70-30-Portfolio – Luftaufnahme von der Christusstatue in Rio de Janeiro.
70-30-Portfolio – Luftaufnahme von der Christusstatue in Rio de Janeiro.
© marchello74 via Adobe Stock

70-30-Portfolio: So baust du dir ein Weltportfolio auf

Key Takeaways
  • Ein 70-30-Portfolio oder Weltportfolio ist ein weltweites Aktien-ETF-Portfolio.
  • Es besteht zu 70 % aus Industrieländer-Aktien und zu 30 % aus Schwellenländer-Aktien.
  • Ein 70-30-Portfolio kannst du schon mit 2 ETFs aufbauen.
  • Ein Weltportfolio bietet sowohl Chancen als auch Risiken, die Anleger kennen sollten.

Definition: Was ist ein 70-30-Portfolio oder Weltportfolio?

Das 70-30-Portfolio ist eine Strategie, ein Portfolio aufzubauen. Mit einem 70-30-Portfolio investierst du weltweit breit gestreut in Aktien. Man spricht beim 70-30-Portfolio auch vom Weltportfolio, weil du damit die meisten globalen Märkte abdeckst. Der Name bezieht sich auf die regionale Gewichtung der Aktien im Portfolio: In einem 70-30-Portfolio stammen 70 % der Aktien aus Industrieländern und 30 % aus Schwellenländern.

Das 70-30-Portfolio wird dem passiven Investieren zugerechnet: Anstatt gezielt Einzelaktien auszuwählen, bildest du ganze Märkte ab. Daher besteht ein 70-30-Portfolio in der Regel aus ETFs. Für ein 70-30-Portfolio reichen im Prinzip 2 Indizes oder ETFs – ein ETF für die Industrieländer und ein Emerging-Markets-ETF für die Schwellenländer.

Ein 70-30-Portfolio bezeichnet nicht nur ein Weltportfolio aus Industrie- und Schwellenländer-Aktien. Manchmal ist auch ein Pantoffel-Portfolio mit entsprechender Gewichtung gemeint. In diesem Fall setzt sich das 70-30-Portfolio aus 70 % Aktien und 30 % Anleihen zusammen. Das Ziel eines solchen Portfolios ist eine Balance zwischen den Renditechancen von Aktien und der Stabilität von Anleihen an.

Exkurs: Was ist der Unterschied zwischen Industrie- und Schwellenländern?

In der folgenden Tabelle haben wir die wichtigsten Unterschiede zwischen Industrie- und Schwellenländern aufgeführt. Als Anleger solltest du wissen, dass sich Schwellenländer auf der Schwelle zum Industrieland befinden. Ihre Wirtschaft wächst häufig schneller als in Industrieländern. Viele Schwellenländer investieren massiv in Forschung und Entwicklung und holen in vielen Zukunftstechnologien wie z. B. im Bereich der Elektromobilität auf. Davon profitieren auch die Aktienmärkte in Schwellenländern.

Auf der anderen Seite herrscht in vielen Schwellenländern große soziale Ungleichheit. Die Infrastruktur befindet sich noch im Aufbau und der allgemeine Lebensstandard ist nicht so hoch wie in den Industrieländern. Schließlich mangelt es in Schwellenländern häufig an Rechtssicherheit und politischer Stabilität, was höhere Risiken für Anleger birgt.

IndustrieländerSchwellenländer
Hochentwickelte IndustrieZunehmende Industrialisierung
Stabiles WachstumSchnelles Wachstum
Hoher LebensstandardLebensstandard unter dem Niveau der Industrieländer
Gut ausgebaute InfrastrukturInfrastruktur im Ausbau
Fortschrittliche TechnologieSchneller technischer Fortschritt
Stabile wirtschaftliche und politische InstitutionenHäufig politisch und wirtschaftlich instabil
Beispiele: USA, Deutschland, JapanBeispiele: Brasilien, Indien, China

Wie gehe ich vor, wenn ich mir ein 70-30-Portfolio aufbauen möchte?

Um ein 70-30-Portfolio aufzubauen, reichen 2 ETFs: ein Industrieländer-ETF und ein Schwellenländer-ETF. Für die Industrieländer kannst du zwischen 3 Indizes wählen. Für die Emerging Markets gibt es ebenfalls 3 Indizes, die die Wertentwicklung von Schwellenländer-Aktien abbilden.

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Mit dem kostenlosen1 Wertpapierdepot von comdirect zahlst du 3 Jahre lang keine Kosten für die Depotführung.

Für dein 70-30-Portfolio kannst du zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETFs wählen. Bei thesaurierenden Fonds werden erzielte Erträge wie z. B. Dividenden reinvestiert. Bei ausschüttenden Fonds werden dir alle Erträge auf dem Verrechnungskonto deines Depots gutgeschrieben. Achte bei der ETF-Auswahl für dein 70-30-Portfolio außerdem auf ein Fondsvolumen von mindestens 100 Mio. Euro. Dann ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass der Fonds geschlossen wird. Wichtig sind auch möglichst niedrige laufende Kosten (Total Expense Ratio: TER), denn hohe Entgelte schmälern eine etwaige Rendite.

Die meisten Industrieländer- und Schwellenländer-ETFs sind sparplanfähig. Mit einem Wertpapiersparplan kannst du bei comdirect schon ab 25 Euro regelmäßig in ein 70-30-Portfolio investieren. Im besten Fall profitierst du mit dieser Buy-and-Hold-Strategie langfristig vom Cost-Average-Effekt und vom Zinseszinseffekt.

ETF-Weltportfolio-Beispiele: Industrieländer-ETFs

Der bekannteste Aktienindex für die Industrieländer ist der MSCI World. Dieser versucht, die Wertentwicklung von über 1.400 Unternehmen aus 23 Industrieländern möglichst genau abzubilden. Der MSCI World setzt sich aus den größten börsennotierten Unternehmen der einzelnen Länder zusammen und deckt 85 % der Marktkapitalisierung ab. Der Index enthält große und mittelgroße Unternehmen (Large & Mid Caps), aber keine kleinen Unternehmen (Small Caps).

Der MSCI World bietet mit 21 ETFs auf Industrieländer die breiteste Auswahl. Daneben gibt es den FTSE Developed und den Solactive GBS Developed Markets Large & Mid Cap. Über die 3 Indizes stehen dir insgesamt 26 Industrieländer-ETFs zur Verfügung. Die laufenden Kosten (TER) liegen zwischen 0,05 % und 0,50 % p. a.

ETF-Weltportfolio: Industrieländer-ETFs:

IndexAnzahl der Titel*Anzahl der ETFs*
MSCI World1.43021
FTSE Developed2.0723
Solactive GBS Developed Markets
Large & Mid Cap
1.5602
Stand: Juli 2024

ETF-Weltportfolio-Beispiele: Schwellenländer-ETFs

Für den Emerging-Markets-Anteil deines 70-30-Portfolios kannst du ebenfalls zwischen 3 Indizes wählen. Die breiteste Auswahl bietet der MSCI Emerging Markets mit 19 Schwellenländer-ETFs. Jeweils 2 ETFs gibt es auf den MSCI Emerging Markets Investable Markets (IMI) und den FTSE Emerging.

Alle Indizes bieten dir Zugang zu Unternehmen aus Schwellenländern weltweit. Der MSCI Emerging Markets Investable Markets (IMI) enthält als einziger Schwellenländer-Index auch Small Caps, also kleine Unternehmen. Die laufenden Kosten (TER) betragen zwischen 0,14 % und 0,66 % p. a. Schwellenländer-ETFs sind also in der Regel etwas teurer als ETFs für Industrieländer.

ETF-Weltportfolio: Schwellenländer-ETFs:

IndexAnzahl der Titel*Anzahl der ETFs*
MSCI Emerging Markets1.33019
MSCI Emerging Markets Investable Markets (IMI)3.3612
FTSE Emerging2.2192
Stand: Juli 2024

Ist ein 70-30-Portfolio sinnvoller als eine Investition nur in den MSCI World?

Der MSCI World Index bildet die Wertentwicklung von über 1.400 Unternehmen aus 23 Ländern ab. Im MSCI World sind ausschließlich Industrieländer vertreten. Der Index bildet also nicht die gesamte Weltwirtschaft ab. Tatsächlich sind US-Aktien mit 70 % deutlich übergewichtet. Auch Tech-Aktien haben proportional ein hohes Gewicht. Mit einem ETF nur auf den MSCI World gehst du daher ein Klumpenrisiko ein.

Die Beimischung von Aktien aus Schwellenländern kann sinnvoll sein, um dein Portfolio stärker zu diversifizieren. Zudem wächst die Wirtschaft in den Schwellenländern häufig schneller als in den Industrieländern. Daher bieten die Emerging Markets höhere Renditechancen. Beachte jedoch, dass eine Investition in Schwellenländer-Aktien mit einem hohen Verlustrisiko bis hin zum Totalverlust deines eingesetzten Kapitals einhergeht.

Was sind die Vor- und Nachteile eines 70-30-Portfolios?

Pro 70-30-Portfolio

  • Weltweite Diversifizierung:
    Mit einem 70-30-Portfolio investierst du weltweit breit gestreut in die Aktienmärkte von Industrie- und Schwellenländern. Du gehst also ein geringeres Klumpenrisiko ein als z. B. mit einem Investment nur in den MSCI World.
  • Einfache Umsetzung:
    Für ein 70-30-Portfolio genügen 2 ETFs – ein Industrieländer-ETF wie der MSCI World und ein Schwellenländer-ETF wie der MSCI Emerging Markets.
  • Renditechancen:
    Da die Wirtschaft in Schwellenländern häufig schneller wächst als in Industrieländern, bietet eine Beimischung von Emerging Markets höhere Renditechancen.
  • Breite Auswahl an ETFs:
    Für den Aufbau eines 70-30-Weltportfolios stehen dir über 20 ETFs zur Auswahl.

Contra 70-30-Portfolio

  • Viel USA und China:
    Auch wenn ein 70-30-Portfolio breiter gestreut ist als ein Investment nur in den MSCI World, sind die USA mit über 70 % bei den Industrieländern und China mit über 10 % bei den Schwellenländern deutlich übergewichtet.
  • Regelmäßiges Rebalancing:
    Ein 70-30-Portfolios erfordert ein regelmäßiges Rebalancing aufgrund unterschiedlicher Marktentwicklungen, um die ursprüngliche Gewichtung von 70 % Industrie- und 30 % Schwellenländern wiederherzustellen. Dies bedeutet mehr Aufwand und Kosten im Vergleich zu einem 1-ETF-Portfolio.
  • Politisches Risiko:
    Schwellenländer zeichnen sich häufig durch mangelnde Rechtssicherheit und politische Instabilität aus. Dadurch unterliegt ein Investment in einen Emerging-Market-ETF stärkeren Schwankungen und geht mit höheren Verlustrisiken einher.
  • Verlustrisiken durch Aktien:
    Ein 70-30-Portfolio investiert ausschließlich in Aktien. Diese gelten als vergleichsweise risikoreiche Anlageklasse, die mit hohen Verlustrisiken bis hin zum Totalverlust deines Kapitals einhergehen. Daher eignet sich ein 70-30-Portfolio eher für risikoaffine Anlegertypen.

Welche Alternativen gibt es zum 70-30-Portfolio?

Das 70-30-Portfolio ist nicht die einzige Möglichkeit, mit ETFs breit gestreut in die globalen Aktienmärkte zu investieren. Wir stellen dir hier 2 geläufige Alternativen zum 70-30-Weltportfolio vor.

60-40-Portfolio

Beim 70-30-Portfolio erfolgt die Gewichtung der Indexanteile nach der Marktkapitalisierung, also dem Börsenwert der Unternehmen in den verschiedenen Ländern. Eine Alternative dazu ist die Gewichtung nach dem Bruttoinlandsprodukt oder BIP – also dem Anteil der einzelnen Länder an der Weltwirtschaft.

Bei einem Weltportfolio mit BIP-Gewichtung ergibt sich ein Anteil von 60 % Industrieländern und 40 % Schwellenländern. Daher spricht man auch vom 60-40-Portfolio. Durch die im Vergleich zum klassischen 70-30-Weltportfolio höhere Gewichtung der Schwellenländer ergeben sich einerseits höhere Renditechancen, die andererseits mit entsprechend höheren Risiken verbunden sind.

90-10-Portfolio

Mit dem All-World-Ansatz kannst du mit nur einem ETF breit gestreut in Aktien aus Industrie- und Schwellenländern investieren. Es gibt 4 Indizes, die für ein globales 1-ETF-Portfolio infrage kommen:

  • MSCI All Country World Index (ACWI)
  • MSCI All Country World Index Investable Market Index (ACWI IMI)
  • FTSE All-World
  • Solactive GBS Global Markets Large & Mid Cap

Ein solches 1-ETF-Portfolio ist einfacher zu verwalten. Das regelmäßige Rebalancing entfällt. Bei einem Welt-ETF ergibt sich jedoch eine andere Gewichtung von ca. 90 % Industrieländern und nur ca. 10 % Schwellenländern. Man spricht daher auch von einem 90-10-Portfolio. Hier entfallen die höheren Renditechancen, die sich aus einem größeren Schwellenländer-Anteil ergeben. Kritiker des 70-30-Portfolios geben jedoch zu bedenken, dass die Renditeunterschiede zum 90-10-Portfolio langfristig marginal seien.

Welt-ETFs mit Industrie- und Schwellenländern (Alle-Länder-ETFs):

IndexAnzahl der Titel*Anzahl der ETFs*
MSCI ACWI2.7604
MSCI ACWI IMI8.8472
FTSE All-World4.2914
Solactive GBS Global Markets
Large & Mid Cap
3.4972
Stand: Juli 2024

Fazit: 70-30-ETF-Strategie – weltweit breit gestreut in Aktien investieren

Mit einem 70-30-Portfolio kannst du schon mit 2 ETFs weltweit breit gestreut in Aktien investieren. Der Name dieser Anlagestrategie ergibt sich aus der regionalen Gewichtung: Ein 70-30-Portfolio enthält 70 % Industrieländer-Aktien und 30 % Schwellenländer-Aktien. Die Beimischung eines Emerging-Markets-ETFs führt zu einer breiteren Risikostreuung. Da die Wirtschaft in Schwellenländern in der Regel schneller wächst als in den Industrieländern ergeben sich zudem höhere Renditechancen. Andererseits sind Schwellenländer häufig wirtschaftlich und politisch instabil, sodass ein Investment mit höheren Verlustrisiken einhergeht.

Auch wenn ein 70-30-Portfolio mit ETFs aufgrund der leichten Umsetzung auch für Aktienanfänger sinnvoll sein kann, solltest du dich mit den Vor- und Nachteilen dieser Strategie befassen und überlegen, ob ein Weltportfolio deiner persönlichen Risikoneigung entspricht.

1 Nach 3 Jahren bleibt die Depotführung kostenlos, wenn du mindestens 2 Trades pro Quartal tätigst, ein Girokonto bei comdirect führst oder regelmäßig in einen Wertpapiersparplan einzahlst (mindestens 1 Ausführung pro Quartal).

Auswirkung von Inflation: Grundsätzlich beeinflusst die Entwicklung der Inflationsrate deinen Anlageerfolg. Ein daraus resultierender Kaufkraftverlust betrifft sowohl die erzielten Erträge als auch dein investiertes Kapital.

Wenn du noch Fragen zu den Themen Anlegen und Investieren hast, kannst du gerne unsere Kundenbetreuer kontaktieren – per Telefon unter 04106 – 708 25 00 oder über unser Kontaktformular. Unsere Kundenbetreuer sind rund um die Uhr für dich erreichbar – 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag.

Autor
comdirect Redaktion
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