Innenansicht eines modernen Bahntunnels.
Innenansicht eines modernen Bahntunnels.
© Oleg Totskyi via GettyImages / iStockphoto

Alternativer Börsengang: Was sind Spacs an der Börse?

Der SPAC-Boom aus den USA hält an und hat inzwischen Deutschland erreicht. Doch was verbirgt sich hinter dieser Alternative zum klassischen Börsengang und wie kann man als Privatanleger daran partizipieren? Wir geben Ihnen einen Überblick, wie SPACs funktionieren, wie man SPAC-Aktien handelt und welche Chancen und Risiken damit verbunden sind.

Definition: SPACs

SPAC steht für „Special Purpose Acquisition Company“ und bezeichnet eine Zweckgesellschaft zur Akquisition, also der Übernahme eines weiteren Unternehmens (Zielgesellschaft). Eine solche Mantelgesellschaft (Börsenmantel) hat weder ein eigenes Produkt noch ein Geschäftsmodell, sondern ist lediglich eine leere „Firmenhülle“, die für einen beliebigen Geschäftszweck genutzt werden kann.

Warum SPACs?

Der Zweck einer SPAC besteht allein darin, durch einen Börsengang Kapital aufzunehmen und mit dem Erlös innerhalb eines bestimmten Zeitraums ein nicht börsennotiertes Unternehmen zu kaufen, das dadurch quasi per Abkürzung an die Börse gebracht wird. Für die Zielgesellschaft stellt ein SPAC-Börsengang somit eine Alternative zum klassischen IPO („Initial Public Offering“; auf Deutsch „erstes öffentliches Angebot“) dar, die vergleichsweise günstig ist und weniger regulatorischen Aufwand bedeutet. Darüber hinaus birgt ein SPAC-IPO für die Zielgesellschaft mehr Sicherheit in Bezug auf den zu erzielenden Erlös, da der Übernahmepreis wie bei M&A-Investments ausgehandelt wird.

Wie funktionieren SPACs?

Aufgelegt werden SPACs von sogenannten „Sponsoren“. Dabei handelt es sich häufig um bekannte und erfahrene Investoren, die über Fachwissen in dem Sektor verfügen, in dem die spätere Akquisition stattfinden soll. Mit dem Börsengang sammelt die SPAC über die Ausgabe von Anteilsscheinen Kapitel ein. Diese Mittel werden auf ein verzinsliches Treuhandkonto eingezahlt.

Anschließend hat die SPAC üblicherweise 2 Jahre Zeit, den Emissionserlös in die Übernahme einer Zielgesellschaft zu investieren. Kommt es nach Ablauf dieser Frist zu keiner Übernahme, wird die SPAC aufgelöst und das Treuhandvermögen anteilig an die Anleger ausgeschüttet – in der Regel zum Bezugspreis plus einer vereinbarten Verzinsung. Allerdings kann es auch sein, dass der Liquidationserlös unterhalb des Ausgabepreises der Aktien liegt.

Blankoscheck-Investition beim SPAC-Börsengang

Welches Unternehmen übernommen wird, wissen die Anleger zum Zeitpunkt des SPAC-Börsengangs nicht. In der Regel steht nur grob fest, in welcher Branche die Akquisition stattfinden soll. Aus diesem Grund werden SPACs auch als „Blankoscheck-Unternehmen“ bezeichnet. Ein wesentliches Merkmal von SPACS ist daher, dass Anleger der Expertise der SPAC-Sponsoren vertrauen müssen.

Grafische Darstellung der Funktionsweise einer SPAC
Wie funktionieren SPACs an der Börse?

Wo kann man SPACS in Deutschland kaufen und wie kaufe ich SPACS?

SPACs werden wie Aktien im klassischen Wertpapierhandel an der Börse gehandelt. Genau wie beim Kauf von Aktien benötigt man dazu ein Depot. SPACs sind wie alle anderen börsengehandelten Wertpapiere mit einer eindeutigen ISIN (Wertpapierkennnummer) gekennzeichnet. Auch bei einem Investment in SPACs sollten sich Anleger der damit verbundenen Risiken bewusst sein und um ein effizientes Risiko- und Money-Management bemühen.

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Was passiert nach einem SPAC-IPO?

Mit der Investition in eine SPAC erwerben Anleger sogenannte „Units“ – in der Regel zu einem Preis von 10 US-Dollar bzw. bei europäischen SPACs 10 Euro pro Anteil. Jede Unit setzt sich aus einer Stammaktie und einem Optionsschein (Warrant) zusammen. Die Warrants bieten Anlegern die Möglichkeit, nach erfolgreichem Zusammenschluss weitere Anteile des Zielunternehmens zu einem festen Bezugspreis zu erwerben. Stammaktien und Optionsscheine sind nach dem Börsengang unabhängig voneinander an der Börse handelbar.

Was sind die Chancen und Risiken der Geldanlage in SPACS?

Bei der Geldanlage in SPACs gilt wie für jede andere Investition: Wer investieren möchte, sollte sich genauestens über die Risiken informieren, die damit einhergehen. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Vor- und Nachteile von SPAC-Aktien aus Anlegersicht zusammen.

Vorteile einer Anlage in SPACsNachteile einer Anlage in SPACs
Investition in nicht börsennotierte Unternehmen: SPACs bieten Anlegern den Zugang zu Investments, die normalerweise finanzstarken Risikokapitalgebern vorbehalten sind.Investition ins Unbekannte: Als Anleger weiß man nicht, in welches Unternehmen man investiert; Chancen und Risiken sind zum Zeitpunkt der Investition deshalb schwer zu bewerten.
Potenzielle Chance auf hohen Wertzuwachs: Investoren können von Anfang an bei einem möglicherweise wachstumsstarken Zielunternehmen dabei sein.Geringe Risikostreuung: Als Einzelinvestment ist die Geldanlage in SPACs durch eine geringe Diversifikation gekennzeichnet.
Mitbestimmung: In der Regel müssen mindestens 50 % der Investoren einer Übernahme zustimmen; Anleger können ihre Zustimmung verweigern und sich ihr Kapital zum Bezugspreis erstatten lassen.Verlustrisiko: Anleger können durch die Liquidation der SPAC oder eine negative Wertentwicklung bzw. Insolvenz der Zielgesellschaft hohe Verluste bis hin zum Totalverlust ihres Kapitals erleiden.

Fazit: SPACS – eine Investition ins Unbekannte

SPACs bieten Investoren die Möglichkeit, in potenziell chancenreiche, nicht börsennotierte Unternehmen zu investieren. Gerade Privatanleger sollten sich jedoch bewusst sein, dass sie den SPAC-Gründern quasi einen Blankoschein ausstellen. Denn in welches Unternehmen sie ihr Geld anlegen, wissen sie zum Zeitpunkt des Investments nicht. Ob man bereit ist, die damit verbundenen hohen Risiken einzugehen, hängt in einem entscheidenden Maße davon ab, wie sehr man der Expertise der SPAC-Sponsoren vertraut, bei der Auswahl des Zielunternehmens die richtige Entscheidung zu treffen.

Wenn Sie noch Fragen zum Thema Geldanlage oder zu anderen Bankangelegenheiten haben, können Sie gerne unsere Kundenbetreuer kontaktieren – per Telefon unter 04106 – 708 25 00 oder über unser Kontaktformular. Unsere Kundenbetreuer stehen von Montag bis Freitag von 8–18 Uhr für Sie zur Verfügung.

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