- Bei einem Börsengang (IPO) bietet ein Unternehmen seine Aktien erstmals an der Börse an.
- Ein IPO dient in der Regel der Kapitalbeschaffung für Innovation und Wachstum.
- Auch als Privatanleger kannst du häufig neue Aktien vor dem Börsengang zeichnen.
- Eine Investition in IPOs birgt Chancen und Risiken, die Anleger kennen sollten.
Definition: Was bedeutet die Abkürzung IPO?
Die Abkürzung „IPO“ steht für „Initial Public Offering“ – zu Deutsch: „Erstes öffentliches Angebot“. Als IPO bezeichnet man den ersten Börsengang eines Unternehmens. Eine andere Bezeichnung für einen IPO ist „Neuemission“. Bei einem IPO bietet ein Unternehmen also erstmals Aktien an einer Börse an. Anleger können die Aktien des nun börsennotierten Unternehmens kaufen und verkaufen.
Was ist ein Börsengang (IPO)?
Bei einem IPO oder Börsengang bieten Unternehmen erstmals Aktien am organisierten Kapitalmarkt an. Nach erfolgtem IPO werden die Aktien des Unternehmens zum Aktienhandel an einer oder mehreren Börsen zugelassen, z. B. an der Frankfurter Börse oder der New York Stock Exchange. Um an die Börse zu gehen, müssen Unternehmen verschiedene Voraussetzungen erfüllen.
Was sind die Voraussetzungen für einen Börsengang?
Für die Zulassung von Aktien zum Wertpapierhandel am regulierten Markt muss ein Unternehmen verschiedene Voraussetzungen erfüllen:
- Rechtsform: Die erste Voraussetzung für einen IPO ist die Unternehmensform. In Deutschland kommt dafür die Rechtsform der Aktiengesellschaft (AG), der Europäischen Gesellschaft (SE) oder der Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) infrage.
- 3 Jahre Bestand: Für einen Börsengang muss das Unternehmen im Regelfall seit mindestens 3 Jahren existieren.
- Eigenkapital: Das Eigenkapital der Gesellschaft muss grundsätzlich mindestens 1,25 Millionen Euro betragen.
- Streubesitzanteil: Mindestens 25 % der Aktien müssen nach dem IPO in Streubesitz gelangen; ausnahmsweise genügen jedoch 10 %.
- Freier Handel: Die emittierten Wertpapiere müssen frei handelbar sein.
- Prospektpflicht: Das Unternehmen muss einen Zulassungsprospekt mit Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen und Kapitalflussrechnungen für mindestens 3 Jahre vorlegen können.
Auch nach erfolgtem Börsengang muss das nun börsennotierte Unternehmen bestimmte Pflichten erfüllen. Dazu gehören die Veröffentlichung eines Jahresabschlusses, eines Zwischenberichts für die ersten 6 Monate des Geschäftsjahres sowie von Ad-hoc-Mitteilungen.
Warum geht ein Unternehmen an die Börse?
Ein IPO oder Börsengang dient verschiedenen Zwecken. Im Folgenden stellen wir dar, welche Ziele Unternehmen normalerweise mit einem IPO verfolgen:
IPO zur Kapitalbeschaffung
Unternehmen nutzen einen Börsengang, um sich zusätzliches Eigenkapital zu beschaffen. Mit dem zugeführten Kapital finanziert das Unternehmen Innovation, Wachstum und/oder den Schuldenabbau. Durch die verbesserte Kapitalstruktur kann das Unternehmen auch seine Bonität gegenüber Banken und Lieferanten verbessern.
Börsengang als Schritt an die Öffentlichkeit
Mit dem IPO wagt ein Unternehmen den Schritt an die Öffentlichkeit. Die mediale Präsenz und der höhere Bekanntheitsgrad fördern die Kundenakquise und die Gewinnung qualifizierter Arbeitnehmer.
IPO als Exit-Strategie
Ein IPO oder Börsengang ist für die Gründer, Altaktionäre und ursprünglichen Kapitalgeber auch eine Option, sich aus dem Unternehmen ganz oder teilweise zurückzuziehen. Unter Umständen können sie ihre Anteile zu einem attraktiveren Preis veräußern als ohne IPO oder Börsennotierung.
Wie funktioniert ein Börsengang?
Ein IPO ist ein zeit- und kostenintensiver Prozess, der mehrere Phasen umfasst und sich über Monate oder sogar Jahre erstrecken kann. Der Ablauf eines Börsengangs kann in 7 Schritte unterteilt werden:
- IPO-Team: Nach Feststellung der Börsenreife stellt das Unternehmen ein externes Team aus Banken, Rechtsanwälten und Wirtschaftsprüfern zusammen, die es beim IPO unterstützen.
- Due-Diligence-Prüfung/Prospekterstellung:Eine umfassende Unternehmensanalyse dient als Grundlage für die Erstellung des Börsenprospekts.
- Vermarktung (Roadshow & Bookbuilding): Zur Vermarktung des IPOs werden Research-Berichte veröffentlicht und erste Preisindikationen von institutionellen Investoren eingeholt. Auf dieser Basis werden eine Preisspanne festgelegt, der Börsenprospekt veröffentlicht und das (öffentliche) Angebot beginnt. Auf der Roadshow wirbt das Management für eine Beteiligung am Unternehmen.
- Festlegung des Emissionspreises: Die Investoren geben ihre Angebote ab. Auf dieser Basis wird dann der Emissionspreis festgelegt.
- Aktienzuteilung: Die Investoren bekommen eine bestimmte Stückzahl von Aktien zugeteilt.
- Erstnotiz: Am 1. Handelstag wird der Eröffnungskurs ermittelt. Dieser kann über oder unter dem Emissionspreis liegen.
- Regulärer Handel: Die Aktien werden regulär an der Börse gehandelt.
Als Alternative zum klassischen IPO kann ein Börsengang auch in Form von SPACS-Aktien erfolgen. Dazu werden zunächst nur Aktien einer „Börsenmantelaktiengesellschaft“ ohne operatives Geschäft an die Börse gebracht. Für Anleger bietet die Geldanlage mit SPACS etwas andere Chancen und Risiken als bei einem „normalen“ IPO.
Wie entsteht der Aktienpreis beim Börsengang?
Der Aktienpreis bei einem IPO hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst ermitteln die am IPO beteiligten Investmentbanken Unternehmensbewertungen und verfassen Research-Berichte. Aus der Unternehmensbewertung sowie ersten Indikationen von institutionellen Investoren zur Nachfrage und Preisen wird die Preisspanne für die angebotenen Aktien festgelegt. Innerhalb dieser Preisspanne können interessierte Anleger im Rahmen des Bookbuilding-Verfahrens Angebote für die Aktien abgeben. Am Ende der sogenannten Zeichnungsfrist ermittelt das Unternehmen hieraus den Emissionspreis und teilt den Investoren die Aktien zu.
Der tatsächliche Marktpreis der neu börsennotierten Aktie ergibt sich schließlich am 1. Handelstag. Der Eröffnungskurs kann entweder über oder unter dem Ausgabepreis liegen. Die Stimmung am Aktienmarkt und die allgemeine Wirtschaftslage spielen für den Aktienpreis ebenso eine Rolle wie das Timing des IPOs.
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3 Schritte: Wie kann man in IPOs investieren?
Um in einen Börsengang (IP) zu investieren, musst du die angebotenen Aktien zeichnen, also kaufen, bevor sie offiziell an der Börse gehandelt werden. Wir erklären dir hier in 3 Schritten, wie du dabei vorgehen kannst:
- Depot eröffnen: Um in IPOs zu investieren, benötigst du ein Depot bei einer Bank oder einem Broker.
- Aktie auswählen: Suche gezielt nach Neuemissionen und wähle die gewünschte Aktie aus.
- Aktien zeichnen: Gib innerhalb der Zeichnungsfrist von 1 bis 2 Wochen) an, wie viele Aktien du zu welchem Preis kaufen möchtest. Dein Gebot muss innerhalb der festgelegten Preisspanne liegen. Der endgültige Ausgabepreis wird vor dem 1. Handelstag festgelegt und richtet sich nach der Nachfrage. Privatanleger, die ihre Zeichnung bei den Konsortialbanken abgeben haben, bekommen alle eine Zuteilung nach einem einheitlichen Zuteilungsschlüssel und zum festgelegten Preis. Aber: Liegt dein Angebot unter dem Ausgabepreis, gehst du in der Regel leer aus. Auch Privatanleger anderer Banken gehen häufig leer aus.
Beachte, dass du als Privatanleger nicht immer Aktien vor einem IPO zeichnen kannst. In vielen Fällen gibt es kein öffentliches Angebot und es sind ausschließlich institutionelle Anleger zur Zeichnung berechtigt. In diesem Fall kannst du die Aktien nach dem IPO wie gewohnt über die Börse kaufen.
Was sind die Vor- und Nachteile eines Börsengangs für Anleger?
Pro IPO-Aktien
- Wachstumschancen:
Ein IPO ist eine Gelegenheit für Anleger, frühzeitig in ein Unternehmen zu investieren, das möglicherweise stark wächst und entsprechende Kursgewinne verzeichnet. - Rendite:
Wenn ein Unternehmen nach dem Börsengang erfolgreich ist, können frühe Investoren hohe Renditen erzielen. - Diversifikation:
Ein Börsengang bietet die Chance, das eigene Portfolio durch neue Branchen oder Märkte zu diversifizieren und so das Risiko zu streuen. - Transparenz:
Börsennotierte Unternehmen sind verpflichtet, regelmäßig Berichte und Meldungen zu veröffentlichen, sodass du als Anleger nach dem IPO mehr Informationen über das Unternehmen bekommst.
Contra IPO-Aktien
- Volatilität:
Neuemissionen können vor allem in den ersten Wochen und Monaten nach einem IPO stark schwanken. - Kursverluste:
Bei manchen IPO-Aktien fällt der Kurs nach einem anfänglichen Hype unter den Ausgabepreis, sodass du als Anleger Verluste machst. - Marktunsicherheit:
Ein schwieriges Marktumfeld kann dazu führen, dass das Börsendebüt selbst für ein gutes, aussichtsreiches Unternehmen schlecht verläuft. - Schwierige Bewertung:
Neue Aktien sind schwieriger zu bewerten als Aktien, die schon länger an der Börse gehandelt werden, weil weniger Informationen für eine Fundamentalanalyse vorliegen.
Fazit: Börsengang – frühes Investment mit Chancen und Risiken für Anleger
Ein IPO ist ein Börsengang: Ein Unternehmen bietet erstmals Aktien öffentlich an einer Börse an. IPOs dienen in der Regel der Kapitalbeschaffung – die Unternehmen investieren das eingenommene Geld in Innovation und Wachstum. Aber auch Altaktionäre können die Gelegenheit nutzen, sich von Aktien des Unternehmens zu trennen.
IPOs bieten dir die Chance, von Tag 1 in börsennotierte Unternehmen zu investieren und an den Wachstumschancen zu partizipieren. Wenn du ein Depot hast, kannst du gezielt nach Neuemissionen suchen und die Aktien vor dem jeweiligen Börsengang zeichnen. Neben Renditechancen birgt eine Investition in IPOs auch Risiken: IPO-Aktien schwanken anfangs in der Regel stark und der Kurs kann nach dem Börsengang unter den Ausgabepreis fallen. Investiere daher ausschließlich in Unternehmen, an deren langfristigen finanziellen Erfolg du glaubst.
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Auswirkung von Inflation: Grundsätzlich beeinflusst die Entwicklung der Inflationsrate deinen Anlageerfolg. Ein daraus resultierender Kaufkraftverlust betrifft sowohl die erzielten Erträge als auch dein investiertes Kapital.
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