- Anleger wählen in der Regel zwischen thesaurierenden und ausschüttenden Fonds.
- Bei thesaurierenden Fonds kommt es zur Wiederanlage von Erträgen statt Ausschüttung.
- Thesaurierende Fonds eignen sich vor allem für Anleger mit einem langen Anlagehorizont.
- Bei der Versteuerung von thesaurierenden Fonds ist die Vorabpauschale zu beachten.
Was sind thesaurierende Fonds?
Bei Investmentfonds stehen Anlegern grundsätzlich 2 Varianten zur Auswahl: thesaurierende Fonds und ausschüttende Fonds. Bei thesaurierenden Fonds werden die erzielten Erträge – also Dividenden bei einem Aktienfonds, Zinsen bei einem Rentenfonds und Mieterträge bei einem Immobilienfonds – nicht an den Anleger ausgeschüttet, sondern automatisch wieder angelegt. Bei ausschüttenden Fonds dagegen kommt es am Ende der Wirtschaftsperiode zur Ausschüttung: Gewinne werden an den Anteilseigner ausgezahlt.

Bei den meisten thesaurierenden Fonds handelt es sich um Aktienfonds – das Geld wird also zu mindestens 51 % in Aktien angelegt.
Funktionsweise von thesaurierenden Fonds und Zinseszinseffekt
Thesaurierende Fonds werden auch Wachstums‐ oder akkumulierende Fonds genannt. Erzielte Erträge werden in den Fonds direkt reinvestiert, sodass sich das Fondsvolumen – also die Summe der ausgegebenen Fondsanteile – stetig erhöht. Infolgedessen erwirtschaftet nicht nur die ursprüngliche Anlagesumme Gewinne, sondern auch die Summe der dazugewonnenen Erträge. Auf lange Sicht führt das exponentielle Wachstum dazu, dass kleine Beträge zu einer großen Summe anwachsen. Man spricht vom sogenannten Zinseszinseffekt.
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Für wen eignen sich thesaurierende Fonds oder ETFs?
Thesaurierende Fonds oder ETFs eignen sich vor allem für Anleger mit einem langen Anlagehorizont. Vereinfacht gesagt: Die Thesaurierung lohnt sich besonders für Anleger, die über einen längeren Zeitraum kontinuierlich Vermögen aufbauen wollen und auf regelmäßig fließende Zahlungen verzichten können. Um bei thesaurierenden Fonds Gewinne zu kassieren, musst du Fondsanteile entweder zurückgeben oder verkaufen.
Übrigens spielt es keine Rolle, ob du eine aktive oder passive Anlagestrategie verfolgst, dich also für aktiv gemanagte Investmentfonds entscheidest oder ein Investment in Indexfonds oder ETFs favorisierst.

Für eine gezielte Suche nach thesaurierenden oder ausschüttenden Fonds oder ETFs kannst du beispielsweise den comdirect Fonds Finder bzw. den comdirect ETF Finder nutzen. Bei beiden Tools kannst du unter „Mehr Kriterien“ deine Suchanfrage nach der jeweils favorisierten Ertragsverwendung („thesaurierend“ oder „ausschüttend“) filtern.
Wie unterscheiden sich thesaurierende Fonds von ausschüttenden Fonds?
Bei thesaurierenden Fonds werden Erträge nicht ausgeschüttet, sondern sie werden automatisch in den entsprechenden Fonds reinvestiert. Bei langen Anlagezeiträumen können Anleger damit besonders stark vom Zinseszinseffekt profitieren. Bei den meisten aktiv gemanagten Fonds oder passiven Indexfonds handelt es sich um thesaurierende Fonds. Zudem erkennst du thesaurierende ETFs in der Regel an der Abkürzung „Acc“ (englisch: „accumulating“, deutsch: „thesaurierend“) im Namen.

Auf der Website des Fondsanbieters findest du meist genaue Informationen zur Ertragsverwendung deines Wunsch‐Fonds.
Ein ausschüttender ETF schüttet die erwirtschafteten Erträge an die Anleger aus. Die Ausschüttung kann monatlich, quartalsweise, halbjährlich oder jährlich erfolgen. Dieses passive Einkommen können Anleger beliebig verwenden oder reinvestieren. Bei einer Wiederanlage können erneut Transaktionskosten anfallen. Ausschüttende ETFs haben oft die Abkürzung „Dist“ (englisch: „distributing“, deutsch: „ausschüttend“) im Namen.
Thesaurierende Fonds (Acc) | Ausschüttende Fonds (Dist) | |
---|---|---|
Ertragsverwendung | Ertrag wird kostenfrei und automatisch in den Fonds reinvestiert. | Anleger bekommen Ertrag regelmäßig als passives Einkommen ausbezahlt. |
Liquidität | Anlagebetrag verbleibt im Fonds bis zur Rückgabe oder dem Verkauf der Anteile. | Regelmäßige Auszahlung sorgt für Liquidität. |
Zinseszinseffekt | Anleger profitieren von einer Art Zinseszinseffekt. | Kein Zinseszinseffekt |
Diversifikation | Erhöhtes Verlustrisiko bei fallenden Kursen | Rendite kann in andere Anlageprodukte investiert und damit gestreut werden. |
Thesaurierende und ausschüttende Fonds – eine Beispielrechnung
Anhand unseres fiktiven Rechenbeispiels lässt sich der Unterschied zwischen ausschüttenden und thesaurierenden Fonds verdeutlichen:
- Anlagezeitraum: 15 Jahre
- Anlagebetrag: 15.000 Euro
- Durchschnittliche Rendite: 8 % (zusammengesetzt aus 5 % Kurssteigerungen und 3 % Dividende)
Steuern und Kosten für Depot oder Fondsmanagement bleiben hier unberücksichtigt genauso wie mögliche Renditeschwankungen. Sei dir bewusst, dass Anlagen am Aktienmarkt immer mit Verlustrisiken verbunden sind.
- Bei einem ausschüttenden Fonds hat der Anleger einen Gewinn in Höhe von ca. 25.894 Euro erzielt, ca. 9.719.35 Euro davon stammen von den Ausschüttungen.
- Bei einem thesaurierenden Fonds wirkt eine Art Zinseszins-Effekt, da Erträge reinvestiert werden, und es ergibt sich ein Gewinn in Höhe von ca. 32.582 Euro.
Der thesaurierende Fonds hat über den Anlagezeitraum von 15 Jahren einen ca. 6.688 Euro höheren Gewinn erwirtschaften können.
Wie werden thesaurierende Fonds und ETFs versteuert?
Seit 2019 gilt rückwirkend zum 1. Januar 2018 die Reform des Investmentsteuergesetzes. Für dich als Anleger ist die Versteuerung von Fondsanteilen dadurch grundsätzlich einfacher geworden. Die neuen Regeln sehen nämlich vor, dass alle Fonds und ETFs jährlich anhand einer Pauschale besteuert werden – also auch dann, wenn noch gar keine Erträge realisiert wurden. Diese sogenannte Vorabpauschale wurde dementsprechend vor allem als Besteuerungsgrundlage für thesaurierende Fonds eingeführt, da ja hier Gewinne nicht an den Anleger fließen, sondern jedes Jahr in den Fonds reinvestiert werden.
Tatsächlich wollte der Fiskus mit der Investmentsteuerreform verhindern, dass Anleger den Besteuerungszeitpunkt durch die Wahl von thesaurierenden Fonds um Jahre oder Jahrzehnte verschieben können. Das bedeutet natürlich auch, dass sich durch die jährlich zu zahlende steuerliche Teilsumme die Erträge reduzieren, die für das Reinvestment zur Verfügung stehen.
Als Ausgleich musst du als Anleger nur noch auf einen Teil deiner Fondserträge Steuern zahlen. Diese „Teilfreistellung“ fällt je nach Anlageschwerpunkt des Fonds unterschiedlich aus: Bei reinen Aktienfonds, die laut ihren Anlagebedingungen fortlaufend mindestens 51 % des Fondsvermögens in Aktien investieren, beträgt die Freistellung für Privatanleger beispielsweise 30 %.
Wie errechnet sich die Vorabpauschale bei thesaurierenden Fonds bzw. ETFs?
Zur Berechnung der Vorabpauschale wird der Rücknahmepreis des Fondsanteils zu Beginn des Vorjahres mit 70 % des Basiszinses multipliziert, den die Deutsche Bundesbank jedes Jahr ermittelt und veröffentlicht. Auf den errechneten Basiswert wird die fondsspezifische Teilfreistellung gewährt – bei einem reinen Aktienfonds wären für dich als Privatleger also 30 % steuerfrei. Schließlich ist die Höhe der steuerpflichtigen Vorabpauschale auf die Wertsteigerung des Fonds im Jahr begrenzt. Fällt dieser Wert niedriger aus als die errechnete Vorabpauschale, wird der tatsächliche Wertzuwachs als steuerpflichtiger Ertrag angesetzt.

Die Berechnung der Vorabpauschale musst du als Anleger nicht selbst vornehmen. Sie wird von der depotführenden Stelle – also von deiner Depotbank – ermittelt.
Für 2024 wurde ein Basiszinssatz von 2,29 % zur Berechnung der Vorabpauschale veröffentlicht. Bei einem reinen Aktienfonds mit einem Fondsvermögen von 10.000 Euro errechnet sich die Vorabpauschale wie folgt:
Basiswert: 10.000 Euro x (2,29 % x 70 %) = 160,30 Euro
Auf diesen Betrag wird jetzt noch die vorgesehene Teilfreistellung gewährt – in unserem Beispiel in Höhe von 30 %:
160,30 Euro – (160,30 Euro x 30 %) = 112,21 Euro
Die Kapitalertragsteuer und der ggf. darauf entfallende Solidaritätszuschlag bleiben hier unberücksichtigt. Nach Abzug der Teilfreistellung wären dann also noch 112,21 Euro steuerpflichtig. Die Abgeltungsteuer auf die Vorabpauschale wird von deiner Depotbank abgeführt. Der Steuersatz beträgt 25 %.

Die errechnete Vorabpauschale kann nicht negativ werden – du bekommst also kein Geld vom Fiskus zurück.
Die Vorabpauschale bzw. die Abgeltungsteuer auf die Vorabpauschale ist keine zusätzliche Steuer oder Abgabe. Sie ersetzt lediglich die sogenannten „ausschüttungsgleichen Erträge“. Reine Rentenfonds, die mindestens zu 51 % in Anleihen investieren, sind von der Gesetzesreform von 2018 nicht betroffen. Auf der comdirect Website findest du weitere Informationen zu Steuerthemen.
Wie wird ein ausländischer thesaurierender Fonds besteuert?
Seit Inkrafttreten der Investmentsteuerreform werden in‐ und ausländische Fonds steuerlich gleichbehandelt. Ein weiteres Ziel der Gesetzesreform war es nämlich, die steuerliche Ungleichbehandlung zwischen deutschen und ausländischen Fonds zu richten. Dementsprechend kann nun auch bei ausländischen thesaurierenden Fonds jährlich Abgeltungsteuer abgeführt werden, wenn der Fonds in einem inländischen Depot gehalten wird.

Seit dem 1. Januar 2018 werden in‐ und ausländische Fonds steuerlich gleichbehandelt. Die Besteuerung erfolgt automatisch.
Thesaurierende Fonds: Vorteile und Nachteile
Wir haben dir noch einmal die Vor- und Nachteile von thesaurierenden Fonds zusammengefasst.
Pro thesaurierende Fonds
- Geringerer Zeitaufwand
Da die Erträge bei einem thesaurierenden Fonds automatisch reinvestiert werden, musst du dich als Anleger nicht selbst darum kümmern. - Niedrigere Kosten
Die Ordergebühren für eine erneute „manuelle“ Reinvestition entfallen. - Selbstdisziplinierungseffekt
Bei thesaurierenden Fonds gerätst du nicht in Versuchung, die ausgeschütteten Erträge auszugeben.
Contra thesaurierende Fonds
- Fehlende Freiheit bei der Reinvestition
Durch die automatische Reinvestition hast du als Anleger keine Möglichkeit, die Erträge in andere Finanzprodukte (ggf. effektiver) zu investieren. - Begrenzte Verfügbarkeit des angelegten Geldes
Bei einem thesaurierenden Investment fließt Geld erst mit der Rückgabe oder dem Verkauf der Anteile. - Verlustrisiken
Thesaurierende Fonds sind wie andere Anlageprodukte auch mit Verlustrisiken verbunden.
Fazit: Thesaurierende Fonds und ETFs: Wachstum ohne Ausschüttung
Bei thesaurierenden Fonds und ETFs werden die erwirtschafteten Gewinne und Erträge nicht an dich als Anleger ausgeschüttet, sondern automatisch reinvestiert. Für dich entfallen Kosten und Zeitaufwand für die Wiederanlage, zudem kannst du von einer Art Zinseszinseffekt profitieren. Insbesondere, wenn du dein Geld langfristig anlegen möchtest, bietet sich diese Anlageform für dich an. Grundsätzlich musst du bei der Besteuerung von thesaurierenden Fonds die Vorabpauschale beachten.
Die steuerliche Behandlung hängt von den persönlichen Verhältnissen des jeweiligen Kunden ab. Die Rechtsgrundlagen für die Besteuerung von Kapitaleinkünften können sich ändern. Die Commerzbank AG übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereitgestellten Informationen auf dem Gebiet des Steuerrechtes. Die zur Verfügung gestellten Informationen ersetzen keine persönliche Steuer- oder Rechtsberatung.
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