Skyline von Seoul.
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Was sind Emerging Markets?

Eine Investition in Schwellenländer galt lange Zeit als besonders aussichtsreich. Aber was versteht man überhaupt unter Emerging Markets, welche Länder sind Schwellenländer – und sollte man jetzt noch in Emerging Markets investieren?

Definition: Was ist ein Schwellenland einfach erklärt?

Wer sich für Börse und Wertpapierhandel interessiert, stößt früher oder später auf den Begriff Schwellenländer. Allerdings: Eine offizielle Definition für Schwellenländer gibt es nicht. Einfach erklärt ist ein Schwellenland ein Entwicklungsland, das sich an der Schwelle zum Industrieland befindet.

Schwellenländer durchlaufen einen grundlegenden Wandel. In der Regel weisen sie eine hohe Produktivität bei gleichzeitig niedrigen Löhnen auf. Deshalb verzeichnen sie im globalen Vergleich ein überdurchschnittlich hohes Wirtschaftswachstum. Für eine Definition von Schwellenländern wird zudem häufig das Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf herangezogen. Daneben spielen oftmals noch weitere Merkmale eine Rolle, z. B.:

  • Guter Marktzugang
  • Wachsende Mittelklasse
  • Steigender Anteil am globalen Wirtschaftswachstum
  • Höhere Alphabetisierungsrate

Was versteht man unter Emerging Markets?

Der englische Begriff „Emerging Markets“ bedeutet „aufstrebende Märkte“ und wird zumeist als Synonym für Schwellenländer verwendet. Im engeren Sinne bezeichnet Emerging Markets die Märkte in Schwellenländern – speziell die Finanz- und Aktienmärkte.

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Welche Länder sind Schwellenländer? Wer gehört zu den Emerging Markets?

Da es keine offizielle Definition gibt, lässt sich auch nicht pauschal beantworten, welche Länder zu den Schwellenländern oder Emerging Markets gehören. Tatsächlich gibt es verschiedene Listen von Schwellenländern, die jeweils auf anderen Kriterien beruhen. Je nach Definition führen diese Listen zwischen 10 und weit über 100 Länder auf. Für einen groben Überblick beschränken wir uns im Folgenden auf die Auflistung der Weltbank und des Finanzdienstleisters Morgan Stanley Capital International (MSCI), der den bekannten Aktienindex MSCI World herausgibt.

Emerging Markets nach den Kriterien der Weltbank

Die Weltbank kategorisiert Entwicklungs- und Schwellenländer nach dem Bruttonationaleinkommen pro Kopf. Die meisten als Schwellenländer eingestuften Staaten fallen in die Gruppe der Länder mit hohem mittlerem Einkommen („upper-middle income“; BNE von 4.256 US-Dollar und 13.205 US-Dollar, Stand 2022). Zu dieser Gruppe zählt die Weltbank insgesamt 54 Länder, darunter sich schnell entwickelnde Märkte in Südamerika, Asien und Afrika:

  • Argentinien
  • Armenien
  • Brasilien
  • China
  • Russland
  • Südafrika
  • Thailand

Emerging Markets nach den Kriterien von MSCI

MSCI zieht für die Klassifizierung von Ländern als Emerging Markets 2 Kriterien heran:

  1. Anzahl großer, liquider Unternehmen: In einem Emerging Market muss es mindestens 3 Unternehmen geben, die eine bestimmte minimale Marktkapitalisierung aufweisen und deren Aktien bestimmte Mindestanforderungen an die Liquidität und Handelbarkeit erfüllen.
  2. Marktzugang: Schwellenländer müssen für institutionelle Investoren aus dem Ausland zugänglich sein, Kapitalzuflüsse und -abflüsse ermöglichen und bestimmte geldpolitische und institutionelle Rahmenbedingungen erfüllen.

Aktuell stuft MSCI 24 Länder als Emerging Markets ein und listet diese in seinem Schwellenländer-Aktienindex MSCI Emerging Markets.

Die 24 Schwellenländer des MSCI Emerging Markets IndexAmerikaEuropa, Mittlerer Osten & AfrikaAsien
Brasilien
Chile
Kolumbien
Mexiko
Peru
Ägypten
Griechenland
Polen
Katar
Kuwait
Saudi-Arabien
Südafrika
Tschechische Republik
Türkei
Ungarn
VAE
China
Indien
Indonesien
Malaysia
Philippinen
Südkorea
Taiwan
Thailand

Das Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf bezeichnet das Einkommen, das pro Kopf innerhalb eines Jahres von allen Bewohnern eines Landes erwirtschaftet wurde. Laut Weltbank haben Schwellenländer mit hohem mittlerem Einkommen ein Pro-Kopf-BNE von 4.256 bis 13.205 US-Dollar. Zum Vergleich: In Deutschland belief sich das BNE pro Kopf 2021 auf 51.040 US-Dollar.

Ist China ein Emerging Market?

China gehört zu den sogenannten BRICS-Staaten, die klassischerweise als Schwellenländer gelten. Die Abkürzung BRICS setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von 5 Ländern zusammen:

  • Brasilien
  • Russland
  • Indien
  • China
  • Südafrika

Trotz des eingeschränkten Marktzugangs für ausländische Investoren ist China im MSCI Emerging Markets gelistet und hat dort mit einem Anteil von über 32 % die höchste Gewichtung.

Gehört Russland zu den Emerging Markets?

Wie China zählt Russland als BRICS-Staat zu den klassischen Schwellenländern. Nach den Kriterien der Weltbank wird Russland noch immer als Land mit hohem mittlerem Einkommen eingestuft und somit quasi den Emerging Markets zugeordnet.

Im MSCI Emerging Markets ist Russland seit Beginn des Ukraine-Krieges jedoch nicht mehr gelistet. Im März 2022 hat MSCI dem Land nach Beratungen mit institutionellen Anlegern den Status als Emerging Market entzogen. Seitdem wird Russland den sogenannten „Standalone Markets“ zugeordnet. Die Gründe für diese Neuklassifizierung sind u. a. die internationalen Sanktionen, der beschränkte Zugang zum russischen Aktienmarkt und die eingeschränkte Umtauschbarkeit des Rubels in Fremdwährungen.

Was ist ein ETF Emerging Markets?

Neben Aktien und aktiv gemanagten Schwellenländer-Fonds haben Anleger mit einem ETF Emerging Markets die Möglichkeit, an der Wertentwicklung von Schwellenländer-Aktien zu partizipieren. Ein ETF Emerging Markets ist ein börsengehandelter Indexfonds auf einen Aktienindex, der die Wertentwicklung von Unternehmen aus Schwellenländern abbildet. Anleger haben die Wahl zwischen verschiedenen ETFs auf Schwellenländer. Der bekannteste Schwellenländer-Aktienindex ist der MSCI Emerging Markets. Er umfasst 1.380 große und mittlere Unternehmen aus 24 Schwellenländern. Die Wertentwicklung des MSCI Emerging Markets Index wird beispielsweise vom Franklin LibertyQ Emerging Markets UCITS ETF – USD ACC (WKN: A2DTF1) und vom Lyxor MSCI EM ESG Leaders Extra UCITS ETF – USD ACC (WKN: LYX0YG) abgebildet.

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Renditechancen: Warum ist es sinnvoll, in Schwellenländer zu investieren?

Emerging Markets wie China oder Indien tragen maßgeblich zum globalen Wirtschaftswachstum bei. Wer an der Entwicklung der Weltwirtschaft teilhaben möchte, kommt also um eine Beimischung von Schwellenländern in sein Portfolio fast schon nicht herum. Andererseits ist eine Investition in Emerging Markets mit erheblichen Risiken verbunden, die man den vielversprechenden Renditechancen unbedingt gegenüberstellen sollte.

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Risiken: Sollte man noch in Emerging Markets investieren?

Ein Schwellenland befindet sich per Definition auf der Schwelle zwischen Entwicklungs- und Industrieland. Ob es den Aufstieg zum Industrieland schafft oder auf den Status eines Entwicklungslandes zurückfällt, ist häufig ungewiss. Insgesamt sind die Marktrisiken in Schwellenländern jedenfalls höher als in Industrieländern. Das spiegelt sich auch in einer hohen Volatilität bei den Aktienkursen wider. Anleger müssen hier mit deutlich stärkeren Kursschwankungen und beträchtlichen Verlustrisiken rechnen. Diese ergeben sich aus besonderen politischen und wirtschaftlichen Risiken.

Die Risiken von Emerging MarketsPolitische RisikenWirtschaftliche Risiken
MachtwechselWährungsverfall
RegulierungRegulierung
EnteignungHandelskrieg

Fazit: Emerging Markets – dynamisch wachsende Märkte mit erheblichen Risiken

Schwellenländer tragen erheblich zum globalen Wirtschaftswachstum bei und können deshalb als Beimischung im eigenen Portfolio sinnvoll sein. Auch wenn es keine offizielle Definition von Emerging Markets gibt, hat man mit einem ETF Emerging Markets die Möglichkeit, an der Wertentwicklung von Schwellenländer-Aktien teilzuhaben. Die Investition in Emerging Markets ist jedoch immer mit beträchtlichen Risiken verbunden, die man gerade als Privatanleger kennen und sorgfältig abwägen sollte.

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