur bei Air Berlin erkennen, dass hohe Zinsen mit hohem Risiko bezahlt werden. Rund ein Viertel aller Mittelstandsanleihen wurde seit 2010 nicht ausreichend oder gar nicht bedient. Anleger haben viel Lehrgeld bezahlen müssen. Und auch die Emissionsbanken und Börsenplätze haben ihren Optimismus verloren. Inzwischen befinden sich die Spezialsegmente für Mittelstandsanleihen an den Regionalbörsen in Stuttgart und Düsseldorf in Abwicklung.

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