Blick von unten an den Fassaden moderner Bürohäuser entlang
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© YiuCheung via Adobe Stock

Bullen- und Bärenmarkt: Alles Wissenswerte zu den Börsenphasen

Key Takeaways
  • Bullen- und Bärenmarkt beschreiben den Börsenzyklus.
  • Der Bulle steht für steigende Kurse, der Bär für fallende.
  • Bullen- und Bärenmarkt wechseln sich unregelmäßig ab.
  • Bullenmärkte halten in der Regel länger an.

Warum heißt es Bullen- und Bärenmarkt?

Bulle und Bär haben als Börsensymbole eine lange Tradition. Der geschichtliche Ursprung dieser symbolischen Bedeutung für die Börse ist unbekannt, soll jedoch auf das 17. Jahrhundert zurückgehen. Hier wurden in der Nähe des Londoner Handelsplatzes angeblich Schaukämpfe zwischen Bären und Bullen ausgetragen.

Warum der Bulle im Wertpapierhandel für steigende Aktienkurse und der Bär für fallende Kurse steht, ist als Eselsbrücke dagegen leicht nachzuvollziehen: Während der Bulle die Kurse mit seinen Hörnern nach oben stößt, schlägt der Bär sie mit seinen Pranken nach unten.

Was ist der Unterschied zwischen Bullenmarkt und Bärenmarkt?

Bullen- und Bärenmarkt sind quasi zwei Seiten einer Medaille oder genauer gesagt zwei Phasen innerhalb eines Zyklus, der sich an den Börsen in unregelmäßigen Abständen wiederholt. Um die Unterschiede zwischen Bullen- und Bärenmarkt zu erklären, nimmt man am besten beide Marktphasen einzeln in den Blick.

Wann spricht man von einem Bullenmarkt?

Von einem Bullenmarkt oder einer „Hausse“ spricht man, wenn die wichtigsten Aktienindizes – beispielsweise der DAX oder der Dow Jones – über einen längeren Zeitraum deutlich steigen. Die US-Aufsichtsbehörde definiert einen Bullenmarkt als eine Phase, in der ein wichtiger Aktienindex über einen Zeitraum von 2 Monaten um mindestens 20 % steigt. In der Regel geht ein Bullenmarkt mit einer starken Wirtschaft und einem entsprechend großen Anlegervertrauen einher. Die Stimmung an den Märkten wird als „bullisch“ oder „bullish“ bezeichnet.

Die Begriffe „Hausse“ und „Baisse“ stammen aus dem Französischen. „Hausse“ (ausgesprochen: „Oos“) bedeutet „Anstieg“, „Baisse“ (ausgesprochen: „Bähs“) heißt auf Deutsch „Rückgang“.

Was ist ein Bärenmarkt?

Das Gegenteil vom Bullenmarkt ist der Bärenmarkt oder die „Baisse“. Gemeint ist ein länger anhaltender, starker Abwärtstrends der wichtigsten Aktienindizes. Auch hier kann man einen Kursrückgang um mindestens 20 % über 2 Monate als Richtwert heranziehen. Ein Bärenmarkt geht stets mit einem „bärischen“ oder „bearishen“ Sentiment einher. Die „Bären“ unter den Anlegern sind pessimistisch und verkaufen ihre Anlagen, um Kursverluste zu begrenzen, Barmittel freizumachen oder ihren Bestand in traditionell konservativere Anlageformen wie Anleihen umzuschichten. Die Ursache eines Bärenmarkts ist zumeist eine bevorstehende Rezession bzw. eine allgemein verbreitete Furcht davor.

Ein Bulle und ein Bär stehen vor dem beispielhaften Kursverlauf eines Marktes.
Bulle und Bär stehen symbolisch für das Auf und Ab an den Börsen.
BullenmarktBärenmarkt
Anstieg um mind. 20 % über 2 MonateRückgang um mind. 20 % über 2 Monate
Starke Wirtschaft oder ErholungDrohende Rezession
Hohe UnternehmensgewinneSchlechte Unternehmenszahlen
Niedrige ArbeitslosigkeitHohe Arbeitslosigkeit
Optimismus oder Euphorie an den BörsenSkepsis oder Pessimismus an den Börsen

Was ist eine Bärenmarktrally?

Eine Bärenmarktrally ist eine starke Kurserholung inmitten eines allgemeinen Abwärtstrends – also eines Bärenmarkts. Auch wenn die Kurse steigen, heißt das nicht, dass sich die Märkte erholen und wieder „bullisch“ sind. Stattdessen handelt es sich bei einer Bärenmarktrally um einen vorübergehenden Preisanstieg, auf den weitere Kursverluste folgen. Insofern ist eine Bärenmarktrally eine tückische Situation für Anleger, da sie sich als sogenannte „Bullenfalle“ entpuppen kann.

Was sind Bullenfallen im Finanzjargon?

In eine Bullenfalle an der Börse tappen zwar keine echten Bullen, dafür aber „bullische“ Anleger. Diese verwechseln kurzfristige Kurssteigerungen in einem insgesamt „bärischen“ Marktumfeld als günstige Kaufgelegenheit. Allerdings: Auf einen kurzen Ausreißer nach oben folgen wieder stagnierende oder sogar sinkende Kurse. Die Bullenfalle „schnappt zu“, weil die Bodenbildung noch nicht abgeschlossen ist – also der vorläufige Tief- und Wendepunkt noch nicht erreicht ist.

Was sind Bärenfallen in der Finanzwelt?

Umgekehrt können auch „bärische“ Anleger an der Börse in die Falle tappen. Von einer Bärenfalle spricht man im Aktienhandel, wenn Anleger ihre Werte aufgrund kurzfristiger Kurskorrekturen verkaufen – oder Leerverkäufe eingehen, weil sie mit einem länger andauernden Abwärtstrend rechnen. Folgt auf den Rückgang schnell wieder ein Anstieg der Kurse, entgehen den Anlegern Gewinne bzw. realisieren sie sogar Verluste.

Wie sollten sich Anleger im Bullenmarkt und Bärenmarkt verhalten?

Den optimalen Zeitpunkt zum Kauf oder Verkauf von Aktien gibt es nicht. Deshalb kann man auch keine pauschale Empfehlung aussprechen, wie sich Anleger im Bullenmarkt oder im Bärenmarkt verhalten sollten. Gerade für Privatanleger dürfte es in der Regel herausfordernd sein, Anfang und Ende von Bullen- und Bärenmarkt überhaupt eindeutig zu bestimmen. Zwar gibt es verschiedene Faktoren, die eine bullische oder bärische Stimmung an den Börsen begünstigen. Doch können selbst Experten meistens erst im Nachhinein sagen, ob es sich bei einem Anstieg oder Rückgang um einen Bullen- bzw. Bärenmarkt gehandelt hat – oder doch nur um eine kurzfristige Rally, die sich für manche Anleger letztlich sogar als Falle entpuppte.

Tipps für den Start

In der comdirect Akademie kannst du dir als Privatanleger die Grundlagen des Börsenhandels aneignen.

Relevant ist das Auf und Ab an den Börsen vor allem für Anleger, die ihr Geld kurzfristig anlegen . Denn kein Bären- oder Bullenmarkt hält ewig. Daher kann es sinnvoll sein, sich mit dem passiven Investieren auseinanderzusetzen. Wer als Anleger eine Buy-and-Hold-Strategie verfolgt oder sich entschieden hat, über die Altersvorsorge mit ETFs langfristig Vermögen aufzubauen, verzichtet auf die Spekulation auf mittelfristig steigende oder fallende Kurse. Generell müssen Anleger wissen: Egal, für welche Strategie sie sich entscheiden – jedes Investment ist mit dem Risiko verbunden, das angelegte Kapital teilweise oder vollständig zu verlieren.

Im comdirect Magazin findest du Grundlagen und Tipps zum Aktienkauf für Anfänger . Dort erfährst du auch, was ein Depotkonto ist und warum du eins brauchst, um mit dem Wertpapierhandel zu starten.

Wie sollte man sich im Bärenmarkt verhalten?

Die wichtigste Grundregel in einem Bärenmarkt lautet: Nicht in Panik verfallen! Im Idealfall hat man vor dem Investieren analysiert, welcher Anlegertyp man ist , und sein Portfolio entsprechend dem eigenen Risikoprofil zusammengestellt. So kann man zumindest im gewissen Umfang kontrollieren, wie hoch die Risiken sind, die man eingeht. Damit begrenzen Anleger Verluste auf ein individuell erträgliches Maß – und vermeiden, sich überhastet von Werten zu trennen.

Wer zudem mit einem Sparplan regelmäßig in Aktien oder ETFs investiert, kann darauf hoffen, auch einen längeren Bärenmarkt zu überstehen und langfristig vom Cost-Average-Effekt und vom Zinseszinseffekt zu profitieren. Allerdings muss man beachten, dass keine Form der Geldanlage eine Rendite garantiert und auch über einen langen Anlagehorizont zum Teil hohe Verlustrisiken bestehen.

Icon Kursanstieg

Übrigens kann man auch als Privatanleger von fallenden Kursen in einem Bärenmarkt profitieren. So bilden Inverse ETFs einen zugrunde liegenden Index gegenläufig ab. Das heißt: Sinkt beispielsweise der DAX um 3 Prozentpunkte, legt ein Inverser Indexfonds auf den DAX um 3 % zu.

Wie endet ein Bärenmarkt? Was kommt nach einem Bärenmarkt?

Der Börsenzyklus durchläuft in unregelmäßigen Abständen abwechselnd einen Bullen- und Bärenmarkt. Generell lässt sich festhalten, dass Bullenmärkte länger andauern als bärische Phasen. Im Durchschnitt dauert ein Bärenmarkt 289 Tage – also nicht einmal 10 Monate. Bärenmärkte können aber auch mehrere Jahre anhalten. Der längste Bärenmarkt der Geschichte hatte seinen Ursprung in der Great Depression in den USA und dauerte 61 Monate von 1937 bis April 1942. Im Vergleich dazu hielt die letzte bullische Phase ganze 11 Jahre an. Dieser bislang längste Bullenmarkt aller Zeiten begann mit der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken nach der globalen Finanzkrise 2008/2009 und endete etwa mit Ausbruch der Corona-Pandemie 2020.

Wann war der letzte Bärenmarkt?

Ende 2022 mehrten sich die Anzeichen für einen Bärenmarkt. Die hohe Inflation, steigende Zinsen und Rezessionsängste führten vorübergehend nicht nur zu einem Ausverkauf an den Aktienmärkten, sondern auch zu sinkenden Anleiherenditen und einem Preisverfall bei Kryptowährungen. Ob sich dieser Trend entgegen robuster Arbeitsmärkte und steigender Unternehmensgewinne als Bärenmarkt erweist, wird sich jedoch erst zeigen.

Was ist ein Krypto-Bärenmarkt?

Auch auf dem Markt für Kryptowährungen und NFTs wechseln sich Bullen und Bärenmärkte ab. Aktuell notieren die größten und wichtigsten Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum deutlich unter ihren Allzeithochs. Im Kryptobereich hat sich für einen Bärenmarkt auch der Begriff „Krypto-Winter“ durchgesetzt. Einen solchen längerfristigen Rückgang der Kurse hat es schon einmal gegeben: von Januar 2018 bis Dezember 2020.

Exkurs: Was sind Hausse-Baisse-Klauseln?

Hausse und Baisse spielen nicht nur an der Börse, sondern auch im Warenverkehr eine Rolle: als Klausel in Kaufverträgen. Mit einer Hause-Baisse-Klausel sichern sich Käufer und Verkäufer gegen das Risiko steigender bzw. sinkender Preise ab.

Schaubild zur Funktionsweise der Hausse-Baisse-Klausel
So funktioniert die Hausse-Baisse-Klausel

Fazit: Auf den Bärenmarkt folgt der Bullenmarkt

Bullen- und Bärenmarkt sind normale Phasen im Börsenzyklus. Auch wenn es typische Anzeichen für Bullen- und Bärenmärkte gibt, ist es gerade für Privatanleger nicht einfach zu bestimmen, in welcher Phase sich die Märkte gerade befinden oder wann der optimale Zeitpunkt ist, sein Depot aufzustocken oder sich von Wertpapieren zu trennen. Wer sich entscheidet, beispielsweise mit einem Sparplan langfristig Vermögen aufzubauen, macht sich ein Stück weit vom Bullen- und Bärenmarkt unabhängig, geht aber dennoch – wie immer an der Börse – Verlustrisiken ein.

Wenn du noch Fragen zu den Themen Anlegen und Investieren hast, kannst du gerne unsere Kundenbetreuer kontaktieren – per Telefon unter 04106 – 708 25 00 oder über unser Kontaktformular. Unsere Kundenbetreuer sind rund um die Uhr für dich erreichbar – 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag.

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