- Ein Notgroschen ist Geld, auf das du bei unerwarteten Ausgaben zurückgreifen kannst.
- Die Höhe des Notgroschens hängt von deiner individuellen Lebenssituation ab.
- Am besten legst du den Notgroschen auf ein Tagesgeld- oder ein gesondertes Girokonto.
- Schwankende Anlageklassen wie Aktien, ETFs oder Fonds empfehlen sich nicht als Rücklage.
Definition: Was versteht man unter einem Notgroschen?
Unter einem Notgroschen versteht man einen Geldbetrag, den du ansparst, um in unvorhergesehenen Situationen und bei unerwarteten Ausgaben darauf zurückgreifen zu können. Wenn die Waschmaschine defekt ist oder das Auto in die Reparatur muss, lassen sich die Kosten dafür häufig nicht aus den laufenden Einnahmen stemmen. Für solche Fälle ist der Notgroschen da.
Den Notgroschen könnte man auch als Fundament bezeichnet, auf dem du deine Vermögensstrategie aufbaust. Denn der Notgroschen schützt in finanziellen Notlagen auch deine langfristigen Investitionen, denn er verhindert, dass du auf Rücklagen zurückgreifen musst, die eigentlich als Geldanlage für die Rente oder den Vermögensaufbau gedacht sind – z. B. dein Wertpapierdepot.
Ob Spargroschen, Polster oder eiserne Reserve – im deutschen Sprachgebrauch gibt es verschiedene Begriffe für den Notgroschen. Alle meinen jedoch dasselbe: Rücklagen für finanzielle Notlagen oder unerwartete Ausgaben.
Was ist ein Notfallfonds?
Im Gegensatz zum Notgroschen dient ein Notfallfonds dazu, höhere und langfristige Kosten abzudecken. Den Notfallfonds nutzt du also nicht für kleinere Reparaturen oder ungeplante Anschaffungen, sondern um Kosten zu decken, die z. B. in Folge einer schweren Krankheit oder durch die Aufgabe einer Selbstständigkeit entstehen. Wer mit einem Notfallfonds vorsorgt, kann so womöglich auf die Aufnahme eines Kredits – z. B. eines Dispositionskredits – verzichten.
Wofür brauche ich einen Notgroschen?
Ein Notgroschen dient dir als finanzielle Rücklage für unerwartete Ausgaben, die du nicht aus deinen laufenden Einnahmen abdecken kannst. Beispiele dafür sind:
- defekte Elektrogeräte (z. B. Waschmaschine, Kühlschrank)
- verloren gegangenes oder gestohlenes Handy
- Autoreparatur
- hohe Nebenkosten-Nachzahlung
- plötzliche Arbeitslosigkeit
Wofür eignet sich ein Notgroschen nicht?
Als „Polster“ für ungeplante Ausgaben ist der Notgroschen nicht dazu gedacht, langfristig Vermögen aufzubauen oder auf bestimmte Sparziele hin zu sparen. Der Notgroschen eignet sich z. B. nicht für:
- die private Altersvorsorge
- die Finanzierung des eigenen Studiums oder des Studiums der Kinder
- die Finanzierung eines Eigenheims oder einer Immobilie als Kapitalanlage
Sparen fürs Alter kannst du z. B. mithilfe von vermögenswirksamen Leistungen und dem VL-FondsDepot von comdirect. Im comdirect Magazin findest du außerdem ausführliche Infos und Tipps zur Altersvorsorge mit Fonds und zur Altersvorsorge mit ETFs.
Wie hoch sollte der Notgroschen sein? Wie viele Gehälter brauche ich als Rücklage?
Wie hoch der Notgroschen sein sollte, ist sehr individuell. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, 2 bis 3 Monatsgehälter als Puffer für ungeplante Ausgaben und Anschaffungen anzusparen. Wie hoch der Notgroschen genau sein sollte, hängt jedoch von deinen persönlichen Lebenshaltungskosten ab. Hierzu zählen neben Miete und Nebenkosten auch die Kosten für Versicherungen und Mitgliedschaften, dein Auto oder den öffentlichen Nahverkehr.
Deine persönliche Lebenssituation spielt für die Höhe des Notgroschens ebenfalls eine wichtige Rolle. So benötigen Familien und Alleinerziehende aufgrund der Kosten für Kinder in der Regel höhere finanzielle Ersparnisse als Singles. Schließlich solltest du beim Aufbau deines Notgroschens auch deine Jobsicherheit berücksichtigen: So brauchst du als Selbstständiger möglicherweise höhere Rücklagen als z. B. ein Arbeitnehmer oder Beamter.
Wie viel Geld sollte man als Rücklage haben?
- Familien mit Kindern und Alleinerziehende: Eltern sollten sich unbedingt mit dem Thema Notgroschen und Notfallfonds auseinandersetzen. Denn gerade mit Kindern kommen häufig ungeplante Ausgaben hinzu. Ein Notfall, der hohe Kosten nach sich zieht, reißt schnell ein Loch in die Familienkasse und lässt so z. B. den lange geplanten Familienurlaub platzen. Eltern sollten daher überlegen, welche Kosten im Zweifel auf sie zukommen und möglichst frühzeitig entsprechende Rücklagen bilden.
- Arbeitnehmer: Wenn du angestellt bist, ist die Jobsicherheit ein wichtiges Kriterium für die Höhe des Notgroschens. Um dein Risiko eines Jobverlustes einzuschätzen, kannst du dich z. B. fragen, wie sicher dein Job bei deinem Arbeitgeber oder wie krisensicher die Branche, in der du tätig bist, ist. Wenn du diese Fragen realistisch beantwortest, kannst du besser entscheiden, wie viel Geld du für Notfälle auf der hohen Kante haben solltest.
- Selbstständige: Als Selbstständiger bist du besonderen Risiken ausgesetzt und kommst vielleicht schneller als ein Arbeitnehmer in eine finanzielle Notlage, weil z. B. wichtige Aufträge wegbrechen. Wie hoch deine Rücklagen als Selbstständiger sein sollten, hängt auch davon, ob du anderweitig abgesichert bist.
- Auszubildene und Studierende: Azubis und Studierende sind häufig knapp bei Kasse. Eine ungeplante Anschaffung oder kostspielige Reparatur sprengt nur allzu oft das ohnehin knapp bemessene Budget. Gerade als Azubi und Studierender solltest du deshalb frühzeitig anfangen, einen Notgroschen aufzubauen. Mit einfachen Finanztipps für Studenten kannst du auch mit einem geringen Budget einen Notgroschen ansparen.
- Rentner und Immobilienbesitzer: Auch für Rentner ist ein Notgroschen empfehlenswert, damit sie unvorhergesehene Ausgaben nicht aus der wertvollen Altersvorsorge bestreiten müssen. Wer ein Eigenheim oder Immobilien als Kapitalanlage besitzt, steckt häufig jeden Euro, der übrig ist, in die Immobilie. Doch gerade bei Immobilien können schnell unerwartete Kosten entstehen. Deshalb empfiehlt es sich für Eigentümer von Immobilien, Rücklagen für unerwartete Reparaturen und Ausgaben zu schaffen.
Wie baue ich den Notgroschen auf?
Mache dir zum Aufbau deines Notgroschens einen Plan, indem du festlegst, wie viel Geld du monatlich auf die hohe Kante legen kannst. Eine gute Richtlinie, um deine Finanzen zu strukturieren und deine Sparziele zu erreichen, ist die 50-30-20-Regel. Nach dieser Faustregel solltest du 20 % deines monatlichen Nettoeinkommens auf die hohe Kante legen. Natürlich kann es sein, dass du in manchen Monaten mal weniger zurücklegen kannst. Lass dich davon aber nicht abschrecken: ob 10 oder 100 Euro – im Notfall zählt jeder Cent.
5 Tipps fürs Ansparen von Notgroschen
- Einnahmen und Ausgaben erfassen: Um einen Überblick über die laufenden Kosten zu erhalten, solltest du über einen Zeitraum von mindestens einem Monat deine Einnahmen und Ausgaben erfassen. Wer es genau nimmt, kann seine Ausgaben auch nach Kategorien sortieren – z. B. Lebensmittel, Versicherungen und Freizeitausgaben. So erhältst du nebenbei einen Überblick über deine Finanzen.
- Fixe und variable Kosten optimieren: Um fixe Kosten wie Miete und Strom kommt niemand herum. Doch auch hier kannst du sparen, indem du z. B. Stromanbieter vergleichst und das Ersparte in deinen Notgroschen investierst. Auch bei den variablen Kosten hast du zahlreiche Möglichkeiten zum Geldsparen im Alltag.
- Notgroschen und Notfallfonds getrennt ansparen: Um auf Nummer sicher zu gehen, solltest du Notgroschen und Notfallfonds getrennt voneinander ansparen und anlegen. So vermeidest du, dass du auch für kleinere Ausgaben den Notfallfonds antastest und deine finanziellen Rücklagen aufbrauchst.
- Dauerauftrag einrichten: Wenn du monatlich einen festen Betrag sparst, ist es sinnvoll, einen Dauerauftrag einzurichten. So kannst du das Sparen nicht vergessen und musst dich nicht jeden Monat erneut darum kümmern.
- Jeder Euro zählt: Gerade zu Beginn kann es schwierig sein, eine konkrete Sparstrategie zu entwickeln und monatlich die gleiche Summe zur Seite zu legen. Setz dich am besten nicht selbst unter Druck – auch kleine Beträge lassen den Notgroschen wachsen. Sonderzahlungen wie eine Steuerrückerstattung oder Geldgeschenke eignen sich übrigens dafür, einen größeren Notgroschen aufzubauen.
Bevor du anfängst, Geld als Notgroschen anzusparen, solltest du zunächst eventuelle Schulden abbauen. Passende Tipps und Strategien findest du ebenfalls im comdirect Magazin.
Wo sollte der Notgroschen liegen?
Kostenloses Tagesgeldkonto
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Der Notgroschen sollte bei Bedarf jederzeit verfügbar sein. Daher ist es sinnvoll, den Notgroschen auf einem Konto zu parken, von wo du das Geld jederzeit abheben kannst. Eine Option dafür ist ein Tagesgeldkonto. Denn auf einem Tagesgeldkonto ist das Geld einerseits jederzeit verfügbar. Andererseits bekommst du auf Tagesgeld aktuell wieder Zinsen auf deine Ersparnisse. Den Notgroschen zuhause bar z. B. im Sparschwein aufzubewahren, wird vor allem wegen der Einbruchs- und Diebstahlgefahr nicht empfohlen.
Warum gehört der Notgroschen nicht aufs Girokonto?
Den Notgroschen einfach aufs Girokonto zu legen, ist nicht zu empfehlen. Dort ist das Geld zwar sicher aufgehoben und jederzeit verfügbar. Andererseits kommt es zu einer Vermischung mit deinen regelmäßigen Einnahmen und Ausgaben, sodass du schnell den Überblick verlieren kannst. Allerdings kann ein separates Girokonto oder ein Unterkonto sinnvoll sein, um den Notgroschen von deinen regulären Finanzen abzugrenzen.
Als Festgeld solltest du deinen Notgroschen ebenfalls besser nicht anlegen. Zwar bringt die Festgeldanlage inzwischen wieder Zinsen. Der Nachteil von Festgeld ist jedoch, dass dir dein Erspartes für einen bestimmten Zeitraum nicht zur Verfügung steht. Das Wichtige am Notgroschen ist jedoch, dass du jederzeit an dein Geld herankommst, um im Notfall schnell reagieren zu können.
Kann man den Notgroschen an der Börse anlegen?
Auch Aktien, ETFs und Fonds eignen sich weniger als Anlageformen für den Notgroschen. Zwar kannst du all diese Anlageklassen börsentäglich handeln, sodass dein Geld jederzeit schnell verfügbar ist. Allerdings schwanken Wertpapiere generell stark im Wert, sodass es sein kann, dass du im Notfall nur unter Verlusten verkaufen kannst und somit Rendite einbüßt. Der Notgroschen soll eigentlich gerade verhindern, dass du langfristige Investments wie dein Depot für unerwartete Ausgaben auflösen musst – im schlimmsten Fall dann, wenn an der Börse gerade Flaute herrscht.
Fazit: Notgroschen – die obligatorische Grundlage für deine Geldanlage
Der Notgroschen ist für finanzielle Notfälle da. Wenn unverzichtbare Haushaltsgeräte wie die Waschmaschine defekt sind oder das Auto in die Werkstatt muss, solltest du Geld auf der hohen Kante haben, um diese unerwarteten Ausgaben stemmen zu können. So verhinderst du gleichzeitig, langfristige Investitionen für den Vermögensaufbau oder die Altersvorsorge frühzeitig anbrechen oder sogar auflösen zu müssen.
Am besten ist der Notgroschen auf einem Tagesgeldkonto aufgehoben, denn dort ist das Geld jederzeit verfügbar und du bekommst noch Zinsen auf deine Ersparnisse. Alternativ kannst du den Notgroschen auch auf einem gesonderten Girokonto aufbewahren. Schwankende Anlageklassen wie z. B. Aktien, Fonds oder ETFs sind für den Notgroschen eher ungeeignet, weil du riskierst, deine Wertpapiere in Krisenzeiten verkaufen zu müssen, wenn die Kurse gerade im Keller sind.
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