Miniatureffekt von Passanten, die über einen breiten Zebrastreifen laufen.
Miniatureffekt von Passanten, die über einen breiten Zebrastreifen laufen.
© oyo via Adobe Stock

Einfach erklärt: Fundamentalanalyse

Die Fundamentalanalyse ist eine der wichtigsten Methoden, um zu ermitteln, ob eine Aktie günstig oder teuer ist. Informieren Sie sich in diesem Artikel über alles, was Sie wissen müssen, um die Fundamentalanalyse zu lernen, und erfahren Sie, was die Fundamentalanalyse von der technischen Analyse unterscheidet.

Fundamentalanalyse: Definition

Die Fundamentalanalyse ist an der Börse eine Form der Aktienanalyse und dient somit der Bewertung von Aktien und ihren Kursen. Bei einer Fundamentalanalyse wird versucht, auf Grundlage fundamentaler Unternehmensdaten und/oder Wirtschaftsdaten den inneren Wert einer Aktie zu berechnen. Berücksichtigt werden dabei auch Faktoren, die den künftigen Kurs der Aktie beeinflussen können.
Der fundamentalen Aktienanalyse liegen 2 Annahmen zugrunde:

  1. Alle börsennotierten Unternehmen haben einen inneren Wert.
  2. Die Aktienkurse passen sich langfristig an diesen inneren Wert an.

Wer diesen inneren Wert eines Unternehmens ermittelt, kann vergleichen, ob der aktuelle Aktienkurs dem fairen Wert des Unternehmens entspricht oder nicht – also ob die Aktie über- oder unterbewertet oder eben fair bewertet ist. Auf dieser Basis können Anleger entscheiden, ob sie eine Aktie kaufen, verkaufen oder halten.

Glühbirne auf gelbem Hintergrund

Gut zu wissen: Grundlagen und Tipps zum Aktienhandel für Anfänger finden Sie ebenfalls im comdirect magazin. Dort können Sie auch nachlesen, wo Sie Aktien kaufen und wie Sie dabei vorgehen. Bei comdirect haben Sie vielfältige Möglichkeiten, Aktien weltweit zu handeln – börslich und außerbörslich.

Wie funktioniert eine Fundamentalanalyse?

Bei den verschiedenen Methoden der Fundamentalanalyse unterscheidet man grundsätzlich zwischen dem Top-down- und dem Bottom-up-Ansatz.

Was ist der Top-down-Ansatz?

Top-down bezeichnet bei der Aktienbewertung die Analyse „von oben nach unten“. Das bedeutet, dass man bei dieser Form der Fundamentalanalyse zunächst das gesamtwirtschaftliche Umfeld unter die Lupe nimmt. Zu den makroökonomischen Rahmenbedingungen, unter denen Unternehmen operieren, zählen beispielsweise die Inflationsrate oder die Entwicklung des Leitzinses. Anschließend untersucht man den jeweiligen Wirtschaftszweig und widmet sich erst im letzten Schritt bestimmten Unternehmen und Einzeltiteln.

Was ist der Bottom-up-Ansatz?

Umgekehrt geht man beim Bottom-up-Ansatz vor. Bei dieser Methode der Aktienanalyse beginnt man „unten“ – also bei der Unternehmensanalyse – und arbeitet sich dann über die Branchenanalyse hoch zur Globalanalyse.

Glühbirne auf gelbem Hintergrund

Gut zu wissen: Die Ergebnisse der Branchenanalyse sind nicht nur hilfreich, um die Perspektive von Einzelunternehmen einzuschätzen. Sie können auch als Grundlage dienen, um Entscheidungen für die Geldanlage in Fonds zu treffen, die überwiegend in Aktien bestimmter Branchen investieren.

Grafische Darstellung des Top-down- und Bottom-up-Ansatzes
Top-down- und Bottom-up-Ansatz der Fundamentalanalyse

Welche relevanten fundamentalen Daten beeinflussen Aktienmärkte?

Bei der Fundamentalanalyse von Unternehmen unterscheidet man 2 Arten der Beurteilung:

  1. qualitative Unternehmensanalyse
  2. quantitative Unternehmensanalyse

Die qualitative Fundamentalanalyse

Bei der qualitativen Unternehmensanalyse versucht man anhand von Kriterien wie dem Geschäftsmodell, dem Markenwert, der Innovationskraft und der Qualität des Managements zu beurteilen, wie sich das Unternehmen langfristig entwickeln wird – stets in Hinblick auf die Kursentwicklung der Aktien. Bei vielen dieser qualitativen Kriterien handelt es sich um subjektive Wertmaßstäbe, die sich nicht einfach zahlenmäßig darstellen lassen. Für die qualitative Fundamentalanalyse benötigt man als Anleger deshalb viel Erfahrung, um all diese Faktoren einschätzen zu können.

Die quantitative Fundamentalanalyse

Im Gegensatz zur qualitativen Analyse basiert die quantitative Fundamentalanalyse auf objektiveren Zahlen, die der Unternehmensbilanz entnommen werden und einen Vergleich zwischen verschiedenen Unternehmen erlauben.

Wie erfolgt die Fundamentalanalyse?

Um die Fundamentalanalyse zu lernen, muss man sich mit den verschiedenen Kennzahlen der Fundamentalanalyse und deren Berechnung auseinandersetzen. Die folgende Tabelle listet die wichtigsten Aktienkennzahlen und die entsprechenden Berechnungsformeln auf.

AktienkennzahlWie wird sie berechnet?
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)KGV = Aktienkurs ÷ Unternehmensgewinn je Aktie
Eigenkapitalquote (EKQ)EKQ = (Eigenkapital ÷ Gesamtkapital) x 100
Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)KBV = Aktienkurs ÷ Buchwert der Aktie
Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV)KUV = Kurs je Aktie ÷ Umsatz je Aktie
DividendenrenditeDividendenrendite in Prozent = (Dividende ÷ Aktienkurs) x 100
Glühbirne auf gelbem Hintergrund

Gut zu wissen: Ein Beispiel für die Fundamentalanalyse und die wichtigsten Aktienkennzahlen mit den jeweiligen Berechnungsformeln finden Sie ebenfalls in unserem comdirect magazin.

Was sagt das KGV über eine Aktie aus?

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV, zählt zu den bekanntesten Aktienkennzahlen. Dabei wird der Börsenkurs einer Aktie dem Gewinn je Aktie gegenübergestellt. Das KGV sagt aus, wie viele Jahre die Aktiengesellschaft konstant denselben Gewinn je Aktie erzielen muss, um den aktuellen Kurswert zu erreichen.

Wann gilt eine Aktie als überbewertet?

Bei der Fundamentalanalyse geht man vereinfacht gesagt davon aus, dass ein niedriges KGV ein positives Zeichen ist, während ein hohes KGV als negatives Signal gewertet wird. Häufig liest man, dass ein optimales KGV im Bereich zwischen 12 und 15 liegen sollte. Ein KGV von unter 12 könne also als Kaufsignal gewertet werden, während eine Aktie mit einem KGV über 14 als überbewertet gilt.
Gerade als Privatanleger sollte man jedoch bedenken, dass das errechnete KGV lediglich einen Richtwert darstellt. Eine verlässliche Aussage über die künftige Wertentwicklung einer Aktie lässt sich damit nicht treffen. Wichtig bei der Fundamentalanalyse ist auch, dass man nie nur eine einzige Kennzahl heranzieht, um Anlageentscheidungen zu treffen. Eine umfassende Unternehmensbewertung ist komplex und aufwändig und setzt eine gründliche Recherche voraus.

Glühbirne auf gelbem Hintergrund

Gut zu wissen: Das KGV lässt sich nicht nur von Einzeltiteln, sondern auch von ganzen Wirtschaftszweigen und dem Aktienmarkt insgesamt ermitteln.

Was sagt der Buchwert je Aktie aus?

Um den Buchwert je Aktie zu ermitteln, teilt man das Eigenkapital eines Unternehmens durch die Gesamtzahl der Aktien. Der Buchwert je Aktie gilt als Kennzahl für die Substanz eines Unternehmens und wird normalerweise herangezogen, um das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) zu berechnen. An dieser Kennzahl kann man als Anleger ablesen, wie viel man für ein Unternehmen und seine Aktien, gemessen an der Unternehmenssubstanz, bezahlt.

Warum lohnt sich Fundamentalanalyse?

Wie jede Methode hat auch die Fundamentalanalyse ihre Vor- und Nachteile, die man kennen sollte, wenn man die eigenen Anlageentscheidungen auf fundamentalen Daten stützen möchte.

Vorteile der FundamentalanalyseNachteile der Fundamentalanalyse
Unterstützt rationale Anlageentscheidungen:
Da die Fundamentalanalyse ausschließlich auf Zahlen basiert, kann sie emotionale Entscheidungen bei Investments begrenzen.
Komplexität und Aufwand:
Die Fundamentalanalyse mit ihren verschiedenen Schritten und Methoden ist sehr komplex und aufwändig.
Gibt ersten Anhaltspunkt:
Mithilfe der Fundamentalanalyse haben Anleger eine grobe Einschätzung, ob die anvisierte Aktie unter- oder überbewertet sein könnte.
Erfahrung ist nötig:
Anleger brauchen oftmals gewisses Know-how, um die Daten und errechneten Werte zu interpretieren und einzuordnen.

Was betrachtet die technische Analyse?

Die technische Analyse oder Chartanalyse ist die 2. wichtige Methode der Aktienbewertung. Charttechniker stützen sich für ihre Analysen nicht auf Fundamentaldaten, sondern betrachten ausschließlich Kursdiagramme. Anhand der Kursverläufe und wiederkehrender Muster versuchen Chartanalysten, die künftige Entwicklung von Aktienkursen zu prognostizieren.
Die technische Analyse ist quasi die Antithese zur Fundamentalanalyse. Denn sie geht von einem effizienten Markt aus, in dem alle kursrelevanten Informationen bereits im Aktienkurs eingepreist sind. Der faire oder innere Wert eines Unternehmens und seiner Aktie ist also allen Marktteilnehmern zu jedem Zeitpunkt schon bekannt und muss nicht erst durch eine Fundamentalanalyse ermittelt werden.

Auf welcher Annahme basiert die Chartanalyse?

Die Chartanalyse basiert auf 3 Grundannahmen:

  1. Alle Faktoren, die sich auf den Verlauf von Aktienkursen auswirken, sind bereits in den Kursen abgebildet – auch Fundamentaldaten.
  2. Aktienkurse bewegen sich in Trends.
  3. Anhand bestimmter wiederkehrender Muster, Formationen und Linien lässt sich die künftige Kursentwicklung vorhersehen.

Was ist der Unterschied zwischen der Fundamentalanalyse und der Chartanalyse?

In der folgenden Tabelle sind die wichtigsten Unterschiede zwischen der Fundamentalanalyse und der technischen Analyse noch einmal aufgeführt:

FundamentalanalyseTechnische Analyse
Innerer Wert:
Geht davon aus, dass jedes börsennotierte Unternehmen einen inneren Wert hat.
Markteffizienz:
Geht davon aus, dass alle kursrelevanten Informationen bereits eingepreist sind.
Fundamentalwerte:
Stützt sich zur Aktienbewertung auf Fundamentaldaten.
Technische Werte:
Analysiert Chartdiagramme, um anhand wiederkehrender Muster künftige Trends vorherzusagen.
Langfristige Geldanlage:
Dient vor allem als Grundlage für langfristige Anlageentscheidungen.
Trading:
Wird häufig angewandt, um kurzfristige Trading-Entscheidungen zu treffen.

Fazit: Fundamentalanalyse – mit fundamentalen Daten zur Anlageentscheidung

Die Fundamentalanalyse ist ein komplexes und aufwändiges Verfahren der Aktienanalyse. Anleger, die die Fundamentalanalyse lernen möchten, müssen sich mit verschiedenen Methoden und Kennzahlen vertraut machen und in der Lage sein, Bilanzen und Geschäftsberichte zu lesen. Grundsätzlich gilt jedoch auch für die Fundamentalanalyse: An der Börse wird die Zukunft gehandelt – und die lässt sich auf Basis vergangener Daten nicht zuverlässig vorhersagen.

Wenn Sie noch Fragen zum Thema Geldanlage oder zu anderen Bankangelegenheiten haben, können Sie gerne unsere Kundenbetreuer kontaktieren – per Telefon unter 04106 – 708 25 00 oder über unser Kontaktformular. Unsere Kundenbetreuer stehen von Montag bis Freitag von 8–18 Uhr für Sie zur Verfügung.

zurück zur Seite
dev
Nächstes Video
startet in sec.