Jonathan Neuscheler hat mit seinem Blog Abilitato den #fba22 gewonnen und ist Gastjuror für den #fba23
Gastjuror Jonathan Neuscheler

#fba22 Gewinner Jonathan Neuscheler im Interview

Im letzten Jahr hast du mit deinem Blog „Abilitato“ den ersten Preis gewonnen. Was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, einen Finanzblog zu starten, und wie hat sich dein Blog seitdem entwickelt?

Auf dem Abilitato Blog dokumentiere ich meinen Weg des langfristigen Vermögensaufbaus mit Aktien. Durch den Blog werde ich quasi gezwungen, meine Gedanken strukturiert darzustellen, was mich diszipliniert und so zu besseren Entscheidungen führt.

Mittlerweile erreicht der Blog rund 50.000 Aufrufe pro Monat, darunter befinden sich Leser aus allen Branchen. Diese geben mir regelmäßig Feedback, aus dem ich lernen kann.  Daher hoffe ich, dass meine Artikel für die Leser mit der Zeit immer wertvoller werden.

Jonathan Neuscheler
Gewinner des finanzblog awards 2022
„Das Internet ist voll von Inhalten, schließlich leben wir im Zeitalter der Informationsüberflutung. Was es hingegen nach wie vor kaum gibt, sind sorgfältig recherchierte Beiträge, die einen hohen und dauerhaften Nutzen für die Leser haben.“

Die Finanzwelt ist ständig im Wandel. Welche Themen haben besonders viel Aufmerksamkeit bekommen und sind deiner Meinung nach vielversprechende Entwicklungen in der Finanzbranche?

Die Einführung von breit diversifizierten und dazu noch kostengünstigen ETFs ist die wohl bedeutendste Innovation der Finanzbranche in den letzten Jahrzehnten. Auch Banken wie die comdirect tragen dazu bei, indem sie ihren Kunden den Vermögensaufbau im Autopilot über monatliche Sparpläne ermöglichen. Durch diese Demokratisierung der Kapitalbildung ist es für jedermann möglich geworden, sich ohne großen Zeitaufwand an den wertvollsten und erfolgreichsten Unternehmen der Welt zu beteiligen.

Der nächste wichtige Schritt in Richtung ein „Volk von Eigentümern“ muss nun von der Politik kommen: Die enorm bremsenden steuerlichen Hürden beim Aufbau des Kapitalstocks müssen aus dem Weg geräumt werden. Denn jeder, der heute jünger als 50 Jahre alt ist, kann sich angesichts der demographischen Entwicklung bei der gesetzlichen Rente kaum noch Hoffnungen machen. Viel mehr als eine Grundsicherung wird da mathematisch gesehen (Verhältnis Einzahler zu Empfänger) schlicht nicht mehr möglich sein. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass für den Vermögensaufbau vergleichsweise geringe Summen ausreichen, wenn damit früh begonnen und bei der Anlage auf eine gute Diversifikation und geringe Kosten geachtet wird.

Aber ohne politischen Rückenwind aus Berlin werden Privatanleger bei der Geldanlage derzeit leider noch stark ausgebremst. Hebel, die in Berlin zeitnah umgelegt werden sollten:

  • Sparerpauschbetrag von 1.000 EUR auf 12.000 EUR pro Jahr erhöhen
  • Steuerfreier Verkauf von Aktien- und ETF-Beteiligungen ab einer Haltedauer von 10 Jahren (Gleichbehandlung mit Immobilieninvestments; Anreiz zur langfristigen Geldanlage)
  • Einführung eines steuerfreien Altersvorsorgedepots, bei dem die Kunden sich erst ab einem bestimmten Alter jährlich einen gewissen Betrag aus dem Depot auszahlen dürfen
  • Wiederbelebung der deutschen Innovationskultur: Unternehmen, die frisch an die Börse gehen, können in den ersten 10 Jahren nach dem Börsengang steuerfrei Dividenden ausschütten, wenn sich mindestens 30 % der Aktien im Streubesitz befinden

Welchen Ratschlag hast du für angehende Finanzblogger*innen, die erfolgreich einen eigenen Blog starten möchten?

Über das schreiben, was einen persönlich interessiert. Wer eine große Leidenschaft verspürt, wird eine steile Lernkurve haben, was zu immer besseren Beiträgen führt. Gute Inhalte locken Leser an und führen dazu, dass diese den Blog immer wieder besuchen und ihn sogar weiterempfehlen. So wird ein Schwungrad in Gang gesetzt.

Qualität vor Quantität: Das Internet ist voll von Inhalten, schließlich leben wir im Zeitalter der Informationsüberflutung. Was es hingegen nach wie vor kaum gibt, sind sorgfältig recherchierte Beiträge, die einen hohen und dauerhaften Nutzen für die Leser haben.

Mit Blick auf die kommenden Jahre, was sind deine nächsten Ziele als Finanzblogger?

Ich komme gerade aus einer Phase, in der ich mit der Einführung des Abilitato Clubs das inhaltliche Angebot stark erweitert und die Unabhängigkeit und Finanzierung des Blogs gesichert habe. Die Club Mitglieder erhalten exklusive Podcasts zu allen Artikeln, können an unserem monatlichen Finanzbildungs-Livestream teilnehmen und sich im Forum untereinander austauschen.

In Zukunft möchte ich dieses Angebot beibehalten und weiterhin fleißig Blogartikel schreiben. Passend zur Strategie des unternehmerischen Investierens werde ich mich zudem dafür einsetzen, dass die Leser einen noch näheren Zugang zu den börsennotierten Gesellschaften erhalten. Denn wer sich Wertpapiere einer Aktiengesellschaft ins Depot legt, beteiligt sich an den zukünftigen Erträgen des Unternehmens. Dafür ist es erforderlich, genau zu verstehen, wie die Zukunftspläne der jeweiligen Gesellschaft aussehen. Da denke ich bspw. an Events, bei denen die Follower gemeinsam mit mir die Unternehmen vor Ort besuchen, wo Betriebsbesichtigungen und Management-Gespräche durchgeführt werden. Dadurch wird hoffentlich für alle Teilnehmer greifbar, dass Aktien keine Spekulationsobjekte sind, sondern ein Stück unternehmerische Teilhaberschaft darstellen.

Du wirst dieses Jahr Gastjuror beim #fba23 sein. Was zeichnet für dich einen guten Weblog, Vlog, Podcast oder Social Media Profil zum Thema Finanzen aus?

Erstens: Eine klar definierte Anlagestrategie. Auf dem Abilitato Blog dreht sich alles rund um das Thema des unternehmerischen Investierens, bei unseren Inhalten setzen wir stets die gedankliche Brille des Mitunternehmers auf.

Zweitens der Fokus auf ein bestimmtes Gebiet. Das kann man sich ähnlich wie einen Restaurantbesuch vorstellen: Manche Leser gehen am liebsten zum Italiener, andere bevorzugen den Griechen oder sogar die indische Küche. Ein Restaurant, das alle Küchen im Angebot hat, ist dagegen selten von guter Qualität. Auf meinem Blog dreht sich daher alles rund um das langfristige Investieren in Einzelaktien.

Last but not least liegt ein großer Hebel im Einbezug der Community. Feedback ernst nehmen und daraus lernen, mit den Followern interagieren und immer wieder Vor-Ort-Treffen anbieten. Das wird dazu beitragen, dass die Arbeit nicht nur viel mehr Spaß macht, sondern sich der Blog zudem immer weiter in Richtung der Leser entwickelt, was die Inhalte für die Follower noch wertvoller macht.

Zum Abschluss: Ich wünsche allen Bewerbern viel Erfolg und freue mich schon sehr auf die Preisverleihung im Herbst!

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